Die Grundschule „Kleine Kielstraße“ soll temporär verlagert werden

BV sorgt sich vor dem Umzug der Schule von der Nordstadt in die Innenstadt-West

Die Tage der Grundschule Kleine Kielstraße sind gezählt – das Gebäudeensemble soll abgerissen werden. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Am 23. September 2021 soll der Rat grünes Licht für die temporäre Verlegung der Grundschule Kleine Kielstraße zum ehemaligen Standort der Tremonia-Schule beschließen. Damit wird ein Abriss und Neubau möglich. Doch es gibt nicht nur Begeisterung, sondern auch Sorgen. Diese wurden in der Bezirksvertretung der Nordstadt laut.

Sorge um den Wegfall der preisgekrönten Netzwerke und Strukturen

Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Um was geht es? Der Einzug der Grundschule Kleine Kielstraße aus der Nordstadt in das Gebäude an der Lange Straße 84 in der Innenstadt-West ist zum Schuljahr 2022/23 geplant. Der Rück-Umzug in das neu errichtete Schulgebäude wird voraussichtlich 2025 sein. ___STEADY_PAYWALL___

Nötig wird das, weil aufgrund der Voraussetzungen vor Ort laut Ratsbeschluss von 2018 alle Gebäude an der Kleinen Kielstraße abgerissen und ein Neubau, inklusive einer Zweifach-Sporthalle, an gleicher Stelle errichtet werden soll. Für die Zeit der Baumaßnahmen muss die Grundschule übergangsweise an einen anderen Standort verlegt werden. 

Doch zieht „nur“ die Schule selbst um, die Netzwerke und Unterstützungsangebote aber nicht? Diese Strukturen hat die Schule bundesweit bekannt gemacht und brachte ihr 2006 den Deutschen Schulpreis ein, den der damalige Bundespräsident Horst Köhler überreichte. Sie bilden auch die Vorlage für die Strukturen von „InFamilie“.

Linke: „Die Verlagerung ist ein sehr tiefer Einschnitt in geknüpfte Netzwerke“

Gebäude der Grundschule Kleine Kielstraße
Foto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Daher sind viele Nordstädter*innen besorgt: „Das vorbildliche und preisgekrönte Unterstützungsnetzwerk wird durchschnitten“, befürchtet Cornelia Wimmer (Die Linke). „Die Verlagerung ist ein sehr tiefer Einschnitt in über Jahre geknüpfte Netzwerke.“ 

Den Schuldigen dafür sieht die Linken-Politikerin darin, dass der Schulbau seit Jahrzehnten durch die Stadt vernachlässigt worden sei. „Die Kinder und Lehrkräfte zahlen einen bitteren Preis“, kritisiert die pensionierte Lehrerin.

Auf ein anderes Problem macht ihre Fraktionskollegin Julia Rüding (Die Partei) deutlich: Sie verweist darauf, dass durch die Verlagerung auch der außerschulische Bereich betroffen sei – unter anderem der Offene Ganztag, ebenso wie Elterncafés und andere Angebote. 

„Das trifft in der Folge auch andere Schulen. Aber was wird da geplant? Fällt das alles weg? Dazu lese ich nichts“, hinterfragt sie die Vorlage, die die Bezirksvertretung empfehlen soll. Zudem habe die Verlagerung in einen Stadtbezirk auch andere Folgen: „Es geht ja auch um Elterngespräche und Elternabende“, die dadurch erschwert würden, so Rüding.

CDU: „Wenn wir die Sanierung wollen, müssen wir das in Kauf nehmen“

Gebäude der Grundschule Kleine Kielstraße. Blick von Nordwest auf die ehem. Gebäudemitte. Foto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Andere Parteien sahen darin Probleme: „Ich finde es auch schwierig, weil der lokale Bezug wegfällt. Aber was ist die Alternative? Wenn wir die Sanierung wollen, müssen wir das in Kauf nehmen. Oder wollen Sie Container auf der Bornstraße“, hinterfragt Marius Dorian Vornweg (CDU). 

„Ich stehe Verwaltung eher skeptisch gegenüber, aber dem Fachbereich Schule traue ich zu, dass sie das mitdenken – und auch die Schulleitungen das mitgedacht haben“, so Vornweg. „Man muss die Frage stellen, was mit den Netzwerken passiert. Aber das müssen andere tun – die Menschen, die vor Ort arbeiten“, betont Thomas Oppermann (SPD). 

Es sei sehr interessant, zu erfahren, was damit passiere und was die Schule unternehme. „Das wird auch an deren Standorten eine Rolle spielen. Zu erfahren, wie man verhindert, dass Netzwerke abreißen, dazu wäre eine umfangreichere Berichterstattung schön“, so Oppermann

SPD: „Es ist ja nicht erste Schule, wo Kinder mit dem Bus hingebracht werden“

Die leerstehende Tremonia-Schule soll für drei Jahre zum Interimsquartier für die Grundschule Kleine Kielstraße werden. Foto: Anja Cord
Die leerstehende Tremonia-Schule soll zum Interimsquartier werden. Foto: Anja Cord für Nordstadtblogger.de

„Das Netzwerk ist das eine, die Eltern hinzukriegen, ist das andere“, so Rüding. Sie verweist auf Probleme, dass Kinder beispielsweise keine Chance zur Teilnahme an Klassenfesten etc. hätten, weil der Bustransport früher fährt. Sie will auch wissen, ob es auch Transportangebote für Eltern gibt.  „Sie haben ja oft auch viele Kinder, da sind zusätzliche Wege ein Problem.“

Zudem kämen in keiner Schule alle pünktlich – das liege nicht nur an mangelnder Disziplin. „Es gibt immer Gründe, dass Kinder später kommen oder früher nach Hause geschickt werden. Das braucht die Eltern, das zu regeln“, so Wimmer.

Diese Sorgen teilt Brigitte Jülich (SPD) nicht: „Ich nehme an, das Ganze wird durchdacht sein. Es ist ja nicht die erste Schule, wo die Kinder mit dem Bus hingebracht werden. In den Außenbereichen ist das jeden Tag möglich“, so die SPD-Politikerin.

„Im Krankheitsfall kann die Schule auch ein Taxi bestellen. Um Elternsprechtage mache sie sich die wenigsten Sorgen. „Die wenigen, die es bisher schaffen, werden es auch künftig möglich machen. Aber eine Berichterstattung in der BV könnte Klarheit bringen.“

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