Carlas Kids aus der Nordstadt: Im offenen Gesangsprojekt texten die Kinder ihre Lieder selbst

CarlasKids
Carlas Kids treffen sich im Dietrich-Keuning-Haus. Foto: Klaus Hartmann

Dortmund Nordstadt Hafen – grau und kalt,
schau ich durch mein Fenster – seh‘ ich Dreck und Gewalt,
Hey Dortmund Nordstadt, was ist mit dir los?
Was macht dich bunter, was macht dich groß?

Nicht etwa junge Männer mit Baseballkappen üben diesen Rap ein, sondern acht süße Mädchen im Alter zwischen 7 bis 12 Jahren. Entzückt strecken sie den Zeigefinger in die Höhe, als ihre Chorleiterin Esther van Hal fragt, wer denn gerne die erste Strophe singen möchte. „Ich“, „ich“, „ich“ ertönt es, und die schwarz-gelockten Pferdeschwänze vibrieren vor Begeisterung.

Gesangsprojekt „Carlas Kids“ im Dietrich-Keuning-Haus gibt es seit 2006

Seit 2006 gibt es das offene Gesangsprojekt „Carlas Kids“ im Dietrich-Keuning-Haus. Während ihres Studiums der Sozialpädagogik (mit Theater-Schwerpunkt) verdiente sich Esther van Hal etwas Geld als Honorarkraft bei der Stadt Dortmund hinzu. Und sie ist geblieben. Sie betreut neben einem Jugendchor seitdem regelmäßig „Carlas Kids“. Dahinter verbergen sich zehn bis zwölf Kinder, die donnerstags gemeinsam singen. Und zwar nicht irgendwelche Kinderlieder. Es geht um Rap, Hiphop oder Pop. Und die Songs werden von den kleinen Sängerinnen und Sängern  selbst geschrieben.

„Sie kommen mit ihren Ideen zu mir. Zum Beispiel: Was würde ich tun, wenn ich Millionär wäre? Oder die erste Liebe. Und dann setzen wir uns an einen Tisch und sammeln Ideen und Reime für die Liedtexte“, erzählt Esther van Hal. Mit Erfolg. Die kleine Gruppe und die pädagogische Arbeit dahinter wurden unter anderem mit dem Kinderkulturpreis beim Dortmunder See-You-Festival ausgezeichnet.

Lieder mit Nordstadt-Bezug und Auftritte im Quartier

Das eingangs zitierte Lied „Nordstadtleben“, ein Eindruck aus dem Wohnort der Kinder, beherrschen „Carlas Kids“ bereits sehr gut. Doch der Song „Hand in Hand“ ist für einige der Kinder noch neu und muss noch einige Male geprobt werden. Fatima, Yasmina und Anisa greifen begierig nach dem Text. Sie bereiten sich auf einen Auftritt bei einem Fest auf dem Nordmarkt vor. Und da soll alles sitzen – die Haltung des Mikrofons, die Tanzschritte, die klassischen Rap-Arm- und Handbewegungen. Und natürlich werden sie die bunten „Carlas Kids“-Shirts tragen.

Bleibt noch die Frage, wer denn Carla ist. Namensgeberin ist das bunte Chamäleon, das in Pappmaschee im Kinderbereich des Dietrich-Keuning-Hauses steht. In diesem Kinderbereich, der von dienstags bis freitags geöffnet ist, erfahren die Kinder, dass es im selben Haus auch das  Gesangsprojekt „Carlas Kids“ gibt.

Werbung in eigener Sache muss Esther von Hal schon lange nicht mehr machen. „Die Kinder aus dem Kinderbereich finden aus eigenem Antrieb zu mir“, freut sie sich. Und da es sich bei „Carlas Kids“ um ein offenes Gesangsprojekt handelt, setzt sich der Chor jeden Donnerstag neu zusammen. Mal sind es nur Mädchen, dann ist der Chor wieder gemischt. Genauso wechselhaft ist die Abstammung der Kinder. „Meistens habe ich fünf bis zehn verschiedene Nationen im Projekt“, sagt Esther van Hal.

KONTAKT: 

Carlas Kids, Kinderchor unter der Leitung von Esther van Hal

Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstraße 50-58, Telefon (0231) 5025145

 

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HINWEIS:

– Der Artikel von Claudia Behlau ist ein Beitrag aus dem Buch „Wir: Echt Nordstadt“. Das Buch mit 106 Gruppenportraits ist kostenlos beim Quartiersmanagement Nordstadt, Mallinckrodtstraße 56, 44147 Dortmund, erhältlich. (Mail: info@nordstadt-qm.de)

– Eine große Ausstellung mit Bildern und Texten zu  „Wir: Echt Nordstadt“ ist bis zum 31. März 2015 auf der Phoenix-Insel in Hörde zu sehen.

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