„Rosaglühen“ auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt

„Go-Gärtchens Glühweinstand“ ist jeden Donnerstagabend  Treffpunkt der schwul-lesbischen Community.
„Go-Gärtchens Glühweinstand“ ist Donnerstagabends Treffpunkt der schwul-lesbischen Community. Foto: privat

CSDVon Joachim vom Brocke

„Rosaglühen“ heißt es ab heute wieder zu Weihnachtsmarktzeiten. Denn „Rosaglühen“ zieht seit Jahren an jedem Donnerstag die Fans an. Wohin? Zu „Go-Gärtchens Glühweinstand“ gegenüber von Saturn, im Schatten der Petrikirche. Immer zu donnerstäglichen Weihnachtsmarkt-Abendstunden ist hier Treffpunkt der schwul-lesbischen Community. Hoch oben auf der Bude weht sichtbar die Regenbogenflagge, das internationale bekannte Symbol.

Hier sind Schwule und Lesben unter sich

Zwischen Bunzlauer Keramik, Mützen und Schals, Belgischen Pralinen, „Notthoffs süße Ecke“  und „Patricia’s Brathaus“ sind Dortmunds Schwule und Lesben (fast) unter sich. Rosaparty beim Rosaglühen.

Lange vorher wird in einschlägigen Internetforen zum Treffen an diesem Glühweinstand geworben: „Ihr kommt doch alle!“ Richtig los geht’s meist erst nach Geschäftsschluss. Doch dann wird’s voll. Drangvoll. Körpernah. Von manchen eher gewünscht als lästig empfunden.

Geradezu eine Meisterleistung ist es sich zum Tresen durchzukämpfen, um eine oder mehrere Glühwein-Tassen zu erhaschen. Stress pur.

Bei glückseligem Glühwein wird gebaggert

Doch was ist am „Go Gärtchen“ los? Im Grunde nicht mehr und nicht weniger als an allen anderen Glühweinständen auf dem Weihnachtsmarkt: bei glückseligem Glühwein wird gebaggert was das Zeug hält. Hier nur eben anders.

M hofft an der Petrikirche M zu finden. Oder F findet vielleicht F. Oder man(n)/frau  treffen sich einfach. Oder präsentieren ihre Eroberung von der letzten Party: Er/Sie gehört zu mir…. Alles ist möglich. Beherrscht wird die abendliche Szene eher von den Männern. Harten und Weichen. Leder oder Chino. Alle freuen sich gemeinsam auf’s Christkind….

Szenen wie die aus der Feder von Ralf König

Vor der Petrikirche gehen die Tassen mit dem winterlich-heißen Gesöff mindestens ebenso schnell weg wie überall. Unbedarfte Weihnachtsmarktbummler werden sich am „Go Gärtchen“ vermutlich erst dann wundern, wenn der nette, höfliche Nachbar plötzlich glühweinselig seinen Nebenmann allzu innig und vielleicht etwas zu lange küsst. Oder eine junge Frau ihre Freundin sehr liebevoll wärmt, wenn’s unter freiem Himmel zu kalt geworden ist.

Szenen, die aus der Feder von Ralf König stammen könnten. Jenem bekennend schwulen Karikaturisten, der in Dortmund aufgewachsen ist, einige Jahre hier gelebt und gearbeitet hat und neben seinen unendlich vielen Bildergeschichten aus der schwulen Szene die Story für den Erfolgsfilm vom „Bewegten Mann“ überlieferte.

Besucher aus Sauer- und Münsterland kommen

„Rosaglühen“ gehört zu Dortmunds Weihnachtsmarkt. Ein starker Szene-Magnet selbst für Besucher aus dem Umland. Bis ins Sauer- und Münsterland hinein hat es sich herumgesprochen, dass es jeden Donnerstag am schwulen „Go-Gärtchen“ zur Vorweihnachtszeit ganz locker und ungezwungen zugeht. „Rosaglühen“ eben.

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