Dem Afrika-Haus Dortmund droht die Schließung: Eine Petition an den Rat soll dem Ort der Begegnung helfen

Das Afrika Haus in der Körnebachstraße ist das Größte seiner Art in NRW. Jetzt droht ihm aber die Schließung.

Von Mariana Bittermann

Ein Ort der Begegnung und des interkulturellen Austausches sollte das Afrika Haus in Dortmund für die afrikanische und afro-diasporische Community werden, als es im Januar dieses Jahres eröffnete. Durch COVID-19 und dem Wegfall von Projekten droht dem Haus aber jetzt die Schließung. Mit einer Petition will der Träger jetzt den Rat der Stadt Dortmund davon überzeugen, das Haus mit städtischen Geldern zu fördern.

Das Afrika Haus soll ein Raum zur Weiterbildung und Vernetzung für alle sein

Das Museum des Afrika Hauses. Lokale, afrikanische Künstler*innen bekommen hier eine Plattform. (Foto: (MyTide Studio)
Im Afrika-Haus bekommen lokale afrikanische Künstler*innen eine Plattform. Fotos (2): MyTide Studio

„In Dortmund und in NRW, wenn nicht sogar in ganz Deutschland sind wir das einzige Haus dieser Größe für die afrikanische und afro-diasporische Community“, erzählt Tarilayu Andrea Weber, Vorstandsmitglied beim Trägerverein African Tide Union e.V.

Unter anderem befinden sich in den Räumlichkeiten des Hauses ein Museum, in dem Kunst von lokalen afrikanischen Künstler*innen ausgestellt wird, eine ganztägige Kinderbetreuung, das Restaurant „The African Vista“, sowie Seminar- und Arbeitsräume für eine Vielzahl von Gruppen und Initiativen. 

„Wir sind außerdem gerade im Aufbau einer Bibliothek, weil es uns sehr wichtig ist, eine afro-diasporische Erinnerungskultur am Leben zu erhalten und zugänglich zu machen.“ 

Gerade für viele in Deutschland aufgewachsenen Schwarzen Menschen sei dies wichtig. „Viele werden hier kulinarisch durch unser Restaurant, künstlerisch durch unser Museum und bald auch literarisch durch unsere Bibliothek in afrikanische und afro-diasporische Kulturen eingeführt und lernen durch diese Erfahrung, dass sie sich nicht für ihr Schwarz sein schämen müssen und stolz darauf sein können.“ 

Vom kleinen Verein zur international vernetzten Organisation – Einbüßen durch Corona 

Tarilayu Andrea Weber, Vorstandsmitglied der African Tide Union. Für sie ist das Afrika Haus ein wichtiger Ort des Empowerments. (Foto: Maurice Kilian) 
Tarilayu Andrea Weber, Vorstandsmitglied der African Tide Union. Für sie ist das Afrika Haus ein wichtiger Ort des Empowerments. (Foto: Maurice Kilian)

Für Tarilayu ist das Afrika Haus dadurch ein wichtiger Begegnungsort der Schwarzen Community in Dortmund, aber auch für Menschen jeder Hautfarbe und Herkunft sei das Haus ein Ort, um sich weiterzubilden und zu vernetzen, so werden u.a. Workshops für Schulklassen angeboten.

Der Trägerverein wurde 2010 in Dortmund gegründet und hat sich seitdem von einem kleinen Verein in Dortmund zu einer international vernetzten Organisation mit mehreren Zweigstellen in Deutschland und Nigeria entwickelt, das über Projektstellen weltweit über 85 Beschäftigte finanziert. In Dortmund betreiben sie neben dem Afrika Haus u.a. das African Hope Center, ein sozialpädagogisches Zentrum für junge Geflüchtete. 

Das Afrika Haus wurde bislang jedoch vor allem von Ehrenamtler*innen getragen. Durch den Wegfall von Projekten und weiteren Einbüßen durch COVID-19 ist Tarilayu um die Zukunft des Hauses besorgt. „Ich weiß nicht, wie viele Monate wir noch so weitermachen können, wenn sich nichts ändert.“

Petition soll helfen, den Rat der Stadt zu überzeugen

Für sie ist klar, dass die Stadt Dortmund das Haus finanziell unterstützen sollte.  „In Dortmund leben rund 20.000 Afrikaner*innen und die Stadt profitiert von unseren Angeboten. Wir haben Strukturen aufgebaut, die es vorher hier nicht gab und bieten einen Ort der Weiterbildung und der Vernetzung für unsere Community.“ 

Aus diesem Grund hofft der Verein, bis zur nächsten Ratssitzung am 18.06. mindestens 1000 Unterschriften zu sammeln. „Wir wollen mit der Petition zeigen, dass Dortmunder*innen unsere Arbeit auch wertschätzen, und sich wünschen, dass das Afrika Haus geöffnet bleiben kann.“

Link zur Petition: http://chng.it/rznFLdWr 

 

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Reaktionen

  1. Sikasuu

    Die Petition in allen EHREN, sie ist GUT & RICHTIG! Auch ich halte diesen Projekt für einmalig & unterstützenswert!
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    Mich wundert nur, das jetzt African Tide Union vertreten durch Tarilayu Andrea Weber, für das Projekt kämpft & der Vorstand des Afrika Hauses Rosalin Dressmann, incl. anderen Führungskräfte, der Mitarbeiter usw. hier nicht in der 1. Reihe stehen.
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    Es gibt&gab, ich sag es mal neutral, systemische Probleme in dieser Arbeit, die mMn. heilbar sind.
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    Doch nur an 2. Stelle mit Geld, an 1. Stelle mit Organisation, Transparenz, Demokratie, einbeziehen von Wissen & Qualifikationen der wirklich guten Mitarbeiter & das mit, es tut mir sehr Leid so etwas sagen zu müssen, mit sehr viel weniger „großer Fassade“ & sehr viel mehr realem, realisierbarem Hintergrund & solider täglicher Arbeit.
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    Ich bin auch dafür, das diese einmalige IDEE & Möglichkeit, die hier in Dortmund geschaffen wurde, weiter leben muss/soll.
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    Doch es gibt mMn. nur dann eine reale Chance auf langfristiges Fortbestehen & Erfolg, wenn es nicht wie ein „Königreich“ in Nigeria, sondern wie ein demokratisches, transparentes, offenes Projekt in Europa, „von den Betroffenen & deren Unterstützern“ weiter geführt wird.
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    Solch ein Weg ist lang, steinig & mühevoll, aber nur der führt zu stabilen Zielen & Erfolgen!
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    Das ist leider meine, von einigen Beteiligten wohl nicht gern gehörte Meinung, dazu.
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    Wünsche den Menschen & dem Projekt alles GUTE, bin gerne bereit, auch persönlich mit Rat, Wissen&Arbeit zu unterstützen, aber nach den Erfahrungen aus den 1. drei Monaten dieses Jahres nur als Neuanfang, nicht als „weiter so“!
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    Ganz lieben Gruß ans TEAM & VIEL Glück für uns Alle!
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    Sikasuu

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