Anerkennung für Lebensleistung von „Gastarbeiter*innen“ und Bedeutung der Zuwanderung nach Dortmund

Unterbringung von Gastarbeiterinnen bei der Firma Brandt in Hagen, Zuwanderung, Gastarbeiter (Foto: Ulrich Wienke/ Bundesarchiv, 13 Dezember 1972, Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung)
Unterbringung von Gastarbeiterinnen 1972 im Ruhrgebiet. Foto: Ulrich Wienke/ Bundesarchiv

Die Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU, Linke+ und „Die Fraktion – Die Partei“ haben in der letzten Sitzung des Ausschusses für Kultur, Sport und Freizeit die Verwaltung beauftragt, die Migration nach Dortmund in einer stadtgeschichtlichen Erinnerungskultur zu stärken. Dies soll zum einen über die Errichtung eines Denkmals für Gastarbeiter*innen (1955-1973) und zum anderen durch die Berücksichtigung von Zuwanderungsgeschichte als integraler Bestandteil der Dortmunder Stadtgeschichte geschehen.

Konzept für stadtgeschichtliche Präsentation der Migrationsgeschichte soll bis Mitte 2022 vorliegen

Heike Kollakowski mit der Infotafel, die am Eingang zum Italienverein im Depot angebracht wurde.
Auch im nordwärts-Projekt „Wege der Zuwanderung“ (unten verlinkt) wird die Bedeutung von Migration für die Stadtentwicklung Dortmunds gewürdigt. Foto: Sascha Fijneman

Noch in diesem Jahr soll ein Konzept für einen künstlerischen Wettbewerb zur Errichtung des Denkmals erarbeitet werden. Damit dieser Wettbewerb auch durchgeführt werden kann, wurde die Verwaltung beauftragt, 75.000 Euro in den Haushalt 2022 einzustellen. Ein Konzept für die stadtgeschichtliche Präsentation der Migrationsgeschichte unter Berücksichtigung einer institutionellen Weiterentwicklung der Dortmunder Museen soll bis Mitte 2022 vorliegen.

„Mit dem Denkmal sollen die Geschichte und die Leistungen der Gastarbeiter*innen in Dortmund gewürdigt werden. Durch den gemeinsamen Beschluss wurde nun ein wichtiger Schritt hin zur Umsetzung des Denkmals genommen. Das Denkmal und seine Umgebung sollen dabei einen öffentlichen Erinnerungsraum schaffen und zugleich ein Treffpunkt sein, welcher zum interkulturellen Dialog einladen soll“, so der kulturpolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, Dominik De Marco.

Er hatte die Idee für ein Denkmal für Gastarbeiter*innen in den Ausschuss eingebracht. Die Idee wurde dann mit den weiteren Fraktionen und der Verwaltung weiterentwickelt und ergänzt. Einzig die AfD-Fraktion hat gegen die Errichtung eines Denkmals für Gastarbeiter*innen gestimmt.

Mitwirkung vieler Institutionen und Organisationen bei Erarbeitung der Konzepte gefragt

„Die stadtgeschichtlichen Dortmunder Museen sollen die Zu- und Einwanderungs-Geschichten und -Historien als einen integralen Bestandteil ansehen und darstellen. Als Bildungs- und Begegnungsorte eignen sie sich bestens, die Migrations-Geschichten von Menschen der letzten 200 Jahre darzustellen, die ihre Persönlichkeit und ihre Arbeitskraft mitbrachten und damit die städtische Gesellschaft ihrer jeweiligen Zeit bereicherten“, erklärt Matthias Dudde, Mitglied der Grünen im Kulturausschuss.

Bei der Erarbeitung der Konzepte sollen der Integrationsrat, gesellschaftliche Organisationen, interessierte Personen der Dortmunder Stadtgesellschaft, die Hochschulen, Migrantenselbstorganisationen, die Auslandsgesellschaft.de e.V. neben dem Stadtarchiv, dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte, dem Hoesch-Museum und dem Dietrich-Keuning-Haus einbezogen werden. Zusammen mit diesen Beteiligten soll auch über den Namen für das Denkmal für die Gastarbeiter*innen entschieden werden.

 

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Reaktionen

  1. Klaus Winter

    Die Daumen hoch für ein Stadtgeschichtliches Museum Dortmund! Der angestrebte Schwerpunkt „Integrationsgeschichte 19./20. Jahrhundert“ wird sich für dieses Museum von selbst ergeben, denn die Integration hatte unbestreitbar und natürlich eine immense Bedeutung für die Geschichte unserer Stadt.
    Es gibt heute noch Mitbürger, die sich an die erste Gastarbeiter-Welle der letzten Nachkriegszeit erinnern. Aber wer weiß noch, dass englische Ingenieure und belgische Arbeiter in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Eisen- und Stahlproduktion in Dortmund ans Laufen brachten? Würde es nicht spannend sein, der Frage nachzugehen, ob Basilio Rosa um 1900 wirklich der Inhaber der ersten italienischen Weinstube in Dortmund war? Italiener bohrten zu der Zeit auch den Eisenbahntunnel zwischen Aplerbeck und Schwerte. Sicherlich muss man einen Blick werfen, auf die jüdischen Händler, die aus allen Himmelsrichtungen zuzogen und weiterhin ihre internationalen Kontakte pflegten – zum Wohle ihrer Dortmunder Kundschaft. Hat sich eigentlich schon jemand mit der Frage beschäftigt, wieviele Kriegsgefangene der beiden Weltkriege nicht in ihre Heimat zurückkehrten, sondern in Dortmund blieben?
    Diese beispielhaften Fragestellungen sind berechtigt. Sie verdienen es, dass man sich um eine Antwort bemüht. Aber dabei kann natürlich nicht übersehen werden, dass es auch immer eine Vorgeschichte gab. Und die gehört mit in ein Stadtgeschichtliches Museum Dortmund!

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