SERIE „Digitale Teilhabe“ in Dortmund: Unerwartete Zahlen: Droht vielen Menschen bei der Digitalisierung das Abseits?

Dr. Bastian Pelka, Wissenschaftler der Sozialforschungsstelle (SFS) in Eving, einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung der TU Dortmund, beschäftigt sich intensiv mit „Digitaler Teilhabe“. 
Dr. Bastian Pelka, Wissenschaftler der Sozialforschungsstelle (SFS) in Eving, einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung der TU Dortmund, beschäftigt sich intensiv mit der „Digitalen Teilhabe“. Fotos: Alex Völkel

Die Digitalisierung ist in aller Munde – kaum ein Arbeits- und Lebensbereich wird nicht von den Veränderungen erfasst. Sie ist nach Meinung vieler ExpertInnen so einschneidend wie die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert. Sie bietet viele Chancen – aber auch Risiken. Die Sorge: Nicht wenige DortmunderInnen könnten durch die rasend schnellen Entwicklungen benachteiligt oder gar abgehängt werden. In einer neuen Serie zum Thema „Digitale Teilhabe“ wollen wir in loser Folge verschiedene Facetten und Sichtweisen des Themas beleuchten.

Verschiedene Gruppen könnten in Dortmund ins digitale Abseits geraten

Die Sozialforschungsstelle der TU Dortmund ist auf dem Gelände der früheren Zeche Minister Stein in Eving.
Die Sozialforschungsstelle der TU Dortmund ist auf dem Gelände der früheren Zeche Minister Stein in Eving angesiedelt

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Ältere Menschen, aber auch solche mit Behinderungen, Sprachproblemen oder fehlenden finanziellen Möglichkeiten könnten zunehmend ins digitale Abseits geraten. Dr. Bastian Pelka, Wissenschaftler der Sozialforschungsstelle (SFS) in Eving, einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung der TU Dortmund, beschäftigt sich intensiv mit dem Thema. 

Ein Befund der Forschung ist die Einsicht, dass „digitale Ausgrenzung“ (oder auch „Digitale Exklusion“) stark mit anderen Faktoren von Benachteiligung zusammenhängt. Dazu zählt Pelka unter anderem die Faktoren niedrige Bildung, niedriges Einkommen und Nicht-Erwerbstätigkeit. 

Da es keine lokalen Daten gibt, versucht er bundesweite Zahlen auf Dortmund „herunter zu brechen“. Je nach Studie und Betrachtungsweise gibt das zwar eine relativ große Spannbreite – aber so oder so ein gravierendes Problem: „In Dortmund dürften zwischen 62.000 und 108.000 Menschen als digital exkludiert gelten“, berichtet Dr. Pelka. 

Er macht sowohl benachteiligte Menschen als auch benachteiligte Stadtteile aus. Zudem gebe es eine hohe Übereinstimmung zwischen Benachteiligung und digitaler Ausgrenzung. „Wer fit ist, macht sich mit Internet noch fitter. Wer sowieso benachteiligt ist, kann das nicht nutzen“, verdeutlicht der Sozialforscher. 

Auch in der analogen Welt hinterlässt die Digitalisierung ihre Spuren

Leerstehende Ladenlokale – der Einzelhandel hat u.a. auch unter dem Online-Handel zu leiden.

Digitale Ausgrenzung bedeutet noch ein anderes Problem: denn wenn immer mehr Käufe und die Abwicklung von Dienstleistungen online passieren, werden analoge Strukturen vor Ort abgebaut. Das Filialennetz von Banken und Sparkassen wird ausgedünnt, außerdem werden immer mehr Geschäfte und Verkaufsstellen geschlossen.

Menschen, die nicht online sind, werden so doppelt beteiligt – die Möglichkeiten vor Ort werden reduziert, im Gegensatz dazu werden sie von kostengünstigeren Angeboten ausgeschlossen, weil sie online keine vergünstigten Tickets oder Reisen buchen oder günstige Handy-, Gas- oder Stromtarife  abschließen können. 

Außerdem werde ich bei der Wohnungs- und Jobsuche als OfflinerIn benachteiligt. Ich finde viele Angebote nicht mehr beziehungsweise erfahre ich (zu) spät davon. Mitunter kann ich mich auf dem klassischen Postweg bei verschiedenen Firmen noch nicht mal mehr bewerben. 

Mehr digitaler Service, aber zeitgleich auch niederschwellige Hilfsangebote

Das Kita-Portal wurde lange herbei gesehnt. Doch es darf nicht der alleinige Zugang zu Kitaplätzen sein.
Das Kita-Portal wurde lange herbeigesehnt. Doch es darf nicht der alleinige Zugang zu Kitaplätzen sein.

Betroffen sein können Ältere, Arme und Obdachlose ohne Zugang zum Internet, Menschen mit Behinderung, die an digitalen Barrieren scheitern, MigrantInnen mit Sprachproblemen oder auch DigitalverweigererInnen.

Auch das digitale Rathaus wie andere Verwaltungsstellen können zwar durch Digitalisierung verbesserte Dienstleistungen bieten. „Doch wer Menschen braucht, wird online benachteiligt“, macht Pelka deutlich. Denn zumindest bisher sind die entsprechenden Hilfestellungen online noch massiv ausbaufähig. Daher warnt Pelka davor, bestimmte Dienstleistungen perspektivisch nur noch digital anzubieten – es brauche immer auch Offline-Angebote. 

Daher plädiert der Sozialforscher dafür, dass dezentrale soziale Lernorte geschaffen oder ausgebaut werden. Stadtteilbibliotheken, Nachbarschafts- und Seniorentreffs sowie Stadtteilzentren können entsprechende Orte sein, wo bislang digital ausgegrenzte Menschen niederschwellig Zugänge und Hilfestellungen bekommen könnten. 

Sozialforscher warnt vor einer Verteufelung der digitalen Möglichkeiten

Dr. Bastian Pelka, Wissenschaftler der Sozialforschungsstelle (SFS) in Eving, einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung der TU Dortmund, beschäftigt sich intensiv mit „Digitaler Teilhabe“. 
Der Dortmunder Sozialforscher Dr. Bastian Pelka beschäftigt sich intensiv mit „Digitaler Teilhabe“.

Pelka plädiert dafür, sich die unterschiedlichen Techniken genau anzuschauen und zu bewerten, für welche Zielgruppe diese digitalen Angebote gut oder schlecht sein können. Als Beispiel nennt er die Schlagwort „Smart Home“ und „Smart Living“.  So können SeniorInnen und Menschen mit Behinderung von digitalen Assistenzsystemen profitieren. 

„Man kann sich also überlegen, wie ich beispielsweise Alexa seniorenfreundlich einrichten kann. So kann ich gesellschaftliche Gräben überwinden“, verweist Pelka auf diese zwar datenschutztechnisch umstrittene, aber verhältnismäßig kostengünstige Möglichkeit eines digitalen Assistenzsystems.

Generell müsse die „Digitale Bildung“ stärker in den Blick genommen werden. Allerdings sieht er beim gleichnamigen Masterplan-Prozess eine Verkürzung auf den Lernort Schule. Ursprünglich beteiligt seien unterschiedlichste Akteure, darunter auch Bibliotheken, VHS und Träger von Fort- und Weiterbildung. 

„Allerdings wurde der Masterplan zunehmend auf den Lernort Schule zugespitzt; andere Lernorte und das Feld der Erwachsenenbildung spielen keine Rolle mehr. Das geht am Leben vorbei“, kritisiert Pelka, der mit Blick auf die unterschiedlichen ausgegrenzten Gruppen eine deutlich breitere Bildungsstrategie kombinbiert mit gesellschaftlichem Lernen begrüßen würde. Auch bei anderen Masterplänen müsste dies berücksichtigt werden.

HINTERGRUND: Der „Digital Index“
    • Der „Digital Index“ der „Initiative D21“ dient bundesweit als beste verfügbare Datenlage. Er unterscheidet zwei Gruppen digital exkludierter Menschen: 
    • „Offliner/innen“ sind Menschen, die das Internet noch nicht einmal „ab und zu“ nutzen. In Deutschland zählen dazu 16 Prozent der Menschen über 14 Jahren.
    • Die Gruppe der „Digital Abseitsstehenden“ setzen sich aus den „OfflinerInnen“ sowie zusätzlich den „Minimal-OnlinerInnen“ zusammen, die das Internet nur sehr geringfügig und funktional begrenzt nutzen. Bundesweit sind das 21 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahren.
    • Wenn man diese Zahlen mangels lokaler Erhebungen auf Dortmund überträgt, gäbe es in Dortmund 82.033 „OfflinernInnen“ und 107.669 „Digital Abseitsstehende“ ab 14 Jahren. 
    • Allerdings müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden: Dazu gehören u.a. die Faktoren niedrige Bildung, niedriges Einkommen und Nicht-Erwerbstätigkeit. Diese fallen in Dortmund sogar noch höher aus als im Bundesvergleich.
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Reaktionen

  1. Digitale Teilhabe: „So wichtig wie Brille oder Schuhe“ (PM AG Freie Wohlfahrtpflege NRW)

    Digitale Teilhabe: „So wichtig wie Brille oder Schuhe“

    Arme und benachteiligte Menschen dürfen nicht zu den Verlierern der Digitalisierung werden, fordert die Freie Wohlfahrtspflege NRW. „Wer über Einkommen und über Computer, Smartphones, WLAN und digitale Kompetenzen verfügt, der hatte es leichter in den vergangenen Monaten“, sagte der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtpflege NRW, Dr. Frank Johannes Hensel, am Donnerstag (15.7.) auf einem Treffen von Menschen mit Armutserfahrung in Köln.

    Die Chancen der Digitalisierung seien riesig, sagte Hensel, und warnte zugleich vor der Gefahr, „dass diejenigen, die nicht mithalten können, weiter ins Abseits geraten“. Es müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden, die soziale Ungleichheiten abbauen. Digitale Geräte und Netzzugang seien existentiell für gesellschaftliche Teilhabe. „Sie werden so wichtig wie eine Brille oder Schuhe“, sagte Hensel. Der Staat müsse Sorge tragen für Ausstattung und Befähigung, das gehöre zur grundgesetzlich verankerten Sicherstellung des Existenzminimums. Es habe sich in der Pandemie bestätigt, dass der Digitalisierungsgrad vom Schul- und Berufsabschluss und vom Einkommen abhängig sei.

    Hensel kritisierte auch ein behördliches Handeln in Corona-Zeiten, wenn im Krisenmodus ausschließlich auf digitale und telefonische Erreichbarkeiten umgeschaltet wurde, dabei aber diejenigen vergessen wurden, die dem nicht folgen konnten. Hensel: „Jobcenter und überhaupt Ämter waren teilweise sehr schwer zu erreichen – kaum eine Chance, Anträge und Missverständnisse zu klären. Andere wiederum haben das besser hinbekommen. Es ist einfach total schwierig, seine Existenz nur per Telefon oder Mailverkehr sichern zu müssen. Mit den dadurch bedingten Unsicherheiten und Ängsten mussten und müssen viele allein zurechtkommen.“

    Wenn immer mehr Verwaltungsabläufe digitalisiert würden – wie es auch das Onlinezugangsgesetz vorsehe –, müsse dennoch sichergestellt bleiben, dass Anträge auch persönlich abgegeben werden können. „Mit der Digitalisierung dürfen keine weiteren Barrieren hochgezogen werden, die die Erreichbarkeit von gesetzlichen Leistungen erschweren. Es muss weiterhin die Gelegenheit geben, ein Anliegen von Angesicht zu Angesicht zu besprechen“, fordert der LAG-Vorsitzende.

    Das 4. Treffen von Menschen mit Armutserfahrung wird am 15.7. von 10-16.00 Uhr in Köln von der LAG Freie Wohlfahrtspflege veranstaltet. Es bringt Menschen mit geringem Einkommen und Armutserfahrung sowie Expert*innen aus Verwaltung und Verbänden zusammen, die sich unter dem Motto #dadrücktderschuh über Schwierigkeiten und Chancen digitaler Teilhabe austauschen.
    http://www.freiewohlfahrtspflege-nrw.de/veranstaltungen

  2. Apple iPhone-Kurs für Senior*innen (PM)

    Das Wilhelm-Hansmann-Haus bietet einen Apple iPhone-Kurs für Menschen ab 50 Jahre an. Die Bedienung des iPhones wird Schritt für Schritt erklärt. Hier werden WhatsApp mit Anhängen und Bildern erstellt, iMessages verschickt und mit Google Maps durch die Welt navigiert. Kalenderfunktion und Adressbuch werden eingerichtet. Alle Basisfunktionen (Installieren und Löschen von Apps, Surfen im Internet) werden erklärt.

    Der Kurs findet ab 8.4.22 jeden Freitag in der Zeit von 9 bis 10.30 Uhr statt. Teilnehmer*innen bringen bitte ihr eigenes iPhone mit der Apple-ID zum Kurs mit. Die Kursgebühr für zehn Kurstage mit je 1,5 Stunden Kursdauer betragen 40 Euro. Anmeldung und Beratung im Wilhelm-Hansmann-Haus, Märkische Straße 21, unter 0231/50-23357.

  3. „Keine Frage des Alters – Digitale Welten einfach erkunden und nutzen“ (PM Seniorenbüro Eving)

    Digitalisierung ist aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Jedoch fühlt sich der Großteil älterer Menschen aus der digitalen Welt ausgeschlossen, da sie entweder nicht über die technischen Geräte und Internetzugänge verfügen oder auch einfach nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.

    Das Seniorenbüro Eving hat deshalb in Kooperation mit Katharina Kirschkowski, Koordinatorin des AWO Digitalisierungsprojekts aus dem Lotte-Lemke-Bildungswerk „Digitale Welten einfach erkunden und nutzen“, sowie Mitarbeiter*innen der Fördiko GmbH Senior*innen in das städtische Begegnungszentrum eingeladen, eine kleine Reise durch digitale Welten zu erleben. Finanziert wird das Projekt durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW im Rahmen des Sonderprogramms „Zugänge erhalten – Digitalisierung stärken“.

    In verschiedenen Kursen und Vertiefungsworkshops lernten die Senior*innen in entspannter Atmosphäre technische Geräte wie Smartphones und Tablets besser kennen und erhielten Beratung zur Nutzung des Internets. Gezeigt wurden beispielsweise digitale Möglichkeiten der Freizeitgestaltung sowie der Organisation von Alltagsangelegenheiten und auch digitale Wege, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und zu bleiben.

    Die Teilnehmer*innen fühlen sich nun sicherer im Umgang mit ihren eigenen Geräten und verbuchen das gemeinsame Projekt als vollen Erfolg. Die Mitarbeiter*innen des Seniorenbüros, Charlotte Wittek und Luisa Brachetti, sowie die Leiterin des städtischen Begegnungszentrums Katharina Steinbeck, sind sich einig, dass es auch zukünftig weitere Angebote zum Thema Digitalisierung für Senior*innen im Stadtbezirk Eving geben soll.

  4. „Wenn man kein Internet hat, ist man von vielen Dingen abgeschnitten“ – Ergebnisse der BAGSO-Umfrage „Leben ohne Internet – geht’s noch?“ (PM)

    Menschen, die keinen Zugang zum Internet haben, stoßen in nahezu allen Lebensbereichen auf Schwierigkeiten. Das ist das Ergebnis der Umfrage „Leben ohne Internet – geht’s noch?“ der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen, an der mehr als 2.300 Menschen ab 60 Jahre teilgenommen haben. Die BAGSO-Studie gibt erstmals einen umfassenden Einblick, welche subjektiven Erfahrungen von Ausgrenzung ältere Erwachsene ohne Zugang zum Internet machen und welche Le-bensbereiche betroffen sind. Besondere Schwierigkeiten bereitet demnach die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung und von Bürgerdiensten sowie des Bankensektors. Betroffen sind nicht nur Ältere, die das Internet gar nicht nutzen, sondern auch diejenigen, deren digitale Kompetenzen für die oft komplexen Anforderungen nicht ausreichen.

    Die Digitalisierung und die damit verbundene Streichung nicht-digitaler Angebote wird auch im Gesundheits- und Pflegebereich als belastend erlebt. Dies betrifft zum Beispiel Arztpraxen, die zur Terminvergabe nur noch schwer telefonisch erreichbar sind, sowie den Zugang zum Impfen und Testen in der Pandemie. Im Freizeit- und Kulturbereich sind Ticketbuchungen ohne Internet kaum noch möglich, genau wie die Buchung von Fahrkarten sowie Fahrplanauskünfte im Bereich Mobilität. Verträge können häufig nur noch digital abgeschlossen werden oder der Abschluss auf dem Papierweg ist mit mehr Kosten verbunden. Aus den Schilderungen der Befragten wird deutlich, dass sie sich dadurch ausgegrenzt und diskriminiert fühlen. Dringend gewünscht und benötigt werden weiterhin klassische Zugangswege: telefonisch, postalische und persönliche Erreichbarkeit und gedruckte Materialien und Formulare.

    „Wer möchte, dass ältere Menschen sich souverän durch das Gesundheits- und Pflegesystem bewegen, durch Techniknutzung länger selbstbestimmt und autonom leben können und als Bürgerinnen und Bürger gut informiert an Gesellschaft und Politik partizipieren, der muss einfache und verständliche digitale Lösungen entwickeln wie auch nicht-digitale Zugänge aufrechterhalten. Die große Zahl von Rückmeldungen auf unsere Umfrage zeigt, wie drängend das Problem ist“, so Regina Görner.

    Die Umfrage „Leben ohne Internet – geht’s noch?“ wurde von der BAGSO von Mai bis Juli 2022 durchgeführt. Kern der Befragung war die offene Frage nach Situationen im Alltag, die ohne Internet Schwierigkeiten bereiten. Der Ergebnisbericht kann unter der Telefonnummer 0228 /24 99 93 – 0 oder online bestellt werden. Er kann zudem unter http://www.bagso.de heruntergeladen werden.

    https://www.bagso.de/fileadmin/user_upload/bagso/06_Veroeffentlichungen/2022/Ergebnisbericht_Leben_ohne_Internet_gehts_noch.pdf

  5. Menschen ohne Internet nicht ausschließen: BAGSO kritisiert Digitalisierungsstrategie der Deutschen Bahn (PM)

    Zum Tag der älteren Generation ruft die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen dazu auf, ältere Menschen bei der fortschreitenden Digitalisierung nicht von Dienstleistungen und Angeboten der Grundversorgung auszuschließen.

    Als Dachverband der Seniorenorganisationen protestiert die BAGSO gegen die Digitalisierungsstrategie der Deutschen Bahn. Reisende können Sparpreise oder eine Bahncard nur noch nutzen, wenn sie ein digitales Kundenkonto haben. Menschen ohne ein solches Konto erhalten von der Deutschen Bahn zum Ablauf ihrer aktuellen Bahncard die Kündigung ihres Abonnements. Die BAGSO fordert die Deutsche Bahn auf, ihre Regelungen so zu ändern, dass weiter alle Menschen die Rabattmöglichkeit beim Bahnfahren nutzen können, egal ob sie Zugang zum Internet haben oder nicht.

    „Die Deutsche Bahn ist mit ihren Angeboten im Regional- und Fernverkehr für viele Seniorinnen und Senioren ein wichtiger Bestandteil zum Erhalt der Mobilität im Alter“, sagte die BAGSO-Vorsitzende Dr. Regina Görner. „Gerade für Menschen mit geringem Einkommen sind Sparangebote und die Bahncard wichtig, um die Bahn im Rahmen ihrer Möglichkeit überhaupt nutzen zu können. Es darf nicht sein, dass Menschen, nur weil sie kein Smartphone besitzen, benachteiligt und von Mobilitätsangeboten ausgeschlossen werden.“

    Von der Digitalisierung der Angebote bei der Deutschen Bahn sind Millionen ältere Menschen betroffen. So nutzen nur 37 Prozent der über 80-Jährigen das Internet und nur rund ein Drittel besitzt ein Smartphone. Betroffen sind auch Internetnutzerinnen und -nutzer, die sich komplexeren digitalen Anforderungen nicht gewachsen fühlen.

    Mit ihrer Aktion „Leben ohne Internet – geht’s noch?“ setzt sich die BAGSO dafür ein, dass ein Leben ohne Internet vor allem bei öffentlichen Dienstleistungen gleichberechtigt möglich ist. Ziel ist es, für die Schwierigkeiten zu sensibilisieren, die Menschen ohne Zugang zum Internet haben. Die BAGSO ruft zudem Seniorenorganisationen und Seniorengruppen in Städten und Gemeinden dazu auf, für gute Lösungen vor Ort einzutreten. So sollte es in jeder Kommune eine Anlaufstelle geben, die bei der Nutzung digitaler Dienste unterstützt.

    Kostenfreie Materialien und weitere Informationen zur Aktion „Leben ohne Internet – geht’s noch?“ gibt es unter http://www.bagso.de/gehtsnoch und unter der Telefonnummer 0228/24 99 93 56.

    Über die BAGSO

    Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen vertritt die Interessen der älteren Generationen in Deutschland. Sie setzt sich für ein aktives, selbstbestimmtes und möglichst gesundes Älterwerden in sozialer Sicherheit ein. In der BAGSO sind mehr als 120 Vereine und Verbände der Zivilgesellschaft zusammengeschlossen, die von älteren Menschen getragen werden oder die sich für die Belange Älterer engagieren.

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