SLADO-Forderung zum Coming-Out-Tag: Homosexuelle Jugendliche in Dortmund nicht alleine lassen

CSD-Teilnehmer und Antifaschisten protestierten gegen Neonazis.
SLADO-Vorstand Frank Siekmann beim  CSD 2014 an der Reinoldikirche. Archivbild: A. Völkel

CSD

„20 Prozent der lesbischen und schwulen Jugendlichen wissen von klein auf, dass sie ,anders fühlen‘ und der überwiegende Teil dieser Jugendlichen sind sich ihrer homosexuellen Orientierung ab 15 Jahren sicher“, erklärt Frank Siekmann von SLADO e.V. anlässlich des Coming-Out Tag am 11. Oktober.

Anfeindungen gegenüber Homosexuellen – sechs Mal höheres Selbstmordrisiko

„Sie erleben die teils unterschwelligen, teils öffentlichen Anfeindungen gegenüber Homosexuellen in dieser Zeit besonders intensiv“. Eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2011 ergab, dass 60 Prozent der Befragten einen Kontakt mit dem Thema ablehnen, 40 Prozent dieses gar als unmoralisch empfinden.

Häufig werden Homosexuelle dabei als krank abgestempelt. 2013 hat eine EU-weite Studie dieses Ergebnis weiter bestätigt. „Diese Zahlen sind besorgniserregend und alarmierend“, so Siekmann.

Einige der Jugendlichen seien durch die Anfeindungen traumatisiert. „Es überrascht nicht, dass die Suizidrate unter lesbischen und schwulen Jugendlichen rund sechsmal höher ist als bei Heterosexuellen“, verdeutlicht der SLADo-Vorstand.

Außerdem neigten sie erheblich öfter zu Depressionen und psychischen Erkrankungen. In dieser Zeit bedürften Jugendliche vertrauensvolle Ansprechpartnerinnen und -partner in der Schule aber auch außerhalb.

 Forderung: Aufklärungsarbeit in Dortmunder Schulen muss verbessert werden

„Die Aufklärungsarbeit an Dortmunder Schulen über Homosexualität, Bisexualität und Transidentität und die Beratungsangebote für lesbische, schwule, bisexuelle und transidente Jugendliche in Dortmund müssen verbessert werden“, formuliert Siekmann eine der Forderungen von SLADO. Dieser Aufgabe kommt die Jugendeinrichtung Sunrise nach, die aber mit nur zwei halben Stellen den Beratungsbedarf bei weitem nicht mehr decken könne.

Ebenso bleibt die wichtige Vorfeldaufgabe die Aufklärung an den Schulen, über das SchLAu-Projekt (www.schlau-nrw.de), bei dieser Unterfinanzierung, weit hinter den Möglichkeiten zurück. „Auch wenn die Stadt Dortmund und insbesondere der Dortmunder Oberbürgermeister schon viel für Lesben und Schwulen getan haben, bedarf an dieser Stelle eine deutliche Aufstockung der finanziellen Mittel“, verdeutlicht der Sprecher des Netzwerks.

Wichtig wäre es zudem, wenn eine Dortmunder Schule sich auf den Weg machen würde zur „Schule der Vielfalt“ (www.schule-der-vielfalt.de) zu werden, um somit ein gutes Beispiel im Umgang mit Lesben und Schwulen zu setzen.

Dortmunder Jugendeinrichtung Sunrise braucht mehr Personal

„Wir bemühen unsere Arbeit in unserer Jugendeinrichtung Sunrise über einen Finanzierungsmix, aus Projektgeldern, Spenden und Patenschaften sicher zu stellen. Ebenso fließt viel ehrenamtliche Arbeit in die wichtige Aufklärungsarbeit und Beratungsarbeit“, erklärt er abschließend.

„Dennoch kann ohne eine Anpassung der Personalmittel auf zwei volle Stellen die notwendige und wichtige Arbeit nicht geleistet werden. Hier herrscht dringender Verbesserungsbedarf.“

Mehr Informationen gibt es hier:

www.slado.de

www.sunrise-dortmund.de

www.csd-dortmund.de

www.queer-dortmund.de

http://mittendrin-sunrise.de/

Print Friendly, PDF & Email

Reaktionen

  1. Susanne Hildebrandt für die Stadt Dortmund

    Statement von Susanne Hildebrandt, Leiterin der beim Oberbürgermeister angesiedelten Koordinierungsstelle für Lesben, Schwule und Transidente zum Internationalen Coming-Out-Tag:

    Anlässlich des Internationalen Coming-Out-Tages am Samstag, 11. Oktober, wurde vor dem Dortmunder Rathaus die Regenbogenfahne gehisst. Die Fahne ist das Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung.

    Auch 2014 ist es noch immer für viele Schwule oder Lesben schwer oder unmöglich, selbstverständlich zu ihrer sexuellen Orientierung zu stehen. Am Coming-Out-Day werden seit 1988 alljährlich Lesben und Schwule ermuntert, offen zu sich zu stehen und die Gesellschaft ist zu mehr Akzeptanz und Toleranz aufgefordert.

    Susanne Hildebrandt ist die Leiterin der beim Oberbürgermeister angesiedelten Koordinierungsstelle für Lesben, Schwule und Transidente: „Gerade jungen lesbischen, schwulen und transidenten Menschen wollen wir Mut machen, zu ihrer sexuellen Orientierung zu stehen, indem sie darin bestärkt werden, dass es nicht verkehrt ist, lesbisch, schwul oder transident zu sein.“

    Da „schwule Sau“ immer noch das Schimpfwort Nr.1 auf Deutschen Schulhöfen ist, ist noch viel Aufklärungsarbeit und Unterstützung notwendig.

    Für lesbische, bisexuelle und transidente Frauen in Dortmund gibt es deswegen neuerdings ein neues Unterstützungsangebot: die Lesbenberatungsstelle LEBEDO.

    LEBEDO unterstützt beispielsweise jene, die sich noch im Coming-Out-Prozess befinden, diesen Schritt zu wagen und zu sich selbst zu stehen, sich so anzunehmen, wie sie sind, und dadurch an Stärke zu gewinnen.

    Das Coming-Out wird im Allgemeinen als Befreiung erlebt, weil die Notwendigkeit des Verheimlichens wegfällt und man Erfahrungen und Wünsche mit anderen teilen kann.

    Eine wichtige Anlaufstelle um der besonderen Lebenssituation von Jugendlichen im Coming-Out-Prozess gerecht zu werden, bietet in Dortmund die Beratungsstelle Sunrise. Hier wird mit dem Beratungsangebot den Jugendlichen Hilfestellung angeboten. Der Jugendtreff bietet den Jugendlichen einen geschützten und diskriminierungsfreien Raum in dem sie ohne Ängste zu sich stehen können.

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert