Martina Würker zum Internationalen Frauentag: Traditionelle Rollenbilder und Stereotype müssen durchbrochen werden

In Bezug auf en Arbeitsmarkt gilt es, sich von veralteten Rollenbildern zu verabschieden. Frauen sind gefragt, ihre Potentiale auszuschöpfen.
In Bezug auf en Arbeitsmarkt gilt es, sich von veralteten Rollenbildern zu verabschieden. Frauen sind gefragt, ihre Potentiale auszuschöpfen und sich vor allem in den sogenannten MINT-Berufen zu engagieren.

Im Juni 2018 waren in der Stadt Dortmund 111.469 Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dies entspricht einem Anteil von 46,5 Prozent, der damit unverändert zum Vorjahr bleibt. Der langfristige Trend zeigt aber nach oben. Im Jahr 2007 lag der Anteil noch bei rund 45 Prozent. Aufgrund der noch immer klassischen Rollenverteilung liegt die Beschäftigungsquote der Männer deutlich höher als die der Frauen. Frauen erzielen noch immer am Arbeitsmarkt ein niedrigeres Entgelt als Männer. Im Vergleich zu den Männern in Dortmund verdienen Frauen im Durchschnitt knapp 300 Euro weniger. Die Chefin der Arbeitsagentur Dortmund, Martina Würker, über die Entwicklungen und neue Chancen und Perspektiven für Frauen auf dem Arbeitsmarkt.

Würker appelliert an das Selbstbewusstsein und den Mut der Frauen, Neues zu probieren

Arbeitsagentur-Chefin Martina Würker macht Frauen Mut, sich in den MINT-Berufen zu probieren. Foto: Alex Völkel
Arbeitsagentur-Chefin Martina Würker macht Frauen Mut, sich in den MINT-Berufen zu probieren. Foto: Alex Völkel

„Der Arbeitsmarkt für Frauen hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Die Beschäftigung steigt und die Arbeitslosigkeit sinkt. Doch bleiben weiterhin Baustellen. So haben es Alleinerziehende auch heute noch schwerer auf dem Arbeitsmarkt“, so die Chefin der Arbeitsagentur Dortmund, Martina Würker. 

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Die Entgeltunterschiede zwischen den Geschlechtern würden leider nur langsam kleiner. Frauen würden sich noch immer für kaufmännische, soziale oder pflegerische Tätigkeiten entscheiden. Die MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) würden eher gemieden. Zu häufig käme es dazu, dass Ausbildungs- und Studienplätze in diesem Bereich den männlichen Bewerbern überlassen würden

„Ich bin davon überzeugt, dass Frauen, Männer und auch die Wirtschaft zur Fachkräftesicherung neue Wege gehen müssen. Unsere Beraterinnen und Berater legen deshalb auch einen besonderen Schwerpunkt darauf, jungen Frauen attraktive Wege in den MINT-Berufen aufzuzeigen“, erläutert Würker die Strategie der Arbeitsagentur.

Martina Würker: „Frauen sind kein Risiko für ArbeitgeberInnen.“

Die Arbeitsagentur verfügt über Chancengleichheitsbeauftragte, die Frauen individuell beraten. Foto: Arbeitsagentur
Die Arbeitsagentur verfügt über Chancengleichheitsbeauftragte, die Frauen individuell beraten. Foto: Arbeitsagentur

In vielen Frauen steckten ungeahnte Potentiale. Würker appelliert an den Mut und das Selbstbewusstsein der Frauen, sich Neues zuzutrauen und sich nicht abschrecken zu lassen. Außerdem appelliert sie an die ArbeitgeberInnen, etwas dafür zu tun, traditionelle Rollenbilder und Stereotype aufzubrechen.

Zum Beispiel könnten sie mit der festen Verankerung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrer Unternehmenskultur ihre Attraktivität für Frauen steigern und weibliche Talente für sich gewinnen. „Frauen sind kein Risiko für Arbeitgeber“, stellt Würker unmissverständlich klar.

Die meisten Frauen, 13,7 Prozent, sind in der Gesundheitsbranche tätig. Auch im Einzel- und Großhandel sowie der öffentlichen Verwaltung sowie dem Sozialwesen sind viele Frauen beschäftigt.

Der Schwerpunkt der Männer liegt dagegen eher im verarbeitenden Gewerbe. In vielen Berufen, die einen Fachkräftemangel oder zumindest spürbare Engpässe aufweisen, wo jede gut qualifizierte Arbeitskraft gebraucht werden kann, arbeiten besonders häufig eher Männer als Frauen.

Von allen alleinerziehenden Arbeitslosen in Dortmund sind neun von zehn Frauen

Die Grafik zeigt die bundesweite sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Männern und Frauen im Jahr 2017. Weiterhin entscheiden sich die meisten Frauen wir soziale, kaufmännische oder pflegerische Berufe. Quelle: Arbeitsagentur
Die Grafik zeigt die bundesweite sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Männern und Frauen im Jahr 2017. Weiterhin entscheiden sich die meisten Frauen für soziale, kaufmännische oder pflegerische Berufe. Quelle: Arbeitsagentur

Im Jahr 2018 waren in Dortmund nur noch 14.065 Frauen arbeitslos gemeldet. Gegenüber 2017 hat sich ihre Zahl deutlich um 847 verringert. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 42,9 Prozent aller Arbeitslosen weiblich.

Von allen alleinerziehenden Arbeitslosen sind 9 von 10 Frauen. Unter den arbeitslosen Frauen in Dortmund ist jede Fünfte alleinerziehend, von ihnen sind zudem viele langzeitarbeitslos. Die Arbeitsmarktchancen für die Alleinerziehenden werden dadurch stark beeinträchtigt.

Nahezu zwei Drittel der arbeitslosen Frauen verfügt über keine Berufsausbildung. Bildung und Qualifizierung sollte hier im Vordergrund stehen, da auf dem Arbeitsmarkt eine hohe Nachfrage nach ausgebildeten Fachkräften besteht. Auch eine Berufsausbildung in Teilzeit zu absolvieren, neben eventueller Betreuungspflichten, ist in den meisten Berufen möglich.

Deutlich weniger der arbeitslosen Frauen möchten oder können in Vollzeit arbeiten. Durch familiäre Verpflichtungen und klassische Rollenverteilung besteht bei mehr Frauen der Wunsch nach Teilzeit. 35,9 Prozent suchen eher nach einer Teilzeitstelle, bei den Männern sind es 6,1 Prozent.

Frauen sind in MINT-Berufen unterrepräsentiert

„Mach MINT“ soll junge Frauen für die MINT-Berufe begeistern. Foto: Arbeitsagentur
„Mach MINT“ soll junge Frauen für die MINT-Berufe begeistern. Foto: Arbeitsagentur

Während rund ein Drittel der Beschäftigten Männer in MINT-Berufen tätig sind, sind es bei den Frauen weniger als jede zehnte. 6,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen arbeitet in MINT-Berufen, bei den Männern sind es 32,4 Prozent.

Der Schwerpunkt der weiblichen Auszubildenden und Studierenden liegt auf wirtschaftlichen, gesundheitlichen und sozialen Ausbildungsgängen bzw. Studienfächern. Die MINT-Berufe, also Berufe der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft oder Technik, meiden sie eher und überlassen sie männlichen Bewerbern um Ausbildungsstellen oder Studienplätzen. 

Diese technischen Fächer sind männlich dominiert. Unter den Top 10 der Studienfächer befinden sich bei den Frauen nur zwei aus dem MINT Bereich, Informatik und Biologie, während bei den Männern acht der Top 10 Studienbereiche zu MINT gezählt werden.

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Reaktionen

  1. Migrantinnenverein (Pressemitteilung)

    „Frauen sind die Hälfte der Menschheit“: Migrantinnenverein lädt zum Frauentag ins DKH

    „Frauen sind die Hälfte der Menschheit“: Unter dieses Motto stellt der Migrantinnenverein Dortmund e.V. seine Feier zum internationalen Frauentag, den der Verein am Sonntag, 10. März im Dietrich-Keuning-Haus begeht (Leopoldstr. 50). Ab 15 Uhr spielt die Gruppe „Telli Turnalar“, eine erfolgreiche Mischung aus vier Musikerinnen: Zwei sind europäischer Abstammung und haben in der Türkei gelebt, zwei sind anatolischer Abstammung und in Frankreich aufgewachsen.

    Das gemeinsame Musik-Projekt entstand aus der Liebe zur anatolischen Volksmusik und zu ihrem Hauptinstrument, der Baglama (Saz). Inspiriert von der Musik der traditionellen Barden Aschiks, den Aleviten, die ihre Saz für heilig halten, und der immensen Vielfalt der anatolischen Kultur, finden sie sich auf einem gemeinsamen Weg, der sich durch Offenheit, Spontaneität und Großzügigkeit auszeichnet und einen weiblichen Blick auf die Musik bietet.

    Telli Turnalar spielen ein Repertoire aus Liebesliedern, Klagegesängen und Tänzen in mehreren Sprachen (Türkisch, Kurdisch, Armenisch, Griechisch etc.). Der Eintritt kostet im Vorverkauf 5 Euro, an der Tageskasse 7 Euro. Karten können bestellt werden unter 0177 / 3128723.

    Die Veranstaltung des Migrantinnenvereins Dortmund e.V. wird unterstützt von der Auslandsgesellschaft.de, Train of Hope e.V., DaMigra, dem Kulturbüro und den Koommunalen Integrationszentren NRW sowie dem Dietrich-Keuning-Haus.

    Der Migrantinnenverein Dortmund e.V. wurde 2005 gegründet. Im Dietrich-Keuning-Haus organisiert er seit über zehn Jahren an jedem letzten Donnerstag eines Monats ein gemeinsames Frühstück für Frauen mit informativen Vorträgen.

    Wann: Sonntag, 10. März 2019
    Wo: Dietrich-Keuning-Haus, Agora
    Beginn: 15 Uhr

    Eintritt: 5 Euro VVK, Tageskasse 7 Euro. Karten unter 0177 / 3128723.

  2. Sabine Poschmann (SPD-MdB – Pressemitteilung)

    Poschmann: „Wir brauchen mehr Frauen im Bundestag“ – Dortmunder Abgeordnete fordert Paritätsgesetz

    „Der Frauenanteil im Deutschen Bundestag ist 2019 mit etwa 30 Prozent so niedrig wie seit knapp 20 Jahren nicht mehr“, erklärt die Dortmunder Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März. Die SPD-Politikerin fordert ein Ende dieses Zustandes: „Wir brauchen verbindliche gesetzliche Vorgaben für eine paritätische Besetzung des Bundestags!“

    Aktuell haben SPD, Linke und Grüne mit 42, 54 bzw. 58 Prozent den höchsten Frauenanteil im deutschen Parlament. „Mit einem Paritätsgesetz wollen wir erreichen, dass alle Fraktionen für eine angemessene Repräsentation von Frauen sorgen und damit einen wichtigen Beitrag für die Gleichstellung leisten.“ Die anstehende Wahlrechtsreform sei der richtige Zeitpunkt, um das Thema anzugehen.

    In Frankreich gibt es bereits seit 1999 eine gesetzliche Regelung. „In Deutschland hat Brandenburg nun den ersten Schritt gemacht und im Januar ein Paritätsgesetz verabschiedet“, so Poschmann. Die SPD begreife die Entscheidung des Landtags in Potsdam als Signal für die Bundesebene. „Ich hoffe, dass die Frauen im Bundestag bei der Parität über Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten.“

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