Großes Anwohnerinteresse bei Ortstermin: Die ersten Flüchtlinge kommen am Donnerstag in Eving an 

In Eving wurde der Bevölkerung die Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Hauptschule vorgestellt. Das Interesse der Evinger ist groß
In Eving wurde der Bevölkerung die Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Hauptschule vorgestellt.

Am Donnerstag, 22. Januar, nimmt in Dortmund ein weiteres Flüchtlingsheim den Betrieb auf. In der ehemaligen Evinger Hauptschule an der Osterfeldstraße werden bis zu 184 Menschen aus Kriegsgebieten zumindest vorübergehend ein neues Zuhause finden. „Wir rechnen damit, dass die meisten der Flüchtlinge aus Syrien kommen. Aber Genaues weiß noch keiner“, sagte Jörg Süshardt, kommissarischer Leiter des Sozialamtes.

Großes Bürgerinteresse und Hilfsbereitschaft beim Ortstermin in Eving

In Eving wurde der Bevölkerung die Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Hauptschule vorgestellt. Andreas Kleff, Einsatzleiter Johanniter, erklärt die Einrichtung
Andreas Kleff, Einsatzleiter Johanniter, erklärte die Einrichtung

Die rund 100 Neugierigen, die sich das noch unfertige Flüchtlingsheim ansahen, waren hilfsbereit und wollwollend eingestellt. Wirklich kritische Fragen wurden nicht gestellt. „Die Signale, die wir aus Eving erhalten haben, waren weitgehend positiv“, sagte Jörg Süshardt.

Und das mögliche Problem einer zu großen Nähe zur benachbarten Grundschule und zu den Wohnhäusern soll durch einen Sichtschutzzaun gelöst werden. Sechs Neonazis wollten sich beim Ortstermin unter die Anwohner mischen. Sie erhielten allerdings Platzverweise. Einer wurde wegen eines offenen Haftbefehls gleich festgenommen.

Vor zwei Wochen hatten Neonazis – darunter viele Mitglieder der Partei „Die Rechte“  – die Informationsveranstaltung noch massiv gestört und Bürger eingeschüchtert.

Johanniter Unfallhilfe betreibt die Evinger Einrichtung – Zeit läuft ihnen davon

In Eving wurde der Bevölkerung die Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Hauptschule vorgestellt. Der Speisesaal
Der Speisesaal ist fertig. Das Essen wird angeliefert.

Betreiber des neuen Flüchtlingsheims ist die Johanniter Unfallhilfe. Und die muss bis Donnerstag mit vielen Heinzelmännchen regelrecht zaubern. Denn am Dienstag waren die drei Etagen des nicht gerade kleinen Schulgebäudes noch leer.

Keine Tafel oder Sitzbank erinnert mehr an den Schulbetrieb. Doch auch von einer Unterkunft für Flüchtlinge war noch nichts zu ahnen. Kein einziges Bett. Kein Teller. Keine Waschmaschine.

Die Zeit läuft den Organisatoren davon. Lediglich ein paar Spinde standen schon in einem  Klassenzimmer. „Die Klassenzimmer werden – je nach Größe – als Schlafräume für sechs, acht oder zehn Personen genutzt“, erläuterte Andreas Kleff, Leiter Einsatzdienst der Johanniter, am Dienstag im Rahmen eines öffentlichen Besichtigungstermins. Diese Spinde – einer pro Person – sollen neben einigen Paravents für etwas Privatsphäre sorgen.

Betroffenheit bei den interessierten Anwohnern über Raumsituation

In Eving wurde der Bevölkerung die Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Hauptschule vorgestellt. Klassenräume werden für die Flüchtlinge eingerichtet
Noch fehlen die Betten und Schränke für die Flüchtlinge.

Zehn Betten für zehn einander wildfremde Menschen in einem einzigen Raum, der zudem nicht abschließbar ist. Die Nachbarn und Interessierten, die den Besichtigungstermin nutzten und sich am Dienstag in dem Gebäude umsahen, waren betroffen. „Oh mein Gott“, sagte eine Frau.

„Wir achten natürlich bei der Zimmerbelegung auf die ethnischen Hintergründe unserer Bewohner“, versicherte Kleff. Und außerdem gebe es auch eine Handvoll kleinerer Räume, die Familien mit mehreren Kindern zur Verfügung gestellt werden.

Duschen müssen die Neuankömmlinge erst einmal in der Turnhalle, die in den kommenden drei bis vier Wochen deshalb für den Vereinsbetrieb nicht zur Verfügung steht. Etwa ab Mitte Februar sollen die neuen Bewohner Duschcontainer erhalten.

Sprachunterricht im ehemaligen Lehrerzimmer – Klassenraum als Speisesaal

In Eving wurde der Bevölkerung die Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Hauptschule vorgestellt
In Eving wurde der Bevölkerung die Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Hauptschule vorgestellt.

Gegessen wird in einem Raum, der zur Kantine umfunktioniert wurde. Ein Caterer liefert dort dreimal täglich Essen an. Selbst zu kochen ist nicht möglich. Für die Wäsche stehen allen Bewohnern fünf Waschmaschinen und fünf Trockner zur Verfügung.

Im ehemaligen Lehrerzimmer wird es Infoveranstaltungen und Sprachunterricht geben. Auch ein Sanitätsraum wird eingerichtet. Und ins Sekretariat und alte Schulleiterzimmer kommen die Büros, in denen Betreiber, Dolmetscher und auch Mitarbeiter des Sozialamts regelmäßig anzutreffen sein werden.

Bis zu sieben Johanniter werden sich regelmäßig um die Flüchtlinge kümmern; ein Wachdienst wird 24 Stunden vor Ort sein.  Die Johanniter-Jugend will sich im „Kinderzimmer“ – einer Spielecke – um die Kleinen, aber auch um die jugendlichen Asylbewerber kümmern. „Wir hoffen auch, dass die Vereine Angebote zur Freizeitgestaltung der jungen Leute machen“, sagte Kleff.

In einem Aufenthaltsraum werden für diese Freizeitgestaltung auch ein Kicker und Tischtennis-Platten aufgestellt.  Einen Fernseher dagegen gibt es nicht.

Kein kuscheliges Zuhause – aber mehr Komfort als in den Brügmann-Sporthallen

In Eving wurde der Bevölkerung die Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Hauptschule vorgestellt
Duschen müssen die Bewohner vorübergehend in der Turnhalle. Sie steht daher für Sport nicht zur Verfügung.

Ein kuscheliges Zuhause sieht anders aus. Dennoch gibt es in Eving zumindest viel Platz für die Neuankömmlinge. Und auch mehr Komfort als in den Brügmann-Sporthallen. „Spielzeug könnten wir noch gebrauchen“, sagte Kleff, als er nach möglicher Hilfe gefragt wurde.

Kleiderspenden jedoch seien nicht nötig. Da würden die Lager mittlerweile überquellen. Wer Spielzeug spenden will, kann sich bei Martin Vollmer von der Johanniter Unfallhilfe melden; Telefon 0231 / 44 23 23 -0.

Lange Odyssee der Flüchtlinge und Asylbewerber 

Die Neuankömmlinge, die am Donnerstag erwartet werden, leben übrigens bereits seit einigen Wochen in Deutschland und haben hier schon eine regelrechte Odyssee hinter sich. Nach der Aufnahme in der Erstaufnahmeeinrichtung in Dortmund-Hacheney mussten sie in eine Landeseinrichtung umziehen, wo ihr Asylverfahren eingeleitet wurde. Danach wurden sie unterschiedlichen Kommunen zugeteilt.

In Eving werden die Flüchtlinge etwa drei bis neun Monate leben. Im Idealfall ist danach ihr Asylverfahren abgeschlossen. Positiv oder negativ. Die Menschen, die anschließend vom Bundesamt für Migration eine – erst einmal – dreijährige Aufenthaltserlaubnis bekommen, versucht die Stadt Dortmund in Wohnungen unterzubringen.

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Reaktionen

  1. Caritas

    
Übergangseinrichtung für Flüchtlinge in der Hauptschule am Ostpark startet

    Die Flüchtlingsunterkunft in der früheren Hauptschule am Ostpark, Davidisstraße 13, nimmt am 2. Februar den Betrieb auf. Träger der Einrichtung ist der Caritasverband Dortmund.

    120 Flüchtlinge aus Kriegs- und Krisengebieten erhalten hier eine befristete Wohnmöglichkeit bis zum Umzug in eine eigene Wohnung. Während des Aufenthaltes in der Übergangseinrichtung werden sie von Fachkräften der Caritas in allen Fragen des täglichen Lebens und in sozial- und ausländerrechtlichen Fragen beraten und begleitet.

    Bereits bei einer Anwohnerversammlung Ende 2014 hat sich gezeigt, dass viele Menschen bereit sind, sich für die Flüchtlinge ehrenamtlich zu engagieren: mit Deutschkursen, Kinderbetreuung, Dolmetscherdiensten, hauswirtschaftlichen Hilfen, Begleitung zu Ärzten und Behörden oder mit Unterstützung beim Auszug. Der Caritasverband Dortmund ist dankbar für jede ehrenamtliche Hilfe, insbesondere weil die Personalausstattung für die Begleitung der Flüchtlinge eng gestrickt ist.

    Wer also Interesse hat, in der Übergangseinrichtung mitzuarbeiten, ist herzlich eingeladen zu einem Helfertreffen am 26. Januar, 18 Uhr, im großen Saal der Gemeinde St. Franziskus, Franziskanerstr.3, 1. Etage.
Vor Einzug der Flüchtlinge können Anwohner und ehrenamtliche Helfer am 30. Januar von 14 bis 17 Uhr das Haus besichtigen.

    Für die Unterstützung der Betreuungsarbeit ist der Caritasverband auf Spenden angewiesen. Diese werden erbeten auf das Konto des Caritasverbandes Dortmund bei der Sparkasse Dortmund, IBAN: DE83 4405 0199 0001 0594 24, BIC: DORTDE 33 XXX, Stichwort „Flüchtlingshilfe“. Von Sachspenden bitten wir zunächst abzusehen.

  2. Diakonie

    Diakonie bitte um Unterstützung für Flüchtlingsunterkunft in Hörde

    Die Dortmunder Wohlfahrtsverbände unterstützen die Stadt Dortmund aktiv bei der Flüchtlingshilfe, indem sie als Träger der neuen Flüchtlingsunterkünfte zur Verfügung stehen. Das Diakonische Werk wird hierbei Träger der Flüchtlingsunterkunft in Hörde sein, die sich im „Phoenix-Haus“, der alten Polizeiwache in der Alten Benninghoferstr. 16-18 befindet. Die ersten Flüchtlinge werden voraussichtlich im März in diese neue Flüchtlingsunterkunft einziehen.

    Im Laufe des Monats Februar wird die Diakonie ein Team aus Sozialpädagogen, Hausmeistern und Mitarbeitenden aus der Hauswirtschaft bilden und schulen, um den zu erwartenden Anforderungen möglichst vielfältig gerecht zu werden. Es geht darum, die Menschen, die in Hörde ankommen und aus sehr unterschiedlichen Gründen zu Flüchtlingen wurden, angemessen in Empfang zu nehmen, sie zunächst einmal zur Ruhe kommen zu lassen und in ihrer neuen Lebenssituation zu begleiten.

    Im weiteren Verlauf wird es um Orientierung im Alltag gehen, Kennenlernen des Stadtteils sowie um Unterstützung bei notwendigen Erledigungen. Auch Sprachkurse oder Kinderbetreuung kommen in Betracht. All dies hängt natürlich von der Kenntnis darüber ab, welche Menschen überhaupt in die Einrichtung kommen werden.

    Die vielfältigen Bedarfe an Unterstützung der Flüchtlinge erfordern auch die tatkräftige Mithilfe der Bevölkerung. Im Vorfeld der Eröffnung der Flüchtlingsunterkunft in Hörde freuen wir uns, dass bereits viele Menschen signalisiert haben, dass sie sich gerne ehrenamtlich engagieren wollen. Sei es, dass sie eine konkrete Hilfe anbieten wollen oder einfach nur einen Teil ihrer Zeit zur Verfügung stellen und in Kooperation mit den Fachkräften der Diakonie verschiedenste Aufgaben miterledigen.

    Dabei ist die Diakonie froh, dass es von Anfang an eine intensive Zusammenarbeit mit der Ev. Kirchengemeinde Hörde, Bezirksvertretung und anderen engagierten Vereinigungen und Einzelpersonen gibt.

    Im Februar wird der Bezirksbürgermeister Sascha Hillgeris zusammen mit der Diakonie ehrenamtlich Interessierte einladen und Möglichkeiten des Einsatzes besprechen. Hilfreich ist es, wenn sich Interessierte gleich mit einem ausgefüllten Fragebogen an die Diakonie wenden, der unter http://www.diakoniedortmund.de als Download zur Verfügung steht.

    Die Diakonie bittet bei allen Fragen zum weiteren Verlauf oder bei Interesse an ehrenamtlicher Mitarbeit darum, sich über die E-Mail-Adresse der Geschäftsführung gf@diakoniedortmund.de an unsere Koordinatorin Nina Speziale zu wenden, die auch telefonisch unter Tel. 0177 3733849 zu erreichen ist.

    Mit Sachspenden sollte noch ein wenig gewartet werden. Erst wenn die Menschen da sind, ist abzusehen, was sie an Kleidung, Möbel u. ä. benötigen.

    Für die Flüchtlingsarbeit der Diakonie sind Geldspenden aber schon jetzt hilfreich.

    Unser Spendenkonto:
    IBAN: DE65 4405 0199 0001 1509 28
    BIC: DORTDE33XXX
    Stichwort „Flüchtlinge Hörde“
    Spenden sind auch online möglich – einfach und sicher: https://spenden.diakoniedortmund.de/

  3. Ulrich Langhorst für die Grünen

    Flüchtlinge brauchen eigene Wohnungen - Langfristige Unterbringung im Brügmannblock ist problematisch

    Aus Sicht der GRÜNEN ist die geplante weitere Unterbringung von Flüchtlingen in den
    Sporthallen am Brügmannblock in mehrerlei Sicht problematisch.

    Ulrich Langhorst, Fraktionssprecher der GRÜNEN:

    „Die Verwaltung macht bei der Unterbringung von Flüchtlingen einen guten Job. Das zeigen unter anderem auch die Bürgerversammlungen an den verschiedenen geplanten Standorten von Unterkünften.

    Die gute Informationspolitik der Verwaltung hat mit dazu beigetragen, dass es in der Stadt eine eher positive Stimmung für die Aufnahme
    von Flüchtlingen gibt. Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich und bieten Hilfestellungen an. Es muss deshalb darum gehen, diese große Bereitschaft zu erhalten.

    Schwierig wird es aus unserer Sicht dann, wenn Ankündigungen gegenüber den Bürger*innen nicht eingehalten werden. Die Nutzung der Brügmannhallen als Notunterkunft sollte bis Ende des letzten Jahres dauern. Wenn sie nun bis Ende März oder sogar darüber hinaus fortgesetzt werden soll, dann stellt das die Schulen, aber auch viele Vereine vor große Probleme. Gerade auch die Vereine haben sich in den letzten Wochen solidarisch gezeigt und sich für die geplante Übergangszeit beispielhaft arrangiert.

    Die Hallen sind weder wohnlich, noch hinsichtlich der sanitären Anlagen für eine längerfristige Unterbringung geeignet. Es sind halt Sporthallen und keine Wohnungen. Aus einem Provisorium darf deshalb keine Dauerlösung werden. Es darf nicht sein, dass dadurch die positive Stimmung gegenüber den Flüchtlingen kippt. Vorrangig sollten deshalb aus unserer Sicht keine bereits anderweitig belegten Gebäude, sondern leerstehende Immobilien für die Unterbringung genutzt werden.

    Oberstes Ziel muss es aber sein, möglichst viele der Flüchtlinge möglichst schnell und dezentral in eigenen Wohnungen unterzubringen. Die Bemühungen, mit den seriösen Wohnungsbauunternehmen in der Stadt Lösungen zu finden, müssen intensiviert werden. Wenn es dabei Schwierigkeiten gibt, müssen sie schnell und unbürokratisch aus dem Weg geräumt werden. Wir werden genau diesen Punkt in der nächsten Sitzung des Sozialausschusses thematisieren.“

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