TU Dortmund forscht zur Corona-Berichterstattung

Glaubwürdigkeit des Journalismus hat in der Pandemie stark abgenommen

Das Institut für Journalistik der TU Dortmund hat zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa 1.002 repräsentativ ausgewählte Bürger:innen ab 18 Jahren befragt. Foto: Roland Baege für die TU Dortmund

Welchen Einfluss hat die Corona-Berichterstattung auf die Glaubwürdigkeit des Journalismus? Das hat das Institut für Journalistik der TU Dortmund zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa untersucht.

Unabhängigkeit des Journalismus wird infrage gestellt

Nicht nur in Medienhäusern ist das Interesse groß, welches Zeugnis Journalist:innen nach zwei Jahren Pandemie ausgestellt wird. Eine aktuelle, repräsentative Publikumsbefragung des Instituts für Journalistik der TU Dortmund, durchgeführt von forsa, zeigt:

Demonstration gegen die Coronamaßnahmen am Hansaplatz Dortmund. Ein Drittel der Menschen glaubt, Journalismus sei meist abhängig vom Einfluss der Mächtigen aus Politik und Wirtschaft. Foto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

41 Prozent der Bevölkerung sind der Meinung, die Glaubwürdigkeit des Journalismus habe durch die Corona-Berichterstattung abgenommen. Demgegenüber geben nur acht Prozent an, die Glaubwürdigkeit habe sich erhöht.

„Ein alarmierender Wert“, sagt der Leiter der Studie „Journalismus und Demokratie“, Prof. Michael Steinbrecher von der TU Dortmund, „zumal sich in der Befragung auch zeigt, dass mehr als ein Drittel der Menschen glaubt, der Journalismus sei meist abhängig vom Einfluss der Mächtigen aus Politik und Wirtschaft. Wenn sich diese Positionen verfestigen, kann dies auf Dauer die Akzeptanz des Journalismus in seiner demokratischen Funktion beschädigen.“

Die Befragten übten, auch unabhängig von der Corona-Berichterstattung, grundlegend Kritik am Journalismus: So stimmten 43 Prozent der pauschalen Aussage zu, der Journalismus sei in den vergangenen Jahren schlechter geworden. 62 Prozent befanden, im Journalismus werde zu sehr auf Übertreibung und Skandalisierung gesetzt, und 28 Prozent stimmten zu, der Journalismus habe den Kontakt zu Menschen wie ihnen verloren.

Es wurden rund 1.000 Bürger:innen ab 18 Jahren befragt

Schwere Zeiten für den Journalismus. Die Corona-Pandemie verstärkte und festigte weltweit repressive Tendenzen. Karte: Reporter ohne Grenzen

Doch so groß die Kritik an der journalistischen Berichterstattung aktuell auch ist: Noch wird der Journalismus in seiner Bedeutung von der großen Mehrheit der Bevölkerung nicht in Frage gestellt. 87 Prozent der Befragten sehen den Journalismus als wichtig für das Funktionieren einer Demokratie an.

Die Langzeit-Studie „Journalismus und Demokratie“ erhebt regelmäßig, welche Erwartungen unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen an den Journalismus haben. In diesem Fall wurden 1.002 repräsentativ ausgewählte Bürger:innen ab 18 Jahren im Rahmen einer Online-Befragung im Zeitraum vom 21. Januar bis 2. Februar 2022 befragt.

Zuvor gab es bereits Erhebungen in der Politik und im Journalismus. Felix Flemming, zuständiger Projektleiter bei forsa: „Von der Zusammenarbeit mit der TU Dortmund versprechen wir uns regelmäßig weiterführende Erkenntnisse über die Position des Journalismus in der Gesellschaft und damit über einen wichtigen Baustein einer funktionierenden Demokratie.“

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Reaktionen

  1. Ulrich Sander

    Zu einigen Problemen des Journalismus: Kürzlich starb Madeleine Albright und sie wurde von den Medien als Lichtgestalt gefeiert, Nie werde ich vergessen, dass diese Außenministerin der USA im Irakkrieg 2003 den Tod von 500.000 Kindern als notwendig für die Suche nach den Waffen des Diktators Hussein erklärte. Diese Waffen hat es nie gegeben, dennoch wurde ihre angebliche Existenz zur Begründung eines grausamen Krieges des Westens herangezogen. Eine andere US-Lüge zur Begründung eines Krieges war im Jahr 1990 jene von der durch Iraker ermordeten kuweitischen Babys. Von der Richtigstellung dieser Lügen hörten wir wenig in den Medien. Es gab 20 Jahre Krieg der NATO gegen Afghanistan; es sei der Bündnisfall eingetreten. Aber Afghanistan hatte keinen NATO-Staat angegriffen. Russland griff die Ukraine völkerrechtswidrig an, von den Verstößen des Westens gegen das Völkerrecht wird nicht gesprochen. Und noch heißt es, es gäbe keinen NATO-Fall, daher werde man nicht gegen Russland eingreifen. Doch Waffen liefert man noch und noch. Und dies auch an die Saudis, die damit Jemen niedermetzelt. Wie lange hält das Nichteingreifen von NATO-Truppen in der Ukraine? Präsident Biden sagt: Putin muss weg, der Kampf gegen ihn sei Teil des Ringens der Demokratie gegen die Autokraten in der Welt. Also wieder 20 Jahre NATO-Krieg wie gegen Afghanistan? Vielleicht fliegt aber vorher die Welt atomar in die Luft.

    Ulrich Sander, Dortmund

    Seit 60 Jahren Mitglied der Deutschen Journalisten-Union

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