BDA fordert: „Der nächste Leuchtturm, die nächste städtebauliche Großaufgabe, muss im Norden entstehen“

Luftbild Nordstadt mit Hafenamt
Die nächste städtebauliche Aufgabe sieht der Bund der Architekten in der Nordstadt – genauer: In der Speicherstraße des Hafens. Archivbild: Alex Völkel

Dortmund 2030? Was bewegt die Stadt von morgen? Es ging es um die ganz großen Fragen, die Städten eine Zukunft weisen. Das KAP Forum für Architektur Technologie und Design aus Köln und der Bund Deutscher Architekten (BDA) hatten sie im Westfälischen Industrieklub gestellt, und 150 Gäste wollten die Diskussion nicht verpassen.

Schmalöer fordert stärkeres Engagement in der Nordstadt

Architekt Richard Schmalöer ist Vorsitzender der BDA-Gruppe Dortmund Hamm Unna.
Architekt Richard Schmalöer ist BDA-Vorsitzender.

Für Richard Schmalöer, den Vorsitzenden der BDA Gruppe Dortmund Hamm Unna, der Dortmund nicht als Metropole, sondern als goldene Mitte mit Architekturschätzen vor allem der Wirtschaftswunderzeit sieht, war denn auch völlig klar: „Der nächste Leuchtturm, die nächste städtebauliche Großaufgabe muss im Norden entstehen. Warum nicht zur Entlastung des Kreuzviertels und zur gleichzeitigen Stärkung des Nordens einige Nutzungen der Hochschulen von dort in die städtischen Speichergebäude im Hafen transponieren.“

Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau, selbst von Hause aus Raumplaner und Teilnehmer der Veranstaltung versprach, die Idee von Schmalöer zu prüfen.

Fazit: „Eine starke Stadt wird nicht von oben geplant, sondern wächst von unten“

Prominent besetzt war das KAP-Forum - und gut besucht.
Prominent besetzt war das KAP-Forum – und gut besucht.

Prof. Nathalie de Vries vom weltweit tätigen Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam und Shanghai mit Lehrstuhl an der Kunstakademie Düsseldorf forderte den Städte-Check. Wo liegt das wirtschaftliche Potenzial einer Stadt? Ist es ausgeschöpft?

Wie sieht es mit der Lebensqualität aus – kommen Junge und Alte, Familien, Singles, Patchwork-Gruppen gleichermaßen gut in einer Stadt zurecht? Dürfen sie mitreden, mitplanen?

Eine starke Stadt werde nicht von oben geplant, so de Vries, sondern wachse von unten. In der Zukunft entscheidend sein werden allerdings, behauptete die Planerin ungewöhnlicher Projekte,  die Bildungsmöglichkeiten, die Menschen in einer Stadtgesellschaft vorfinden. Denn: „Nur kluge Städte überleben.“

Forderung: Investoren dürften die Innenstädte nicht überplanen, ohne Wohnraum mitzudenken

Roma in der Mallinckrodtstraße Dortmund
Die Mallinckrodtstraße: Sichtbarster Ort der Armutszuwanderung. Die soziale Frage ist noch ungelöst.

Das Themenfeld Wohnen müsse in einer Stadt oberste Priorität haben. Investoren dürften die Innenstädte nicht überplanen, ohne Wohnraum mitzudenken, forderte die Niederländerin, nicht das Häuschen am Stadtrand sei der einzig reale Traum.

Eine starke Stadt lebe von der „Wiedervereinigung von Stadt und Land“, meinte auch Dr. Silke Weidner, Professorin am Lehrstuhl Stadtmanagement in Cottbus. Der Hamburger Stadtforscher Julian Petrin forderte bezahlbaren Wohnraum in Innenstädten.

Bei einer zunehmenden Konzentration auf dem Wohnungsmarkt, einer Verteilung zugunsten des Geldes, heize sich eine Stadt ungesund auf. Die Unzufriedenheit breche sich Bahn, so Petrin.

Sierau misst der Beantwortung sozialer Fragen große Bedeutung zu

Für Oberbürgermeister Ullrich Sierau ist Dortmund eine (auch wirtschaftlich) starke Stadt. Gute Projekte seien auch gegen Widerstände angeschoben und verwirklicht worden (Dortmunder U, Phoenix). Die Hochschullandschaft punkte für die Stadt und die Region, und kulturell könne Dortmund mit der  Rheinschiene mithalten.

Es sei aber in der Tat „die soziale Frage“, die Antworten brauche. Die Fragen, wie und was eine Stadt zusammenhält, wie eine Spaltung verhindert werden kann. Das Dortmunder Sorgenkind bleibe der Norden, weshalb Dortmund mit dem Programm „Nordwärts“ die Probleme jetzt angreife: eine Mammutaufgabe und „das Bohren dicker Bretter“, so Sierau.

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Reaktionen

  1. Lars Wedekin für die Jusos

    JUSOS sprechen sich für „Szeneviertel“ im Hafen aus

    „Seit Jahren kämpfen die Jusos für einen „Leuchtturm“ in der Nordstadt, nämlich ein „Szeneviertel“, also eine Party- und Amüsiermeile, in der Speicherstraße. Ausdrücklich wollen wir keinen „Innenhafen“ nach Duisburger Vorbild, der steril, wenig einladend und innovativ wirkt. Wir wollen einen Ort, an dem sich junge Menschen ansiedeln, ausleben und entwickeln können.

    Die Jusos Dortmund sind sich sicher, dass das Ansiedeln von jungen Start-Ups und Gastronomie einen positiven Effekt auf die ganze Nordstadt haben wird. Natürlich gehen wir an diese Sache nicht blauäugig, wir haben immer betont, dass auch der Lärmschutz von Anwohnerinnen und Anwohnern bedacht werden muss, so dass sich die Belastungen, die sie durch die industrielle Nutzung erleben, nicht verschlimmern. Wir sagen aber auch ganz deutlich: Wer nur die Probleme eines Projektes/eines Standortes in den Vordergrund rückt, der wird Stillstand erleben.

    Es allen recht zu machen wird nicht funktionieren, deswegen geht es in der Politik hauptsächlich um Kompromisse. Es ist jetzt Zeit das Projekt „Hafen“, auch im Rahmen von bereits erstellten Konzepten, zu konkretisieren, als Politik zu fokussieren und die Umsetzung voranzutreiben. Nur wenn Dortmund sich auch im Bereich des Nachtlebens und des Freiraums für junge, kreative und kunstschaffende Menschen weiterentwickelt, wird Dortmund nicht nur der Ort der Ausbildung bzw. des Studiums werden, sondern Lebensort für unterschiedlichste Menschen, denn weiche Standortfaktoren sind für die Wahl des Wohnortes meist ursächlich mitentscheidend.

    Daher: Keine Gesprächsrunden im großen Konjunktiv, sondern Ziele benennen und umsetzen!“

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