Ausbildungsplatzsuche: Ouassima hat ihren Traumjob gefunden – Motivation und Engagement waren gefordert

Seit August in Ausbildung: Ouassima Balouch (vorne) mit Rechtsanwalt Achim Fleig, Aysun Tekin (Kausa Service) und Arbeitsamtschefin Astrid Neese. Foto: Joachim vom Brocke
Ouassima Balouch (vorne) mit Achim Fleig, Aysun Tekin  und Astrid Neese. Foto: Joachim vom Brocke

Von Joachim vom Brocke

So „um die 40 Bewerbungen“ hat Ouassima Balouch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz geschrieben. Nach einigen Praktika interessierte sich die 17-jährige ehemalige Realschülerin besonders für eine Anstellung in einer Kanzlei als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte.

Viele Bewerbungen bleiben unbeantwortet

Unterstützt bei der Suche wurde Ouassima – ihre Eltern kommen aus Marokko -, von KAUSA, einer Koordinierungsstelle Ausbildung und Migration, als eine von vielen Partnern der Berufsberatung der Agentur für Arbeit. Alle gemeinsam helfen jungen Migrationen und Migranten dabei, ihre Chancen im Berufsbildungssystem besser zu nutzen.

„Die meisten Bewerbungen“, erinnert sich die junge Frau, „blieben unbeantwortet“. In der Rechtsanwaltskanzlei Schüttners Hug & Partner an der Kaiserstraße öffneten sich für Ouassima Balouch die Türen.

Achim Fleig, Anwalt und Partner in der Kanzlei, lud die 17-Jährige zu einem zweitägigen Praktikum ein. Ganz schnell stellte sich heraus, dass zwischen Azubi und Chefs die Chemie stimmte. Achim Fleig über die Unternehmensphilosophie: „Nationalitäten spielen bei uns überhaupt keine Rolle“.

Schon der Vorname kann ein Hemmnis bei der Bewerbung sein

Vielmehr sollten Mitarbeiter „stets sehr motiviert sein und viel Engagement und Interesse am Beruf zeigen“. Unverzichtbar hingegen seien in einer Rechtsanwaltskanzlei allerdings sehr gute Sprachkenntnisse. Auf Ouassima Balouch trafen alle Anforderungen zu – einem Ausbildungsstart am 1. August 2015 stand nichts im Weg.

„Doch das ist längst nicht überall so positiv“, weiß Astrid Neese, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, aus Erfahrung. Manche Unternehmer scheuen schon bei ausländischen Namen zurück oder ziehen Rückschlüsse aus der Herkunft des Bewerbers bzw. seines Wohnortes.

Bewerber „Stefan“ werde zum Beispiel deutlich eher zum Vorstellungsgespräch eingeladen als „Yussuf“ – bei völlig übereinstimmenden Schulnoten.

Ausbildungsmarkt: Die Lage in Dortmund gilt als angespannt

Das Jugendberufshaus vereint Jugendamt, Jobcenter und Arbeitsagentur.
Das Jugendberufshaus vereint Jugendamt, Jobcenter und Arbeitsagentur. Foto: Alex Völkel

Zur Halbzeit des Ausbildungsmarktes bleibt im Bezirk der Dortmunder Agentur für Arbeit die Lage als „angespannt“.

Die ersten sechs Monaten des Ausbildungsjahrs 2015/2016 geben als erste Zwischenbilanz einen leichten Zuwachs sowohl bei gemeldeten Bewerberinnen und Bewerbern als auch bei gemeldeten Ausbildungsstellen im Vergleich zum Vorjahr.

Astrid Neese: „Seit Beginn des Berichtsjahrs Im Oktober haben sich bei der Berufsberatung 3594 Jugendliche als Bewerber gemeldet – 37 Jugendliche oder 1,0 Prozent mehr“. Die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstätten liege aktuell bei 2777.

Dies seien im Vorjahresvergleich 43 Stellen oder 1,6 Prozent mehr. Das Verhältnis von Ausbildungsstellen je Bewerber habe ich mit 0,77 gegenüber dem Vorjahr nicht verändert.

Nicht auf den Traumjob warten, sondern durchstarten

Die Arbeitsamtschefin rät jungen Leuten „nicht auf eine Traumstelle zu warten, sondern durchzustarten und für Alternativen offen zu sein“.

Der Kontakt zum Berufsberater sollte unbedingt beibehalten werden, „desto größer ist am Ende die Chance, eine passende Ausbildungsstelle auch zu bekommen“. Unternehmen empfiehlt Astrid Neese, „auch vermeintlich schwächere Bewerber in den Blick zu nehmen“.

Bei der „Assistierten Ausbildung“ betreuen Fachleute Jugendliche mit schwächeren Schulabschlüssen sowohl vor, als auch während und nach der Berufsausbildung.

Noch freie Stellen gibt es in diesen Ausbildungsberufen

Seit Beginn des Ausbildungsjahres haben 1483 Bewerber bereits einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Aktuell sind noch 2111 Bewerber im Agenturbezirk auf Ausbildungssuche. Gleichzeitig gibt es 1939 unbesetzte Ausbildungsstellen.

Angebote gib es u.a. in folgenden Berufen: Altenpfleger/in (38), Dachdecker/in (17), Elektroniker/in Energie und Gebäudetechnik (25), Fachkraft für Lagerlogistik (63), Fachlagerist/in (36), Handelsfachwirt/in (57), Kaufmann/frau Einzelhandel (114), Kaufmann/frau für Büromanagement (78), Kaufmann/frau Versicherung und Finanzen (33), Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte/r (41), Verkäufer/in (88), Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r (33).

Wer eine ausführliche persönliche Berufsberatung nutzen möchte, um über seine Pläne nach der Schule Klarheit zu erlangen, sollte schnellstens einen Termin vereinbaren. Das geht telefonische unter 0800 4 5555 00 (kostenlos) oder online unter www.arbeitsagentur.de/beratungswunsch

Weitere Infos für Berufsstarter:

  • Dortmunder Nacht der Ausbildung am Freitag, 20. Mai, von 17 bis 22 Uhr. Thema: Ausbildung und Studium kombinieren – bei namhaften Unternehmen, im öffentlichen Dienst und an Hochschulen. Weitere Infos: www.dortmunder-nacht-der-ausbildung.de
  • Messe Duales Studium: Samstag, 18. Juni, von 11 bis 14 Uhr im Westfälischen Industrieklub Dortmund, Markt 6-8.
  • Abi 2016 und jetzt?: Montag und Dienstag, 9. und 10. Mai, im BiZ der Arbeitsagentur Dortmund. Eingeladen sind junge Leute, die in diesem Jahr mit Abitur oder Fachhochschulreife die Schule verlassen und noch nicht genau wissen, wie der weitere Weg aussehen soll.
  • JOBfit: Dienstag, 28. Juni, von 8.30 bis 14 Uhr auf dem Dortmunder Friedensplatz. Mehr: www.wj-dortmund.de/de/RessortsundProjekte/BildungundWirtschaft/JOBfit2016.htm

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