Widerstand gegen den Einmarsch türkischer Truppen in Nordsyrien: Aufruf zu Protesten auch in Dortmund

Auch in Deutschland werden die Auseinandersetzungen geführt - Türken und Kurden geraten aneinander.
Der Kampf des türkischen Präsidenten Erdoğan gegen die Kurdenmilizen ist durch den Einmarsch türkischer Truppen in Nordsyrien in die nächste Phase getreten. Nicht nur in Dortmund formiert sich der Protest. Archivbild: Leopold Achilles

Verschiedene politische und zivilgesellschaftliche Organisationen rufen alle friedliebenden Menschen in Dortmund auf, entschieden gegen den völkerrechtswidrigen Einmarsch türkischer Truppen in Nordsyrien zu protestieren. Es drohe eine neue Welle von Gewalt für die ZivilistInnen, eine neue Welle von Flüchtlingen. Unter dem Aufruf „Hände weg von Rojava! Gegen den Einmarsch türkischer Truppen in Syrien“ ist der Treffpunkt für die Protestveranstaltung am heutigen Donnerstag, 10. Oktober 2019, ab 17.30 Uhr vor dem Kundencenter der Dortmunder Stadtwerke in der Kampstraße.

Für die MLPD ist Deutschland durch die Kooperation mit der Türkei Kriegspartei

Fast 1000 Menschen - überwiegend Kurdinnen und Kurden - gingen in Dortmund gegen die IS-Terror auf die Straße. Foto: Alex Völkel
Zunächst wurde der Kampf der Kurden gegen den IS von den USA unterstützt. Archivfoto: Alex Völkel

In einer gemeinsamen Erklärung der DemonstrantInnen heißt es, es sei pure Demagogie, wenn Erdogan den drohenden Einmarsch mit „Sicherheitsinteressen“ zu begründen versuche.

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Wenn jemand die Sicherheit in Syrien bedrohe, dann seien es die türkischen Truppen, die bereits völkerrechtswidrig in Afrin einmarschiert seien, dann seien es die Regierungen in Russland, Saudi Arabien, Iran, USA, China, EU und auch Deutschland, die in Syrien mit militärischen und diplomatischen Mitteln einen Kampf um Einfluss- und Machtsphären führen würden.

Die kurdischen Befreiungskräfte YPG und YPJ seien Teil der syrischen demokratischen Kräfte, die in den letzten Jahren die Hauptlast des Bodenkampfes gegen den von der türkischen Regierung unterstützten faschistischen IS geführt hätten. Sie hätten den Norden und Osten Syriens vom IS befreit und  dort begonnen, eine demokratische Gesellschaft aufzubauen, wo die verschiedenen Ethnien und Religionen, Frauen und Männer friedlich zusammenleben könnten, heißt es in der von der MLPD verschickten Erklärung. 

Fast 1000 Menschen - überwiegend Kurdinnen und Kurden - gingen in Dortmund gegen die IS-Terror auf die Straße. Foto: Alex Völkel
Immer wieder gab es Demonstrationen von KurdInnen in Dortmund. Archivfoto: Alex Völkel

Das alles solle – auch mit Hilfe deutscher Waffen – jetzt durch einen Einmarsch türkischer Truppen zerschlagen werden. Dem dürfe die Weltöffentlichkeit nicht tatenlos zuschauen. Die deutsche Bundesregierung sei durch die Waffenlieferungen an die Türkei, die Aufklärungsflüge und die Zusammenarbeit mit der türkischen Regierung Kriegspartei. Auch dagegen wollen die DemonstrantInnen protestieren.

Die Forderungen der DemonstrantInnen lauten:

  • Stopp den Einmarsch türkischer Truppen in Syrien
  • Stopp der Waffenlieferungen der Bundesregierung an die türkische Regierung
  • Abzug aller ausländischer Truppen aus Syrien – Schluss mit der Einmischung in die inneren Angelegenheiten Syriens
  • Solidarität mit dem Kampf um Demokratie und Freiheit in Syrien!
  • Hoch die internationale Solidarität

Solidaritätserklärung der „Parents for Future“ mit allen Menschen in den Gebieten der Militäroffensive

Die „Parents For Future Germany“ seien Teil der weltweiten Klimagerechtigkeitsbewegung und somit Teil einer internationalen, solidarischen Gemeinschaft und würden daher nicht in Ländergrenzen denken. Es gehe ihnen um den gemeinsamen Kampf an allen Orten der Welt für einen Planeten, auf dem alle Menschen eine lebenswerte Zukunft haben. Sie fordern gemeinsam einen effizienten, weltweiten Klimaschutz, einen gemeinschaftlichen gesellschaftlichen Wandel und vereinen sich unter der Parole: United for Climate!

Im März 2019 hat sich in Quamishlo die „Fridays for Future“-Rojava-Gruppe gegründet. Foto: PfF Germany

Aus diesem Grund stünde man der „Fridays For Future“-Bewegung in Quamishlo und Rojava/Nordsyrien in besonderer Solidarität zur Seite. Gleiches gelte für alle BewohnerInnen der durch die türkische Militäroffensive angegriffenen Dörfer und Städte.

„Parents For Future Germany“ verurteilt die Kriegshandlungen des türkischen Militärs gegenüber den Menschen in Nordsyrien. Die Bewegung schließt sich dem EU- Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker an, der die Türkei aufgefordert hat, den Militäreinsatz in Nordsyrien zu stoppen.

Rojava sei eine eigenständige Gesellschaft, mit den Prinzipien Basisdemokratie, Frauenbefreiung und Ökologie. Es gebe viele ökologische Projekte dort. Unter dem Motto „Make Rojava Green Again“ sei die vom Krieg zerstörte Landschaft aufgeforstet worden, der Bau von Windrädern und ökologischen Projekten sei vorangetrieben worden. Im März 2019 hat sich FFF-Rojava, als Teil der weltweiten FFF-Bewegung, dort gegründet.

Die gestartete türkische Militäroffensive bedeute für die Menschen in Rojava Krieg und Zerstörung ihrer Heimat, Mord an der Zivilbevölkerung, Zerstörung von Land und Leben.

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Weitere Informationen: 

  • Hier gibt es die Erklärung als PDF zum Dowload: MLPD Erklärung -Haende weg von Rojava
  • Neben Dortmund sind in rund 30 Städten ebenfalls Protestveranstaltungen geplant.
  • Der Aufruf zum Protest und die Erklärung der MLPD gegen den Einmarsch werden bisher von folgenden Organisationen unterstützt: Deutsch Kurdischer Kulturverein, Alevitischer Kulturverein Dakme, Kurdischer Frauenverein Rozerîn, Dortmunder Montagsdemo, MLPD Dortmund, REBELL, internationalistisches Bündnis Dortmund. 
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Reaktionen

  1. MLPD Dortmund

    „Über 2.000 beim Protest gegen den terroristischen Überfall auf Rojava

    Zunächst sammelten sich 500 bis 600 Teilnehmer vor dem DSW-21-Gebäude in der Innenstadt in Dortmund. In der Mehrzahl Kurden, überwiegend junge Männer und Frauen, aber auch ältere, Familien mit ihren Kindern und – noch zu wenige Deutsche.

    Aufgerufen hatte die Aktionseinheit „Hände weg von Rojava“. Sie besteht bislang aus dem deutsch-kurdischen Kulturverein, dem alevitischen Verein Dakme, der kurdischen Frauenorganisation Rozarin, der MLPD, dem REBELL, dem Internationalistischen Bündnis Dortmund und der Montagsdemo.

    Angespannte Stille, als Namen ermordeter Zivilisten vorgelesen und eine Schweigeminute eingelegt wurde. Eine Stille, die sich dann in wütenden Parolen gegen den Faschisten Erdogan, den völkerrechtswidrigen Einmarsch in Rojava und gegen die Unterstützung Erdogans durch die Bundesregierung entlud. Dann zog die Demonstration über den Wall, vorbei am Fußballmuseum und Bahnhof, wo viele Leute aufmerksam die Demonstration verfolgten.

    Die Lautsprecher waren viel zu klein für die Menge an Demonstranten, doch die Sprechparolen waren nicht zu überhören: „Biji Rojava, Biji YPG, Biji YPJ“, „Es lebe Rojava, die YPG und YPJ“, „Merkel finanziert – Erdogan bombardiert!“ Dabei wuchs der Demonstrationszug immer weiter an, bis auf über 2.000 Teilnehmer.
    Die Ordner hatten alle Hände voll zu tun, Ordnung vor allem unter den jugendlichen Demonstranten zu bekommen. „Fünfzig Prozent von denen waren noch nie auf einer Demonstration, die müssen das erst noch richtig lernen“, meinte einer der kurdischen Freunde bei der Auswertung. Bei der Abschlusskundgebung sang eine junge Kurdin ein Lied, wurden verschiedene Grußworte vorgetragen, unter anderem vom REBELL und der MLPD.

    Der Genosse der MLPD betonte, dass dies ein gemeinsamer Kampf ist, weil er sich gegen den Imperialismus richtet. Er rief dazu auf, sich zu organisieren und am Aufbau einer internationalen antiimperialistischen Einheitsfront mitzumachen. Ein Genosse der Dortmunder Linkspartei trug ein Grußwort der Dortmunder Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke vor.

    Warum Linkspartei, GRÜNE und DKP nicht breit zur Teilnahme an der Demonstration aufgerufen hatten, bleibt ein Rätsel. Nach zwei Stunden wurde der Tag X eindrucksvoll mit dem Kobane-Lied beendet. „Wir brauchen einen langen Atem, müssen uns enger zusammenschließen, lernen, disziplinierter zu demonstrieren und die Zusammenhänge besser zu verstehen“ – das war das Fazit in der Auswertung zusammen mit den kurdischen Freunden.“

    (Korrespondenz aus Dortmund auf http://www.rf-news.de)

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