Modernes Konzept für Mahn- und Gedenkstätte Steinwache: Kosten liegen zwischen drei und sechs Millionen Euro

Steinwachen-Leiter Dr. Stefan Mühlhofer und Kulturdezernent Jörg Stüdemann stellten NRW-Staatssekretär Bernd Neuendorf das Haus vor.
Die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache soll eine neue Ausstellung bekommen. Fotos: Alex Völkel

Die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache soll eine neue und zeitgemäße Ausstellung bekommen, die das ehemalige Polizeigefängnis in den Mittelpunkt stellt. Je nach Variante würden die Kosten allerdings zwischen drei und sechs Millionen Euro liegen.

Düsseldorfer Besucher ließen sich Haus und Pläne vorstellen

Mahn- und Gedenkstätte Steinwache
Mahn- und Gedenkstätte Steinwache

Steinwachen-Leiter Dr. Stefan Mühlhofer und Kulturdezernent Jörg Stüdemann stellten am Dienstag Bernd Neuendorf, NRW-Staatssekretär im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport und Dr. Hans Wupper, Leiter des Referates Erinnerungskultur bei der Landeszentrale für politische Bildung NRW, das Haus, die bisherige Ausstellung und die Planungsvarianten vor.

Ausstellung ist veraltet: Dringender Handlungsbedarf

In der Steinwache besteht Handlungsbedarf, weil die Dauerausstellung „Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933-1945“ mittlerweile über 30 Jahre alt ist. Sie ist eine der letzten Ausstellungen in Nordrhein-Westfalen, die noch nicht vollständig überarbeitet wurde.

Sie entspricht in kleinster Weise mehr modernen Sehgewohnheiten. Zudem gibt es Platzprobleme: Die Einrichtung braucht mehr als nur einen Seminarraum. Auch die bislang nicht behindertengerechte WC- und Garderoben-Situation soll verbessert werden. Denn logistisch ist das Haus längst an seine Grenzen gestoßen: Bis zu sieben Schulklassen täglich besuchen die Steinwache.

Erweiterungsbau als Anpassung an den historischen Zuschnitt der Gebäude

Mahn- und Gedenkstätte Steinwache
Virtuelle Rekonstruktion der Steinwache

In der „großen“ Variante würde ein Multifunktionsbau auf dem Parkplatz entstehen (nordstadtblogger.de berichtete bereits – Link am Ende). Damit werde der historische Baukörper nicht entstellt, sondern vielmehr wieder hergestellt. „Der Komplex war früher viel größer“, betont Markus Günnewig, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Mahn- und Gedenkstätte.

Bis zum Krieg war dort bereits ein Zweckbau für die Polizeikräfte.  Das Gebäude soll dann stärker den ursprünglichen Zuschnitten angepasst werden. Ziel ist es, einen modernen Lern- und Erinnerungsort zu schaffen, die denkmalgeschützten Elemente aber zu erhalten.

Neue Ausstellung soll eine nationale Bedeutung bekommen

Mahn- und Gedenkstätte Steinwache
Die Haftbücher liegen vor.

Dies  – wie auch die kleineren Varianten – lassen sich nicht ohne finanzielle Hilfe von Bund und Land realisieren: Vor allem auf Bundesmittel hofft Mühlhofer. Möglich wäre das nur, wenn die herausragende nationale Bedeutung deutlich würde. Doch genau das will das Konzept liefern: In der neuen Ausstellung sollen alle während der NS-Zeit inhaftierten Häftlingsgruppen in den Mittelpunkt dargestellt werden.

Schätzungsweise 60.000 Menschen waren während der NS-Zeit in der Steinwache inhaftiert. Neben den politisch und rassistisch verfolgten Häftlingen soll es dann auch einen Schwerpunkt zu den sozial verfolgten Menschen geben – sie wurden von den Nationalsozialisten als „Asoziale“ bezeichnet. Dieser Ausstellungsschwerpunkt wäre bundesweit einmalig. Möglich wird diese vollständige Darstellung der Gruppen, weil die Haftbücher der Steinwache vorliegen. Erstmals seit den 60er Jahren werden sie systematisch erfasst und ausgewertet. Die Arbeiten sollen bis zum Jahresende abgeschlossen sein.

Stüdemann dämpft wegen der Haushaltslage große Erwartungen

Steinwachen-Leiter Dr. Stefan Mühlhofer und Kulturdezernent Jörg Stüdemann stellten NRW-Staatssekretär Bernd Neuendorf das Haus vor.
Dr. Stefan Mühlhofer und Jörg Stüdemann stellten Bernd Neuendorf das Haus vor.

Ein möglicher Umbau des Hauses soll bis 2017 abgeschlossen sein – dann feiert die Mahn- und Gedenkstätte ihr 25-jähriges Bestehen. Allerdings versuchte Kulturdezernent Jörg Stüdemann vor der Präsentation, keine übertriebene Erwartungen aufkommen zu lassen. Nicht aus inhaltlichen Gründen: „Die neue Ausstellung ist wünschenswert und die Notwendigkeit unbestritten“, sagte Stüdemann im Gespräch mit nordstadtblogger.de.

Allerdings sieht er derzeit keine Lösung, den möglichen städtischen Eigenanteil bei der großen Lösung in der augenblicklichen Haushaltssituation darzustellen. „Wir brauchen Augenmaß bei der Perspektive für die Erweiterung“, so Stüdemann. Daher schwebt ihm ein Stufenplan vor, der eine neue Ausstellung ermöglicht und die möglichen baulichen Erweiterungen bereits berücksichtigt. „Es gab gute Vorgespräche und das Interesse an der Einrichtung ist riesengroß“,verriet Stüdemann. „Jetzt brauchen wir aber erst mal eine konkrete Förderzusage.“

Mahn- und Gedenkstätte hat einen „überzeugenden Bildungsauftrag“

Doch Zweifel, dass es eine neue Ausstellung geben wird, hat Stüdemann nicht: „Die Steinwache hat einen überzeugenden Bildungsauftrag.“ Insgesamt besuchten 20.540 Menschen 2013 das Haus. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 waren es 20.120 Menschen. Damit hat das Haus über Jahre konstante Besucherzahlen. Auch 30.000 wären möglich, glaubt Stüdemann – aber nur, wenn sich die räumliche Situation durch einen Anbau für Besuchergruppen verbessern ließe.

Mehr zum Thema auf nordstadtblogger.de:

Print Friendly, PDF & Email

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert