Führungswechsel: Langjähriger Chef des Flughafens Weeze wird Nachfolger von Udo Mager am Dortmund Airport

Der im Spätsommer 2020 scheidende Flughafen-Geschäftsführer Udo Mager (l.) gratuliert seinem Nachfolger Ludger van Bebber. 15 Jahre lang war er Chef am Flughafen Weeze. Foto: Hans Jürgen Landes

Ludger van Bebber wird neuer Geschäftsführer der Flughafen Dortmund GmbH. Das hat die Gesellschafterversammlung im März beschlossen. Der 56-jährige Wirtschaftsingenieur wird im Spätsommer 2020 vom Flughafen Weeze, dessen Geschicke er seit September 2004 leitet, zum Airport21 nach Dortmund-Wickede wechseln und dort die Nachfolge des aus gesundheitlichen Gründen ausscheidenden Udo Mager antreten. Er tritt in denkbar schweren Zeiten die Nachfolge an – die Corona-Krise mit den Flugausfällen trifft auch die Stadtbahn Ruhrgebiet hart.

Ludger van Bebber wechselt im Spätsommer 2020 nach Dortmund-Wickede

Stadtwerke-Chef Guntram Pehlke
Stadtwerke-Chef Guntram Pehlke

Mit ihrer Entscheidung für Ludger van Bebber folgten die Gesellschafter der Auswahl durch eine vierköpfige Findungskommission und der Empfehlung des Aufsichtsrates.

„Wir haben eine Reihe von Kandidaten sehr gewissenhaft unter die Lupe genommen und sind zutiefst überzeugt, mit Ludger van Bebber die bestmögliche Lösung gefunden zu haben“, sagt Guntram Pehlke. Als Vorstandsvorsitzender der Flughafen-Mutter DSW21 und Aufsichtsratsvorsitzender des Airports stand Pehlke auch der Findungskommission vor.

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Ihr gehörten außerdem die Aufsichtsratsmitglieder Thomas Stegmann, zugleich Vorsitzender des Flughafen-Betriebsrates, Hendrik Berndsen (SPD) und Manfred Sauer (CDU) an. „Ludger van Bebber bringt genau die Eigenschaften und Qualifikationen mit, die es braucht, um die außerordentlich erfolgreiche Arbeit von Udo Mager fortzusetzen“, so Guntram Pehlke. 

Der künftige Geschäftsführer sei „ein profunder Kenner der Flugbranche“, der über „viel Erfahrung und ein großes Netzwerk“ verfüge. Den Flughafen Weeze habe van Bebber „durch sehr schwierige Zeiten geführt“ und dabei – zunehmend wichtig am Airport21 – auch das Nebengeschäft (Non-Aviation) erfolgreich entwickelt. Dank jahrelanger Zusammenarbeit auf der Verbandsebene kenne der neue Mann die Dortmunder Themen und könne „sofort loslegen“.

Auch der Betriebsrat begrüßt die Entscheidung für Ludger van Bebber

Der Dortmunder Flughafen ist für die Grünen ein Millionen-Grab. Fotos: Alex Völkel
Der Dortmunder Flughafen. Foto: Alex Völkel

Auch der Vorsitzende des Flughafen-Betriebsrates, Thomas Stegmann, begrüßt die Entscheidung „ausdrücklich“. Van Bebber sei „ein Mann vom Fach: Er versteht alle betrieblichen und operativen Abläufe eines Flughafens, verfügt bereits über ein starkes Netzwerk in der Branche und kennt relevante EU-Vorgaben und Vorschriften“. 

Stegmann ist „sicher, dass der künftige Geschäftsführer den eingeschlagenen Weg der wirtschaftlichen Konsolidierung fortsetzen wird und es versteht, die Belegschaft des Flughafens in diesen Prozess einzubinden“.

Ludger van Bebber sieht den Flughafen Dortmund, der 2019 mit 2,72 Millionen Fluggästen einen neuen Passagierrekord aufstellte und das Ergebnis auf ein Minus von  „nur noch“ 10,4 Millionen Euro verbesserte, „gut aufgestellt“. Gerade „die Lage mitten im Ballungsraum ist spannend und bietet gute Perspektiven für die weitere Entwicklung“.

Massive Einbrüche durch die Corona-Krise werden das Jahresergebnis massiv belasten

Jeder Fluggast in Dortmund wird mit sechs Euro subventioniert, rechnet die Schutzgemeinschaft Fluglärm vor.
Volle Hallen und massenweise Passagiere – dieses Bild ist in Zeiten von Corona natürlich ein Archivbild. Foto: Alex Völkel

Allerdings gibt die Bilanz für 2019 die aktuellen Entwicklungen nicht im Ansatz wieder: Das Passagieraufkommen am Dortmund Airport ist durch die aktuellen Entwicklungen stark geschrumpft.

Die von der NRW-Landesregierung beschlossenen Einschränkungen im Freizeitbereich zur Eindämmung des Coronavirus sowie die sich weltweit ständig verschärfenden Einreisebestimmungen, haben nicht nur negative Auswirkung auf den Flugverkehr am Dortmund Airport. Auch Shops, die Besucherterrasse und Buslinien sind betroffen.

Die Passagierzahlen am Dortmund Airport entwickeln sich stark rückläufig und sinken von Tag zu Tag zuletzt auf über minus 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahrestag. Damit erlebt der Flughafen einen nie dagewesenen Einbruch seiner Fluggastzahlen.  Ebenfalls mit in die Krise gerissen die Geschäfte und gastronomischen am Flughafen. Sie mussten  – mangels Kundschaft – ebenfalls in der vergangenen Woche alle schließen.

Grüne und Flughafen-Gegner fordern ein Umdenken und einen Rückbau des Flughafens

„Der Flughafen ist und bleibt ein dicker Geldfresser. Seit dem Ausbau im Jahr 2000 haben die DSW21 insgesamt mehr als 300 Millionen Euro in den Flughafen gepumpt, um die Verluste auszugleichen. Und das geht so weiter“, kommentierte die Fraktionssprecherin der Dortmunder Grünen, Ingrid Reuter, jüngst die Entwicklung.

Oliver Krischer, Ingrid Reuter und Mario Krüger fordern ein Umdenken in der Verkehrspolitik. Archivbild: Alex Völkel
Oliver Krischer, Ingrid Reuter und Mario Krüger fordern ein Umdenken in der Verkehrspolitik. Archivbild: Alex Völkel

„In diesem und in den nächsten Jahren kommen jährlich jeweils mindestens zehn Millionen dazu. Egal, wie man es dreht: Der Flughafen hängt absehbar weiter am Geldhahn der Stadtwerke und der Bürger*innen und kostet Geld, das wir beim Ausbau des Bus- und Bahnnetzes besser und nötiger gebrauchen könnten“, so Reuter.

„Wer den Klimawandel bekämpfen will, muss jetzt viel Geld in den ÖPNV investieren und nicht in den klimaschädlichen Flugverkehr“, erneuerte die Grüne die Fundamentalkritik. Die aktuellen Einbrüche sind darin noch nicht eingepreist.

Und auch die Steigerung der Passagierzahlen vergangenen Jahr wird von verschiedenen Seiten kritisch hinterfragt – von „Fridays For Future“ bis zur „Schutzgemeinschaft Fluglärm“: „Ob eine Steigerung auf 2,7 Millionen Passagiere klimapolitisch ein Erfolg ist, das wagen wir zu bezweifeln. Mehr Flüge führen zu mehr Luft- und Lärmbelastungen. Und das, obwohl Dortmund schon jetzt das selbstgesteckte Ziel bei der Verringerung von Treibhausgasen nicht erreichen wird“, so Reuter.

Die Klimakrise werde damit durch den Flughafen weiter verschärft. Er sei deshalb weder ökologisch noch wirtschaftlich vertretbar. „Die immer wieder investierten Gelder und die Managementleistungen der Geschäftsführung sollten besser für den geordneten Rückbau des Flughafens und für eine kreative Nachnutzung des Geländes aufgewandt werden – zum Wohle der Umwelt, der lärmgeplagten Anwohner*innen und auch der Stadtwerke“, so Reuter abschließend.

Gebürtiger Duisburger bringt jahrelange Erfahrung im Flughafengeschäft mit sich

v.l: Thomas Stegmann, Udo Mager, Ludger Van Bebber und Guntram Pehlke. Foto: Hans Jürgen Landes

In diesem Umfeld muss sich Ludger van Bebber bewegen und bewähren. Der Nachfolger von Udo Mager ist ein Kind des Ruhrgebietes.

Als jüngstes von sieben Kindern in Duisburg geboren, absolvierte Ludger van Bebber zunächst eine Schreiner-Lehre und studierte anschließend in Saarbrücken Wirtschaftsingenieurwesen. Nach ersten Erfahrungen mit Produktmanagement und -marketing in einem Maschinenbau-Unternehmen wurde er Mitte der 1990-er Jahre zum Geschäftsführer der Kreis Kleve Bauverwaltungs-GmbH (KKB) bestellt. 

Die kommunal getragene und privatwirtschaftlich organisierte Gesellschaft ist für sämtliche Neubau- und Unterhaltungsmaßnahmen bei Immobilien und Straßen zuständig. Sie begleitete aber auch relevante Strukturwandelprozesse. So etwa nach dem Abzug der britischen Rheinarmee die Entwicklung des früheren Militärgeländes zum Flughafen Weeze. 

Als van Bebber im September 2004 als einer von zwei Geschäftsführern interimshalber an den Airport delegiert wurde, um dort den Aufbau zu begleiten, war dieses Gastspiel eigentlich auf zehn Monate befristet. Ein Jahr später war er alleiniger Geschäftsführer – und ist es bis heute. In den 15 Jahren seiner Tätigkeit hat er nicht nur die Turbulenzen der Branche und die regulativen Herausforderungen gemeistert. Van Bebber hat darüber hinaus auch außergerichtliche Einigungen mit den Klägern gegen den Betrieb des Flughafens Weeze erzielt.

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Reaktionen

  1. AndiDort

    Wie schön die Grünen immer auf den Kosten rumreiten, aber jedesmal verheimlichen, was der Flughafen der Stadt hinsichtlich Standortvorteil und damit Steuereinnahmen von Unternehmen einbringt.
    Das wird nicht erwähnt. Und damit ist es nicht ehr als populistischer Unsinn. Von einer angeblichen bürgerlichen Partei. Traurig.
    Und deswegen werden die Grünen hier auf kommunaler Eben auch nichts erreichen.

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