Die Dortmunder Krimiautorin Sabine Deitmer ist im Januar gestorben – Ein Nachruf der Kulturbetriebe der Stadt

Sabine Deitmer war vor allem für ihre Kriminalromane bekannt, die teilweise auch verfilmt wurden. Für ihre ausgefallenen Ideen betrieb sie akribische Recherchearbeit. Foto: Klauspeter Sachau

Die Kulturbetriebe der Stadt Dortmund trauern um die Krimiautorin Sabine Deitmer, die am 11. Januar gestorben ist. Sabine Deitmer wurde 1947 in Jena geboren und wuchs in Düsseldorf auf, sie studierte in Bonn und Konstanz Romanistik und Anglistik. Nach ihrem Studium lebte und arbeitete sie in Konstanz und Berlin. Im Jahr 1978 zog sie nach Dortmund und war an der VHS Dortmund als Programmbereichsleiterin für die Bereiche Alphabetisierung, Französisch und Literatur verantwortlich.

Unvergessene Buchpremieren in der Stadt- und Landesbibliothek

Von April 1990 bis Dezember 2000 war sie beurlaubt und widmete sich ihrer schriftstellerischen Karriere. In dieser Zeit erschienen mehrere Kriminalromane, die auch erfolgreich für das Fernsehen verfilmt wurden. Von Januar 2000 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2007 war sie wieder für die VHS Dortmund tätig und leitete den Programmbereich Englisch.

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Ihre schriftstellerischen Anfänge machte sie in der Gruppe „Frauen schreiben“, die sie Ende der 1970er Jahre zusammen mit Gisela Schalk und Bettina Rolfes gründete. Im Jahr 1988 erschien ihr Kurzgeschichtenband „Bye-bye, Bruno“, 1990 folgte der Erzählband „Auch brave Mädchen tun’s“. 

In diesen  Kurzgeschichten widmet sie sich Frauen, die ohne Skrupel nervige Chefs und andere lästige Männer ins Jenseits befördern. Legendär sind ihre Buchpremieren in der Stadt-und Landesbibliothek, die angesichts der Besucher*innenzahlen teilweise das Fassungsvermögen im Studio B sprengten.

Vom Opfer zur Täterin zur Heldin: Deitmar kreierte außergewöhnliche Frauencharaktere

In ihren Kurzgeschichten und Romanen setzte sie bereits in den 1980er Jahren einen neuen Trend: Frauen nahmen nicht länger die Opferrolle ein. Ihre Protagonistinnen sind Frauen, die Männer ermorden, weil sie von ihnen unterdrückt und nicht akzeptiert werden; Frau konnte sich mit ihren Täterinnen, die zugleich Heldinnen waren, identifizieren.

In ihrem ersten Roman „Kalte Küsse“ kreiert sie 1993 die Figur der Kommissarin Beate Stein. Weitere Bände aus der Reihe wurden mit dem Deutschen Krimipreis (2. Platz) und den Frauenkrimipreis der Stadt Wiesbaden (AGATHE) ausgezeichnet. Im Jahr 2008 erhielt sie von der Autorengruppe „Das Syndikat“ den Ehren-Glauser für ihr Gesamtwerk.

Ihre Recherche betrieb sie mit großer Gründlichkeit. Für einen Roman, in dem ein Schönheitschirurg mit angenähten Schweineohren in einem Plastiksack tot vor der eigenen Praxis liegt, beschaffte sie sich im Schlachthof einen Schweinekopf. Auf dem heimischen Küchentisch experimentierte sie mit Nadel und Faden, um praktische Erkenntnisse im Umgang mit angenähten Schweineohren zu erlangen.

Jahrelang gestaltete sie mit ihren kreativen Ideen die Arbeit der VHS Dortmund mit

In ihrem letzten Roman schickte Sabine Deitmer ihre Kommissarin in Ruhestand und beendete ihre schriftstellerische Arbeit, sie veröffentlichte nur noch einzelne Aufsätze in diversen Anthologien. Ein Zitat des franko-kanadischen Schriftstellers Jack Kerouac charakterisiert Sabine Deitmer in einem Satz:

„Die einzigen Menschen, die mich interessieren, sind die Verrückten, die verrückt leben, verrückt reden und alles auf einmal wollen, die nie gähnen oder Phrasen dreschen, sondern wie römische Lichter die ganze Nacht brennen, brennen, brennen.“ Sie war eine schillernde Persönlichkeit, die das Leben an der VHS durch ihre kreativen Ideen und unkonventionelle Problemlösungsstrategien geprägt hat. Wer sie kannte, wird sich immer gerne an sie erinnern.

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