Trockenperioden bedrohen die heimische Fluss-Fauna – Neunstachliger Stichling fühlt sich an der Emscher wohl

Der Neunstachlige Stichling ist in der Escher zu Hause. Foto: Bernd Stemmer/ EGLV
Der Neunstachlige Stichling ist in der Emscher zu Hause. Foto: Bernd Stemmer/ EGLV

Im vergangenen Jahr sorgte der „Dreistachlige Stichling“ als Fisch des Jahres 2018 für Furore – in diesem Jahr setzt die Emschergenossenschaft noch einen drauf und stellt zum offiziellen „Tag des Fisches“ am 22. August den „Neunstachligen Stichling“ vor. Der Fisch lebt bevorzugt in an Wasserpflanzen reichen Flüssen und Bächen mit niedrigem Wasserstand und langsamer Fließgeschwindigkeit – so wie an der bereits umgebauten Emscher in Dortmund-Deusen.

Emschergenossenschaft betrachtet den bereits eintretenden Klimawandel mit Sorge

Die schonende Elektrobefischung zeigt, dass die Groppe in der Escher an vielen Stellen wieder heimisch ist.
Die schonende Elektrobefischung zeigt, dass die Groppe in der Emscher an vielen Stellen wieder heimisch ist.

Dieser Umstand rettet ihn gerade in heißen Trockenperioden, in denen neuerdings immer mehr Gewässer eine geringe Wasserführung aufweisen oder sogar trockenfallen. Diese Entwicklung beobachtet die Emschergenossenschaft vor dem Hintergrund des bereits eintretenden Klimawandels mit Sorge.

Der Neunstachlige Stichling, der aufgrund einer Maximallänge von fünf bis sieben Zentimetern auch Zwergstichling genannt wird, ist zwar eher ein Neunstachliger Winzling, gilt aber aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit als wahrer Überlebenskünstler – denn er kommt in Gewässerabschnitten vor, wo vielen Fischarten ein Überleben kaum mehr möglich ist.

So zählen sogar sumpfige Quell- bzw. Auenbereiche oder kleine krautreiche Gräben zum Lebensraum dieser Kleinfischart. Hier überdauerte der Neunstachlige Stichling auch das schmutzige Kapitel im Emscher-Gebiet, in dem zahlreiche Gewässerabschnitte im Zuge der Industrialisierung als offene Schmutzwasserableiter genutzt wurden.  Das hat neben seinem dreistachligen Verwandten nur noch die Emscher-Groppe geschafft.

Revitalisierung der Emscher wird mehr als fünf Milliarden Euro kosten

In Dortmund lassen sich auch wieder Forellen entdecken. (Quelle: EGLV)
In Dortmund lassen sich auch wieder Forellen in der Emscher entdecken. Fotos: EGLV

Vor dem Hintergrund des Generationenprojekts Emscher-Umbau dürften nun aber auch für den Neunstachligen Stichling bessere Zeiten anbrechen. Seit 1992 arbeitet die Emschergenossenschaft an der Revitalisierung der Emscher-Gewässer. Mehr als fünf Milliarden Euro werden in die Aufwertung der einst geschundenen Flusslandschaft investiert.

Die ökologischen Erfolge des Emscher-Umbaus können jedoch auch schnell wieder in Gefahr geraten. Seit 2018 beobachtet die Emschergenossenschaft intensive Trockenperioden und Heißzeiten, die den Gewässern zu schaffen machen. Bachläufe drohen trockenzufallen, für die gerade erst zurückgekehrte Fluss-Fauna ist dies lebensbedrohlich.

Erschwerend hinzu kommt, dass sich die Grundwasserstände noch nicht von dem vorherigen Jahrhundert-Sommer 2018 erholt haben. Inzwischen wird deutlich, dass bereits weitaus kürzere Trockenperioden ausreichen, um bedrohliche Wasserstandsabsenkungen in den Gewässern zu verursachen.  In der Folge ist damit die gesamte Gewässerlebewelt ernsthaft bedroht. Besonders schnell sind Fische betroffen, da diese auf höhere Wasserstände und sauerstoffreiches Wasser in besonderem Maße angewiesen sind.

Was in der Emscher schwimmt: von der Bachforelle bis zur „Emscher-Groppe“ 

In der Emscher bei Dortmund ist vor einigen Jahren sogar wieder die Bachforelle nachgewiesen worden. Auch die Wiederansiedlung der Emscher-Groppe in mehreren renaturierten Gewässern des Emscher-Systems lief äußerst erfolgreich. Nach über 100 Jahren vermehren sich inzwischen wieder Groppen in den Emscher-Läufen. Der Bestand der „Emscher-Groppe“ kann nun als gesichert angesehen werden.

Nachgewiesen wurde der Fisch unter anderem in diesen Gewässern: Boye in Bottrop, Deininghauser Bach in Castrop-Rauxel, Ostbach in Herne, Läppkes Mühlenbach an der Stadtgrenze Oberhausen und Essen, Borbecker Mühlenbach in Essen, Landwehrbach in Castrop-Rauxel und Herne, Roßbach in Dortmund, Emscher und Hörder Bach in Dortmund.

„Der ökologische Umbau des Emscher-Systems schreitet gut voran – vermehrt kehren nun wieder Fische in die einst nahezu biologisch toten Gewässer zurück!“, sagt Gunnar Jacobs, Gewässer- und Landschaftspfleger bei der Emschergenossenschaft und Experte für Artenschutz und Fische.

 

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