Stadt- und Landesbibliothek Dortmund: Dr. Johannes Borbach-Jaene ist neuer Chef über mehr als eine Million Medien

Dr. Johannes Borbach-Jaene (47) leitet die Stadt- und Landesbibliothek am Königswall. Foto: Joachim vom Brocke
Dr. Johannes Borbach-Jaene (47) leitet die Stadt- und Landesbibliothek am Königswall. Foto: Joachim vom Brocke

Von Joachim vom Brocke

Dr. Johannes Borbach-Jaene ist in der Stadt- und Landesbibliothek längst kein Unbekannter mehr. Nach 16 Monaten kommissarischer Leitung ist er nun offiziell Chef in dem markanten Gebäude am heutigen Max-von-der-Grün-Platz (früher Königswall) und damit Herr über rund eine Million unterschiedlichster Medien. Der Bibliothekar ist Nachfolger von Ulrich Moeske, der im Oktober 2014 in Ruhestand gegangen ist. Bereits 2011 begann Johannes Borbach-Jaene seine Arbeit in Dortmund – zunächst als Leiter der Zentralbibliothek.

Bücherei in die moderne Zukunft führen –  video2brain: Weiterbildung vom Sofa aus

Seine Aufgabe wird es sein, die Stadt- und Landesbibliothek „in eine hochmoderne Zukunft zu führen“, sagte Stadtdirektor und Kulturdezernent Jörg Stüdemann bei der offiziellen Vorstellung. Damit meinte Stüdemann vor allem die vielseitigen Veränderungen und Vernetzungen in der digitalen Kommunikation und Vernetzung.

Eine Herausforderung, der sich Johannes Borbach-Jaene stellen wird. Denn die Bibliothek ist schon längst dabei, sich von einer reinen Ausleihstation für Medien zu einem digitalen, teils virtuellen Lern- und Arbeitsort zu wandeln.

Als Beispiel führte der Bibliothekschef das vom Land unterstützte Projekt „Kreatives Labor“ an, das durch moderne PC-Ausstattung und Anwendungsprogramme vielfältige Arbeitsmöglichkeiten bietet. Bestandteil des Projektes ist unter anderem „video2brain“.

Dieses Programm erlaubt es Nutzerinnen und Nutzern mit Bibliotheksausweis, sich vom heimischen Sofa aus weiterzubilden. „Ein qualitätsgesichertes Produkt“, sagt Borbach-Jaene, „das sehr erfolgreich angelaufen ist“. Bereits in kurzer Zeit habe es 1400 Downloads gegeben.

6000 lehrreiche Stunden und 1500 Kurse online –  Öffentlich zugängliche PC’s sind sehr gefragt

Ulrich Möske ist im Oktober 2014 in Ruhestand gegangen.
Der frühere Bibliotheksleiter Ulrich Möske ist bereits im Oktober 2014 in Ruhestand gegangen.

Mit „video2brain“ stehen mehr als 67 000 Tutorials und Kurse zertifizierter Bildungsanbieter vor allem zu Computer-Software und IT-Themen zur Verfügung. Wie schneidet man seinen Urlaubsfilm? Welche Tricks gibt es bei der Bildbearbeitung? Wie setze ich einen eigenen Blog auf?

Wer seine Bibliotheks-Nutzernummer unter www.stlb.dortmund.de eingibt, hat Zugriff auf Video-Trainings- und Online-Kurse in bester Qualität. Ob es ums Programmieren von Apps geht, um Fragen des Marketings oder um die perfekte Präsentation: Fast 6000 lehrreiche Stunden und 1500 Kurse stehen auf Abruf zur Verfügung.

„Eine große Nachfrage gibt es in der Stadtbibliothek auch an öffentlich zugänglichen PC’s oder Rechnern mit Druckerausstattung für Uniarbeiten oder für die Bewerbung“, erläutert der Büchereichef. Doch nach wie vor werden Bücher angeschafft.

Vor allem das klassische Jugend- oder Kinderbuch seien nach wie vor „sehr stark gefragt“. Hilfe bei wissenschaftlichen Büchern oder Fachinformationen für Studierende gehört darüber hinaus zu den Aufgaben der Mitarbeiter; dazu zählen ebenso Beiträge zur Regionalgeschichte.

Internationale Fachmagazine elektronisch vorhanden

Mit der Kundennummer können registrierte Büchereinutzer auch E-Books und E-Audios auf ihren E-Readern zu Hause nutzen – sowohl Belletristik als auch Fachbücher aus den Gebieten Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Pädagogik, Psychologie, Geschichte und Medizin.

Viele können dauerhaft als pdf-Datei heruntergeladen werden. Internationale Fachmagazine stehen elektronisch zur Verfügung – von „Sport und Gesellschaft“ über die „Theologische Rundschau“ bis zu „Neue Kriminalpolitik“.

OberstufenschülerInnen und Studierende nutzen Angebote

Wer wissenschaftlich arbeitet, muss heute nicht mehr tagelang in Bibliotheken verschwinden. In der Stadt- und Landesbibliothek lernen Schülerinnen und Schüler, online Literatur zu recherchieren und zitierbare Quellen in Büchern und Aufsätzen zu finden, ohne den Schreibtisch zu Hause zu verlassen.

Um die Jugendlichen in der (Online)-Literaturrecherche einzuführen, hat die Stadt- und Landesbibliothek Schulungen konzipiert, die von den Schulen dankbar angenommen werden. Die Dortmunder Bibliothek ist übrigens deutschlandweit führend als Anbieter solcher Kurse, die jährlich allein von rund 3500 Oberstufenschülern und Studierenden wahrgenommen werden – aber auch von vielen anderen Lernenden und Arbeitenden, zum Beispiel in beruflicher Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Ein breites Arbeitsfeld wartet auf Dr. Johannes Borbach-Jaene. Der 47-Jährige Familienvater von drei Kindern, der seit 1999 in Dortmund lebt, studierte Biologie an der Universität Osnabrück und promovierte mit einer Arbeit über arktische Gänse an der Nordwestdeutschen Küstenlandschaft.

Anschließend absolvierte er ein Fernstudium der Bibliothekswissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin. Bevor er 2011 nach Dortmund kam, arbeitete er an der Universitätsbibliothek Paderborn.

 Mehr Informationen:

  •  www.stlb.dortmund.de
  • Auf der Internetseite gibt es zudem alle Informationen über Öffnungszeiten und Gebührenregelung.
  • Die neue Leiterin des Instituts für Zeitungsforschung beginnt am 15. August ihre Arbeit in Dortmund.
  • Alle weiteren Einrichtungen (Fritz-Hüser-Institut, Artothek, Handschriftensammlung) bleiben bestehen.
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Reaktionen

  1. StLB

    Medien zu den Menschen bringen: BewerberInnen für Bundesfreiwilligendienst in der Bibliothek gesucht

    Der Mobile Bibliotheksdienst bringt Medien zu den Menschen: Wer aus Altersgründen oder wegen einer Behinderung nicht in die Bibliothek kommen kann, wird vom mobilen Dienst mit Lesestoff, Hörbüchern oder anderen Medien versorgt. Dafür werden junge Leute unter 25 Jahren gesucht, die ihren Bundesfreiwilligendienst ab 1. August 2016 in der Stadt- und Landesbibliothek absolvieren möchten.
    Gute Voraussetzungen für die Vollzeitstelle beim Mobilen Bibliotheksdienst sind Lust auf Teamwork, soziale Kompetenz, Selbstständigkeit, Interesse an Büchern und Bibliotheken sowie Spaß am Autofahren. Weitere Informationen gibt es telefonisch unter (0231) 50-23226. Bewerbungen mit Lebenslauf gehen per Mail an hwirtz@stadtdo.de

  2. Schlange stehen war einmal: Zentralbibliothek hat nun eine automatische Medienrückgabe (PM)

    Wer seine Medien in der Zentralbibliothek zurückgeben will, muss sich ab sofort nicht mehr in die Schlange stellen: In der Stadt- und Landesbibliothek ist die automatische Medienrückgabeanlage in Betrieb gegangen. Kund*innen können nun ihre Bücher, Filme oder CDs zurückzugeben, indem sie sie auf ein laufendes Band legen. Möglich macht es die Bestückung der Medien mit RFID-Transpondern (Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen). Nach der selbstständigen Ausleihe von Medien ist damit nun auch die Rückgabe ohne persönlichen Kontakt möglich. Die Mitarbeiter*innen gewinnen dadurch mehr Zeit für Beratungen und anderen Kundenservice.

    Die Anlage befindet sich direkt im Eingangsbereich der Zentralbibliothek und ist leicht zu bedienen. „Man legt die Medien nach und nach in die Öffnung aufs Band und bekommt grünes Licht, wenn das nächste Medium folgen kann. Am Ende gibt es eine Quittung – so ähnlich wie bei der Pfandflaschenrückgabe“, sagt Dr. Johannes Borbach-Jaene, Direktor der Stadt- und Landesbibliothek.

    Die Anlage nimmt die Medien jedoch nicht nur entgegen, sondern transportiert sie ins Untergeschoss und sortiert sie auch gleich fürs Wiedereinräumen vor. Sie besteht aus 14 elektrisch höhenverstellbaren Abwurfcontainern, acht Sortiermodulen und sieben Transportbändern sowie einem Aufzug. Für den Einbau hatte die Bibliothek im Sommer drei Wochen lang geschlossen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 475.000 Euro. Das Ministerium für Kultur- und Wissenschaft des Landes NRW hat den Einbau der Anlage mit 283.640 Euro gefördert.

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