Kriminalität in Dortmund auf dem niedrigsten Stand seit 15 Jahren – deutliche Verbesserungen vor allem in der Nordstadt

Die Einsatzfahrzeuge stauten sich regelrecht auf der Münsterstraße.
Zahlreiche Großeinsätze hat die Dortmunder Polizei im vergangenen Jahr in der Nordstadt gefahren. Foto: Alex Völkel

Auch im Jahr 2018 sind in Dortmund die Kriminalitätszahlen weiter gesunken – zum vierten Mal in Folge. Insgesamt sind die Zahlen von 2014 um 23,5 Prozent zurückgegangen. Positive Werte, aber noch immer auf einem sehr hohen Niveau: Die Gesamtzahl aller angezeigten Straftaten in Dortmund lag im Jahr 2018 bei 66.327.

In der Nordstadt gibt es dieses Jahr noch weniger Kriminalfälle als in den letzten Jahren

Besonders die Nordstadt kann einen positiven Trend verzeichnen. Die Straftaten in der Nordstadt sind um sieben Prozent gesunken. Der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange sieht diese Entwicklung optimistisch: „Knapp 4.000 Straftaten weniger bedeutet auch knapp 4.000 Opfer weniger. Ein großer Schritt für die Lebensqualität in der Nordstadt.“

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Konkret für die Nordstadt bedeutet das, dass es 2018 rund 250 weniger Gewalttaten gab, als noch 2015. Zur Gewaltkriminalität zählen unter anderem Mord, Totschlag und gefährliche und schwere Körperverletzung. Die Straßenkriminalität in der Nordstadt ist im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Trotzdem sind es rund 1.500 weniger Fälle als 2015.

Mehr als halbiert hat sich in die Zahl der Taschendiebstähle. Rückläufig ist auch die Zahl der Wohnungseinbrüche in Dortmund mit über 37 Prozent. Auch die Aufklärungsrate verschiedener Delikte ist in der Nordstadt höher als in anderen Stadtteilen Dortmunds und auch in Lünen.

Die Aufklärungsrate ist in Dortmund hoch – gerade bei Wohnungseinbrüchen

Walter Kemper  ist Leiter der Direktion Kriminalität bei der Dortmunder Polizei. Fotos (3): Sascha Fijneman

Gerade bei schwer nachweisbaren Delikten wie Wohnungseinbrüchen, sind ein Beispiel für gut zusammenarbeitende Kommissionen und Organisationen.  „In der Nordstadt sind Wohnungseinbrüche oft Beziehungstaten.“

Die Täter denken oft, sie hätten ein Recht darauf, bestimmte Dinge aus der Wohnung mitzunehmen, so erklärt Walter Kemper, Leiter der Direktion Kriminalität, die hohe Aufklärungsrate. „In andere Teilen Dortmunds und in Lünen, kommen bei Einbrüchen oft auch Banden infrage.“

Ein Grund für die sinkenden Zahlen ist die „EK Nordstadt“ (Ermittlungskommission Nordstadt), die in eng mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeitet. Im Jahr 2018 konnte die EK Nordstadt 2.820 Strafverfahren bearbeiten, von denen 2.176 Taten aufgeklärt wurden. Dabei ging es besonders um Taten wie Rauschgiftdelikte, Körperverletzungen, Diebstähle und Raub.

Auch konnte mit Hilfe der Kommission im September eine Serie von Kfz-Aufbrüchen und Fahrraddiebstählen aufgedeckt werden. Anhand von Videoaufnahmen konnte ein Tatverdächtiger festgenommen werden, der dann per DNA-Abgleich überführt wurde. Anfänglich wurden ihm vier Fahrraddiebstähle und mehrere Aufbrüche von Taxen zugeordnet. Später konnte man ihm noch 50 weitere Taten nachweisen.

Zwei Themen geben der Polizei zu Denken – Sexuelle Gewalt und Gewalt gegen Polizisten nimmt zu

Gregor Lange ist Polizeipräsident in Dortmund.

Die Polizei beklagt zahlreiche Widerstandshandlungen gegen und Angriffen auf Polizeibeamte. Gregor Lange kann sich die steigenden Zahlen so erklären: „Es hat sehr viel mit Anstand und Respekt zu tun.“ Dies seien keine rein polizeilichen Themen.

„Früher haben Polizisten Beleidigungen und Gewalt hingenommen, das gehörte praktisch zum Job. Aber es hat eine Bewusstseinsänderung gegeben.“ Eine notwendige Bewusstseinsänderung, so der Polizeipräsident.

Auch lässt sich ein Anstieg in Hinblick auf sexualisierte Gewalverzeichnen. 858 Fälle – 170 mehr als im Vorjahr – waren es im Jahr 2018 (Dortmund: 789, Lünen: 69) . Man müsse jedoch diese Zahlen differenziert betrachten, so Lange. „Viel hat mit dem Paragraphen 184i zu tun. Hier wird Anfassen nicht mehr wie vorher als Beleidigung gehandhabt, sondern jetzt als Belästigung aufgefasst. Dementsprechend sind da auch die Zahlen angestiegen.

Ein Großteil der Zahlen erklärt sich auch in der Form von exhibitionistischen Handlungen. Sie fügen ihrem Opfer nicht so viel Leid zu, wie bei einem körperlichen Übergriff, doch werden unter dem gleichen Paragraphen behandelt. Ein weiterer Grund für den Anstieg ist auch die immer noch hohe Anzeigebereitschaft der Opfer nach der Silvesternacht in Köln und die #MeToo-Bewegung.

Mehr Mut und Selbstbewusstsein von Frauen führt zur Aufklärung von Fällen sexueller Gewalt

Polizeistreifenwagen vor dem Polizeipräsidium

Gerade, dass die Zahl der Vergewaltigungen mit zehn Fällen recht niedrig ist, spricht für Walter Kemper von dem Selbstbewusstsein der Frauen. „Es ist schön, dass das Selbstbewusstsein der Frauen, besonders nach #MeToo, zur Aufklärung der Fälle beiträgt.“

Auch Lange betont: „ Die Frauen sollen sich niederschwellig der Polizei anvertrauen.“ Trotzdem ist auch weiterhin ein positiver Trend zu verzeichnen. „Das Eis wird langsam dünn. Es wird immer schwerer, noch bessere Zahlen zu bekommen, aber natürlich geben wir unser bestes.“, so Gregor Lange.

Ein durchschnittliches Täterprofil lässt sich aus den Statistiken auch erkennen. Über dreiviertel aller Täter sind männlich. Fast dreiviertel aller TäterInnen sind zwischen 21 und 60 Jahren alt. Über 60 Prozent sind Deutsche. Die meisten Opfer sind männlich und allgemein auch zwischen 21 und 60 Jahren alt.

Weitere Zahlen in der Übersicht:

  • Die Gewaltkriminalität weist mit 2897 Straftaten einen Rückgang um 6,8 Prozent auf, die Straßenkriminalität ist mit 1,2 Prozent leicht rückläufig auf mittlerweile 17.305 Straftaten, beide Werte markieren Tiefststände der letzten Jahre.
  • Die Anzahl der Straßenraube in Dortmund und Lünen sinkt um 11 Prozent zum Vorjahr und weist mit 399 (Dortmund: 379, Lünen: 20) Taten die niedrigste Anzahl der letzten 15 Jahre auf.
  • 501 Straftaten weniger als im Vorjahr registrierte die Polizei im Bereich des Taschendiebstahls. 2207 Taschendiebstähle (Dortmund: 2119, Lünen: 88) im Jahr 2018, somit konnten die hohen Zahlen aus dem Jahr 2014 ebenfalls mehr als halbiert werden.
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