Junges Engagement in der Sterbebegleitung: Auszeichnung für Roswitha Kreßner von der Caritas Dortmund in Berlin

Roswitha Kreßner von Caritas Dortmund wurde von der Bundesfamilienministerin Franziska Giffey für ihr ehrenamtliches Engagement in der Sterbebegleitung ausgezeichnet. Fotos (2): Anna Lena Samborski

Von Anna Lena Samborski

Sterben – ein oft verdrängtes und tabuisiertes Thema in unserer Gesellschaft. Nicht so für die 26-jährige Roswitha Kreßner: Seit vier Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich in der Sterbebegleitung im Caritas Hospiz am Bruder-Jordan-Haus in Dortmund. Nicht zuletzt die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey findet dieses Engagement unterstützenswert: so lud sie Kreßner und 94 weitere ehrenamtliche junge Sterbebegleiter aus ganz Deutschland Anfang April zu einer offiziellen Ehrung nach Berlin ein. In einem Pressegespräch gab Kreßner außerdem persönliche Einblicke in ihre Erfahrungen im Ehrenamt.

Kreßner ist seit vier Jahren ehrenamtlich im Hospiz aktiv – und „will nicht wieder weg“

Schon während des Bundesfreiwilligendienstes im Krankenhaus hat Roswitha Kreßner Berührungen mit dem Tod gehabt. Dabei ist es ihr „gegen den Strich gegangen, wie unmenschlich Sterben [dort] ist“. Etwas mehr als ein Jahr nach der Beendigung des Dienstes sieht die damalige Auszubildende eine Anzeige der Caritas: Ehrenamtliche in der Sterbebegleitung gesucht.

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„Da hab ich einfach mal angerufen“. Das ist jetzt vier Jahre her. Kreßner studiert mittlerweile – Medizintechnik. Trotzdem kommt sie weiterhin zwei bis drei Mal im Monat ins Bruder-Jordan-Haus – und begleitet Schwerstkranke und Sterbende in ihrer letzten Lebensphase.

Zwar sind hier Menschen jeden Alters ehrenamtlich aktiv, aber mit ihren 26 Jahren ist Kreßner doch eher die Ausnahme. Die Hospizleiterin Kirsten Eichenauer vermutet: „Ich denke, wenige junge Menschen trauen sich das zu.“ Dabei können aber auch sie „persönlich was mitnehmen und das durchaus leisten“, so Eichenauer weiter.

Ehrung von 95 jungen ehrenamtlichen SterbebegleiterInnen durch Bundesfamilienministerin

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey überreichte die Urkunde persönlich. Foto: Caritas Dortmund

Dass das junge Engagement eine besondere Würdigung und Förderung verdient, findet auch die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey.

So kam es zu der Einladung und Ehrung der 95 ehrenamtlichen SterbebegleiterInnen im Alter von 20 bis 30 Jahren aus ganz Deutschland am 5. April.

Kreßner wurde von ihren KoordinatorInnen vorgeschlagen und resümiert, dass die Ehrung „toll organisiert“ war. Neben der Urkundenverleihung diskutierten die Ehrenamtlichen mit der Ministerin und VertreterInnen des Deutschen Hospiz- und Palliativ -Verbandes über ihre Erfahrungen.

Ehrenamtliche Unterstützung in der Sterbebegleitung: „Das Sahnehäubchen oben drauf“

Die ehrenamtlichen SterbebegleiterInnen werden intensiv vom Team des Bruder-Jordan-Hauses betreut (v.l.): Steffi Czech, Simone Duvivier, Roswitha Kreßner, Kirsten Eichenauer.

Die Arbeit der Ehrenamtlichen ist für die Ehrenamtskoordinatorin Simone Duvivier in dem Hospiz das „Sahnehäubchen oben drauf“.

Hierdurch werde zum Beispiel ein zusätzlicher Spaziergang, ein intensives Gespräch oder ein Botengang ermöglicht – dies „gehört nämlich nicht ins zeitliche Budget“ der hauptamtlichen Pflegekräfte.

Die Seelsorgerin und Ehrenamtskoordinatorin Steffi Czech resümiert: „Es geht auch ohne [die Ehrenamtlichen], aber es geht erheblich besser mit [ihnen]“. Dabei „soll das Ehrenamt auch Spaß machen“, so Duvivier.

Dass Sterben zwar „traurig, aber nicht nur traurig ist“, spiegelt sich auch in dem Motto des Hauses wider: „Leben bis zuletzt“, erklärt Eichenauer. So sind die Räume hell und freundlich gestaltet. – Es wird viel gelacht, gemeinsam gegessen, Karneval gefeiert, Crepes gebacken und vieles mehr.

Tabuthema Sterben: „Den Tod als Teil des Lebens annehmen“

Aber natürlich macht der Tod oft auch Angst. „Was kommt danach?“ und „Was bleibt von mir?“, sind oft gestellte Fragen. Themen, die viele junge Menschen überfordern können. Dabei ist „nicht drüber reden das Falsche. Ich mache das auf dem Level, auf dem ich das eben kann“, erklärt Kreßner.

Insgesamt 95 junge Ehrenamtliche erhielten die Auszeichnung in Berlin. Foto: Caritas Dortmund

In unserer Gesellschaft sei der „Tod ein Tabuthema“ – es ginge ihr so darum, diesen „als Teil des Lebens anzunehmen“. Auch Angehörige fühlen sich oft mit der Trauer und den Fragen allein gelassen. So mache auch die Unterstützung von Angehörigen „einen Großteil der Sterbebegleitung aus“, erklärt Kreßner weiter.

Auch persönlich sind die Erfahrungen aus dem Ehrenamt eine Bereicherung für sie. Durch die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit und der Sinnfrage verrückten sich die Prioritäten:

„Vieles erscheint aus der Perspektive kleiner und unwichtiger. So gehe ich mit dem Alltag gelassener um – und bin trotzdem zuversichtlicher“, so Kreßner. Sie fragt sich bewusst: „Wo möchte ich langfristig im Leben hin? Was ist mir wirklich wichtig?“, und resümiert: „So habe ich eine gewisse Geradlinigkeit in meinem Leben entwickelt“.

Ehrenamtliche erhalten intensive Vorbereitung und Betreuung

Im Vorfeld und während des Einsatzes werden die ehrenamtlichen SterbebegleiterInnen im Bruder-Jordan-Haus intensiv betreut. In einem dreivierteljährlichen Grundkurs werden an acht bis zehn Abendterminen Fachwissen und Kommunikationspraktiken vermittelt. Danach folgt ein ca. 20-stündiges Praktikum.

Czech erklärt: „Der Grundkurs ist zum Schnuppern gedacht. Danach kann entschieden werden: Ist das wirklich was für mich?“ Und auch während des anschließenden Einsatzes steht den Freiwilligen ein intensives Betreuungsprogramm mit Aufbaukursen und Supervisionen zur Verfügung.

Die Ehrenamtlichen bringen sich in unterschiedlichem zeitlichen Umfang ein – je nachdem, wie es die individuelle Lebensphase gerade zulässt. Außerdem sei es wichtig, seine eigenen Grenzen zu kennen und zu akzeptieren: „Wenn es mal nicht geht [ ], ist das auch in Ordnung“, erklärt Kreßner.

Weitere Informationen:

Für Interessierte: Nächster Grundkurs im Bruder-Jordan-Haus im Herbst 2019

Der nächste Vorbereitungskur für Ehrenamtliche findet ab Herbst 2019 statt. InteressentInnen – ob jung oder alt – können sich melden bei:

oder telefonisch unter:  0231/ 5646 -0 / -191 / -140

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