Internationaler Tag der Gebäudereinigung: Nicht nur Applaus, sondern auch mehr Geld für die Reinigungskräfte

Am „Internationalen Tag der Gebäudereinigung“ gab es auch in Dortmund eine Aktion. Foto: IG BAU
Am „Internationalen Tag der Gebäudereinigung“ gab es auch in Dortmund eine Aktion. Foto: IG BAU

Reinigungskräfte sind systemrelevant und gehören zum beschäftigungsstärksten Handwerk in Deutschland. Intensivstationen oder auch Büros wären ohne sie weder sauber noch steril. Doch das Image der Gebäudereiniger ist nicht das Beste. Kein Wunder: Die Bezahlung ist oft sehr schlecht.

Viele Beschäftigte sind auf ergänzende Leistungen angewiesen – Altersarmut droht

Manche Reinigungskräfte müssen trotz Vollzeitjobs noch staatliche Hilfe in Anspruch nehmen, um über die Runden zu kommen. Später droht die Altersarmut. Auch der Arbeitsschutz ist nicht immer vollumfänglich gewährleistet. Das sind Probleme, die „Die Linke“ umtreiben.

In Dortmund kämpft die Fraktion „Die Linke+“ zum Beispiel seit Jahren für eine vernünftige Bezahlung der Beschäftigten von ServiceDO, die unter anderem für die Sauberkeit im städtischen Klinikum zuständig sind. Und so war es für den linken Fraktionsvorsitzenden Utz Kowalewsi selbstverständlich, sich am Dienstag am „Internationalen Tag der Gebäudereinigung“ in Dortmund zu beteiligen.

„Nix geht ohne uns“, stand auf den Schildern, die am „Internationalen Tag der Gebäudereinigung“ Vertreter der Gewerkschaft IG BAU, Reinigungskräfte und auch Utz Kowalewski an der Katharinentreppe in die Höhe hielten. Die Passanten rund um den Hauptbahnhof sollten spontan auf die Situation in dieser Berufsgruppe aufmerksam gemacht werden.

Forderung: Wertschätzung muss sich in den Geldbeuteln der Beschäftigen widerspiegeln

„ServiceDO“ ist die Gesellschaft des Klinikums, in der u.a. das Reinigungspersonal geführt wird. Foto: Alex Völkel
„ServiceDO“ ist die Gesellschaft des Klinikums, in der u.a. das Reinigungspersonal geführt wird. Foto: Alex Völkel

Und die Situation heißt in Corona-Zeiten: finanzielle Nöte wegen des niedrigen Kurzarbeitergeldes oder nicht gezahlte Löhne in der Quarantäne. Damit nicht genug: Reinigungskräfte können auch kein Homeoffice machen. Damit kam bei vielen Betroffenen die Frage der Kinderbetreuung hinzu: Wohin mit den Kleinen, wenn Kitas und Schulen geschlossen sind?

„Ich finde es wichtig, dass wenigstens an einem Tag im Jahr mit höchster Anerkennung auf die Arbeit der Reinigungskräfte geblickt wird. Ihr Einsatz ist für viele von uns viel zu selbstverständlich. Doch gerade in der Pandemie wurde deutlich: Auch die Reinigungskräfte haben ihren Teil gegen die Ausbreitung der Pandemie beigetragen, egal ob in Krankenhäusern, in Schulen oder im öffentlichen Nahverkehr“, so Utz Kowalewski.

Er stimmt deshalb der Gewerkschaft IG BAU zu, die betonte, wie wichtig dieses Dienstleistungshandwerk für das Funktionieren der gesamten Wirtschaft und für die Gesundheit aller sei. Sauberkeit und Hygiene hätten an gesellschaftlicher Wertschätzung gewonnen. „Jetzt muss sich diese Wertschätzung nur noch in den Geldbeuteln der Beschäftigen widerspiegeln“, sagt Kowalewski. Denn bei aller Freude über den jüngst abgeschlossenen dreijährigen Lohn- und Mindestlohntarifvertrag würden sich leider viel zu viele Arbeitgeber um diesen Tarifvertrag drücken.

Reaktionen

  1. Ina

    Ich kann mir vorstellen, dass die Gebäudereinigung vor allem während der Zeit von Corona viel zu tun hatte. Ich erinnere mich noch, dass unsere Tische Regelmäßig gereinigt werden mussten. Und das mit einem speziellen Desinfektionsspray.

  2. Warn-Notruf von denen, die Dortmund (noch) sauber halten: „Inflations-Ebbe im Portemonnaie“ (PM IG BAU)

    Ein Problem lässt sich in der Gebäudereinigung nicht mehr wegwischen: In Dortmund gibt es 131 Betriebe der Gebäudereiniger-Branche. „Wer da arbeitet, hat ein massives Problem – und zwar im Portemonnaie“, sagt Gabriele Henter. Die Bezirksvorsitzende der Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU Bochum-Dortmund übt heftige Kritik an den Arbeitgebern: „Wenn es darum geht, die Härte der Inflation abzufedern, zeigt die Reinigungsbranche den eigenen Leuten die kalte Schulter. Von Lebensmitteln bis zur Miete – die Preise schießen nach oben. Trotzdem gibt es für die, die Dortmund sauber halten, in den meisten Betrieben keinen Euro und keinen Cent extra. Inflationsausgleichsprämie für Reinigungskräfte – Fehlanzeige!“

    Der Vorwurf der IG BAU Bochum-Dortmund: „Arbeitgeber in der Gebäudereinigung weigern sich seit Monaten, ihren Beschäftigten in der Inflation finanziell unter die Arme zu greifen“, so Gabriele Henter. Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks sei nicht einmal zu Gesprächen bereit. Dabei sei die finanzielle Situation der meisten Reinigungskräfte dramatisch: „Bei ihnen herrscht ‚Inflations-Ebbe‘ im Portemonnaie. Hier geht es nämlich um Menschen, die die Inflation mit voller Wucht trifft. Wer in der Gebäudereinigung arbeitet, muss ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen. Denn Reinigungskräfte arbeiten immer noch für einen Niedriglohn“, sagt die Vorsitzende der IG BAU Bochum-Dortmund.

    Betroffen davon seien viele: In Dortmund arbeiten rund 7.680 Menschen in der Reinigungsbranche, so die IG BAU Bochum-Dortmund. Die Gebäudereiniger-Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur. „Sie halten Schulen, Büros und Arztpraxen sauber, wischen Flure, saugen Teppichböden und putzen Fenster. Die Frage ist nur: Wie lange noch?“, sagt Henter. In der Reinigungsbranche herrsche längst ein „eigenes Inflationsgesetz“: „Hohe Inflationsrate – hohe Kündigungsrate. Denn je größer das Loch, das die Inflation in die private Haushaltskasse reißt, desto größer ist der Druck, der Branche den Rücken zu kehren. Es könnten mehr und mehr bei der Bodenwischmaschine den Stecker ziehen – für immer“, so die IG BAU-Bezirksvorsitzende.

    Vollzeitkräfte und vor allem aber auch Mini-Jobber hätten überhaupt kein Problem, woanders unterzukommen: „Die Gastronomie sucht genauso wie der Einzelhandel händeringend Leute“, sagt Gabriele Henter. Sie warnt, die Arbeitgeber der Gebäudereinigung spielten „ein gefährliches Spiel“: „Sie sind dabei, ihr wichtigstes Kapital zu verpokern: Die Menschen, die für sie eine saubere Arbeit machen.“

    Monat für Monat wachse der finanzielle Druck auf die Beschäftigten der Gebäudereinigung. Auch die vom Statistischen Bundesamt (Destatis) für Oktober erwartete Inflationsrate von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat könne keine Gebäudereinigerin und kein Glasreiniger „einfach so wegstecken“. Bei Lebensmitteln seien die Preise „geradezu explodiert“. Die Sommerstatistik bezeichnet Henter als „erschreckend“: „Ein Preisschub von über 27 Prozent bei Nahrungsmitteln innerhalb von nur zwei Jahren – das schlägt eins zu eins durch. Denn wer in der Gebäudereinigung arbeitet, der hat kein Polster im Portemonnaie.“

    An die heimischen Bundestagsabgeordneten appelliert die IG BAU Bochum-Dortmund, den „Warn-Notruf der Gebäudereinigung“ mit nach Berlin zu nehmen. „Denn dass es in einer ganzen Branche vor Inflationsausgleichsprämien-Verweigerern nur so wimmelt, ist zum Beispiel auch bei der Strompreisbremse ein wichtiger Punkt. Dann nämlich, wenn es darum geht, dass der Staat auch für das kommende Jahr den Fuß auf der Preisbremse behält. Denn sollte der gedeckelte Preis für Strom – wie geplant – Ende dieses Jahres auslaufen, dann würde dies gerade die Beschäftigten der Gebäudereinigung unvertretbar hart treffen. Solange sich Arbeitgeber in der Krise so verantwortungslos wie Unternehmer der Gebäudereinigung aus der Affäre ziehen, bleibt nur der Ruf nach staatlicher Hilfe“, sagt Gabriele Henter.

  3. 6.900 Reinigungskräfte in Dortmund: Mindestens 16,50 Euro pro Stunde fürs Saubermachen – Gebäudereiniger-Gewerkschaft fordert 3 Euro höheren Stundenlohn (PM IG BAU)

    Sauberer Lohn für saubere Arbeit: Wer in Dortmund Büros, Schulen, Arztpraxen oder Altenheime sauber hält, der soll dafür schon bald deutlich mehr Geld im Portemonnaie haben. Denn die Stundenlöhne in der Gebäudereinigung sollen um 3 Euro steigen. Das fordert die Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU. Der Mindestlohn der Reinigungsbranche würde dann auf 16,50 Euro pro Stunde nach oben gehen. „Das ist der Lohn, den die meisten Reinigungskräfte in Dortmund verdienen. Und das muss das neue Lohn-Limit für die harte Arbeit sein, die die Beschäftigten in der Gebäudereinigung leisten“, sagt Gabriele Henter.

    Die Vorsitzende der IG BAU Bochum-Dortmund rechnet vor: „Am Monatsende käme eine Gebäudereinigerin dann auf knapp 2.790 Euro brutto, wenn sie Vollzeit arbeiten kann. Die meisten haben allerdings nur einen Teilzeitjob. Sie sind an den Tagesrandzeiten – frühmorgens und spätabends – im Einsatz. Also dann, wenn die allermeisten Berufstätigen in Dortmund noch schlafen oder schon ihre Freizeit genießen.“ Die Arbeit in der Reinigungsbranche sei „ein Knochenjob“. Und der gehe an die Substanz: „Der Job ist körperlich anstrengend. Und er fordert vielen vieles ab: Es macht nicht immer Spaß, Schultoiletten in Dortmund sauber zu machen“, sagt Gabriele Henter. Dazu komme ein enormer Zeitdruck. Und oft seien Reinigungskräfte auch mit belastenden Situationen konfrontiert – beim Saubermachen von Kranken- oder Pflegezimmern zum Beispiel.

    „Es wird daher höchste Zeit, in der Gebäudereinigung anständige Löhne zu zahlen. Die Zeiten, in denen sich eine Gebäudereinigerin brav ans Ende der Lohnkette stellt, sind vorbei“, macht Henter von der IG BAU Bochum-Dortmund klar. Immerhin hätten die meisten der rund 6.900 Beschäftigten der Gebäudereinigung in Dortmund – darunter viele Mini-Jobber – „keinen einzigen Cent an Inflationsausgleichsprämie“ bekommen. Schon deshalb sei jetzt ein „ordentlicher Nachholbedarf beim Lohn“ für die Reinigungskräfte notwendig. Für einen gelernten Glas- und Fassadenreiniger bedeute dies, dass er künftig ebenfalls 3 Euro mehr und damit 19,70 Euro pro Stunde verdienen müsse, so die Gewerkschaft.

    Aber auch der Nachwuchs im Gebäudereiniger-Handwerk soll profitieren: Für Azubis im ersten Ausbildungsjahr fordert die IG BAU ein Plus von 150 Euro pro Monat. Die Vergütung würde dann schon zum Ausbildungsstart bei 1.050 Euro liegen. Im dritten Ausbildungsjahr sollen, so die Forderung der IG BAU, Azubis mit 1.500 Euro pro Monat nach Hause gehen. Das wären 300 Euro mehr als heute. Die Verhandlungen der IG BAU mit dem Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks gehen in der kommenden Woche (Hinweis f.d. Red.: Mittwoch, 11. September) in die zweite Runde.

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