Kompromiss für Rad- und Fußverkehr zwischen den Westfalenhallen – neuer Radweg durch Rosenterrassen

Die Radwege im Bereich der Westfalenhallen sind ein Politikum. Nun ist eine neue Radwegeverbindung durch die Rosenterrassen geplant. Foto: Anja Cord

Die Wegeverbindung zwischen den Westfalenhallen war lange ein Politikum. Als die Westfalenhallen ankündigten, den Fuß- und Radweg zwischen zwischen den Hallen 3 und 4 – er führt von der Brücke von der Lindemannstraße (Max-Ophüls-Platz) bis zur Strobelallee – sperren zu wollen, kam es vor fast zwei Jahren zu einem Sturm der Entrüstung. Das Thema kam mehrfach auf die politische Tagesordnung. Jetzt scheint ein tragfähiger Kompromiss gefunden.

Die wichtige Wegeverbindung bleibt mit Einschränkungen grundsätzlich offen

Die Lindemannbrücke ist eine wichtige Verkehrsverbindung. Foto: Alex Völkel
Die Lindemannbrücke ist eine wichtige Verkehrsverbindung. Foto: Alex Völkel

Der Verwaltungsvorstand der Stadt hat einen Grundsatzbeschluss zur künftigen Wegeführung im Bereich der Westfalenhallen gefasst. Es galt und gilt, einen Ausgleich der verschiedenen Interessen zu erzielen, so Planungsdezernent Ludger Wilde. In der Vergangenheit ging es dabei primär um die Verbindung zwischen den Hallen 3 und 4. 

Während auf der einen Seite die Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH auf zu beachtende sicherheits- und haftungsrechtliche Fragestellungen auf ihrem Betriebsgelände verweist, hat ein Bündnis verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Einzelpersonen aus dem Kreuzviertel stets auf die Bedeutung der Verbindung für den Fuß- und Radverkehr hingewiesen. 

Zur Bewältigung des Interessenkonfliktes schlägt die Verwaltung der Lokalpolitik nun eine Lösung vor, nach der die Verbindung zwischen den Hallen grundsätzlich offen bleibt, erklärt – zumindest an der Mehrzahl der Tage im Jahr.

Kompromisslösung zur Sicherheit der Benutzer*innen des Weges

Noch können Fuß- und Radverkehr auf direktem Weg von B1 zum Stadion kommen.
Auch zukünftig sollen Fuß- und Radverkehr auf direktem Weg von B1 zum Stadion kommen. Foto: Aufbruch Fahrrad

Allerdings wird den Westfalenhallen die Möglichkeit eingeräumt, temporäre Schließungen anlässlich größerer Messen und Veranstaltungen vornehmen zu können, um an Tagen mit besonders hoher Frequenz beim Auf- und Abbau sicherheits- und haftungsrechtlichen Erfordernissen nachzukommen.

Diesem Vorschlag liegt eine Gefährdungsbeurteilung durch die DEKRA zugrunde. Zu temporären Schließungen kann es nach aktuellem Stand an bis zu 30 Tagen im Jahr kommen. Bei Spielen des BVB im Signal-Iduna-Park bleibt die Verbindung immer geöffnet. 

Über diese Regelung hinaus ist mit der Weiterentwicklung der Messehallen eine sukzessive Aufwertung (z.B. durch Begrünung, Gestaltung) des Verbindungsweges vorgesehen, soweit dies baulich/technisch und unter Beachtung sicherheitsrelevanter Aspekte realisierbar ist. Dies bedarf der weiteren Prüfung und Ausgestaltung, sobald die Planungen konkret beginnen. Erstmals soll dies bereits beim Bau der neuen Halle 9 Berücksichtigung finden. 

Die Verbindung durch den Rosengarten soll für Radfahrer*innen verbessert werden 

Bisher ist der Radweg eher für geübte Fahrer*innen. Er soll attraktiver werden. Foto: Anja Cord

Zur Optimierung des Gesamt-Wegenetzes ist zudem eine bauliche Verbesserung der heutigen Verbindung zwischen der Eishalle und den Rosenterrassen geplant. Der aktuell weniger nutzungsfreundliche Radweg an der Westseite der Eishalle soll zukünftig durch die Rosenterrassen geführt werden. 

Durch diese ergänzende bauliche Maßnahme wird allen Nutzer*innen ein verbessertes Wegeangebot in verschiedene Richtungen eröffnet. „Wir halten das für einen guten Kompromiss. Der Vorschlag soll nach der Sommerpause in die Gremien und 2022 umgesetzt werden“, so Wilde.

Für den Umbau der Rampe im Bereich der Rosenterrassen rechnet die Stadt mit 160.000 Euro. Die Kosten für die Durchwegung zwischen den Hallen 3 und 4 soll mittelfristig aufgwertet werden. Sie wirke „heute eher hinterhofmäßig und wenig attraktiv“, so Wilde. Im Zuge der Erneuerungen der Hallen soll diese attraktiver gestaltet und auch grüner werden.  Die Kosten dafür sollen dann bei der Kalkulation des Neubaukomplexes berücksichtigt werden. 

 

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Reaktionen

  1. Fuß- und Radverkehrsverbände gegen Sperrung des Wegs an den Westfalenhallen – Sicherheitsdienst soll Gefahren durch Falschparker beseitigen (PM)

    Fuß- und Radverkehrsverbände gegen Sperrung des Wegs an den Westfalenhallen –
    Sicherheitsdienst soll Gefahren durch Falschparker beseitigen

    Die Fuß- und Radverkehrsverbände weisen den Vorschlag des Verwaltungsvorstands zur Sperrung der Wegeverbindung zwischen den Westfalenhallen 3 und 4 zurück. „Wenn der Weg wie geplant an bis zu dreißig Tagen im Jahr gesperrt wird, ist er für Fuß- und Radverkehr verloren, sagt Sven Teschke von Aufbruch Fahrrad Dortmund und erklärt: „Im Alltagsverkehr und insbesondere auf dem Weg vom Kreuzviertel zum Bahnhaltepunkt Signal-Iduna-Park sind verlässliche Geh- und Fahrzeiten erforderlich.“ Temporäre Sperrungen wirkten fast so negativ wie eine dauerhafte Sperrung, weil die Zeit für einen möglichen Umweg immer eingeplant werde müsse.

    Darum sprechen sich die Organisationen ADFC, Aufbruch Fahrrad Dortmund, BUND, FUSS, VCD und VeloCityRuhr erneut nachdrücklich gegen temporäre Sperrungen des Wegs aus. Bereits 2019, als erstmals Pläne zur Schließung des Wegs bekannt wurden, hatten sich 33 Organisationen, die 8000 Menschen vertreten, für den Erhalt des Weges und gegen dauerhafte oder temporäre Sperrungen eingesetzt. „Wir hoffen, dass die Politik, die diese Frage letztlich entscheiden muss, unseren Argumenten mehr Gehör schenkt als der Verwaltungsvorstand“, sagt Lorenz Redicker vom VCD. Ganz unbegründet ist die Hoffnung nicht: Die Bezirksvertretung Innenstadt-West hat sich bereits im April 2020 einstimmig dafür ausgesprochen, den Weg „für die Allgemeinheit ohne Einschränkung dauerhaft offen zu halten“.

    Auch der Beirat Nahmobilität, der Politik und Verwaltung berät, hat dem Rat und den zuständigen Ausschüssen empfohlen, temporäre Sperrungen des Wegs auszuschließen. Er spricht sich dafür aus, mögliche Gefahren, die von den falsch parkenden Lkw ausgehen, nicht durch Sperrungen des Wegs, sondern durch Beendigung des Falschparkens zu beseitigen.

    Die Westfalenhallen begründen den Wunsch nach einer Sperrung nämlich mit Sicherheitsbedenken. „Dazu muss man wissen: Der Weg ist außerordentlich sicher“, sagt Peter Fricke von Aufbruch Fahrrad Dortmund und VeloCityRuhr. Eine Häufung von Unfällen sei bisher nicht bekannt geworden. „Wenn man diesen Weg aus Sicherheitsgründen schließen will und nicht mit zweierlei Maß misst, muss man so ziemlich jede andere Straße in Dortmund ebenfalls sperren“, so Fricke weiter.
    Ganz vereinzelt entständen Konflikte, wenn Gabelstapler hinter den kreuz und quer geparkten Lkw hervorkämen. Das Problem lasse sich aber leicht lösen, indem man Parkflächen markiere und einen Sicherheitsdienst anweise, auf Ordnung zu achten. „Das ist lösbar, sei es mit eigenem Personal oder mit Unterstützung eines externen Unternehmens“, sagt Fricke. Wenn geordnet geparkt werde und die Sichtlinien frei blieben, gebe es auch keine Gefahr. Nach zwei Jahren könne man Bilanz ziehen und faktenbasiert über möglichen Änderungsbedarf entscheiden.

    Die als Ersatz für den Weg geplante Führung des Radverkehrs auf Umwegen über die Rosenterrassen überzeugt die Verbände nicht: „Rad- und Fußverkehr brauchen direkte Wege, keine Trostpflaster“, sagt Redicker.

    Werner Blanke vom ADFC verweist zudem auf den schleppenden Ausbau der Radwege und sagt: „Es ist widersinnig, einerseits über eine Fahrradstadt Dortmund und den Umstieg vom Auto auf nachhaltige Verkehrsmittel zu reden – und andererseits durch die Sperrung eines wichtigen Wegs Radverkehr, Fußverkehr und die Nutzung der Bahn zu erschweren und so Anreize zur vermehrten Autonutzung zu schaffen.“

  2. Online-Petition: Westfalenhallen-Radweg offenhalten! (PM)

    Nach Vorstellungen der Westfalenhallen GmbH soll der Verbindungsweg zwischen den Hallen 3 und 4 für Fußgänger und Radfahrer geschlossen werden. Dagegen wenden sich mehrere Umwelt- und Verkehrsverbänden wie der BUND.

    Auch der „Kompromiss“ einer Schließung an 30 Tagen pro Jahr ist aus der Sicht der Verbände nicht hinnehmbar. Der Weg ist von jeher für Bewohner*innen und touristische Besucher*innen der Stadt die direkte Anbindung aus der Innenstadt zu den südlich gelegenen Naherholungs- und Freizeiteinrichtungen.

    Im Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt ist für die zentrale Wegeverbindung zwischen Innenstadt und Stadion geregelt, dass die Westfalenhallen GmbH auf ihrem Betriebsgelände „die weitere, entschädigungslose Nutzung dieser Wegeverbindung für den öffentlichen Fuß- und Radverkehr zu dulden hat“.

    Die Naturfreunde haben nun eine Online-Petition gestartet. Bitte unterzeichnen und Info weiterleiten.

    http://naturfreunde-kreuzviertel.de/2021/10/13/westfalenhallen-weg-dauerhaft-offen-halten-und-sichern/

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