Spritze statt Konzertgenuss: Die „Warsteiner Music Hall“ wird das Impfzentrum für Dortmund – 2400 Impfungen pro Tag

Die Feuerwehr hat mit dem Aufbau des Impfzentrums in der „Warsteiner Music Hall“ begonnen. Fotos: Alex Völkel
Die Feuerwehr hat mit dem Aufbau des Impfzentrums in der „Warsteiner Music Hall“ begonnen. Fotos: Alex Völkel

„Wie sie sehen, sehen sie nichts.“ Wer beim Ortstermin für das neue Impfzentrum in der „Warsteiner Music Hall“ erwartet hatte, zumindest das halbwegs fertige Zentrum zu sehen, wurde enttäuscht. Außer einigen Holzstapeln ist vom künftigen Impfzentrum noch nichts zu sehen. Die Feuerwehr hat heute mit dem Aufbau begonnen und möchte damit bis Weihnachten fertig sein.

Zu Beginn nur Impfstoff für 23.000 Personen – allein 40.000 Beschäftigte in Medizin und Pflege

Gefühlt gibt es auch für die vom Krisenstab eingesetzte „Arbeitsgruppe Impfen“ mehr offene Fragen als Antworten. Denn Land und Bund hüllen sich in wichtigen Fragen in Schweigen. So ist weder klar, wieviele Impfdosen es zu welchem Zeitpunkt gibt, noch wer bevorzugt geimpft werden soll.  ___STEADY_PAYWALL___

Klar scheint nur, dass die bisher zugesagten Impfdosen im ersten Durchgang nur für 23.000 Menschen in Dortmund reichen. Aber allein im medizinisch-pflegerischen Bereich arbeiten rund 40.000 Menschen – von den kranken bzw. besonders schutzbedürftigen Personen mal ganz abgesehen. 

Gesundheitsdezernentin Birgit Zoerner nimmt dies in ihrer gewohnt ruhigen Art zu Kenntnis: „Der Weg zurück in die Normalität wird ein langer werden, ist aber ohne Impfen nicht vorstellbar“, machte sie beim Ortstermin in der „Warsteiner Music Hall“ deutlich. Statt 3000 Konzertgästen werden hier in den kommenden Monaten Impfungen stattfinden.

Im Zentrum sollen 2400 Impfdosen täglich verabreicht werden und 800 durch mobile Teams

Tobias Schmolla (Mitarbeiter in der Abteilung Gefahrenabwehr und Technik der Feuerwehr)

Das Impfzentrum wird eine Gemeinschaftseinrichtung von Stadt und Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) unter städtischer Gesamtleitung. Die Stadt muss sich um die Organisation und Logistik kümmern, die KVWL um das medizinische Personal. Zuständig wird das Zentrum nur für Dortmund sein – jeder Kreis bzw. jede kreisfreie Stadt in NRW wird mindestens ein Impfzentrum bekommen. 

In Dortmund plant man mit einem Zentrum, in dem zehn parallele „Impfstraßen“ mit der dazugehörigen Infrastruktur betrieben werden sollen. Das würde reichen, um täglich 2400 Menschen eine Impfdosis zu verabreichen. Denn in jeder der Straßen sollen pro halbe Stunde zehn Menschen durchgeschleust werden, erklärt Tobias Schmolla von der Feuerwehr Dortmund.

Allerdings muss jeder Mensch binnen von zwei Wochen zwei Mal geimpft werden – daher sind die Kapazitäten auf einen „Langstreckenlauf“ ausgelegt. Neben der stationären Einrichtung auf Phoenix-West wird es auch mobile Impfteams geben, die beispielsweise in Krankenhäuser und Altenheime gehen. Sie sollen zusätzliche 800 Dosen pro Tag verimpfen, berichtet Holger Herlinghaus vom Rettungsdienst der Feuerwehr, zugleich auch Leiter der „AG Impfen“.

„Warsteiner Music Hall“ bietet optimale Bedingungen für den Ablauf eines Impfzentrums

Holger Herlinghaus (Leiter der AG Impfen/ Stellvertretender Leiter des Geschäftsbereiches Rettungsdienst der Feuerwehr Dortmund)

Täglich von 8 bis 20 Uhr soll das Zentrum – sieben Tage die Woche – die Corona-Impfungen vornehmen. Wann begonnen werden kann, steht noch in den Sternen. Bis es losgehen kann, sind noch viele Dinge zu klären.

Dazu gehört auch die Lagerung und Verabreichung des Impfstoffs, der bei mindestens -70 Grad Celsius gelagert werden muss. Wie schnell dieser verarbeitet und verabreicht werden muss, ist insbesondere für die mobilen Teams ein limitierender Faktor. 

Doch mit der „Warsteiner Music Hall“ glauben die Verantwortlichen, den perfekten Ort gefunden zu haben. Denn in der relativ neuen Konzerthalle – sie zählt zu den modernsten ihrer Art in Europa – gibt es nach Ansicht der Stadt optimale Bedingungen, so Herlinghaus.

Sicherheitsdienst soll für einen geordneten Ablauf sorgen – und den Schutz des Impfstoffs

Dr. Frank Renken (Leiter des Gesundheitsamtes)

So ist neben dem großen Raumangebot mit den notwendigen Nebenräumen, einer modernen Belüftungsanlage auch die Möglichkeit zur Einrichtung eines Einbahnstraßensystems gegeben. Aber auch die verkehrliche Anbindung sowohl für ÖPNV als auch mit Blick auf Parkplätze sprachen für die Konzerthalle. 

Dort wird es dann auch ein Sicherheitskonzept geben –  sowohl um den sicheren und störungsfreien Ablauf zu gewährleisten, wie auch den Schutz des gelagerten Impfstoffs – hier ist die Stadt auch mit der Polizei im Gespräch. Ein Sicherheitsdienst wird ohnehin beauftragt werden. Sie werden für einen geordneten Ablauf sorgen – und dafür, dass auch nur Menschen mit einem Termin ins Impfzentrum kommen.

Denn Druck und Diskussionen wird es geben: Der Beginn der Impfungen werde „durch einen Mangel an Impfstoff geprägt sein“, dämpft Dr. Frank Renken, der Leiter des Gesundheitsamtes, die überzogenen Hoffnungen auf ein schnelles Impfen und eine zügige Rückkehr zur Normalität. 

Statt Konzerten wird es hier in den nächsten Monaten nur Massenimpfungen geben.
Statt Konzerten wird es hier in den nächsten Monaten nur Massenimpfungen geben.
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