Fotostrecke: Der Warnstreik der Klinikbeschäftigten ist der Auftakt zu weiteren Streiks im öffentlichen Dienst

Warnstreik der Krankenhausbeschäftigten
Die Verdi-Jugend sorgte für Atmosphäre beim Warnstreik der Klinikbeschäftigten. Fotos: Klaus Hartmann

Laut(stark) und kämpferisch ging es beim ersten ganztägigen Warnstreik der Klinikbeschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen in Nordrhein-Westfalen zu. In Dortmund fand eine der zentralen Streikkundgebungen statt.

Die Jugend der Gewerkschaft Verdi sorgte für Phonzahlen in Höhe eines startenden Flugzeug

Warnstreik der Krankenhausbeschäftigten
1400 Menschen beteiligten sich laut der Polizei am Warnstreik in öffentlichen Krankenhäusern.

Als die Dortmunder Band „Chris and the poor boys“ ihren ersten Set beendet hatte, schlug ihnen ein ohrenbetäubendes Trillerpfeifen-Stakkato entgegen.

Was sonst als Zeichen der Ablehnung zu deuten ist, war zustimmend gemeint. Vor allem die Jugend der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sorgte für Phonzahlen in Höhe eines startenden Flugzeuges, ging es doch auch um ihre berufliche Zukunft.

Trotz dieser trüben Aussichten war die Stimmung gut, die Sonne schien. Laut Polizeiangaben taten gut 1400 Gewerkschafter ihren Unmut darüber kund, dass die Tarifverhandlungen des Öffentlichen Dienstes in der zweiten Verhandungsrunde keinen entscheidenden Durchbruch gebracht haben.

Rednerin Susanne Hille: Das Angebot der Arbeitgeber „…ist erbärmlich“

Warnstreik der Krankenhausbeschäftigten. Susanne Hille, Verdi Düsseldorf, Koordination Tarife
Susanne Hille, Düsseldorf, Koordination Tarife.

Sechs Prozent mehr Gehalt hatte die Gewerkschaft ver.di gefordert und 100 Euro mehr Ausbildungsvergütung im Monat. Ein Prozent mehr ab Juni 2016 und zwei Prozent mehr ab Juni 2017 hat die Arbeitgeberseite angeboten.

„Dieses Angebot ist erbärmlich“, rief Susanne Hille, Tarifkoordinatorin im ver.di-Landesbezirk Düsseldorf, in ihrer Rede auf dem Platz oberhalb der Katharinentreppe den Streikenden zu.

„Das Angebot der Arbeitgeber bedeutet ein Reallohnverlust“, so die Gewerkschafter. Groß ist auch die Sorge um die betriebliche Altersvorsorge

„Der Staat hat eine Verpflichtung gegenüber seinen Bürgern zu erfüllen, dazu gehört die Sicherheit, aber auch eine gute Gesundheitsversorgung“, so Hille weiter. Zudem sind ein Viertel der Klinikbeschäftigten über 55 Jahre alt.

„Wir brauchen dringend junge engagierte Leute um die Versorgung aufrecht zu erhalten, wir brauchen mehr Personal für mehr Zeit am Patienten“, fordert Hille unter Applaus.

In Dortmund wurden die Städtischen Kliniken in der Beurhausstraße bestreikt

Warnstreik der Krankenhausbeschäftigten
Der Protestzug auf der Beurhausstraße.

Zuvor zog der Demonstrationszug lautstark durch die Dortmunder Innenstadt  – vorbei am Sankt Johannes-Hospital zu den bestreikten städtischen Kliniken, wo es eine Zwischenkundgebung gab.

Von dort ging es über die Kampstraße zurück an der Platz an der Katharinentreppe.

Bundesweit liegt der Schwerpunkt der Streikaktionen an diesem Tag bei kommunalen Krankenhäusern und Kliniken. In Nordrhein-Westfalen sind die Beschäftigten von rund 50 kommunalen Krankenhäusern und Kliniken der Landschaftsverbände in den Warnstreik gegangen.

Die Beschäftigten der psychiatrischen Kliniken der Landschaftsverbände fordern bessere Bezahlung

Warnstreik der Krankenhausbeschäftigten
Die Azubis fordern eine Erhöhung der Zulage.

Besonders empört sind die Beschäftigten der psychiatrischen Kliniken der Landschaftsverbände LWL und LVR, die an den Warnstreiks teilnehmen.

Sie erwarten von ihren Arbeitgebern ein deutliches Bekenntnis zu einer verbesserten Bezahlung in der psychiatrischen Pflege und Versorgung.

Bestreikt wurden kommunale Krankenhäuser und Kliniken in den Städten: Düren, Aachen, Paderborn, Bochum, Duisburg, Dortmund, Lünen, Düsseldorf, Herten, Marl, Bottrop, Essen, Kamen, Hamm, Warstein, Lippstadt, Marsberg, Lemgo, Detmold, Herford, Lübbecke, Rahden, Bad Oeynhausen, Köln, Mönchengladbach, Bonn, Siegburg, Gummersbach, Mechernich, Langenfeld, Solingen, Leverkusen, Remscheid, Siegen, Hemer, Herdecke und Wuppertal.

Wohlmöglich ist der Warnstreik der Klinikbeschäftigten der Auftakt zu weiteren Warnstreiks im öffentlichen Dienst.

 

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Reaktionen

  1. ver.di NRW

    Landesweite Warnstreiks: Demonstrationen und Kundgebungen in Bielefeld, Düsseldorf, Bochum (26.04.) sowie Dortmund und Köln (27.04.)

    Im Vorfeld der dritten Tarifverhandlungsrunde für die rund 2,14 Millionen Beschäftigten des Bundes und der Kommunen, am 28./29. April in Potsdam, erhöht die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in NRW den Druck auf die Arbeitgeber. Für Dienstag, den 26. April und Mittwoch, den 27. April ruft ver.di-NRW landesweit die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes zu eintägigen Warnstreiks auf.

    Betroffen sind alle Bereiche des öffentlichen Dienstes u.a. Nahverkehr, Müllabfuhr, Sparkassen, Stadtverwaltungen, Jobcenter, Kindertagesstätten, Krankenhäuser, Flughäfen. ver.di-NRW rechnet an beiden Tagen mit mehre-ren zehntausend Streikenden.

    ver.di-Landesleiterin Gabriele Schmidt: „Das erste Angebot der Arbeitgeber ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten. Es bedeutet jahresbezogen für das Jahr 2016 ganze 0,6 Prozent und für das kommende Jahr nur 1,2 Prozent mehr Einkommen. Damit setzen die Arbeitgeber, trotz glänzender Kassenlage, auf Reallohnverluste für die Beschäftigten. Das ist eine Provokation, die nun eine entsprechende Antwort aus den Betrieben und Verwaltungen erhält. Wir erwarten von den Arbeitgebern, ein ernsthaftes Angebot auf den Verhandlungstisch zu legen, statt weiter mit Provokationen für eine Eskalation zu sorgen“.

    Warnstreiks am 26. April – am ersten Warnstreiktag sind Beschäftigte des öffentlichen Dienstes aus folgenden Städten zum Warnstreik aufgerufen:
    Bielefeld, Paderborn, Wünnenberg, Unna, Kamen, Hamm, Berg-kamen, Fröndenberg, Werne, Lünen, Warstein, Lippstadt, Marsberg, Soest, Bochholt, Beckum, Ahlen, Ibbenbühren, Rheine, Münster, Düsseldorf, Hilden, Ratingen, Erkrath, Duisburg, Kleve, Wesel, Dinslaken, Korschenbroich, Mönchengladbach, Viersen, Krefeld, Neukirchen-Vluyn, Moers, Tönisvorst, Neuss, Rommerskirchen, Bochum, Herne, Vest, Herten, Marl, Datteln, Dorsten, Recklinghausen, Bottrop, Gladbeck, Marl, Essen, Oberhausen, Mülheim.

    Am zweiten Warnstreiktag (27.04.) sind Beschäftigte des öffentlichen Dienstes aus folgenden Städten zum Warnstreik aufgerufen: Dortmund, Lünen, Schwerte, Castrop-Rauxel, Siegen, Siegen-Wittgenstein, Kreuztal, Freudenberg, Hilchenbach, Bad Laasphe, Hagen, Witten, Lüdenscheid, Iserlohn, Hemer, Hattingen, Sprockhövel, Gevelsberg, Werdohl, Schwelm, Hürth, Jülich, Aachen, Stolberg, Eschweiler, Würselen, Herzogenrath, Düren, Niederzier, Bergheim, Wesseling, Kerpen, Frechen, Erftstadt, Heinsberg, Übach-Palenberg, Köln, Bonn, Siegburg, Gummersbach, Troisdorf, Bornheim, Niederkassel, Hennef, Bergisch Gladbach, Swistal, Weilerswist, Solingen, Remscheid, Monheim, Leverkusen, Wuppertal, Velbert, Niederberg, Mettmann, Wülfrath, Heiligenhaus, Haan.

    Dortmund:
    In fünf Demonstrationszügen ziehen die Streikenden zum Friedensplatz in der Innenstadt. Die dortige Abschlusskundgebung beginnt um ca. 10:45. Hauptrednerin ist Christine Behle, Mitglied des ver.di-Bundesvorstandes.

  2. Susanne Haupt

    Ich kann jeden verstehen, der mehr verdienen möchte!!! Nur sollte jedem klar sein, dass es viele Arbeitnehmer mit guten Ausbildungen und Berufserfahrung gibt, die ein Nettoeinkommen von mtl. 1000,- und weniger haben. Der Streik trifft diesen Personenkreis hart (z.B. Taxikosten). Trotzdem wünsche ich den Streikenden Glück und Erfolg!!!

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