NRW-PolizistInnen bekommen eigenes WhatsApp: Pilotprojekt mit IPhones 8 unter anderem in Dortmund gestartet

Mit den neuen Smartphones können Ausweisdokumente automatisch gescannt und überprüft werden. Fotos: Karsten Wickern

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen soll moderner werden. Smartphones mit speziellen Polizei-Apps sollen dazu beitragen. Sie ermöglichen die direkte Abfrage von Personen und Fahrzeugdaten am Einsatzort. Dortmund ist eine von drei Städten, in denen nun ein Pilotprojekt dazu startet. Ab September sollen die Smartphones dann landesweit verteilt werden. 

Startschuss von Innenminister Innenminister Herbert Reul: „WhatsApp für Polizisten“

Schon bald können PolizistInnen in Dortmund Daten und Informationen über eine eigenen App austauschen. NRW-Innenminister Herbert Reul gab am Freitag den Startschuss für ein erstes Pilotprojekt. In einem ersten Schritt erhält die Polizei Dortmund 80 Smartphones, weitere folgen nach Abschluss des Pilotprojekts.

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Innenminister Herbert Reul gab den Startschuss zum Pilotprojekt.

Die eigens entwickelte App bietet den PolizistInnen verschiedene Optionen. Ein eingebauter Messenger funktioniert ähnlich wie der Dienst WhatsApp. Die BeamtInnen können Informationen als Text, Foto oder sogar als Sprachnachricht austauschen.

Ähnlich wie bei WhatsApp geschieht das in verschiedenen Nachrichtengruppen. Die können sehr variabel erstellt werden, erklärt Projektleiter Tim Probst von Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD). So können z.B Gruppen für einzelne Dienststellen, aber auch große stadtweite Gruppen erstellt werden.

Als mögliches Fallbeispiel präsentierte die Polizei die Fahndung nach einem Raubüberfall. Die Aufnahmen der Überwachungskamera werden von den BeamtInnen vor Ort direkt in den Messenger eingelesen. Den KollegInnen fällt der/die Gesuchte bei einer Verkehrskontrolle auf. Über den Messenger senden sie nun ihren genauen Standort an KollegInnen in der Nähe und fordern Unterstützung für die Festnahme an. So die Idee. Wie gut das funktioniert, wird das Pilotprojekt zeigen.

Datenschutz ist bei dem Projekt wichtiges Thema

Verschiedene Apps stehen auf dem Smartphone zur Verfügung.

Für das Pilotprojekt seien mit Dortmund, Recklinghausen und Wesel gezielt unterschiedliche Gebiete mit unterschiedlichen Anforderungen ausgewählt worden, so Reul. Die Smartphones sollen die Polizeiarbeit in NRW einfacher machen: „Wir bringen die Technik jetzt zum Einsatzort und nicht den Einsatzort zur Technik“ sagt Reul. Die PolizistInnen sollen sich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können, so Reul weiter.

Als Gerät wurde ein IPhone 8 ausgewählt. Der Grund dafür liegt vor allem in der Datensicherheit. Der Hersteller Apple ist für seinen sicheren Umgang mit sensiblen Daten bekannt. Auf dem Gerät selber werden aber keine Daten gespeichert. Es kommuniziert über das Mobilfunknetz mit zertifizierten Rechenzentren der Polizei. Zum Öffnen der App wird ein Passwort abgefragt. Außerdem können die Smartphones nach einem Diebstahl sofort gesperrt werden.

Angst vor der Netzabdeckung in NRW haben die Verantwortlichen nicht. Und für den Fall, dass die App in abgelegenen Gebieten nicht funktioniert, gäbe es immer noch den regulären Weg über den Funk. Generell seien die Smartphones nur ein zusätzliches Kommunikationsmittel. Sie sollen aber auch den Digitalfunk entlasten. 

Gewerkschaft sieht den Schritt positiv, aber beobachtet auch Gefahren

Bis zum Jahr 2022 investiert das Land rund 50 Millionen Euro in die mobile Kommunikation. Innenminister Reul sieht dies als eine wichtige Maßnahme für die Digitalisierung der Einsatzkräfte. „Mit den Geräten kann die NRW-Polizei zur bestausgestatteten Polizei Deutschlands werden“.

Show-Übung zur Vorstellung des Systems am Freitag

Andere Bundesländer, wie z.B Rheinland-Pfalz, setzten Smartphones mit einem eigenen Messenger bereits ein, allerdings ohne Scanfunktion. In NRW soll der Funktionsumfang  zukünftig noch erweitert werden. Das digitale Erfassen von Verkehrsunfällen sei in Planung.

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht die Anschaffung der Smartphones positiv. „Das reicht nicht ganz für die persönliche Ausstattung, die die GdP gefordert hat, ist aber mehr als nur ein Schritt auf dem Weg dorthin“, heißt es von der Gewerkschaft. Wichtig sei es, dass die AnwenderInnen über Praxistests frühzeitig mit einbezogen würden. Es müsse zudem auch noch geklärt werden, wie sich die Ausrüstung auf die Erreichbarkeit nach Dienstschluss auswirke und welche Daten der Dienstherr zu welchem Zweck auswerten dürfe.

LZPD-Direktor Rainer Pannenbäcker erklärt: „Wir erstellen keine Bewegungsprofile“. Aktuell werden die Standortdaten nur von den BeamtInnen manuell über den Messenger gesendet. Technisch möglich wäre es, den Livestandort der Smartphones abzurufen, was in der Zukunft zur Koordination in besonderen Lagen eingesetzt werden könnte, erklärt Probst. Das werde dann aber zunächst mit den MitarbeiterInnenvertretungen diskutiert, ergänzt Pannenbäcker.

 

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