„wirklich.wirklich.“ in der Nordstadt: Eine neue Ausstellung präsentiert Spielarten der Realität im Künstlerhaus

Eliane Paulino bedient erzeugt mit Kunststoffprodukten in ihren Bildern eine künstliche fast natürliche Formenvielfalt. Zu sehen in der Ausstellung "wirklich. wirklich. Spielarten der Realität" bis zum 7. April im Künstlerhaus am Sunderweg zu sehen ist.
Eliane Paulino bedient erzeugt mit Kunststoffprodukten in ihren Bildern eine künstliche fast natürliche Formenvielfalt.

Von Joachim vom Brocke

Spielarten der Realität präsentiert das Künstlerhaus am Sunderweg 1 mit der Ausstellung „wirklich.wirklich.“, die am Freitag, 6. März, 20 Uhr eröffnet wird. Sieben KünstlerInnen, darunter eine Amerikanerin sowie ein Fotograf aus Bangladesh, sorgen für Internationalität im geräumig-weitläufigen Künstlerhaus. Gefördert von Sparkasse, DEW21, dem Kulturbüro und den Kulturbetrieb der Stadt Dortmund präsentieren die Künstlerinnen in „wirklich.wirklich.“ Variationen zu den Themen Traum, Täuschung und Objektivität.

"Meer" ist der Titel dieser Installation von Wiebke Bartsch aus Münster. Zu sehen in der Ausstellung "wirklich. wirklich. Spielarten der Realität" bis zum 7. April im Künstlerhaus am Sunderweg zu sehen ist.
„Meer“ ist der Titel dieser Installation von Wiebke Bartsch aus Münster.

Die größte und demzufolge augenfälligste Arbeit stammt von Wiebke Bartsch  aus Münster. Ihre Installation Meer zeigt an Perlonfäden hängende Delphine, Haie, Wale aus unterschiedlichen Stoffarten gefertigt, die über eine Taucherin schweben. Als Frau und Mutter beschäftigt sich Wiebke Bartsch gerne mit Spielzeug. Sie will den Betrachter auffordern, sich mit den den „fliegenden Fischen“ auseinanderzusetzen, Stellung zu beziehen. Für Kunstkritiker Wilhelm Werthern lösen die Werke von Wiebke Bartsch „Glücksgefühle aus“: „Auch, weil man die Lust und das Vergnügen spürt, mit denen sie gemacht sind“.

Rachel Granofsky aus dem amerikanischen Boston ist mit den Fotoarbeiten „beans, bed & the body“ vertreten. Pinselstriche, geklebte Nähte und unregelmäßige Konturen werden scharf fokussiert, dadurch der taktile Prozess der Bildgestaltung offengelegt. Wie in einem Spiel im Spiel nimmt jede Fotoarbeit von Rachel Granofsky Bezug auf ihre eigene Struktur und parodiert die Doppelung von Fotografie im allgemeinen und verdeutlicht sie subtile Irreführung, die dem Medium innewohnt.

Filtertüten, eine Kneifzange, ein Apfel, ein Glas Senf stehen auf der Anrichte. Gertrud Neuhaus aus Münster hat ein begehbares Bild geschaffen. Sie arbeitet dabei mit Material, das sie findet. Möbel, Stoffe, Gegenstände, Waren und Produkte des täglichen Gebrauchs. Daraus leitet sie ihre ortsbezogenen Installationen her. Die Besucher sollen sich durch ihre begehbaren Bilder bewegen und dabei das Zusammenspiel ihrer wiederkehrenden Formen und Farben beobachten.

Rachel Granofsky aus Boston arrangiert eine Arbeit aus der Serie "beans, bed & the body". Zu sehen in der Ausstellung "wirklich. wirklich. Spielarten der Realität" bis zum 7. April im Künstlerhaus am Sunderweg zu sehen ist.
Rachel Granofsky aus Boston arrangiert eine Arbeit aus der Serie „beans, bed & the body“.

Ihre Wurzeln hat Eliane Paulino aus Düsseldorf in Brasilien. Für ihre Fotos benutzt sie Material aus der Palette der Kunststoffprodukte, PET-Flaschen zum Beispiel. Aus dem Wohlstandsmüll der Wegwerfgesellschaft entstehen bei ihr durch Erwärmung künstlerische Schöpfungen in einer großen Formenvielfalt. Der von ihr bearbeitete Kunststoff taucht irgendwo in Eliane Paulino’s Bildern auf. Dazu zeigt ein Video die vielseitigen Bearbeitungsmöglichkeiten von leeren Plastikflaschen.

Aus Paris nimmt Evariste Richer an der Ausstellung „wirklich.wirklich.“ teil. Viele Arbeiten der Künstlerin thematisieren übliche Instrumente oder Werkzeuge mit genormten Maßeinteilungen bzw. Skalen zur Vermessung der Welt. Doch bei Evariste Richer fehlen sie. Dadurch gibt sie eine bildliche Vorstellung davon, dass die rational beschriebene Realität der angewandten Naturwissenschaften letztlich auch auf der Grundlage erfundener Konventionen und Darstellungen entwickelt wurde.

„Translating The Blue“ – 72 Minuten dauert das Filmessay von Stephan Sachs aus Kiel. Ausgehend von Bildern, die auf einer Forschungsfahrt im Südatlantik entstanden, untersucht der Film von Stephan Sachs die unterschiedlichen Formen der Annäherung an die Wirklichkeit. Modelle, Versuche der Übersetzung, auch der poetischen, sind ein zentrales Thema. Hauptprotagonist ist das Meer, der Ozean. Er ist in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen ständig in Bild und Ton präsent.

"Translating The Blue" ist der Titel eines 72minütigen Filmessays von Stephan Sachs. Basierend auf Bildern einer Forschungsfahrt im Südatlantik, in dem der Professor für Film an der Kieler Muthesius-Hochschule versucht, Wisenschaft in Poesie zu übersetzen. Zu sehen in der Ausstellung "wirklich. wirklich. Spielarten der Realität" bis zum 7. April im Künstlerhaus am Sunderweg zu sehen ist.
„Translating The Blue“ ist der Titel eines 72minütigen Filmessays von Stephan Sachs.

Starke Bilder, die Geschichten erzählen, stammen von Shadman Shahid aus Bangladesh, der an der Eröffnung der Ausstellung nicht teilnehmen kann. Im Künstlerhaus sind Arbeiten aus der Fotoserie A journey within zu sehen. Tierische und menschliche Gestalten. „Während meiner Reisen bin ich meist einsam und verloren“, ließ Shahid erklären: „Doch manchmal treffe ich Wesen. Sie sagen, sie seien ich, ein Teil von mir. Von Dir und von jedem anderen“.

Mehr Informationen:

  • Die Ausstellung „wirklich.wirklich.“ wird am Freitag, 6. März, 20 Uhr, mit einer Einführung von Dr. Peter Schmieder eröffnet. Sie ist bis zum 12. April zu sehen.
  • Eine Kuratorenführung ist am Freitag, 27. März, um 18 Uhr vorgesehen.
  • Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr.
  • www.kh-do.de
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