Mit einer Hommage an Gründungsmitglied Anne Fischer meldet sich das Depot-Team zurück – und feiert Jubiläum

Organisator*innen und Künstler*innen ist die Ausstellung ein Herzensanliegen, (v.l.): Bärbel Thier-Jaspert, Susanne Beringer, Heide Kemper, Monika Pfeiffer und Birgit Brinkmann-Grempel. Fotos: Kathrin Rittgasser/Depot

Auch wenn sich die Beteiligten das Jubiläum anders vorgestellt hatten, sind alle heilfroh dem Kulturort in der Nordstadt nach dem wochenlangen Corona-Shutdown endlich wieder Leben einhauchen zu können. Und es geht direkt mit einer äußerst vielseitigen und künstlerisch anspruchsvollen Ausstellung wieder los. „Anne und wir“ ist der Titel, hinter dem sich eine „wahnsinnig“ kreative Mischung verbirgt, die von Besucher*innen entdeckt und erlebt werden darf. Insgesamt 34 Künstler*innen, darunter viele Freunde und Bekannte, die mit dem Depot verbunden sind und jahrelange Weggefährt*innen des Künstlerehepaares Fischer, präsentieren vom 26. Juni bis zum 12. Juli 2020 ihre Arbeiten, die auf Werken Anne Fischers basieren, von ihnen angeregt und inspiriert wurden. Der Eintritt ist kostenlos.

Ein künstlerischer Dialog über die Generationen hinweg

Monika Pfeiffer vor ihrem Beitrag. Oben der Siebdruck von Anne Fischer, unten einzelne Elemente der Künstlerin.

„Es handelt sich bei der Ausstellung quasi um einen künstlerischen Dialog. Die Kreativen haben die Siebdrucke von Anne Fischer verfremdet, ergänzt, bearbeitet oder auch mit eigenen Arbeiten kombiniert und konfrontiert“, erläutert Monika Pfeiffer, die gemeinsam mit Birgit Brinkmann-Grempel, Bärbel Thier-Jaspert und Susanne Beringer die treibende Kraft hinter der Ausstellung ist, das Konzept. ___STEADY_PAYWALL___

Es handele sich bei der Ausstellung um die „ideale Geschichte“ für das 25-jährige Bestehen. Sie sei gleichzeitig ein Rückblick auf die vergangenen 25 Jahre aber auch eine Vorausschau in die Zukunft.

Denn vor einem Vierteljahrhundert begann das kreative Miteinander in der Nordstadt mit der Gründung des Depot-Vereins, an der Anne Fischer maßgeblich beteiligt war. Sie setzte sich intensiv für den Umbau der alten Straßenbahnhauptwerkstatt zum jetzigen Kulturort ein und residierte ab 1999 hier mit ihrem eigenen Atelier.

Sie machte sich für das neue „Kulturbiotop“ stark, um Potentiale zu fördern, die eine Wirkung über die Region hinaus entfalten sollten. Mit ihrem Vermögen gründete sie eine Stiftung, die später auch nach ihr benannt wurde und aus deren Erträgen heute Projekte gefördert werden. Am 9. Januar 2001 verstarb Anne Fischer völlig unerwartet im Alter von nur 63 Jahren. 

Teilnahme ist ein Herzensanliegen für alle beteiligten Künstler*innen

Arbeit von Lutz Kemper, der aus dem zweidimensionalen Siebdruck Fischers ein dreidimensionales Objekt geschaffen hat.

Doch ihr Mann Dieter Fischer nahm sich ihres künstlerischen Erbes an und eröffnete die Galerie Dieter Fischer, die er bis 2018 betrieb und die nun als Galerie im Depot die neue Ausstellung beheimatet.

Außerdem leitet er seither die Anne-Fischer-Stiftung. Auch er ist als Künstler selber an der Ausstellung beteiligt. Hier schließt sich der Kreis wieder. Die Künstler*innen in der Region profitieren vom Lebenswerk Anne Fischers.

Daher ist es den Beteiligten auch durchweg ein echtes Herzensanliegen, Teil der Ausstellung zu sein und sich mit den Arbeiten Fischers auseinanderzusetzen, sie neu zu interpretieren, mit dem eigenen Stil zu versehen oder der Künstlerin Anne Fischer einfach nur zu huldigen.

Beteiligt sind fast alle Mieter*innen des Depots, aber auch Ehemalige oder Freunde und Bekannte, Weggefährten des Ehepaares Fischer über die Jahrzehnte. Glaskünstler*in Heide Kemper verwahrt im Depot die unzähligen Siebdrucke Anne Fischers auf.

Bei ihr konnten sich die Künstler*innen zunächst einen Überblick verschaffen, um für sich ein geeignetes Werk zu finden, das sie in besonderer Weise mit Anne Fischer in Verbindung bringen oder sie inspiriert und anregt.

Monika Pfeiffer: „Es sind auch schön verrückte Sachen dabei.“

Birgit Brinkmann-Grempel erläutert wie sie den Siebdruck Fischers in ihre Acrylglasarbeit integrierte.

Oftmals würden die Ideen aber auch erst beim Arbeiten entstehen, wichtig sei im Endeffekt nur, das die Künstler*innen selbst mit ihren Arbeiten zufrieden sein müssten. Aus dem unglaublichen Fundus Anne Fischers ist somit viel Neues entstanden.

„Wir sind stolz auf das tolle Endergebnis. Die Ausstellung umfasst viele künstlerische und qualitative Highlights – sei es die Idee an sich oder die Art und Weise des Entstehens. Es gibt auch schön verrückte Sachen dabei“, so Monika Pfeiffer im Namen aller beteiligten Künstler*innen.

Besonders spannend wird es unter anderem auch dann, wenn sich verschiedene Künstler*innen für dieselbe Arbeit von Anne Fischer als Grundlage entschieden haben und diese völlig unterschiedlich neu interpretieren. Dabei muss nicht immer die gesamte Vorlage wieder in das neue Werk einfließen, manchmal sind es auch nur einzelne Elemente.

Es finden sich die unterschiedlichsten Kunstformen und Stile wieder. Von der Malerei, über Zeichnungen, Objekte, Skulpturen und Fotografie bis hin zu interaktiven Installationen und Textilarbeiten. Birgit Brinkmann-Grempel arbeitet beispielsweise mit ihrem Lieblingswerkstoff Acrylglas und hat ein freischwebendes, mehrschichtiges Fenster entworfen.

Erschlagende Vielfalt mit unerwarteten Überraschungen

Bärbel Thier-Jaspert und ihre Arbeiten. Rechts der Siebdruck von Anne Fischer.

Integriert ist ein Siebdruck Anne Fischers, den sie zerstückelt und verändert hat, dessen Elemente jedoch Bestandteil des neuen Kunstwerkes sind.

Bärbel Thier-Jaspert nähert sich dem Thema minimalistisch, reduziert, zum einen mit einer Malerei, zum anderen mit einem selbstgebauten Objekt, das die linearen Formen eines Siebdrucks Fischers aufgreift.

Heide Möller hat einen Siebdruck als Spiegelbild aus Stoff geschaffen, eine schlichte Arbeit, aber gerade dadurch „eine Klasse für sich“, so Monika Pfeiffer.

Eine Arbeit, die besonderes Fingerspitzengefühl benötigte, stammt von der gelernten Goldschmiedin Susanne Schulze-Jurela , die ein Mobile entworfen und gestaltet hat, das Elemente eines Fischer-Werks beinhaltet. Neben der filigranen Kleinarbeit hat sie aus dem zweidimensionalen Siebdruck ein dreidimensionales Objekt geschaffen.

Die Vielfalt ist überwältigend. Imkerin Susanne Beringer hat ihren Bienen eine Arbeit Fischers angeboten und diese haben wieder emsig Wabenobjekte daraus entstehen lassen. Suse Solbach arbeitet wieder mit ihren Wachsobjekten und Wolfgang Schmidt mit seiner Ruhrfigur.

Susanne Beringer und ihre Objekte aus Bienenwachs.

Und nicht nur erfahrene renommierte  Künstler*innen wollten sich an der Ausstellung beteiligen. Als Mieterin des Depots war es auch Tanja Kurkowski von der Depothek ein wichtiges Anliegen, die Erinnerung an Anne Fischer lebendig zu halten.

Denn die Fischers waren über Jahre Stammgäste der Gastronomie im Depot und sind zu guten Freunden geworden. Für Tanja Kurkowski war es eine Ehre an der Ausstellung teilnehmen zu können und Anne Fischer auf ihre Art zu gedenken. Von ihr ist ein aufwendiges Objekt zu sehen.

Dieter Fischer und seine neue Lebensgefährtin haben sich mit den letzten Werken Anne Fischers beschäftigt, Noch kurz vor ihrem Tod hatte sie neue Entwürfe angelegt, die Dieter Fischer posthum gedruckt hat.

Zu sehen ist in der Ausstellung eine Collage von fünf Entwürfen. Heide Kempers Glasarbeiten treten in Dialog mit Anne Fischers Siebdrucken, ebenso wie die interaktive Installation von Lutz Kemper oder Achim Farys Würfelobjekte und vieles, vieles mehr.

Lernen Sie das Werk Anne Fischers, das Depot und die Künstler*innen kennen

Wer die ganze Fülle der kreativen Vielfalt erleben möchte, sollte die Ausstellung unbedingt besuchen. Aufgrund der Corona-Pandemie müssen die Besucher*innen der Galerie im Depot einen Mund-Nasen-Schutz tragen und weitere Hygienehinweise des Depots beachten.

Glaskünstlerin Heide Kemper verwahrt den Siebdruck-Nachlass Anne Fischers.

Auch wenn man auf die große Jubiläumsfeier verzichten muss, sind alle Beteiligten froh, mit der Veranstaltung wieder Leben ins Depot zu bringen.

„Die letzten Termine hatten wir Anfang April. Natürlich haben wir uns das Jubiläum anders vorgestellt, mit einer großen Feier in der Haupthalle. Trotzdem sind wir froh, dass es wieder losgehen kann. Ohne die tolle Hilfe der beteiligten Künstler*innen hätten wir das alles nicht hinbekommen“, freut sich Geschäftsführerin Claudia Schenk.

Nutzen Sie die Gelegenheit nicht nur, um das Werk Anne Fischers zu entdecken, sondern auch um die Location Depot und die dort ansässigen Künstler*innen kennenzulernen und machen Sie sich auf Überraschungen wie den „elektrischen Stuhl“ gefasst, seien Sie offen für alles und lassen Sie die Künstler*innen mit Ihrer Wahrnehmung spielen.

 

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Weitere Informationen:

  • Liste der beteiligten Künstler*innen
  • Die ausgestellten Werke werden auch zum Verkauf angeboten. Der Erlös geht zu 50 Prozent an die Künstler*innen und zu 50 Prozent an die Anne-Fischer-Stiftung.
  • Ausstellung „Anne und wir“ 
    26. Juni bis 12. Juli 2020
    Öffnungszeiten:
    Donnerstag und Freitag 17 bis 20 Uhr
    Samstag und Sonntag 16 bis 19 Uhr
    Ort: Galerie in Depot, Immermannstraße 29, 44147 Dortmund
    Eintritt frei
  • www.depotdortmund.de
  • www.anne-fischer-stiftung.de

 

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