Knapp 650 Personen werden im BVB-Stadion zu „Zweitzeug:innen“

Um vor dem Vergessen zu bewahren erzählt Holocaust-Zeitzeugin Eva Weyl ihre Geschichte

Holocaust-Zeitzeugin Eva Weyl erzählt ihre Geschichte im BVB-Stadion.
Die Holocaust-Überlebende Eva Weyl erzählte im BVB-Lernzentrum vor 650 Zuhörer:innen ihre Geschichte. Foto: Dominik Fehr

Eine besondere Veranstaltung fand jetzt im BVB-Stadion statt: Ein Gespräch mit der Holocaust-Zeitzeugin Eva Weyl. Ihre Geschichte hörten knapp 650 Personen, darunter viele Kinder und Jugendliche. Vor Ort waren drei Schulklassen aus Dortmund. Auch an Bildschirmen zu Hause verfolgten unzählige weitere Klassen sowie Einzelpersonen aus dem Raum Dortmund die Veranstaltung. Sie wurden alle zu „Zweitzeug:innen“ der Holocaust-Zeitzeugin.

„Wir sind äußerlich verschieden, aber innen gleich“

Mittels Schriftdolmetscherinnen, die live Untertitel bereitstellten, konnte die Veranstaltung einem breiteren Publikum, etwa Schüler:innen mit dem Förderschwerpunkt Hören, zugänglich gemacht werden. Eva Weyl ist Überlebende des Lagers Westerbork.

Ein Bild aus der Gedenkstätte Westerbork. Archivfoto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Sie wurde am 7. Juni 1935 in Arnheim in den Niederlanden geboren. Nach dem Krieg studierte Eva Weyl in den USA und in der Schweiz. Heute lebt sie in Amsterdam und erzählt jedes Jahr vielen jungen Menschen ihre Geschichte, um sie vor dem Vergessen zu bewahren.___STEADY_PAYWALL___

“Wir sind äußerlich verschieden, aber innen gleich”, lautete eine ihrer wichtigsten Botschaften. Im Anschluss an ihre Erzählung hatten die Jugendlichen die Gelegenheit, Eva Weyl Fragen zu stellen. Auch die online zugeschalteten Schüler:innen beteiligten sich rege.

Eva Veyls Besuch ist „ein echtes Highlight in 19 Jahren Arbeit am Lernort Stadion“

Viele der Jüd:innen wurden aus dem Lager Westerbork nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Archivfoto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

So fragten die Schüler:innen nach unterschiedlichsten Aspekten von Eva Weyls Leben, beispielsweise nach den Gefühlen der Zeitzeugin nach der Befreiung und nach dem Umgang ihrer Nachkommen mit der Geschichte.

„Wir sind sehr dankbar, dass Eva Weyl nach Dortmund gekommen ist, um ihre Geschichte mit uns zu teilen. Es ist etwas sehr Besonderes und Berührendes, ihr zu lauschen“, sagt Anna Vögeding, Bildungsreferentin bei ZWEITZEUGEN e.V..

Auch Johannes Böing, Leiter des BVB-Lernzentrums, zieht ein positives Fazit: „Der Besuch von Eva Weyl war uns eine große Ehre und ein echtes Highlight in 19 Jahren Arbeit am ‘Lernort Stadion’.“

Gefördert wurde die Veranstaltung durch die Deutsche PostCode Lotterie, die Signal Iduna Gruppe und die BVB-Stiftung „Leuchte auf!”.

 

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Reaktionen

  1. Erinnern mit Zweitzeugen: Antisemitismus im Herzen der Fußball-Stadien bekämpfen – Land NRW fördert Bildungsangebote im Fußball bis 2026 (PM)

    Die große Strahlkraft des Fußballsports spricht viele Kinder und Jugendliche an. Der Verein Zweitzeugen e.V. ist bereits seit einigen Jahren mit dem Projekt „Zweitzeug*innen im Fußball“ in den Lernzentren der großen Stadien unterwegs und erzählt die Geschichten von Holocaust-Überlebenden.

    Dabei spielen nicht nur Diskriminierung, Verfolgung und Verlust eine Rolle, sondern auch die Hobbys, Freundschaften und Träume der Überlebenden. So schafft der Verein Identifikationsmomente für Kinder und Jugendliche, die einen ersten niederschwelligen Zugang zur Zeit des Nationalsozialismus erhalten und als Zweitzeug*innen die Geschichten weitererzählen.

    „Wir möchten junge Menschen begeistern und befähigen, aktiv zu werden: mitzufühlen, hinzuschauen, zu hinterfragen, zu verstehen und ihren Beitrag gegen Antisemitismus und für eine offene und vielfältige Gesellschaft zu leisten“, so Christina Tacken, Leiterin des Projekts „Zweitzeug*innen im Fußball“. Von Hamburg über die großen Stadien im Westen bis nach Nürnberg gab es in den letzten Jahren Angebote des Vereins, bei denen knapp 3.000 Kinder und Jugendliche zu neuen Zweitzeug*innen wurden. Dabei ist die Nachfrage sogar noch deutlich höher.

    Aktuell fördert das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKJFGFI) bis Juni 2026 Bildungsangebote an außerschulischen Lernorten im Fußball.

    „Es freut mich sehr, dass nun die Möglichkeit besteht, die wichtige Arbeit des Zweitzeugen e.V. stärker in die Breite zu tragen“, so Kinder- und Jugendministerin Josefine Paul. „Denn als Gesellschaft ist es unsere Pflicht, gerade für junge Menschen eine alltagsnahe Vermittlung über die Schrecken nationalsozialistischer Verfolgung und der Shoa sicherzustellen und dabei insbesondere die Geschichten der Überlebenden ins Zentrum zu rücken. Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit dürfen in Nordrhein-Westfalen keinen Platz haben – auch dieses Signal setzen wir mit unserer Projektförderung von Zweitzeugen im Fußball.“

    Konkret bedeutet das für Lernorte, Fanprojekte und Vereine in NRW: Sie haben die Möglichkeit, kostenfrei Zweitzeugen-Workshops oder auch die Wanderausstellung „Werde Zweitzeug*in“ zu sich zu holen. Um die Angebote dann langfristig im Vereinsleben zu verankern, können Mitarbeitende der Lernorte, Fanprojekte, der Vereine und weitere Interessierte eine Qualifizierung durchlaufen, um selbstständig Projekte gegen Antisemitismus und Diskriminierung mit ihrer Zielgruppe umzusetzen.

    Bei der Auftaktveranstaltung am 30. November 2023 im Fußballmuseum Dortmund stellt der Verein Projekt- und Kooperationsmöglichkeiten für Fanprojekte und Lernorte in NRW vor. Beginn: 15.00 Uhr (Dauer ca. 3 Stunden)

    HINTERGRUND

    ZWEITZEUGEN e.V. erzählt in analogen wie digitalen Bildungsprojekten aus der Zeit des Nationalsozialismus und ermöglicht – persönlich und einfühlsam – Lebensgeschichten Holocaust-Überlebender kennenzulernen und diese zu bewahren. Der Verein sensibilisiert (junge) Menschen in Workshops, Ausstellungen, Vorträgen und auf Veranstaltungen für Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Sie werden ermutigt, die Geschichten als zweite Zeugen – als Zweitzeugen – weiterzugeben, selbst aktiv zu werden und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

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