Nordstadt-Politiker kritisieren das Verkehrskonzept Hafen: Anwohner-Interessen werden zu wenig berücksichtigt

Die Nordspange soll eine Entlastung vor allem für die Nordstadt, aber auch Eving und Huckarde bringen.
Die Nordspange soll eine Entlastung vor allem für die Nordstadt, aber auch für Eving und Huckarde bringen.

In den Bezirksvertetungen Nordstadt, Huckarde und Eving stößt das vorgelegte Verkehrskonzept für den Hafen auf Interesse – und auch auf Kritik. Denn vielen Bezirksvertretern gehen die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht schnell genug – den Bedürfnissen der Wohnbevökerung würde zu wenig Rechnung getragen.

Scharfe Kritik: Wirkungslose oder zu spät greifende Vorschläge

Vor allem der Vollanschluss der Westfaliastraße an die OWIIIa und die Realisierung der Nordspange sind bisher als mittel- beziehungsweise langfristig eingeplant.

„Wir sind daher unzufrieden. Viele Vorschläge entfalten kaum Wirkung oder viel zu spät“, betonte Gerda Bogdahn (SPD). Daher hat auch die BV Nordstadt auf Vorschlag der Sozialdemokraten mehrere Ergänzungen zur von der Stadtverwaltung vorgelegten Vorlage beschlossen, mit denen sich auch der Rat befassen soll.

Große Mehrheit für schnelleren Vollanschluss der Westfaliastraße an die OWIIIa

Die Errichtung eines Brückenbauwerks zur Anbindung der Westfaliastraße an die OWIIIa/Mallinckrodtstraße (Vollanschluss Westfaliastraße) ist in der Beschlussvorlage als langfristige und die Erstellung eines Gutachtens als mittelfristige Maßnahme vorgesehen.

Auf- und Abfahrt auf den Autobahnzubringer an der Westfalia-Straße
Die Auf- und Abfahrt auf den Autobahnzubringer an der Westfaliastraße geht nur Richtung Osten.

„Diese Zeitverzögerung können wir nicht hinnehmen. Vom Gutachter und vom Arbeitskreis Hafendialog wird diese Maßnahme zur Minderung der Immissionen als gut bzw. sehr gut geeignet bewertet“, macht die SPD in ihrem Antrag deutlich.

„Die Auffassung der Verwaltung, dass Wirkung und Aufwand der Maßnahme in einem ungünstigen Verhältnis stehen, ist insoweit inakzeptabel. Wir fordern daher als kurzfristige Maßnahme die Erstellung des Gutachtens und mittelfristig den Vollanschluss Westfaliastraße“, heißt es im Beschluss.

„Die für die Planung und den Ausbau erforderlichen Haushaltsmittel sind einzuplanen, Fördermittel sind unverzüglich zu beantragen“, beschloss die BV mit Stimmen von SPD, CDU, Grünen und AfD.

Bezirksvertretung fordert die kurzfristige Einleitung der Verfahren für die Nordspange

Um eine Verlagerung der LKW-Verkehre aus der Nordstadt zu erreichen, plant die Verwaltung seit vielen Jahren eine vollständige Ost-West-Verbindung von der Emscherallee im Westen bis zur Brackeler Straße im Osten (Nordspange).

Hafenspaziergang 2014. Blick auf den Containerterminal vom Turm des Hafenamtes
Durch das Containerterminal nimmt der Lkw-Verkehr ständig zu – bald kommt eine neue Anlage hinzu.

Für den Straßenzug von der Brackeler Straße über das Gelände der Westfalenhütte, Born- und Burgholzstraße sowie für die Bahnunterführung in der Seilerstraße ist Planrecht erforderlich.

Bisher sind aber lediglich die Bebauungsplanverfahren für die Teile der Nordspange vom Westfalenhüttengelände bis zur Burgholzstraße eingeleitet worden, die voraussichtlich Mitte 2016 Rechtskraft erlangen sollen.

„Obwohl der Trassenverlauf für den westlichen Teil der Nordspange von Evinger Straße bis Weidenstraße seit 2009 beschlossen ist, wurde für die Bahnunterführung Weidenstraße noch kein Aufstellungsbeschluss gefasst“, kritisiert die SPD.

„Zur Entlastung der Anwohner ist die kurzfristige Einleitung bzw. Fortführung der erforderlichen Planverfahren und der zügige Ausbau des gesamten Straßenverlaufs geboten. Die für den Ausbau erforderlichen Haushaltsmittel sind einzuplanen, Fördermittel sind unverzüglich zu beantragen“, heißt es weiter. Eine Position, die offensichtlich Konsens ist. Die BV stimmte einstimmig zu.

Allerdings wird die Nordspange allein keine Entlastung für Anwohner im Nahbereich des Hafens bringen, machte Verkehrsplaner Winfried Sagolla den Bezirksvertretern deutlich, die massiv die Verkehrsbelastung im Bereich der Immermannstraße kritisierten.

„Das Lkw-Thema dort wäre nur durch ein Verbot zu lösen. Von alleine wird die Nordspange die Immermannstraße nicht entlasten“, so Sagolla. „Am Borsigplatz und auch bis zum Nordmarkt wird die Entlastung spürbar. Aber alles weitere nach Westen wirkt nur, wenn die Politik verkehrsregelnde Maßnahmen ergreift.“

Nordstadt-SPD schlägt sofortige Fahrverbote für Lkw vor – Hafenanfahrt nur noch von Westen

An den bisher ergriffenen Maßnahmen gibt es vor allem von Seiten der SPD Kritik. Denn das seit Jahre geltende Durchfahrtverbot für Lkw werde nicht kontrolliert – eigentlich dürften nur Laster passieren, die Anlieger seien. „Die Belastungen sind jetzt schon so groß, dass wir vom Lärm besonders betroffen sind – auch ohne die neue KV-Anlage“, so Bogdahn.

LKW-Verkehr im Hafen
Der Lkw-Verkehr ist für die Anlieger im Hafen eine massive Belastung. Foto: Alex Völkel

Daher stimmten SPD, Grüne und Linke zum einen für eine Verkehrsführung zum und vom Hafen ausschließlich nach Westen über die OWIIIa zum Autobahnnetz und zum anderen für die vollständige Sperrung der Ost-West-Verbindungen Borsig- und Mallinckrodtstraße, Immermann- und Eberstraße sowie Treibstraße/Grüne Straße für den LKW-Verkehr des Dortmunder Hafens.

Diese Straßenzüge seien weder von ihrer Siedlungsstruktur noch zum Teil von ihrem Querschnitt her für den Schwerlastverkehr geeignet. Außerdem weist der Lärmaktionplan der Stadt Dortmund diese Bereiche mit dem höchsten Belastungsschwerpunkt aus, nämlich mit der 1. Priorität. „Es ist daher unabdingbar erforderlich, den Verkehrslärm in diesen bewohnten Gebieten zu mindern, zumal langfristig ein Anspruch der Bewohner besteht, sie vor gesundheitlichen Schäden zu schützen“, heißt es im SPD-Antrag.

Diese Maßnahme sei kurzfristig zu realisieren. Zudem hätten die vor kurzem wegen Bauarbeiten durchgeführten Sperrungen der Schäferstraße zu einer deutlichen Entlastung der Anwohner geführt und somit ergeben, dass die Erschließung nach Osten auf diesen Straßen verzichtbar ist.

CDU-Fraktionschef Marius Dorian Vornweg kritisierte diesen Vorschlag als Stückwerk: „Ein Verkehrsleitkonzept ohne Nordspange macht keinen Sinn.“ Daher stimmten die CDU und die AfD gegen diesen Vorschlag, zumal sie sich Sorgen um die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Hafens insgesamt machten.

Tempo 30 auf Immermann-, Treib- und Grüne Straße gefordert

„Wir sind nicht hafenfeindlich. Aber vielleicht müssen wir andere Maßnahmen klären“, hielt Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder – selbst Anwohner an der Immermannnstraße – dem nicht in der Nordstadt wohnenden CDU-Politiker entgegen. „Eine wirkungsvolle Kontrolle des Lkw-Verbots ist erst dann möglich, wenn keiner mehr fahren darf.“

Als kurzfristige Maßnahme wurde daher die Forderung von Tempo 30 auf Immermann-, Treib- und Grüne Straße bei fünf Gegenstimmen beschlossen. Zuvor hatte Verkehrssachbearbeiter Franz Swaton davor gewarnt, dass Tempo 30 auf Treib- und Grüne Straße die Leistungsfähigkeit des Straßennetzes gefährde. Zudem drohe die Gefahr, dass die Verkehre sonst wieder durch Wohngebiete führen.

Außerdem seien Geschwindigkeitsreduzierungen der letzte, nicht der erste Schritt zur Lärmminderung. Zunächst müsste über anderen Asphalt, dann über Lärmschutzfenster und als letztes über die Geschwindigkeit nachgedacht werden.

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Reaktionen

  1. Karl-Heinz Czierpka

    Als Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks DO-Brackel teile ich die Meinung der Nordstädter – nur eine gute Vernetzung der Straßen schafft uns den Verkehr aus den Wohngebieten. Allerdings wird in der Diskussion um die Nordspange immer wieder vergessen, dass die Brackeler Straße in DO-Asseln endet und sich aller Verkehr durch die engen Ortskerne von Asseln und Wickede quälen muss. Die L663n – so heißt die alte OWIIIa – muss unbedingt bis Unna und Kamen weitergebaut werden. Ohne diesen Weiterbau bedeutet die Nordspange für den Stadtbezirk Brackel, für Asseln und Wickede die absolute Katastrophe.

  2. CDU-Fraktion DO

    CDU-Fraktion unterstützt Verkehrskonzept für den Hafen

    Die CDU im Rat und in den Bezirksvertretungen Huckarde, Mengede, Innenstadt – West und Eving unterstützen das vorliegende Verkehrskonzept für den Hafen.

Am kommenden Mittwoch wird der Ausschuss für Umwelt, Stadtentwicklung und Wohnen (AUSW) des Rates sich mit der Vorlage befassen, bevor der Rat am 25.6.2015 abschließend darüber befindet.

„ Wir unterstützen das vorliegende Konzept und sind in enger Abstimmung mit unseren Bezirksfraktionen“ erläutert Uwe Waßmann, planungspolitischer Sprecher der CDU.

Waßmann wirbt dafür, die kurzfristig vorgeschlagenen Maßnahmen nach einer positiven Beschlussfassung umgehend umzusetzen:

    Lärmmindernder Asphalt in der Huckarder Str. zwischen OW IIIa/Mallinckrodtstr. und Franziusstr.

    Lärmmindernder Asphalt in der Eberstr. von Burgholzstr. bis Münsterstr.

    Optimierung der Lichtanlagen an den Knoten Emscherallee/Lindberghstr. und Emscherallee/Parsevalstr.

    Sanierung der Schäferstr. von Speicherstr. bis Kanalstr.; Sanierung der Kanalstr. von OW IIIa/Mallinckrodtstr. bis Schäferstr.; Sanierung der Pottgießerstr. von Lindberghstr bis zur 2. Kurve inkl. Abflachen der Kurven als Maßnahme im Vorgriff auf die Nordspange; Sanierung der Westererbenstr. von Hausnr. 75 bis Weidenstr..


    Thomas Bernstein, Sprecher der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Huckarde fordert auch den Vollanschluss der Westfaliastraße an die OW IIIa/Mallinckrodtstraße.

„Dieser Vollanschluss mit der Erstellung eines Brückanbauwerks ist für uns der wichtigste Punkt im Verkehrskonzept“ so Bernstein. 

Uwe Waßmann sieht dies als langfristige Maßnahme und wirbt dafür, erst einmal das vertiefende Gutachten abzuwarten, das der Rat mit dem Verkehrskonzept beauftragt.

    
„Bei einem Invest von 15 – 17 Millionen Euro macht es Sinn, die Effekte noch einmal tiefer gehend zu untersuchen. Grundsätzlich erscheint die Maßnahme aus unserer Sicht allerdings als sinnvoll“ unterstützt Waßmann die Erwartung der Huckarder CDU.

    Als weitere mittelfristige Maßnahme ist der Umbau des Knotens Schäferstr./Kanalstr. zu einem Kreisverkehr vorgesehen und die Umstellung der Umlaufzeiten an etwa 9 Signalanlagen im Umfeld des Knotens Immermannstr./Münsterstr. von heute 60 Sekunden auf 72 Sekunden.

Für Waßmann ist das Konzept ein sehr gutes Ergebnis, das sich aus dem intensiven Dialog um das Thema Verkehr ergeben hat. Dieser Dialog wurde von DSW 21 beauftragt, damit der Neubau eines KV Terminals in Huckarde „Am Hafenbahnhof“ erfolgreich umgesetzt werden kann.

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