Umfangreiches Serviceheft für Geflüchtete in ukrainischer Sprache

Kaum noch Neuzugänge aus der Ukraine – viele Kinder warten noch auf einen Schulplatz

Bettenaufbau zur Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge im ehemaligen Robert-Schuman-Berufskolleg Dortmund. Doch solche Notunterkünfte werden (zum Glück) derzeit nicht benötigt. Foto: Nordstadtblogger-Redaktion

Das Thema des Kriegs in der Ukraine beschäftigt viele Menschen in Europa. Auch für die Stadt Dortmund ist dies ein drängendes Thema. Auch wenn derzeit kaum neue Geflüchtete nach Dortmund kommen, gibt es bei der Verwaltung keine Langeweile. 300 bis 400 Beratungsgespräche gibt es dort täglich. 

Nur 490 Menschen wohnen derzeit in kommunalen Einrichtungen

Stadtdirektor Jörg Stüdemann brachte in seiner Funktion als Kämmerer den Haushalt für 2022 in den Rat ein.
Stadtdirektor Jörg Stüdemann Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

5840 Geflüchtete haben sich bisher beim Dortmunder Sozialamt gemeldet und um Hilfe ersucht. Die wenigsten der Geflüchteten haben dabei um Obdach ersucht: Lediglich 490 Menschen sind derzeit in kommunalen Übergangseinrichtungen untergebracht. „Daher ist noch Platz frei, wenn zusätzliche Personen nach Dortmund kommen“, zieht Stadtdirektor Jörg Stüdemann eine Zwischenbilanz. 

Auch wenn der Krieg und die Lage sich in der Ukraine keineswegs beruhigt und mittlerweile 5,5 Millionen Menschen ihr Land verlassen haben, hat sich die Gesamtsituation beim Zuzug nach Deutschland bzw. Dortmund vergleichsweise sehr beruhigt. 383.000 Ukrainer:innen leben offiziell in Deutschland. Die Zahl der Neuzugänge nach Dortmund hat sich auf durchschnittlich 19 Personen pro Tag reduziert – „im Vergleich zu früheren Phasen eine Beruhigung, ein überschaubarer und beherrschbarer Status“, so Stüdemann. 

Im interkommunalen Vergleich hat Dortmund bereits überproportional viele Geflüchtete aufgenommen. Legt man den Verteilungsschlüssel zu Grunde, liegt die Erfüllungsquote bei 129 Prozent. Vor diesem Hintergrund bekommt Dortmund derzeit keine weiteren Geflüchteten vom Land zugewiesen.

Großer Beratungsbedarf in den Ämtern – viel Arbeit wartet aufs Jobcenter

In der Bewswordthalle befindet sich „MigraDO“ - die Anlaufstelle für Geflüchtete aus der Ukraine.
In der Bewswordthalle befindet sich „MigraDO“ – die Anlaufstelle für Geflüchtete aus der Ukraine. Foto: Roland Gorecki für die Dortmund-Agentur

Doch das heiße nicht, dass nicht viel gearbeitet werden müsste bei Sozialamt und MigraDO. „Die, die hier sind, kommen mit Hilfsanfragen. 300 bis 400 Beratungen am Tag stehen an“, schildert der Stadtdirektor die Lage bei den Ämtern. Vieles ist zu klären, wirtschaftliche, ausländerrechtliche und soziale Themen. 

Da die Geflüchteten aus der Ukraine ab Juni über das Jobcenter betreut werden sollen, ist hinter den Kulissen viel zu klären und zu erledigen. Daher hat das Jobcenter am Entenpoth in Hörde eine Bearbeitungsstation geschaffen – Tür an Tür mit dem Sozialamt. „Dann müssen die Akten nicht durch durch die ganze Stadt geschaffen werden“, verweist Stüdemann auch auf logistische Herausforderungen.

Im Vergleich zu 2015/2016 ist auch die Lage bei den unbegleiteten minderjährigen Ausländer:innen stabil und überschaubar. 22 junge Leute sind in Dortmund. „Sie sind unproblematisch unterzubringen und untergebracht bei Hilfs- und Wohlfahrtsorganisationen.“

1011 ukrainische Schüler:innen haben sich bisher für einen Schulplatz gemeldet

Deutlich problematischer ist es da, für die Gesamtheit der geflüchteten Kinder und Jugendlichen die Beschulung zu organisieren. Das Dienstleistungszentrum Bildung ist damit beschäftigt, dies zu organisieren. Dort haben sich bislang 1011 ukrainische Schüler:innen seit Kriegsbeginn gemeldet.

Leopold Achilles | Nordstadtblogger

„479 sind Schulen zugewiesen worden, 532 stehen auf der Warteliste“, berichtet Schuldezernentin Daniela Schneckenburger. Doch das sind nicht die einzigen, die auf einen Schulplatz warten. Denn es gibt das ganze Jahr über reguläre Zuwanderung aus anderen Ländern, die ebenfalls einen Schulplatz brauchen. Seit dem 1. August 2021 wurden dem Dienstleistungszentrum Bildung 1894 Schüler:innen gemeldet –  davon 1214, die bereits auf den Kriegszeitraum fallen. 

„Bei den anderen Schüler:innen ist die Vermittlung vor Kriegsbeginn durchaus langsamer gewesen“, teilt Dezernentin Schneckenburger einen kleinen Seitenhieb Richtung Land aus und betont, dass dies mit „personellen Kapazitäten zu tun hat – das ist keine Frage von Raumproblemen“, stellt die Dortmunder Schuldezernentin klar. „Lehrer:innen sind limitierende Größe.“

Ausländerrechtliche Registrierung der Geflüchteten bleibt ein Engpass

Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Apropos limitierende Größe: Eine andere Engstelle ist die ausländerrechtliche Registrierung. 2700 Menschen wurden in den vergangenen Wochen registriert – nur knapp die Hälfte der offiziell in Dortmund lebenden Ukrainer:innen. Das Land hatte in den Osterferien zehn für die Registrierung nötige Geräte leihweise zur Verfügung gestellt. Doch das reichte zeitlich nicht. Nun sind diese in einer anderen Kommune im Einsatz. 

Wann es in Dortmund weitergehen kann, ist offen. Denn lieferbar sind diese Geräte – die Bundesdruckerei hat darauf ein Monopol – derzeit nicht. „Wir hoffen, dass wir in den nächsten Monaten die Maschinen bekommen und auch die anderen Menschen ordnungsgemäß registrieren können“, muss Ordnungsderzernent Norbert Dahmen vorerst auf das „Prinzip Hoffnung“ setzen.

Umfangreiches Serviceheft für Geflüchtete aus der Ukraine

Foto: Nordstadtblogger-Redaktion

Übrigens: Um ihnen das Leben in der neuen Umgebung zu erleichtern, hat die Auslandsgesellschaft nun in ukrainischer Sprache ein „Serviceheft für Geflüchtete aus der Ukraine“ herausgegeben. Es gibt in sieben Kapiteln Antworten auf wichtige Fragen zum Ankommen in Deutschland: Bildung, Gesundheit, Wohnen oder Mobilität – dies ist nur ein kleiner Streifzug durch die Inhalte des Serviceheftes. Es beinhaltet auf über 140 Seiten Wissen zu den Fragen, mit denen sich Geflüchtete auseinandersetzen müssen.

„In den einzelnen Kapiteln und im Serviceteil finden Geflüchtete die Adressen zahlreicher Kontaktstellen in ausgewählten Städten der Region. Das Serviceheft gibt es in gedruckter und in digitaler Version. Gerade die digitale Version bietet die Möglichkeit, individuelle Anpassungen des Serviceteils vorzunehmen“, berichtet Martina Plum.

Gedruckte Exemplare gibt es bei Martina Plum (plum@auslandsgesellschaft.de/ Telefon: 0231/838 00-72). Wer sich einen Überblick über die Inhalte des Servicehefts machen will, aber die ukrainische Sprache nicht beherrscht, kann einen Blick in eine ältere Version aus dem Jahr 2018 werfen. „Natürlich haben wir es aktualisiert und auf die Bedürfnisse der Geflüchteten aus der Ukraine angepasst, aber die deutsche Version gibt Ihnen nach wie vor einen sehr guten Überblick“, so Plum. 

Hier gibt es die aktuelle ukrainische Version als PDF zum  DOWNLOAD.

Hier gibt es die ältere deutsche Version als PDF zum Download.

Print Friendly, PDF & Email

Reaktionen

  1. Mit Berufs- und Lebenserfahrung ins Lehramt – Seiteneinstieg in den Beruf (PM)

    NRW benötigt Lehrer und Lehrerinnen – es fehlt qualifiziertes Personal. Um Unterrichtsausfall zu minimieren, stellen alle Schulformen inzwischen Lehrkräfte ein, die keine grundständige Lehrerausbildung (Studium, Referendariat und Staatsexamen) durchlaufen haben.Darüber, wie ein Einstieg gelingen kann, informieren die BiZ Dortmund, Recklinghausen und Bochum in einer digitalen Veranstaltung:

    Mit Berufs- und Lebenserfahrung ins Lehramt
    – Seiteneinstieg in den Beruf

    Donnerstag, 12. Mai 2022, Beginn 16.00 Uhr

    NRW benötigt Lehrer und Lehrerinnen – es fehlt qualifiziertes Personal. Um Unterrichtsausfall zu minimieren, stellen alle Schulformen inzwischen Lehrkräfte ein, die keine grundständige Lehrerausbildung (Studium, Referendariat und Staatsexamen) durchlaufen haben.

    Angesprochen sind hier insbesondere Menschen mit Studienabschlüssen des MINT-Bereichs (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und entsprechend Studierende, die sich die Arbeit als Pädagoge/Pädagogin in der Schule vorstellen können. Die Veranstaltung informiert über die Möglichkeit eines Seiteneinstiegs in NRW.

    Wolfgang Hoerning vom Landesprüfungsamt NRW klärt über unterschiedliche Zugangswege in den Beruf an den einzelnen Schulformen und über geeignete Fächerkombinationen auf.

    Um den Einwahllink zu erhalten, ist eine Anmeldung erforderlich per E-Mail an Dortmund.BiZ@arbeitsagentur.de, bitte dabei angeben: Vor- und Nachname sowie die eigene Telefonnummer. Das BiZ Dortmund versendet per Mail zeitnah zum Veranstaltungstermin den Link zur Teilnahme sowie die nötigen technischen Details.

  2. Stammtisch für Ukrainer*innen im WHH (PM)

    Sie sind 50 Jahre oder älter? Dann kommen Sie, gerne auch mit Ihren Gastfamilien, bei uns vorbei und treffen sich mit anderen Ukrainer*innen zum Austausch. Finden Sie Freunde und Freundinnen und fühlen sich wohl. Wir bieten Ihnen einen geschützten Raum, indem Sie bei Kaffee und Tee zur Ruhe kommen können. Der Stammtisch findet immer mittwochs statt. Der nächste Termin ist der 11. Mai von 14 bis 17 Uhr im Wilhelm-Hansmann-Haus, Märkische Straße 21, 44141 Dortmund. Das Angebot ist kostenlos.

  3. Stammtisch für Ukrainer*innen im WHH (PM)

    Sie sind 50 Jahre oder älter? Dann kommen Sie, gerne auch mit Ihren Gastfamilien, bei uns vorbei und treffen sich mit anderen Ukrainer*innen zum Austausch. Finden Sie Freunde und Freundinnen und fühlen sich wohl. Wir bieten Ihnen einen geschützten Raum, indem Sie bei Kaffee und Tee zur Ruhe kommen können.
    Der Stammtisch findet immer mittwochs statt. Der nächste Termin ist der 18. Mai von 14 bis 17 Uhr im Wilhelm-Hansmann-Haus, Märkische Straße 21, 44141 Dortmund. Das Angebot ist kostenlos.

  4. Einladung: „Kommunale Partnerschaften mit der Ukraine – aber wie genau?“ (PM Auslandsgesellschaft)

    Gemeinsam mit der Stadt Dortmund laden wir Sie ein zu einer Online-Diskussionsrunde über die Ausgestaltung von deutsch-ukrainischen-Städtepartnerschaften:

    „Kommunale Partnerschaften mit der Ukraine – aber wie genau?“
    Digitales Lunchtime-Meeting am Freitag 25. November, 12:30-13:30 Uhr.

    https://us06web.zoom.us/j/89545737705?pwd=bDhNVnBLWVNZQWN0MW0vcWovK0hGQT09
    Meeting-ID: 895 4573 7705
    Kenncode: 421891

    Über 100 deutsch-ukrainische Kommunal-Partnerschaften zeigen, welche bedeutende Rolle Städte in der politischen Gestaltung in der globalen Welt eingenommen haben. Der völkerrechtswidrige Krieg Russlands in der Ukraine hat für einen Schub an Unterstützung deutscher Städte gesorgt, vor Ort, aber auch in ukrainischen Kommunen. Das konkrete Handeln der Kommunen gibt der Idee von „Städte-Diplomatie“ („urban diplomacy“) Kontur und Inhalt. Einige Fragen sind dabei jedoch noch offen.

    Deutsche Stadtverwaltungen sind seitens der Politik zunehmend beauftragt, Partnerschaften mit ukrainischen Kommunen einzugehen – zum einen, um Solidarität zu zeigen, zum anderen, um konkret beim Wiederaufbau zu helfen. Dabei ist die Situation der ukrainischen Kommunen sehr unterschiedlich, und die Lage weiterhin dynamisch. Zusätzlich zu den bisherigen kommunalen Aufgaben müssen die Herausforderungen des Kriegs wie Besetzung, Zerstörung, die Versorgung von Binnenflüchtlingen bewältigt werden.

    Welche Unterstützung können deutsche Kommunen vor diesem Hintergrund leisten – kurzfristig, aber auch mittel- und langfristig? Die Frage nach der Unterstützung beim Wiederaufbau und auch die grundsätzliche Perspektive muss nun konkret beantwortet werden.

    Diese Auftaktveranstaltung lädt Städte und Kommunen ein, sich kontinuierlich mit den deutsch-ukrainischen Kommunalpartnerschaften zu beschäftigen. Weitere Veranstaltungen folgen.

    Aktuelle Informationen finden Sie auch auf unserer Website: https://staedtepartnerschaftennrw.org/ukraine

  5. Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine – Konzert und Vortrag (PM)

    Am Dienstag, 21. Februar 2023, 18.30 Uhr lädt die Auslandsgesellschaft zu einem Klavierkonzert für die Ukraine mit den Pianisten Vasylyna Hrynevych und Oleksandr Shykyta ein. Am 1. März 2023 ebenfalls um 18.30 Uhr ist die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum zu Gast.

    Nächsten Dienstag (21. Februar) präsentieren die jungen Musiker Vasylyna Hrynevych und Oleksandr Shykyta ihr künstlerisches Können mit Werken von Ludwig van Beethoven, Franz Liszt, Wiktor Kossenko und beliebten ukrainischen Liedern. Die heute 22jährigen Pianisten studierten 4 Jahre am Zhytomyr Music College und sind seit 2021 an der Musikhochschule Münster. Trotz ihres jungen Alters weisen sie ein reiches Konzertleben auf. Sie gaben erfolgreich Konzerte in den ukrainischen Konzertsälen von Kiew, Zhytomyr und Bila Tserkva. Seit Beginn ihres Studiums in Münster geben sie zahlreiche gemeinsame Benefizkonzerte in Nordrhein-Westfalen.

    Über die aktuelle Situation in der Ukraine berichtet die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum am 1. März um 18:30 Uhr in der Auslandsgesellschaft. Der brutale, völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine dauert nun schon über ein Jahr. Die Folgen spüren wir auch hier bei uns: Flüchtlingsströme, Inflation und Rezession. Dazu die Frage der Lieferung von Panzern, die derzeit ganz Europa beschäftigt.

    Grund genug, um die aktuelle Situation in der Ukraine genauer zu hinterfragen. Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum wird uns dazu einen aktuellen Überblick verschaffen .Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Westfälischen Kaufmannsgilde e.V. statt

    Infos und Anmeldung zu beiden Veranstaltungen: http://www.auslandsgesellschaft.de, veranstaltungen@auslandsgesellschaft.de, Tel 0231 838 00 19

  6. Ukrainisches Generalkonsulat in Dortmund (PM)

    Das Generalkonsulat der Ukraine aus Düsseldorf wird am kommenden Samstag im Hause der Auslandsgesellschaft ein „Tageskonsulat“ einrichten. Das Angebot richtet sich an alle ukrainischen Staatsbürger*innen im Großraum Dortmund.

    Das Generalkonsulat will damit vor allem älteren Menschen und Menschen mit gesundheitlichen Behinderungen oder Mobilitätsstörungen den Weg nach Düsseldorf ersparen. Die Nachfrage ist enorm. Das Generalkonsulat wird mit 7 Mitarbeitern in der Auslandsgsellschaft vor Ort sein. Bislang sind für den Zeitraum von 10 Uhr bis 16 Uhr schon rund 140 Termine vereinbart.

    Eine Anmeldung muss über die Website des Generalkonsulats erfolgen. Hier vor Ort können Passangelegenheiten, Beglaubigungen, Fragen zur Staatsbürgerschaft und Aufenthaltsbescheinigungen beantragt werden. Zur Sicherheit wird das Tageskonsulat polizeilich geschützt. Die Auslandsgesellschaft stellt ihre Räumlichkeiten aus Solidarität und zur Unterstützung der Ukraine gerne zur Verfügung.

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert