„Wohin des Weges – Volksvertreter?“ Sir Gabriel Dellmann zwischen Polit-Show und moralischem Vakuum

Anna Marienfeld, Stefanie Dellmann, Matthias Kelle und Martin Hohner stellten das Stück vor.
Anna Marienfeld, Stefanie Dellmann, Matthias Kelle und Martin Hohner stellten das Stück vor. Foto: Alex Völkel

Diesen Samstag feiert die mehrfach ausgezeichnete Gruppe Sir Gabriel Dellmann mit ihrer neuen theatralen Performance „Wohin des Weges – Volksvertreter?“ Premiere im Theater im Depot und erstmals – via interaktivem Live-Stream – zeitgleich im Salon Fink.

TV-Show nimmt die fortschreitende Aushöhlung der Bürgerrechte ins Visier

Volksvertreter - ScreenshotWie in den vorherigen Produktionen sind die Themen, die das Theaterkollektiv in den Fokus nimmt, politisch, gesellschaftskritisch und hochaktuell. Doch wer Sir Gabriel Dellmann kennt, der weiß, dass der Show-Charakter nicht fehlen darf.

Die Schauspieler Fiona Metscher, Aischa-Lina Löbbert, Martin Hohner, und Matthias Kelle bringen mit Tilmann Oestereich und Mario Simon, die für Sound und Live-Video verantwortlich zeichnen, haben sich wieder ein sehr politisches Thema ausgesucht.

Sie nehmen die fortschreitende Deregulierung der Bürgerrechte und führen die Behauptung einer „demokratischen Ordnung“ ad absurdum.

Es ist die vierte Premiere de Truppe im Depot. „Sie ist ein gern gesehener Kooperationspartner“, betont Theater-Intendant Berthold Meyer. „Sie bringt eine ganz andere theatrale Klangfarbe mit und ist auch nicht mehr wegzudenken.“ An „wegdenken“ ist auch nicht gedacht: Ende November gibt es hier bereits die nächste Premiere.

Warum „Volksvertreter“ eigentlich nicht mehr den Interessen des Volkes?

Volksvertreter - ScreenshotBei „Wohin des Weges – Volksvertreter?“ wirft das Kollektiv die Frage auf, ob und warum „Volksvertreter“ eigentlich nicht mehr den Interessen des Volkes dienen.  Sie beleuchten, ein ein moralische Vakuum ausgefüllt werden kann.

Zu dieser Kernfrage konstruieren Sir Gabriel Dellmann eine Performance, die den Charakter einer multimedialen TV-Show nutzt. Autor Gabriel Dellmann skizziert den Ausverkauf unser Werte und die Überforderung des Individuums im Informationswirrwarr.

Hohner moderiert die Politshow, in der anderen Schauspieler verkörpern die drei teilnehmenden Volksvertreter“, erklärt Produktionsleiterin Anna Marienfeld. Sie werden ringen um Positionen – und das darf auch absurd werden, so ernst es auch gemeint ist.

Zuschauerinnen und Zuschauer stimmen über die Positionen ab

Volksvertreter - Screenshot 2015-09-23 um 11.24.58Die vier Performer und ein Live-Videokünstler versuchen aus unterschiedlichen Positionen dem Dilemma zwischen Recht und Moral auf den Grund zu gehen.

Verschiedene politische Ausrichtungen prallen aufeinander, suchen nach Lösungen, planschen im Matsch der Klischees.

Das Publikum im Theater und im Fink darf über Gelingen und Scheitern der Thesen nicht nur urteilen, sondern immer wieder auch Bewertungen und Telefonvoting abgeben und somit den weiteren Verlauf beeinflussen.

Theaterkollektiv nimmt Polit-Strategien und mediale Inszenierungen im Visier

VolksvertreterDas neue Stück ist angelehnt an reale Positionen und Politiker sowie ihre Strategien. Welche Mechanismen hindern Volksvertreter daran, handlungsfähig im Sinne der Bürgerinnen und Bürger sowie der Bürger- und Menschenrechte?

Es geht dabei um die Überhöhung der medialen Strategien: „War die anfängliche Einreise-Erlaubnisse aus in Ungarn gestrandete Flüchtlinge nur ein Merkelscher PR-Gag oder Politstrategie“, fragt Schauspieler Matthias Kelle. „Vom bösen Deutschland zur Willkommenskultur. Bei der Griechenland-Debatte sah das noch ganz anders.“

Um vielleicht mehr Wahrheiten und Haltungen auszusprechen und zu überspitzen, haben sie den Charakter einer TV-Show gewählt. Während im Fink quasi nur die TV-Show zu sehen ist, sind im Theater natürlich auch die Blicke „hinter“ die Kulissen möglich. Man rlebt die Produktion der Sendung „live“ mit.

(Wenn sich das Video nicht darstellt, bitte im Browser auf Aktualisieren drücken)

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Mehr Details zur Premiere: 

  • Premiere: 26.09.2015 um 20 Uhr | Theater im Depot
  • Weitere Vorstellungen: 27.09.2015 um 18 Uhr und 25.10.2015 um 18 Uhr | Theater im Depot
  • Text & Regie: Björn Gabriel
  • Produktionsleitung: Anna Marienfeld
  • Ausstattung: Stefanie Dellmann
  • Vision & Sound: Tilmann Oestereich / Mario Simon
  • Spiel: Fiona Metscher, Aischa-Lina Löbbert, Martin Hohner, Matthias Kelle
  • Eine Koproduktion von Sir Gabriel Dellmann, Theater im Depot Dortmund, Rottstr5-Theater Bochum und studiobühneköln
  • Gefördert durch das Kulturbüro der Stadt Dortmund, das NRWKultursekretariat, das Ministerium für Familie Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, die Stadt Bochum und das Kulturamt der Stadt Köln.
  • Die mehrfach ausgezeichnete Gruppe Sir Gabriel Dellmann erhielt für ihre letzte Produktion »The Great Democracy Show – it’s unbelievable« den Petra Meurer Preis 2015 für innovative Theaterinszenierungen, wurde zum Kaltstartfestival in Hamburg eingeladen, gastiert im November bei den Heidelberger Theatertagen und ist für den Kölner Theaterpreis 2015 nominiert.

Mehr zum Thema auf Nordstadtblogger.de:

 

Print Friendly, PDF & Email

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert