„Klares Nein zu Gewalt!“ Neues Sicherheitskonzept soll Beschäftigte in der Verwaltung noch besser schützen 

Die Stadt Dortmund möchte die MitarbeiterInnen in der Stadtverwaltung besser vor Gewaltandrohungen und Beleidigungen schützen. Dafür wurde das bestehende Sicherheitskonzept überarbeitet. Foto: needpix.com

Neue Bedrohungsszenarien, zunehmende Gewalt und Übergriffe sind beinahe täglich den Medien zu entnehmen. Auch die interne Statistik der Stadtverwaltung spiegelt diesen Trend wider. So hat sich die Anzahl von Vorfällen mit Androhung von Gewalt, Beschimpfungen, Diffamierungen und Diskreditierungen von 155 im Jahr 2017 auf 206 im Jahr 2018 erhöht. Der Personaldezernent Christian Uhr hat diesen Umstand zum Anlass genommen, die Dienstvereinbarung Sicherheitskonzept den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Das Motto: „Klares Nein zu Gewalt!“ 

Sicheheitskonzept wird in vier zentralen Punkten erweitert und überarbeitet

Christian Uhr, Personaldezernent der Stadt Dortmund.

Für Oberbürgermeister Ullrich Sierau geht es bei diesem Thema generell um die Frage, „wie Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung gegen Übergriffe, Gewalt und Beschimpfungen geschützt werden können.“

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Personaldezernent Christian Uhr stellte nun sein „Sicherheitskonzept 2.0“ vor. Er macht deutlich, dass die Zahl von 206 gemeldeten Vorfällen im vergangenen Jahr in Wirklichkeit wahrscheinlich noch viel höher liege. Daher sei es nötig geworden das mittlerweile drei Jahre alte und somit nicht mehr zeitgemäße Sicherheitskonzept zu novellieren, auch wenn es sich bis dato bewährt habe.

Gemeinsam mit dem Personalrat seien nun vier zentrale Punkte des Konzeptes nachgearbeitet worden. Zur Optimierung der Schutzmaßnahmen und für eine umfassendere Betreuung der Gewaltopfer werden in der Neufassung der Dienstvereinbarung zum Sicherheitskonzept neue wesentliche Aspekte aufgenommen. 

„Sicherheitskonzept 2.0“ beinhaltet erstmals Strategien gegen Cyber-Mobbing

Um lange Wartezeiten zu vermeiden, raten die Bürgerdienste zur Terminvereinbarung.
Nicht nur bei den Bürgerdiensten gibt es mitunter brenzlige Situationen. Viele Bedrohungen kommen mittlerweile virtuell. 

Das Spektrum von Gewalt reicht von unangepasstem Sozialverhalten und verbalen Aggressionen, wie zum Beispiel Beleidigungen, Beschimpfungen und Nötigungen über Sachbeschädigungen bis hin zu Bedrohungen und Übergriffen. Neben den bereits beschriebenen Gewaltformen sind in der Neufassung insbesondere Übergriffe im Internet (Cyber-Mobbing) explizit benannt.

Uhr betont, dass gerade dieser Bereich ein schwieriges Rechtsgebiet sei. Es sei ein Unterschied ob solche Vorfälle im realen Leben oder online passieren würden, denn hier blieben die betroffenen Einträge oft nun einmal auf Dauer erhalten. Daher müsse man überlegen wie man verbale und brachiale Attacken entfernen und dieses Phänomen auf Dauer abstellen könne. 

Ein weiterer Aspekt betrifft die Nachsorge eines Gewaltvorfalles. Für alle betroffenen Beschäftigten müsse gewährleistet sein, dass sie kurzfristig aus der belastenden Situation herausgenommen werden. Ein Übergriff am Arbeitsplatz stelle eine Belastung für das Opfer dar und könne zu physischen und psychischen Problemen führen, dies betreffe ebenso auch Zeugen eines Vorfalls. 

Sicherheitsdienste werden als letztes Mittel in Erwägung gezogen

Das Gebäudes des Sozialamtes in der Luisenstraße ist sanierungsbedürftig.
Im Sozialamt und bei den Bürgerdiensten der Stadt sind bereits private Sicherheitsunternehmen im Einsatz.

Sie hätten nach belastenden Gewaltereignissen grundsätzlich ein Recht auf Hilfe und erhalten bei Bedarf auch die notwendige Unterstützung durch die Beratungsstelle für Beschäftigte der Stadt Dortmund, die beim Betrieblichen Arbeitsschutz- und Gesundheitsmanagement (BAGM) angesiedelt ist.

Als letztes Mittel sei die Einstellung von Sichereheitsdiensten, wie es sie zum Beispiel beim Sozialamt und den Bürgerdiensten der Stadt Dortmund bereits gibt, denkbar. Die Frage sei, ob es soweit kommen müsse und man dies wirklich wolle, denn dies sei immer auch ein Signal, das womöglich falsch verstanden werden könnte.

Ergänzend wurde auch der Punkt über die Regelung des Rechtsschutzes mit aufgenommen. Opfer von Gewaltvorfällen haben nun einen Anspruch auf Rechtsschutz. Dieser kann zum einen im Falle eines Übergriffs bzw. eines Gewaltvorfalls gegen Beschäftigte das Stellen einer Strafanzeige bzw. Strafantrages durch das Rechtsamt beinhalten. 

Christian Uhr: „Für Gewalt ist in unserer Verwaltung kein Platz!“

Darüber hinaus kann den Beschäftigten, die im Rahmen ihrer dienstlichen Tätigkeit beispielsweise einer Straftat beschuldigt werden, Strafrechtsdeckungsschutz gewährt werden. Auch hier gewährt das Rechtsamt, erforderlichenfalls durch Beauftragung eines Rechtsanwaltes, den Rechtsschutz. 

Christian Uhr: „Für Gewalt ist in unserer Verwaltung kein Platz!“ Fotos (4): Alex Völkel

Ebenso umfasst der seitens des Rechtsamtes gewährte Rechtsschutz den Beschäftigten der Stadt Dortmund Hilfestellung bei der Geltendmachung zivilrechtlicher Ansprüche aus Rechtsverletzungen, die im unmittelbaren Zusammenhang mit der dienstlichen Tätigkeit stehen.Darüber hinaus erfolgt der Ersatz von Sachschäden über ein standardisiertes Verfahren.

Die Stadt Dortmund hat die neuen Regelungen aus dem Landesbeamtengesetz zur Zahlung von Schmerzensgeldansprüchen, die ursprünglich nur für Beamte gelten, auf die gesamte Belegschaft übertragen. Sofern ein Anspruch auf Zahlung eines Schmerzensgeldes bei einem oder einer Dritten nicht realisierbar ist, kann unter bestimmten Voraussetzungen die Stadt Dortmund die Zahlung des Schmerzensgeldes übernehmen.

Mit dem Maßnahmenpaket setzt die Stadt Dortmund als Arbeitgeberin ein deutliches Zeichen; dass es wichtig ist, jegliche Art von Gewalt zu thematisieren und somit betroffene Beschäftigte ernst genommen und angemessen unterstützt werden. Denn Christian Uhr betont: „Für Gewalt ist in unserer Verwaltung kein Platz!“

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Reaktionen

  1. Stadt Dortmund (Pressemitteilung)

    Beschäftigte sehen Stadtverwaltung als gute Arbeitgeberin

    „Zufriedene Beschäftigte zu haben und Themen wie ‚Führung‘ und ‚Arbeitsplatz der Zukunft‘ näher zu beleuchten, sind wichtige Aufgabenfelder, um sich zukunftsorientiert aufzustellen“, erläutert Personal- und Organisationsdezernent Christian Uhr.

    Daher wird auch in regelmäßigen Abständen alle vier bis fünf Jahre eine Beschäftigtenbefragung durchgeführt, die ein aktuelles Bild zur Personalsituation und zu vielen anderen Themen wie Arbeitsbedingungen, Raumsituation und Personalentwicklung gibt.

    Beteiligt haben sich bei der aktuell vorliegenden Befragung in 2018 45,7 Prozent. Damit ist die Rücklaufquote im Vergleich zu 2014, die bei 44,4 % lag, leicht gestiegen. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Stadt Dortmund ein guter Arbeitgeber ist. „Dafür spricht, dass 84 % mit ihrer Arbeit (sehr) zufrieden sind und ihren Arbeitsplatz weiterempfehlen würden“, erklärt Stadtrat Christian Uhr. Positiv ist auch, dass über 90 % mit dem Umgang untereinander ausgesprochen oder überwiegend zufrieden sind. Die Ergebnisse weisen auch darauf hin, an welchen Punkten weiter gearbeitet werden muss – wie zum Beispiel den Arbeitsbedingungen. So wurde in 2018 das Raumklima schlechter bewertet.

    Nach Auswertung der letzten Befragung Ende 2018 wurden alle Beschäftigten über die Gesamtergebnisse informiert. „In 2019 wurden dann die Fachbereichsergebnisse vor Ort mit den Beschäftigten diskutiert, denn Partizipation der Beschäftigten wird bei der Stadt Dortmund groß geschrieben“, bestätigt Stadtrat Christian Uhr. Alle Arbeitsplätze werden mit rückengerechten Bürostühlen und höhenverstellbaren Schreibtischen beschafft. Diese Modernisierung wird sukzessive gesamtstädtisch erfolgen. In den Fachbereichen wurden anschließend Maßnahmen überlegt, um weitere Verbesserungen anzugehen, zum Beispiel neue Arbeitsstrukturen wie Agiles Miteinander zu etablieren. Dem Wunsch von Azubis nach einer modernen EDV-Ausstattung wird beispielsweise durch die Prüfung der Ausweitung des Tableteinsatzes in den Verwaltungsausbildungsberufen nachgegangen. Ausfluss der Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung ist auch, dass die Fachbereiche nun verstärkt Führungskräfterückmeldungen durchführen sowie die individuelle Personalentwicklung fördern.

    All dies sind wichtige Punkte für die Personalrekrutierung und -entwicklung sowohl von Nachwuchskräften als auch von neu eingestellten Fachkräften. „Wir möchten weiterhin Beschäftigte haben, die gerne bei und für die Stadt Dortmund arbeiten“, erläutert der Personal- und Organisationsdezernent, „dies ist auch ein gutes Zeichen, um für die Stadt Dortmund als attraktiven Arbeitgeber zu werben.“

    Die nächste Befragung findet 2022/2023 statt.

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