Mehr Grün statt Grau – Präsentation des silbernen Labelpreises „StadtGrün naturnah“ auf dem Hauptfriedhof

VertreterInnen der unterschiedlichen städtischen Betriebe, die für die Pflege der Grünflächen in Dortmund verantwortlich zeichnen, freuten sich gemeinsam über die Auszeichnung für ihre gelungene Arbeit. Foto: Claus Stille

Von Claus Stille

Am 19. September 2019 ist Dortmund in Bonn mit dem Label „StadtGrün naturnah“ in Silber ausgezeichnet worden. Das Projekt wurde im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Erst am vergangenen Mittwoch (23.Oktober 2019) wurde der Preis von VertreterInnen der Stadt Dortmund, die mit „Grün“ zu tun haben gemeinsam auf dem Hauptfriedhof präsentiert. In drei Jahren wird der Preisträger überprüft. Fest steht, dass das Konzept StadtGrün naturnah nicht nur weitergeführt, sondern auch noch erweitert wird. 

Stadtrat Arnulf Rybicki bedankte sich bei allen Beteiligten herzlich

Wettbewerb StadtGrün naturnah Quelle Tiebauamt
Diesmal gewann Dortmund Silber. Die Verantwortlichen sind optimistisch, diesen Erfolg in drei Jahren womöglich noch toppen zu können.

Die Entsorgung Dortmund GmbH, die einen Teil der Pflege des Straßenbegleitgrüns übernommen hat, schließt sich der Idee an. Zur Präsentation gab sich Stadtrat Arnulf Rybicki bezüglich des Preises hoffnungsvoll, künftig ein noch höherwertiges Edelmetall erringen zu können. In drei Jahren wird die nächste Auszeichnung vergeben.

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Die Laudatio für die Preisträger in Bonn hatte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz gehalten und gesagt: „Stadtgrün ist unverzichtbar, denn es schafft nicht nur Lebensräume für Tiere und Pflanzen, sondern auch gesunde und attraktive Lebensbedingungen für uns Menschen.“ 

Deshalb sei es wichtig, „dass sich immer mehr Kommunen für eine naturnahe Gestaltung und Aufwertung von Grünflächen starken machen“. Und weiter: „Mit dem Label StadtGrün naturnah schafft das Projekt zusätzliche Anreize, ausgetretene Pfade zu verlassen und mehr Grün statt Grau in die Städte und Gemeinden zu bringen. Dass dies gelingt, zeigen die 14 Projekte, die wir heute auszeichnen.“ 

Ein attraktives und gesundes Wohnumfeld schaffen und die Biodiversität in der Stadt verbessern

Beworben hatten sich zunächst 51 Kommunen, von denen letztlich 14 nach einem gut einjährigen Verfahren mit einem Label ausgezeichnet wurden. Honoriert wurden die Kommunen für die Entwicklung artenreicher Wildblumenwiesen, das Pflanzen heimischer Sträucher und das Entwickeln einer zeitgemäßen Grünflächenstrategie, die sich zum Ziel setzt, die Artenvielfalt von Flora und Fauna in der Stadt zu fördern und langfristig durch geeignete Maßnahmen zu sichern.

Es geht darum, in naturnahen Parkanlagen, kommunalen Wäldern oder zusammenhängenden Grünzügen durch Baumgruppen oder gemischte Baumalleen, heimische Sträucher und Staudenpflanzungen sowie artenreiche Wiesenflächen ein attraktives und gesundes Wohnumfeld zu schaffen. Notwendig dabei ist eine ökologisch ausgerichtete Pflege wie zum Beispiel mit veränderten Mähverfahren und Angeboten für Rückzugs-Brutmöglichkeiten, um die Biodiversität in der Stadt nachweislich zu verbessern. 

Bestes Beispiel für die Labelgeber: der Dortmunder Hauptfriedhof

Nicht nur „grün“, sondern „bunt“ präsentieren sich Stadt und Hauptfriedhof. Foto: Alex Völkel

Dortmund konnte sich im Labelingverfahren durch den Einsatz zahlreicher BürgerInnen, Naturschutzverbände, Vereine und der beteiligten Fachämter mit seinen eingereichten Projekten im Vorderfeld der ausgezeichneten Kommunen platzieren. Die positiven Auswirkungen der veränderten Grünpflege lassen sich bereits an vielen Stellen im Dortmunder Stadtbild erkennen. 

So sind bereits 30 Prozent der öffentlichen Wiesenflächen in ein ökologisches und Artenvielfalt steigerndes Pflegeprogramm überführt worden. Besonders beeindruckt zeigte sich der Labelgeber bei einem Vor-Ort-Besuch von den zahlreichen Aktivitäten auf dem Dortmunder Hauptfriedhof. Nicht umsonst fand die Präsentation des Preises an diesem Ort statt. 

Denn dort unter anderem Grabfelder mit alten (insgesamt 127 verschiedenen) Obstsorten,  die von den Hinterbliebenen abgeerntet werden, gestaltet oder potentielle Zukunftsbäume gepflanzt, um sie auf ihre Eignung zur Minderung von Klimawandelfolgen zu testen. Die Stadt Dortmund hat diese Bedeutung frühzeitig erkannt und mit der Labelauszeichnung ein plakative Bestätigung ihres Engagements zur Steigerung der Artenvielfalt erhalten.

Kurzrasenflächen werden in Blühwiesen umgewandelt

Am Mittwoch kamen viele der Beteiligten auf dem Dortmunder Hauptfriedhof zusammen, um das Label zu präsentieren: Der Dezernent für Bauen und Infrastruktur, Arnulf Rybicki, VertreterInnen aus dem Tiefbauamt, dem Umweltamt, den Sport- und Freizeitbetrieben Dortmund, den Friedhöfen Dortmund und der Stadtentwässerung Dortmund. Bei allen Beteiligten bedankte sich Stadtrat Rybicki herzlich für das großartige Engagement. 

Auch im Fredenbaumpark wurden Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt erfolgreich umgesetzt. Foto: Roland Gorecki

Gute Beispiele in Sachen Steigerung der Biodiversität können auf dem Hauptfriedhof besichtigt werden. Etwa sind Kurzrasenflächen in Blühwiesen umgewandelt worden. Das trifft auch auf Flächen im Stadtgebiet Hörde, Derne, Hombruch, an der Bornstraße, am Pumpwerk Fredenbaum, an der Ardeystraße, auf dem Borsigplatz, oder die Baumscheibe Berghofen zu. 

Eine Wiese braucht etwa fünf Jahre bis sie „steht“, wie die Fachleute sagen. Tiere wie etwa Hummeln und Heuschrecken siedeln sich nach und nach an. Etwa 190 Hektar Fläche sind im Stadtgebiet bereits umgestellt worden. Dazu bedarf es auch einer Umstellung des Fuhrparks. Schon lange bevor an „Fridays for Future“ zu denken war, sei an diesen Projekten gearbeitet worden, merkte Sylvia Uehlendahl, die Amtsleiterin des Tiefbauamtes an. Private Firmen sind bislang noch nicht am Projekt beteiligt. Man arbeite aber daran, welche mit ins Boot zu bekommen.

Ohne zusätzliche Mittel kann schnell ein Biotop geschaffen werden

Auf dem Hauptfriedhof gibt es verkehrssicher heruntergeschnittene Tothölzer, an denen sich Schadpilze zeigen, die anderswo im Stadtgebiete dazu führen, dass Bäume gefällt werden müssen. Auf dem Hauptfriedhof dienen sie Anschauungs- und Schulungszwecken. Gerd Hettwer (Friedhöfe Dortmund) wies auch auf eine Wiese auf dem Hauptfriedhof hin, die von Schafen beweidet wird. 

Das sei beim Labelgeber sehr gut angekommen, weil so etwas auf Friedhöfen nicht selbstverständlich sei. Auch gibt es Wasserflächen, auf denen Holzbretter („Rettungsinseln“) installiert wurden. Dort können sich Vögel sicher niederlassen, um zu trinken. Baumscheiben und Wurzelteller sind stehengelassen worden. So könne ohne zusätzliche Mittel schnell ein Biotop geschaffen werden. 

Eingeplanter natürlicher Wildwuchs kann für Irritationen sorgen,

Diese ungepflegten Mittelstreifen sollen so aussehen - es sind Wildblumenwiesen.
Diese ungepflegten Mittelstreifen sollen so aussehen – es sind Wildblumenwiesen. Foto: Alex Völkel

Es sollen des Weiteren Informationstafeln für die BürgerInnen aufgestellt werden. Denn immer wieder würden FriedhofsbesucherInnen fragen, wann diese Tothölzer abtransportiert würden. Nicht immer verstünden BürgerInnen, dass bestimmte Maßnahmen gewollt sind. So würden nämlich absichtlich bei manchen Wiesen im Stadtgebiet nur die Außenkante („Sauberkeitsstreifen“) gemäht. 

Das ließe manche Menschen denken, die Stadt schludere dort. Naturverjüngung werde nun schon seit 28 Jahren betrieben. Das heißt, Wildwuchs, der von allein gekommen ist, lässt man weiter wachsen. Bäume, die erhalten werden sollen, bekommen eine Manschette zur Information der gärtnerisch tätigen MitarbeiterInnen verpasst. 

All diese Bemühungen hinsichtlich Biodiversität, warf Stadtrat Rybicki ein, seien kostenneutral. Da habe er schon kritischen Fragen aus dem Rat mit ruhigem Gewissen begegnen können. Manchmal ziehe man sogar einen kleinen Nutzen daraus. Und manches, das vielleicht nachlässig aussehe, sei gewollt, weil es zum Konzept gehöre und Gedanken dahinterstünden.

Ökologische Pflege: Die Natur einfach mal machen lassen

Mehr Grün statt Grau. Foto: Tiefbauamt Dortmund

Es werde eben auch „geplant sozusagen ausgewildert“. Auch sei eine sogenannte Saatgutübertragung möglich. So könne Saatgut in andere Flächen in der Stadt eingebracht oder künftig sogar an die BürgerInnen abgeben werden.

Georg Hettwer fügte auf Anfrage an, dass er Unkraut grundsätzlich nicht mehr Unkraut nenne. Vieles würde auf dem Friedhof stehengelassen. Gegen invasive Arten allerdings gehe man indes an. Ebenso werde Wildkraut beseitigt, wo das zwecks Verkehrssicherung vonnöten sei, ergänzte Sylvia Uehlendahl. Es wurde klargemacht: Man lässt nicht Verwildern. Man habe ein Konzept, das „ökologische Pflege“, heißt. 

Man gebe sich viel Mühe, so Jürgen Hundorf, die Bevölkerung sozusagen „mitzunehmen“. Denn bestimmte auf dem Friedhof oder im übrigen Stadtgebiet angewandte Maßnahmen könnten auch im eigenen Garten praktiziert werden. Nun gehen alle Beteiligten, durch den erhaltenen Preis zusätzlich angespornt daran, auf den Preis „StadtGrün naturnah“ in Gold hinzuarbeiten.

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Reaktionen

  1. 2. Tag der Biologischen Vielfalt auf dem Hauptfriedhof: Ein buntes Fest für den Umwelt- und Naturschutz (PM)

    Die Menschen lieben den Hauptfriedhof und verbringen dort gerne Zeit bei langen Spaziergängen. Sie schätzen ihn als Ort der Ruhe und Erholung. Der alte Baumbestand und die idyllischen Wiesen machen die Anlage unverwechselbar. Auch zahlreiche (seltene) Tierarten sind dort heimisch. Aus diesen Gründen ist der Hauptfriedhof der perfekte Ort, um dort gemeinsam die Schönheit der Natur zu feiern – und zwar am 2. Tag der Biologischen Vielfalt am Sonntag, 4. Juni, von 11 bis 17 Uhr. Die Friedhöfe Dortmund und das Grünflächenamt laden ein, viele Vereine und Initiativen machen den Tag zu einem bunten Fest für den Umwelt- und Naturschutz.

    „Das Programm richtet sich an alle Menschen, denen unsere Umwelt und der Artenschutz am Herzen liegen. Wer sich fragt ‚Wie kann ich selbst aktiv werden?‘ wird ganz bestimmt mit den Vertreterinnen und Vertretern der mehr als 25 Organisationen und Initiativen ins Gespräch kommen. Und auch auf alle Familien wartet dank der Mitmachaktionen ein interessanter und unterhaltsamer Tag“, wirbt Stadtrat Arnulf Rybicki für die Veranstaltung. Gemeinsam mit Bürgermeister Norbert Schilff wird er das Fest um 11 Uhr auf dem Vorplatz eröffnen.

    „Jeder kann dazu beitragen, den Naturschutz in unserer Stadt voranzutreiben. Oft sind es kleine Verhaltensänderungen im Alltag, die – wenn viele Menschen mitmachen – einen großen Unterschied machen. Welchen enormen Wert Flächen mit viel Grün als Naherholungsorte für uns Menschen und als Rückzugsräume für Tiere haben, erleben wir auf dem Hauptfriedhof. Er eignet sich daher perfekt, um sich dem Thema Umweltschutz zu nähern“, sagt Norbert Schilff.

    Wem beim umfangreichen Programm mit Führungen, Info-Ständen und Aktionen irgendwann der Magen knurrt, kann sich selbstverständlich vor Ort mit Speisen und Getränken versorgen. Das vollständige Programm finden Sie online unter

    https://www.dortmund.de/media/p/friedhoefe/pdf_friedhoefe/63-02-23_Tag_der_Biodiversitt_Folder.pdf

  2. BUND Dortmund lädt zur Führung über den Hauptfriedhof (PM)

    Wir laden zu einer ca. 4-stündigen Führung über den Hauptfriedhof mit Gartenbautechniker Gerhard Hettwer ein. Themen sind Klimaresilienz des öffentlichen Grüns, Naturverjüngung, Biodiversität mit den Schwerpunkten der unterschiedlichen Biotoptypen und der genetischen Vielfalt, dendrologische Vielfalt und der Zukunftsbaumweg.

    Sonntag, 27. August 2023 von 11-15 Uhr
    Treffpunkt ist die Platane auf dem Vorplatz des Hauptgebäudes, Am Gottesacker 25
    Anmeldung ist erforderlich: BUNDteam@bund-dortmund.de
    Die Anzahl der Teilnehmerplätze ist begrenzt! Die Teilnahme ist kostenlos.

    Details: https://www.bund-dortmund.de/service/termine/detail/event/fuehrung-ueber-den-hauptfriedhof-mit-gerhard-hettwer/

    Informationen zum Zukunftsbaumweg: https://www.bund-dortmund.de/fileadmin/dortmund/dortmund/baumschutz/Flyer_Zukunftsbaeume_Hauptfriedhof.pdf

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