Brandes: „Wir müssen jedes Verkehrsmittel mit seinen Stärken stärken“

„Herausforderung Verkehrswende“: Infrastruktur, Menschen und Technologie als Dreiklang

Autos und Lkw müssen massive Umwege und Staus in Kauf nehmen.
Die Sauerlandlinie ist bei Lüdenscheid gesperrt: Autos und Lkw müssen massive Umwege und Staus in Kauf nehmen. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

„Die ,Herausforderung Verkehrswende` für mehr Mobilität in Westfalen ist zu schaffen!“ Dieses Fazit haben der Verkehrsverband Westfalen e.V. und der Westfalen e.V. gemeinsam mit der neuen Ministerin für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Brandes, auf der virtuellen Podiumsdiskussion bei der IHK Dortmund gezogen. Stefan Peltzer, Moderator und Geschäftsführer des Verkehrsverbandes, entwickelte mit den Diskussionsteilnehmer:innen das „Plus für mehr Mobilität in Westfalen“ konkret.

Bei Ersatzbauten auf erneute Planfeststellung und Umweltverträglichkeitsprüfung verzichten

Herausforderung Mobilität (v.l. ): Manfred Müller, Andreas Grotendorst, Ina Brandes, Prof. Alex Vastag, Marc Simon und Stefan Peltzer.
Herausforderung Mobilität (v.l. ): Manfred Müller, Andreas Grotendorst, Ina Brandes, Prof. Alex Vastag, Marc Simon und Stefan Peltzer. Foto: Stephan Schütze für die IHK Dortmund

„Für mich ist der ÖPNV das Rückgrat der Verkehrswende. Gerade in den ländlichen Regionen Westfalens scheinen weder Angebot noch Finanzierung zukunftsfähig beziehungsweise gesichert zu sein“, formulierte Manfred Müller, Vorsitzender des Westfalen e.V., seinen Anspruch an das Plus für Westfalen.

Dem Vorsitzenden des Verkehrsverbandes Westfalen, Marc Simon, lag vor allem der Güterverkehr am Herzen. „Ich bin als Transportunternehmer darauf angewiesen, dass die Verkehrswege uneingeschränkt erhalten bleiben. Die Vielfalt mit dem Autobahn- und Schienennetz, den Häfen, dem Dortmund Airport sowie den Umschlagseinrichtungen des kombinierten Verkehrs sind ein Plus in Westfalen, das wir uns erhalten müssen.“ ___STEADY_PAYWALL___

Ministerin Ina Brandes bekannte sich zu beiden Anforderungen, sowohl die Nutzbarkeit der Verkehrswege für die Wirtschaft zu erhalten als auch den Beschäftigten das Pendeln zum Arbeitsplatz zu erleichtern.

Stau, Stau, Stau: Für Pendler:innen gerade in den und aus dem ländlichen Raum heraus ist die Lage mehr als unbefriedigend. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

„Wir müssen jedes Verkehrsmittel mit seinen Stärken stärken, damit die Menschen komfortabel, sicher und klimafreundlich unterwegs sind. Deswegen sorgen wir für ein starkes Angebot mit Bus und Bahn, so dass Pendlern und Reisenden der Umstieg vom Auto leichter fällt. Wir sind das erste Bundesland mit eigenem Fahrradgesetz, um den Ausbau von Radwegen zu beschleunigen“, so Ina Brandes.

„Wir halten mit Rekordsummen unsere Straßen in Schuss und haben ein 10-Punkte-Programm vorgelegt, damit Brücken schneller geplant, genehmigt und gebaut werden: Bei Ersatzneubauten wie bei der A45 können wir zum Beispiel auf eine erneute Planfeststellung und eine Umweltverträglichkeitsprüfung verzichten“, so die NRW-Verkehrsministerin.

Zahlreiche Kommentare und Fragen zur Brückensperrung auf der A 45

Die Sperrung der Sauerlandlinie hat auch auf die Dortmunder Wirtschaft massive Auswirkungen. Reise- und Logistikströme sind unterbrochen.
Die Sperrung der Sauerlandlinie hat auch auf die Dortmunder Wirtschaft massive Auswirkungen. Reise- und Logistikströme sind unterbrochen. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Damit reagierte die Ministerin auch auf die zahlreichen Kommentare und Fragen zur Brückensperrung auf der A 45 aus dem Chat. Viele Teilnehmer:innen äußerten die Sorge, dass in Zukunft weitere Brücken betroffen sein könnten. Darüber hinaus war im Chat die Verknüpfung der Verkehrsmittel, u.a. durch Mobilitätsstationen, ein großes Thema. Weiterhin wurde mehrfach nach der Elektromobilität für Lkw gefragt, um in der Logistik eine lärmarme Anlieferung, insbesondere für Innenstädte, zu ermöglichen.

Andreas Grotendorst, Geschäftsführer des Westfalen e.V., griff in seinem abschließenden Fazit noch einmal den Impuls aus der Wissenschaft von Prof. Dr. Alex Vastag auf, der für die Bewältigung der Verkehrswende auf die technologischen Weiterentwicklungen der Fahrzeuge und der digitalen Vernetzung hinwies. „Infrastruktur, Menschen und Technologie sind für mich der Dreiklang, den wir auf dieser Veranstaltung als Plus für mehr Mobilität in Westfalen herausgearbeitet haben.“

Das „Plus“ falle Westfalen nicht in den Schoß, sondern müsse hart erarbeitet werden, sind sich die Geschäftsführer beider Vereine einig und kündigen deshalb weitere Aktivitäten an. Der Verkehrsverband Westfalen e.V. stellt am 28. Februar 2022 ein Gutachten zu den volkswirtschaftlichen Schäden der A 45-Sperrung für die Wirtschaft vor und zeigt, wo die Belastungen im Verkehrsnetz liegen. Interessierte können sich formlos per Mail bei d.reinemann@dortmund.ihk.de anmelden.

Eine Aufzeichnung des Livestreams steht unter dortmund.ihk24.de/mehrmobilitaet zur Verfügung.

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Reaktionen

  1. „Eine Lebensader wurde durchtrennt. Schnelles und unbürokratisches Handeln ist jetzt erforderlich. Der Handlungsdruck ist enorm.“ (PM Stellungnahme der Arbeitgeberverbände in Südwestfalen zur Sperrung der A45)

    Die Autobahn A45 ist seit dem 2. Dezember 2021 bei Lüdenscheid gesperrt. Schnell sind massive Auswirkungen auf die Region, die Unternehmen und die Beschäftigten vorhergesagt worden. Mit den praktischen Erfahrungen der zurückliegenden 12 Wochen müssen wir dies leider bestätigen: Die Situation vieler Anwohner ist unzumutbar, die Logistikprozesse der Unternehmen sind beeinträchtigt und – vor allem – die zahlreichen Berufspendler sind erheblich belastet und lassen eine zusätzliche Verschärfung des Fachkräftebedarfs in Zukunft befürchten. Kurz: Eine Rückkehr zur Tagesordnung darf es nicht geben, der Handlungsdruck ist enorm und verlangt einen möglichst schnellen Neubau.

    Die dauerhafte Sperrung der Autobahn A45 ist eine Katastrophe für die Wirtschaft in Südwestfalen. Deshalb appellieren die südwestfälischen Arbeitgeberverbände mit ihren fast 1.500 Mitgliedsunternehmen an die Bundesregierung, die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen und die zuständigen Behörden, den notwendigen Abriss und Neubau der Talbrücke Rahmede so zügig wie möglich in Angriff zu nehmen.

    „Durch die Sperrung der Brücke wird die Lebensader einer ganzen Region durchtrennt. Wenn hier nicht schnell und unbürokratisch gehandelt wird, nimmt die drittstärkste Industrieregion Deutschlands dauerhaft Schaden“, so die Verbände. Gerade die besondere Struktur des Wirtschaftsraumes Südwestfalen macht eine zuverlässige Verkehrsanbindung notwendig. „Wir haben hier nicht wie im Ruhrgebiet oder im Rheinland an jeder Ecke eine Autobahnauffahrt. Die verkehrstechnischen Alternativen sind begrenzt, allein schon durch die Topografie.“

    Mit dem Bau und der Eröffnung der Autobahn A45 in den 1960er Jahren habe Südwestfalen als Wirtschaftsstandort einen enormen Aufschwung genommen, so die Verbände weiter. In den folgenden Jahrzehnten hätte sich in der Region eine leistungsfähige, vorwiegend mittelständisch geprägte Industrie etabliert, die für Arbeitsplätze und Wohlstand weit über die Region hinaus sorge. „Heute haben hier über 160 Weltmarktführer ihren Sitz.“ Nicht zuletzt habe auch das Land Nordrhein-Westfalen über viele Jahre von dem in Südwestfalen erwirtschafteten Steueraufkommen profitiert. „Deshalb können wir es nicht zulassen, dass Südwestfalen über Jahre auf den wichtigsten Verkehrsweg verzichten muss. Die wirtschaftlichen Schäden wären immens und irreversibel.“

    Aber nicht nur die Unternehmen in Südwestfalen und im angrenzenden Ruhrgebiet seien von der Sperrung und ihren Auswirkungen betroffen, so die Verbände, auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssten nun einen erheblichen zeitlichen Mehraufwand auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstätte in Kauf nehmen. „Viele unserer Beschäftigten pendeln jeden Tag in die Region. Das wird für sie jetzt deutlich schwieriger. Wir befürchten, dass diese Belastungen über längere Sicht den ohnehin schon vorhandenen Fachkräftemangel in Südwestfalen weiter verstärken wird. Unternehmen berichten inzwischen von ersten Kündigungen von Berufspendlern aufgrund der zusätzlichen Fahrbelastung oder von zurückgezogenen Bewerbungen, weil die Bewerber vor der Fahrbelastung zurückschreckten – erste Alarmsignale für die zukünftige Fachkräftesicherung, die ernst genommen werden müssen.“

    Im angrenzenden Ruhrgebiet stehen Unternehmen und Beschäftigte vor ähnlichen Problemen. Ein wichtiger Transportweg falle über einen langen Zeitraum weg. Die Alternativen seien begrenzt und würden vor allem
    mehr Zeit und mehr Geld kosten. Das gelte für die dortigen Unternehmen, ebenso wie für die zahlreichen Pendler.

    „Deshalb fordern wir eine zügige Abwicklung der technischen und planerischen Vorarbeiten für den Abriss und den Neubau der Rahmede-Talbrücke. Die Region kann es sich nicht leisten, fünf Jahre oder länger auf einen Neubau zu warten“, so die südwestfälischen Arbeitgeberverbände abschließend.

    Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein e.V.
    Arbeitgeberverband für den Kreis Olpe e.V.
    Arbeitgeberverband Lüdenscheid e.V.
    Märkischer Arbeitgeberverband e.V.
    Unternehmensverband Westfalen-Mitte e.V.
    Unternehmensverband der Metallindustrie für Dortmund und Umgebung e.V. Unternehmensverband Östliches Ruhrgebiet e.V.

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