5737 Ukrainer:innen - darunter rund 1900 Kinder -  leben in Dortmund

Unterbringung Geflüchteter: „Bei Wohnraum haben wir eine relativ entspannte Situation“

Die Fans aus der Ukraine konnten im Stadion bei Benefizspiel BVB gegen Kiew unbeschwerte Stunden genießen.
Blau-gelb statt schwarz-gelb präsentierte sich der Signal-Iduna-Park. In der Gesamtstadt ist die Ukraine nicht so sichtbar – 5737 Geflüchtete leben offiziell in Dortmund – hinzu kommen die Menschen, die in Landeseinrichtungen untergebracht sind. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Es ist eine Aussage mit Seltenheitswert, aber auch sehr speziell gemeint: „Bei der Nachfrage nach Wohnraum haben wir eine relativ entspannte Situation“, sagt Dortmunds Stadtdirektor Jörg Stüdemann. Allerdings gilt dies nur für die Unterbringung der Geflüchteten aus der Ukraine, „weil sie nicht in großen Quantitäten zu uns gekommen sind in den vergangenen Wochen“, berichtet der Liegenschaftsdezernent.

Die Stadt hält zehn Gemeinschaftseinrichtungen für Geflüchtete vor

Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

5737 Geflüchtete – darunter rund 1900 Kinder –  aus der Ukraine hat die Stadt Dortmund an die Bezirksregierung in Arnsberg vor dem vergangenen Wochenende gemeldet. Hinzu kommen noch jene, die in Landeseinrichtungen auf dem Dortmunder Stadtgebiet untergebracht sind.

Einen verstärkten Zuzug hat es in den Osterferien nicht gegeben. Daher kommt die Stadt aktuell mit der Unterbringung von Ukrainer:innen in den städtischen Unterkünften gut hin, da ihr größter Teil in Privatwohnungen lebt. „Nur“ knapp 500 befinden sich derzeit in städtischen Einrichtungen. 

Selbst wenn sich nach und nach mehr Menschen melden sollten, weil eine private Unterbringung auf die Dauer nicht möglich ist, gibt es derzeit noch ausreichend Kapazitäten in städtischen Übergangseinrichtungen. Denn schrittweise werden weitere Einrichtungen ans Netz gehen. 

Das ehemalige Clearinghaus der AWO am Holzheck in Eving ist bezugsbereit.
Das ehemalige Clearinghaus der AWO am Holzheck in Eving ist bezugsbereit. Foto: Joel Reimer für Nordstadtblogger.de

Insgesamt zehn Gemeinschaftsunterkünfte sollen reaktiviert oder neu eingerichtet werden, darunter die ehemaligen Hauptschulen am Ostpark und in Derne sowie das ehemalige Kreiswehrersatzamt in der Leuthardstraße. Die erste Einrichtung geht in wenigen Tagen in Betrieb, die anderen in sechs Wochen bzw. in zwei Monaten. 

Die Herausforderung wird sein, Geflüchtete längerfristig in Wohnungen unterzubringen. Denn der Wohnungsmarkt in Dortmund ist – insbesondere im bezahlbaren Segment – sehr angespannt. Ebenso muss ihre Integration bewerkstelligt werden – insbesondere die Schaffung von Schul- und Kitaplätzen. Keine leichte Aufgabe.

Viele Angebote von Wohnungseigentümer:innen – Stadt kam kaum hinterher 

Die Ukrainer:innen konnten beim Benefizspiel BVB gegen Kiew unbeschwerte Stunden genießen.
Die Ukrainer:innen konnten beim Benefizspiel BVB gegen Kiew unbeschwerte Stunden genießen. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Die positive Nachricht: Es stehen prinzipiell viele Wohnungen zur Verfügung, die der Stadt von Privatleuten bzw. Wohnungsgesellschaften angeboten wurden. Hier ist die Stadtverwaltung im Rückstand, auf die zahlreichen Offerten vergangener Wochen zu reagieren – wofür sich Stüdemann ausdrücklich im Namen der Stadt entschuldigt und sich für die Angebote bedankt.

„Wir haben noch nicht mit allen Eigentümern Kontakt aufnehmen können. Es tut uns sehr leid, es gab viel zu tun in kürzester Zeit. Daher hat sich die Kontaktaufnahme verzögert. Aber wir sind dankbar und freuen uns“, sagte er mit Blick auf die Hilfsbereitschaft von Eigentümer:innen und Wohnungswirtschaft.

Foto: Joel Reimer für Nordstadtblogger.de

Liegenschaftsverwaltung und Wohnungsamt prüfen derzeit die Angebote – nicht nur dahingehend, ob die betreffenden Liegenschaften geeignet sind für die Unterbringungen von Geflüchteten und Familien. Es geht auch darum, ob die „Angemessenheitskritierien“ erfüllt sind – sprich: Die Stadt könne „keine überteuerten Wohnungen nehmen für Menschen, die Transferbezieher sind oder werden“, erklärt Jörg Stüdemann. 

Er geht davon aus, dass die Stadt „in ein bis zwei Wochen“ alle Anfragen abgearbeitet haben wird und mit der Unterbringung von Familien bzw. Einzelpersonen fortfahren kann. 

Sollte die Zahl der Geflüchteten deutlich ansteigen bzw. die Stadt weitere Ukrainer:innen zugewiesen bekommen, stehen zusätzliche Einrichtungen für deren Einquartierung zur Verfügung. Konkret könnten jeweils 300 Menschen ad hoc in der Westfalenhalle 6 sowie an der Sckellstraße untergebracht werden. 

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Reaktionen

  1. Stammtisch für Ukrainer*innen im WHH (PM)

    Sie sind 50 Jahre oder älter? Dann kommen Sie, gerne auch mit Ihren Gastfamilien, bei uns vorbei und treffen sich mit anderen Ukrainer*innen zum Austausch. Finden Sie Freunde und Freundinnen und fühlen sich wohl. Wir bieten Ihnen einen geschützten Raum, indem Sie bei Kaffee und Tee zur Ruhe kommen können. Der Stammtisch findet immer mittwochs, ab dem 04. Mai von 14 bis 17 Uhr im Wilhelm-Hansmann-Haus, Märkische Straße 21, 44141 Dortmund statt und ist kostenlos.

  2. „Die Schatten des Imperiums“: Vortrag im Stadtarchiv über Russland und den Ukraine-Krieg (PM)

    „Russland und der Ukraine-Krieg“ lautet das nächste Thema in der Vortragsreihe des Historischen Vereins und des Stadtarchivs Dortmund: Martin Aust, Professor für osteuropäische Geschichte und Kultur an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, spricht am Donnerstag, 5. Mai, 19 Uhr im Stadtarchiv Dortmund (Märkische Str. 14) über „Die Schatten des Imperium“. Der Eintritt ist frei.

    Nach der Auflösung der Sowjetunion 1991 sah sich Russland mit einem doppelten imperialen Erbe konfrontiert: dem des Zarenreiches, das 1917 untergegangen war, und jenem der Sowjetunion. In der Politik, den Medien und den Wissenschaften Russlands gab es unterschiedliche Stimmen, wie mit diesem Erbe umgegangen werden könnte. Einige empfanden es als eine Last, andere als Chance, und wieder andere träumten von der Wiederherstellung des Imperiums.

    Lange Zeit blieb unklar, welche strategischen Interessen Russland mit den Regionalkonflikten in Transnistrien, Abchasien und Ossetien verfolgen würde. Nach Russlands Annexion der Krim und seinem unerklärten Krieg im Donbass 2014 gibt der Überfall Russlands auf die Ukraine seit dem 24. Februar 2022 nun eine eindeutige Antwort auf die Frage nach dem Umgang mit dem imperialen Erbe: Putin strebt eine Wiederherstellung des Imperiums an.

    Die Ukraine verteidigt ihre nationale Unabhängigkeit gegen das einstmalige imperiale Zentrum Moskau. Der Vortrag ordnet den russisch-ukrainischen Krieg und die zurückliegenden drei Jahrzehnte russischer Suche nach dem Umgang mit dem imperialen Erbe in den größeren historischen Kontext von Imperien, Postimperialität und Dekolonisation ein.

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