ver.di steht vor acht Tarifrunden: Aktionen gegen Befristungen, Rechtsextremismus und für mehr soziale Gerechtigkeit

Aktion: Gesicht zeigen, von der Gewerkschaft Verdi für Gewerkschafter bei der Stadtverwaltung auf dem Friedensplatz. Am Holocaust-Gedenktag zeigen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter Gesicht gegen Fremdenfeindlichkeit
Aktion: Gesicht zeigen, von der Gewerkschaft Verdi für Gewerkschafter bei der Stadtverwaltung auf dem Friedensplatz.

Von  Susanne Schulte und Joachim vom Brocke

Neujahrsempfang der Gewerkschaft Verdi im Werkssaal der DSW. Gruppenfoto mit Ehrengästen. v. l.: Michael Bürger, Verdi;Hans-Werner Stodollik, Bürgermeister Lünen, Erika Wehde, Verdi; Manfred Sauer, Bürgermeister, Oberbürgermeister Ullrich Sierau, Jutta Reiter, DGB und Jürgen Paul, stellv. Bürgermeister Schwerte
Gruppenfoto mit Ehrengästen. v. l.: Michael Bürger, Hans-Werner Stodollik (BM Lünen), Erika Wehde, BM Manfred Sauer, OB Ullrich Sierau, Jutta Reiter (DGB) und Jürgen Paul (stv. BM Schwerte).

Als hätten die Gewerkschaften nicht schon genug zu tun, müssen sie sich nun auch gegen eine Idee wehren, die die SPD-Arbeitsministerin laut aussprach und zum Thema machte: die gesetzlich festgelegte Tarifeinheit.

Erika Wehde, neue Bezirksvorsitzende in ver.di, hatte in ihrer Rede während des ver.di-Neujahrsempfangs den Mindestlohn noch zaghaft kritisiert, die „Lücken und Tücken“ erwähnt, doch in Sachen Tarifeinheit wurde sie deutlich: „Verdi lehnt jeglichen Eingriff in das Streikrecht ab.“

Gut besuchter Neujahrsempfang von ver.di

Zu ihrer Zuhörerinnen und Zuhörern im DSW-Werksaal gehörten Oberbürgermeister und Bürgermeister und Verwaltungsvertreter aus Dortmund und Lünen, Castrop-Rauxel und Schwerte, den Städten, in denen die Mitglieder von verdi Dortmund leben oder arbeiten. Polizeipräsident Gregor Lange und DGB-Vorsitzende Jutta Reiter waren ebenfalls gekommen wie viele, viele Dutzende Gäste aus Politik, Firmen und den Gewerkschaften.

Im laufenden Jahr hat ver.di acht Tarifrunden – Große Streikbereitschaft

Verdi-Warnstreik - ver.di - Landesbehördenhaus-
In verschiedenen Branchen stehen Tarifrunden an – ver.di will Druck machen.

Ziele für 2015 konkretisierte der Vorstand der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, der 42.572 Mitglieder aus Dortmund, Schwerte, Lünen und Castrop-Rauxel angehören.

Diese stellte er bereits vor dem Neujahrsempfang vor. Acht Tarifrunden müssen in diesem Jahr abgeschlossen werden: „Für den Einzelhandel“, so Bezirksgeschäftsführer Michael Bürger, „beginnen sie im Mai“.

Mit Warnstreiks auf den Flughäfen Düsseldorf und Köln sei die bereits laufende Tarifrunde für die Beschäftigten im Wach- und Sicherheitsgewerbe bekräftigt worden.

Darüber hinaus gehe es noch um die Gehaltsanpassungen bei den Beschäftigten im Groß- und Außenhandel, in den Ländern, bei Post und Postbank, im Sozial- und Erziehungsdienst sowie bei den Versicherungen.

Wehde erinnerte an die Streiks in Dortmund, bei denen selbst ver.di überrascht war von der großen Streikbeteiligung wie beim Sparkassen-Streiktag und dem der AOK.

Erika Wehde: „Befristete Arbeitsverträge schaden der Volkswirtschaft“

Der neu gewählte Bezirksvorstand der Gewerkschaft ver.di hat sich auf Arbeitsschwerpunkte verständigt.
Der neu gewählte Bezirksvorstand der Gewerkschaft ver.di hat sich auf Arbeitsschwerpunkte verständigt.

Was die Gewerkschaft immer mehr beschäftigt, das sind befristete Beschäftigungsverhältnisse: „In unserer Region ist die Befristung eher der Normalfall als die Ausnahme“, so Erika Wehde. „Befristete Arbeitsverträge schaden der Volkswirtschaft insgesamt.“ Daher ist die Einschränkung von Befristungen ein Schwerpunktthema für die Dienstleistungsgewerkschaft.

Außerdem will ver.di auch, dass die Schulsozialarbeiter in Dortmund dauerhaft angestellt werden und fordert ebenfalls von der Stadtverwaltung, die Ausbildungsquote nicht zu senken.

Weitergeführt werden die regelmäßigen Informations- und Diskussionsveranstaltungen für die Mitglieder. Dazu werden die unterschiedlichsten Themen angeboten: von psychischen Belastungen im Beruf bis hin zur richtigen Einrichtung des Arbeitsplatzes reiche das Spektrum.

Beteiligung am Kampf gegen Rechtsradikalismus in Dortmund

Aktion: Gesicht zeigen, von der Gewerkschaft Verdi für Gewerkschafter bei der Stadtverwaltung auf dem Friedensplatz. Am Holocaust-Gedenktag zeigen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter Gesicht gegen Fremdenfeindlichkeit
Am Holocaust-Gedenktag zeigen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter Gesicht gegen Fremdenfeindlichkeit

Weiterer Arbeitsschwerpunkt für die Gewerkschaft Verdi ist die Verbesserung der Gemeindefinanzierung. „Es dürfen keine weiteren Einsparungen bei den Beschäftigten den Städten vorgenommen werden“, fordert Erika Wehde.

Mit eigenen Aktionen und der Beteiligung an anderen Bündnissen will auch die Dienstleistungsgewerkschaft den Kampf gegen den Rechtsradikalismus in Dortmund aufnehmen. Außerdem will die Gewerkschaft sich für die Verhinderung des Gesetzes zur Tarifeinheit einsetzen und das geplante Freihandelsabkommen „verhindern oder aber verändern“.

Dazu passt eine Investition in die eigene Immobilie: Die Fassade des ver.di-Hauses, die in diesem Jahr neu gestaltet werde, solle zeigen, wie verdi politisch aufgestellt sei: gegen nationale und nationalistische Idee, für die Menschenwürde und –rechte.

Sechs Jubilarfeiern für 1700 Mitglieder im Oktober und November

Mit dieser Postkarte macht ver.di auf die Aktion aufmerksam.

Gleich sechs Jubilarfeiern sind im Oktober und November für langjährige Mitglieder aus dem Einzugsbereich geplant. Insgesamt rund 1700 Jubilare gehören zwischen 25 und 70 Jahre an.

„Vor allem 1975 sind viele Neumitglieder gewonnen worden“, erinnert sich Bezirksgeschäftsführer Bürger. In jenem Jahr gab es – damals noch als ÖTV-Gewerkschaft unter dem mächtigen Boss Heinz Kluncker – lange Arbeitskämpfe im öffentlichen Dienst. Diese Mitglieder haben Verdi lange die Treue gehalten.

Vor Arbeits- und Sozialgerichten 1,148 Millionen Euro erstritten

Vor den Arbeits- und Sozialgerichten hat ver.di für seine Mitglieder im letzten Jahr 2014 eine Gesamtsumme von 1,148 Millionen Euro in 575 abgeschlossenen Verfahren erstritten. „Bei 43 Prozent der Verfahren ging es um arbeitsrechtliche-, bei 42 Prozent um sozialrechtliche Themen“, erklärte Michael Bürger.

„Vor allem sozialrechtliche Streitigkeiten mit JobCenter und Krankenkassen haben deutlich zugenommen“. Mit 631 anstehenden Verfahren ist Verdi in dieses Jahr eingestiegen.

Zum Mitgliederbestand: Der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft gehören 42.572 Mitglieder an, 249 weniger. Für das leichte Minus von 0,58 Prozent macht Michael Bürger „finanzielle Gründe“ verantwortlich. Dies zumindest hätten die ausgetretenen Mitglieder nach Befragung als Hintergrund angegeben.

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