Prämierte Fotos und Karikaturen mit Biss: Rückblende-Ausstellung gastiert im Kulturort Depot in der Nordstadt

Die Siegerkarikatur 2019 von Rolf Henn alias Luff mit dem Titel „Ziemlich angefressen“ thematisiert die international zunehmende Bedrohung der Pressefreiheit durch Populisten und autokratische Systeme.

Die Ausstellung zur Rückblende, dem wichtigsten Preis für politische Karikaturen und Fotografie in Deutschland, gastiert erstmals in vollem Umfang im Depot in der Nordstadt. Nachdem die Veranstaltung im Haus der Geschichte in Bonn coronabedingt abgesagt werden musste, ist Dortmund nun der einzige NRW-Standort, an dem die Ausstellung zu sehen sein wird. Waren im letzten Jahr als außerordentliche Präsentation in Dortmund lediglich der Karikaturenteil und die letztlich prämierten Fotografien zu sehen, gibt es jetzt im Oktober das volle Programm. Insgesamt werden 85 Fotos, fünf Fotoserien und 50 Karikaturen präsentiert.

Diesmal liegt ein Schwerpunkt auf Klima- und Umweltthemen

Die Ausstellung umfasst Arbeiten von über 200 Bildjournalist*innen und 59 Karikaturist*innen, die auf den Punkt gebracht haben, was das Jahr 2019 politisch und gesellschaftlich geprägt hat. Sie ist von Donnerstag, den 1. bis zum 18. Oktober 2020 im Kulturort Depot in der Nordstadt zu sehen. Der Eintritt ist kostenlos. Auf eine Eröffnungsveranstaltung wird aufgrund der Pandemielage in diesem Jahr verzichtet. ___STEADY_PAYWALL___

Das beste Foto 2019 stammt von Marcel Kusch und zeigt eine Szene vom globalen Klimastreik der FFF-Bewegung in Aachen im Juni 2019.

Ob Fridays for Future oder die zunehmend angefressene Pressefreiheit – die Beiträge des Wettbewerbs Rückblende, dem wichtigsten deutschen Preis für politische Fotografie und Karikatur, dokumentieren prägende Themen des politischen Lebens in Deutschland. Das beste Foto wird mit 7.000 Euro, die beste Karikatur mit 5.000 Euro ausgezeichnet. 

Dabei ist besonders im Karikaturenteil viel heiter Humorvolles und Satirisches zu sehen, wenn es beispielsweise um den Streit des Parteivorsitzes bei der SPD geht. Es wird aber auch bissig und schwarzhumorig bis hin zu anrührend und schockierend, wenn zum Beispiel das Schreddern männlicher Küken in deutschen Brutbetrieben thematisiert wird oder man mit dem rechtsextremistisch motivierten Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und dem Anschlag auf jüdische Mitbürger*innen in Halle im Oktober 2019 konfrontiert wird.

Ein augenscheinlicher Schwerpunkt wird bei der Rückblende 2019 bei den Themen Klimawandel und Umweltschutz liegen. Dafür haben Organisationen wie Fridays for Future, die im vergangenen Jahr bei den globalen Klimastreiks den Höhepunkt ihrer bisherigen Mobilmachung erreichen konnten und sich in der Öffentlichkeit Gehör verschafft haben, ausreichend gesorgt. Auch die teils schockierenden Aktionen von Extinction Rebellion, die immer wieder für Aufsehen sorgen, haben ihren Beitrag hierzu geleistet.

Es gibt heiter Humorvolles aber auch aufrührend Bewegendes zu sehen

Bestes Foto in der Kategorie „Das scharfe Sehen“ von Fabrizio Bensch. Trauernde vor der Synagoge in Halle, nachdem am Vortag zwei Menschen erschossen worden sind.

So zeigt das diesjährige Siegerfoto von Marcel Kusch eine Szene einer FFF-Demonstration in Aachen im Juni 2019. Der Publikumspreis 2019, der bei der ersten Station der Tournee in der Landesvertretung in Berlin im Januar gekürt wurde, geht an Krisztian Bocsi für ein Foto, das imposant den Kontrast zwischen den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde in Brandenburg und der umliegenden Wohnbebauung einfängt.

Im Bereich Fotografie wurde außerdem der Preis für die beste Bilderserie an Ole Sparta vergeben. Unter dem Titel „Artefakte einer Teilung“ beschäftigt sich die Fotoreihe mit der Geschichte der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Dabei werden spannende Geschichten erzählt, wie zum Beispiel die des kleinen Dorfes Mödlareuth in Bayern bzw. Thüringen, das zu DDR-Zeiten durch eine 700 Meter lange Betonsperrmauer geteilt war. 

In der Foto-Kategorie „Scharfes Sehen“ konnte Fabrizio Bensch die Jury mit einem Bild überzeugen, das er am 10. Oktober 2019 in Halle aufgenommen hat und das Trauernde einen Tag nach dem antisemitischen Anschlag in der Stadt zeigt.

Die Kunst des Minimalismus: Komplexe Sachverhalte auf einen Blick erfasst

Dritter Preis Karikatur von Kostas Koufogiorgos.

Die Siegerkarikatur von Rolf Henn mit dem Titel „Zunehmend angefressen“, welche am 4. Mai 2019 im Münchner Merkur erschien, thematisiert die zunehmende Bedrohung der Pressefreiheit durch Populismus und autokratische Systeme. 

Der zweite Preis im Bereich Karikatur geht an Thomas Plassmann für seine Arbeit „Nimm das“, welche die Unzulänglichkeit der deutschen und europäischen Klimapaketpolitik bezüglich des Pariser Klimaabkommens symbolisiert. Kostas Koufogiorgos erzielte mit einer Zeichnung, die sich mit dem Thema Doppelspitze beim Parteivorsitz der SPD beschäftigt, den dritten Platz. 

Vom 1. bis zum 18. Oktober sind die Werke von über 260 Bildjournalist*innen und Karikaturist*innen aus dem Jahr 2019 in der Mittelhalle des Kulturortes Depot zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung von Mittwoch bis Sonntag, jeweils von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei! Es gelten die gängigen Coronaregeln, so dass alle Besucher*innen einen Mund-Nasen-Schutz tragen und die Sicherheitsabstände von 1,50 m einhalten sollten. Zur Sicherheit kann man sich über die Homepage des Depots noch über weitere evtl. kurzfristig nötig werdende Corona-Auflagen informieren (Link im Anhang des Artikels).

Eintritt frei – Es gibt auch wieder einen Katalog zur Ausstellung

Im Depot in der Nordstadt wird die Ausstellung gerade vorbereitet. Foto: Sascha Fijneman

Veranstalter der Rückblende sind die Landesvertretung Rheinland-Pfalz in Berlin und der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDVZ) in Zusammenarbeit mit der Bundespressekonferenz. Eine unabhängige Jury wählt jährlich aus den eingereichten Arbeiten die besten Fotografien und Karikaturen aus. 

Neben Dortmund sollte die Rückblende Ausstellung 2019 noch in Berlin Trier, Neustadt an der Weinstraße, Leipzig, Bonn ,Mainz und Brüssel zu sehen sein. Die Veranstaltungen in Bonn und Leipzig mussten jedoch coronabedingt abgesagt werden. Nach Dortmund wird nun nur noch Brüssel als Ausstellungsort folgen.

Eine Übersicht aller eingereichten Arbeiten für die Rückblende 2019 finden sie online (Link im Anhang des Artikels). Außerdem ist auch wieder ein Rückblende-Katalog erschienen, der ebenfalls online für acht Euro zuzüglich der Versandkosten bestellt werden kann.

 

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Weitere Informationen:

  • www.rueckblende.rlp.de
  • www.depotdortmund.de
  • Ausstellung zur „Rückblende 2019“ im Kulturort Depot
    Termin: DO 01.10. bis SO 18.10.2020
    Öffnungszeiten: MI bis SO, jeweils 14-18 Uhr
    Ort: Kulturort Depot Dortmund, Immermannstraße 29, 44147 Dortmund
    Eintritt: frei
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