Ein angehender Heilerziehungspfleger im Haus Kesselborn sorgt für Teilhabe

„Disco, Disco“: Ein Azubi organisiert eine gelungene Party für Menschen mit Behinderung

Einfach mal nach Herzenslust tanzen, Musik hören und unbeschwert feiern! Lange war dies für viele der Menschen mit Behinderung nicht möglich.
Einfach mal nach Herzenslust tanzen, Musik hören und unbeschwert feiern! Lange war dies für viele der Menschen mit Behinderung nicht möglich. Foto: Stefanie Heuer

Ausbildung mal anders: Kevin Klocke arbeitet bereits seit zehn Jahren bei Bethel.regional. Seit zwei Jahren absolviert er die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger im Haus Kesselborn in Dortmund. Hier leben Menschen mit einer Intelligenzminderung und herausfordernden Verhaltensweisen, die in einem geschützten Wohnhaus ein selbstbestimmtes Leben mit individueller Teilhabe am gesellschaftlichen Leben führen möchten. Um Menschen mit Behinderungen die Teilnahme an einem besonderen Freizeitangebot zu ermöglichen, hat Klocke im Rahmen seiner Ausbildung eine Disco für die Bewohner:innen organisiert.

Das Ziel: Unbeschwert und barrierefrei feiern

„Die Ausbildung gibt mir die Möglichkeit, mich intensiv mit den Angeboten innerhalb und außerhalb der Einrichtung zu beschäftigen. Besonders wichtig ist es mir, den Klientinnen und Klienten die Teilnahme an Angeboten zu ermöglichen, die sie aufgrund gesellschaftlicher Anforderungen sowie ihrer Beeinträchtigung nicht wahrnehmen können“, erzählt Kevin Klocke.

Da die Freizeit-Angebote im Raum Dortmund begrenzt sind und oft der barrierefreie Zugang nicht gewährleistet ist, ergriff der 29-jährige im Rahmen eines Ausbildungsprojektes die Chance, für „seine“ Bewohner:innen aus dem Haus Kesselborn sowie dem benachbarten Intensiv Betreuten Wohnen ein Angebot zu planen. Eine Party in Form einer Disco durchzuführen, stimmten alle Beteiligten begeistert zu.

Einfach mal nach Herzenslust tanzen, Musik hören und unbeschwert feiern! „Lange war dies für viele unserer Klientinnen und Klienten nicht möglich“, berichtet Klocke. Früher fanden zwar regelmäßige Discoveranstaltungen von anderen Trägern statt. Aufgrund ihrer Unterstützungsbedarfe, die ihre Krankheitsbilder mit sich bringen, konnten aber nie alle daran teilnehmen.

Mit Spaß Verantwortung übernehmen – Corona beendete Discobesuche

Foto: Stefanie Heuer

Zudem waren die Veranstaltungen teilweise zu weit weg, sodass keine Flexibilität bezüglich der Ankunft und des Verlassens der Veranstaltung gegeben war. Im Zuge der Corona-Pandemie wurden die Veranstaltungen dann gänzlich eingestellt.

Nun nahm Klocke die Organisation mit Unterstützung der Klient:innen selbst in die Hand. Denn so eine große Disco braucht einige Vorbereitung. Das schafft auch der beste Auszubildende nicht allein. Ein Raum in unmittelbarer Nähe beider Wohnanlagen war schnell gefunden.

Mehrere Bewohner:innen boten ohne zu zögern ihre Unterstützung an. Daraus entstand eine zehnköpfige Projektgruppe, die sich bis heute regelmäßig trifft und die Planung vorantreibt. So wurden eine Kreativgruppe, eine Kochgruppe, eine Musikgruppe und eine für die Räumlichkeiten eingerichtet.

„Mir ist es wichtig, dass die sie viel Eigeninitiative als Planer ihrer Party zeigen können und ich als Unterstützer jederzeit mitwirke“, resümiert Klocke. Auch Bereichsleiterin Stefanie Heuer ist begeistert von der Idee ihres Auszubildenden und unterstützte diese mit allen Mitteln: „Es macht mich stolz zu sehen, mit welcher Freude und Engagement Herr Klocke die Idee umsetzt und so ein Stück Teilhabe ermöglicht. Ein ganz tolles Projekt, welches hoffentlich noch weitere Termine nach sich zieht.“

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Reaktionen

  1. Bebbi

    Irritiert das keinen, dass selbst die Einrichtungen für Behinderte den Grund für die bisher nicht erfolgte Teilhabe bei den Betroffenen sehen und nicht in exkludieren Strukturen und im Mindset der Mehrheit?

    Was hat es mit Teilhabe zu tun, wenn man die Behinderten in Parallelwelten hält, in denen diese in Unmündigkeit gehalten werden, da nicht nur Vermieter und Betreuer identisch sind, sondern bei denen die Einrichtungen, auch noch das Freizeitprogramm bestimmen?

    Bethel bleibt hier weiterhin protestantischer Paternalismus.

  2. Mitbewohnerin gesucht! Bethel.regional bietet eigenständiges Wohnen für junge Erwachsene mit einer leichten Behinderung (PM)

    Ausziehen aus dem Elternhaus – doch wohin? Diese Frage beschäftigt viele junge Menschen mit Behinderungen, die auf keinen Fall in ein „Wohnheim“ ziehen möchten, aber auch noch nicht allein in einer eigenen Wohnung leben wollen. Bethel.regional bietet mit dem Angebot „Wohnen in Wambel“ in der Geßlerstraße für junge Erwachsene mit einer leichten kognitiven Behinderung eine Wohnmöglichkeit. Das Angebot besteht aktuell aus mehreren 3- bis 4-Zimmer-Wohnungen in einem Hochhaus der Dortmunder Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft. Die Bewohnerinnen und Bewohner wohnen zu zweit in einer Wohnung und erhalten durch Mitarbeitende täglich Unterstützung im Alltag.

    Die gemeinsame Gestaltung des Alltags und die Förderung der Selbstständigkeit stehen dabei im Vordergrund. Dazu gehören Tagesgestaltung, Vermittlung von Kontakten zu Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, freizeitgestaltende Angebote, seelsorgliche Begleitung, Hilfe bei dem Erhalt und Aufbau von Kontakten sowie begleitete Urlaube in kleinen Gruppen.

    Es besteht eine enge Zusammenarbeit im sozialräumlichen Umfeld mit der Nachbarschaft, Kirchengemeinden, Vereinen, Politik, Institutionen, Behörden, Betrieben, Beratungsstellen und Therapieeinrichtungen, Kliniken, Hochschulen und Ärzten/innen.

    Zimmer frei in der Wohngemeinschaft „Wohnen in Wambel“

    Derzeit gibt es ein freies WG-Zimmer für eine junge Frau zwischen 20 und 45 Jahren mit einer leichten geistigen/kognitiven Behinderung.
    Interessierte, auch für einen zukünftigen Platz in einer WG, können sich gerne an Anke Graw (Aufnahmekoordinatorin) wenden: Tel.: 0231 534250-153, Mail: anke.graw@bethel.de.

    Über Bethel.regional:

    Der Stiftungsbereich Bethel.regional ist Teil der Stiftung Bethel. Seit 150 Jahren setzen wir uns für Menschen ein, die auf Unterstützung oder Assistenz angewiesen sind. Mit unseren vielfältigen Angeboten unterstützen wir Menschen mit Behinderungen bei der Wahrnehmung ihres Rechts auf Teilhabe am politischen und kulturellen Leben und der Integration in den gesellschaftlichen Alltag. Wir fördern ihre Begegnung mit anderen Menschen in ihrem Lebensumfeld, ob Bielefeld oder Dortmund, Oberhausen, Siegen, Hamm, Höxter, Paderborn oder Unna. Bethel.regional ist in an verschiedenen Standorten in Westfalen vertreten. Bethel.regional, mit Geschäftsstellen in Bielefeld und Dortmund, beschäftigt über 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unterstützt ca. 6.700 Klientinnen und Klienten.

    Weitere Infos: http://www.bethel-regional.de

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