Von Lia Lenz
Das Literaturhaus ist grade im Dortmunder Kreuzviertel eingezogen und seine „Bewohner“ möchten mit einem abwechslungsreichem Programm dafür sorgen, dass sich das Haus dort als eine feste Kulturinstitution etablieren wird. Das Literaturhaus ist die ständige Vertretung der Dortmunder Literatinnen und Literaten, des Vereins für Literatur und des LesArt.Festivals.
Programmreihe „wechsel.schicht“ im Literaturhaus zeigt alle Kunstformen rund ums Wort
Doch bei aller Liebe zum Lesen soll das Haus soll mehr sein, als nur eine Begegnungsstätte für Dortmunder Literaten. Die Initiatoren wollen einen Ort schaffen, an dem das Wort in all seinen Facetten zur Geltung gebracht werden kann. Deswegen liessen sich Rainer Holl und Klaus Peter Sachau etwas einfallen und entwickelten die Programmreihe „wechsel.schicht“.
Literatur ist mehr, als das, was zwischen zwei Buchdeckel passt
Rainer Holl erklärt, dass bei dem Konzept immer zwei Künstler aufeinandertreffen, die jeweils ein anderes Genre bedienen, aber ähnliche Inhalte behandeln. Im Mittelpunkt steht dabei natürlich auch das Literarische, doch das will Holl nicht zwanghaft zwischen zwei Buchdeckel eingeklemmt sehen: „Literatur ist mehr, als nur Bücher und Lyrik. Wir wollen das gesamte Spektrum rund um das Literarische abbilden, mit Performances, Hörspielen, Bands und natürlich auch Lesungen.“
Auftaktveranstaltung mit 2Seiten und Aniyo Kore
Den Auftakt zur Veranstaltungsreihe bilden 2Seiten und Aniyo Kore. Dass sich der Rapper und Poetry Slammer Bülent Demirtas und die Dortmunder Band aus der Zeit der 90er Hip Hop Szene in Dortmund kennen ist dabei ein Zufall, verwundert aber auch nicht. Die Hip Hop Kultur in Dortmund ist ausgeprägt und war bedeutend für die Entwicklung der Szene in ganz Europa.
Jedoch sind beide Künstler zu dynamisch, zu innovativ, um sich nur auf das Genre Rap festlegen zu lassen und so haben sich beide Gruppen unabhängig voneinander stetig weiterentwickelt. Diese Entwicklungsgeschichte zeigt auf, was das Literaturhaus mit dieser Programmreihe fördern will: wechselseitige Inspiration, genreübergreifende Grenzüberschreitung, Experementierfreude.
Schubladendenken ist Geschichte
Bei der ersten Wechsleschicht funktioniert das Konzept perfekt. Ins Literaturhaus sind keine Kommoden mit eingezogen: Schubladendenken passé.
Bülent Demirtas alias 2Seiten liest Texte vor, dabei lässt die Rhytmik des Vortrags vermuten, dass man auch einen Rapper vor sich sitzen hat. Mit Fliege und Strickjacke anstatt Cap und Hoodie sowie sozial-und gesellschaftskritischen Texten persifliert er mit seinem Vortrag gleichzeitig das verstaubte Literaten-Image und lässt erkennen, dass zeitgenössischer Rap mehr ist als es die Charts vermuten lassen.
Wie er beim Vortragen seiner Texte mit den Händen gestikuliert und die Finger die Höhepunkte in dem Vortrag scheinbar unterstreichen, das hinterlässt einen Eindruck von einer Mischung aus Dirigent und Dichter, der seinen Worten nochmal den richtigen Nachdruck verleihen will bevor er sie mit einer Geste in Richtung Publikum schickt.
Die Dortmunder Band Aniyo Kore verzaubern die 80 Gäste
Außerhalb aller Kategorisierungen steht auch die Dortmunder Band Aniyo Kore. Sie verzaubern die 80 Gäste mit unkonventioneller Klangkunst: Samples werden aus dem Equipment hervorgezogen und Beats mit schwungvollen Fingerdrehungen dazugemischt.
Wer nicht Tontechniker oder DJ ist, dem schwant es, als wäre Zauberei, wie diese unkonventionellen Töne und Klänge von ausdrucksstarken Gestiken untermalt herauf schwirren und mit einem spielerischen, stets mit neuen Überraschungen aufwartendem Gesang ihre Reise antreten.
Eine kunterbunte Collage aus Melodien, Beats, Gesang und Samples wird da vor dem Publikum live zusammengebraut um Geschichten zu erzählen, deren Botschaft so eindringlich wie einfach ist: Die Welt ist anders, als sie dir gezeigt wird, geh raus, lass dich inspirieren, entdecke jeden Tag alles aufs Neue.
Eben Grenzen überschreiten und stets dazu bereit bleiben, sich inspirieren zu lassen. Und besser könnte dieses Zauberrezept nicht passen als auf diesen Abend im Literaturhaus.
Reaktionen
Locke
Wieder mal ein super Artikel!
Obwohl ich selber nich da war, empfinde ich diese Worte als sehr passend, da ich die Künstler kenne. Man kann sich ein richtiges Bild davon machen, wie es an diesem Abend war.
Großartig.