Was lernen Schülerinnen und Schüler aus einer Studienfahrt nach Auschwitz? Diese Frage beantwortet die „Dokumentation von Schülerarbeiten zu Studienfahrten nach Auschwitz“, die das IBB in Dortmund vorgestellt hat. „Mit dieser Dokumentation möchten wir Schulen Mut machen, Studienfahrten zu Lernorten der Geschichte zu unternehmen“, sagt Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer der IBB gGmbH. „Jeder Schüler und jede Schülerin sollte einmal einen Vernichtungsort in Polen besucht haben. Auschwitz ist kein Ort, den man so verlässt wie man ihn betreten hat.“
IBB finanziert bis zu 100 Gedenkstättenfahrten zu Lernorten im heutigen Polen
Bis zu 100 Gedenkstättenfahrten zu Lernorten im heutigen Polen kann die IBB gGmbH aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans in diesem Jahr fördern. Das Bundesfamilienministerium hat die Mittel für Gedenkstättenfahrten im März 2017 aufgrund der großen Nachfrage auf bis zu 500 000 Euro verdoppelt. Für 2017 können noch Anträge gestellt werden.
Wie Gedenkstättenfahrten konzipiert werden können und vor allem, was die Jugendlichen daraus lernen, fasst die neue, 32 Seiten starke Dokumentation zusammen. Mit Lithografien, Zeichnungen, Fotos – aber auch Tagebucheinträgen, Gedichten und Erinnerungsbüchern halten Schülerinnen und Schüler ihre Eindrücke von ihrer Gedenkstättenfahrt fest. Die Dokumentationen reichen die Schulen bei der IBB gGmbH ein.
Das IBB und die Stiftung „Erinnern ermöglichen“ bewahren daher einen Schatz. Monika Junge-Wentrup, Lehrerin im Ruhestand, hat 26 Beispiele aus den Jahren 2011 bis 2013 willkürlich herausgegriffen und die Erfahrungen schulformübergreifend zusammengefasst. Entstanden ist ein nützliches Kompendium, das deutlich positive Lerneffekte zeigt und zur Planung einer Gedenkstättenfahrt genutzt werden kann.
Auseinandersetzung mit einem Gewaltherrschaftssystem notwendiger denn je
„Heute ist die Auseinandersetzung mit einem Gewaltherrschaftssystem wie dem Nationalsozialismus notwendiger denn je“, schreibt Monika Junge-Wentrup in der Einleitung. „Überall in Europa und in Amerika ist die demokratische Grundordnung durch aufstrebende Nationalisten gefährdet, denen Gewaltenteilung, demokratische Kontrollsysteme und Bürgerrechte nichts mehr gelten und die ein autoritäres Weltbild vertreten.“
Ein Besuch in Auschwitz schärft den Blick für die Folgen von Macht und Manipulationen. Mit den Worten eines Schülers: „Wenn man diese Fahrt mit Filmen und Büchern vergleicht, die dasselbe beinhalten, ist diese Fahrt viel belehrender, weil die eigenen Gefühle ins Spiel kommen.“
Agata Grzenia und Bartholomäus Fujak, Bildungsreferenten beim IBB e.V., schilderten beispielhaft, wie außerschulische Träger der Jugendarbeit heute Gedenkstättenfahrten anlegen, um Jugendlichen eine individuelle Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte zu ermöglichen.
„Wir können an den unterschiedlichen Lernorten auf individuelle Fragestellungen der Lerngruppen eingehen und ein forschendes Lernen ermöglichen“, sagt Agata Grzenia, Bildungsreferentin beim IBB e.V. in Dortmund. „Dabei geht es uns nicht nur um die Aufarbeitung der Geschichte, sondern besonders auch um die Frage, was wir aus der Geschichte lernen können für eine gemeinsame Zukunft in Europa.“
HINWEIS: Die Dokumentation kann beim IBB Dortmund bestellt werden unter der Rufnummer 0231-952096-0 oder unter www.ibb-d.de.
Mehr zum Thema auf nordstadtblogger.de:
https://www.nordstadtblogger.de/auschwitz-rohtext/
Die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache soll zu einem modernen Lern- und Erinnerungsort werden
IBB und Steinwache präsentieren Dortmunder Geschichts-App in Düsseldorf
Reaktionen
Zur Vorbereitung auf das inklusive Netzwerktreffen in Stutthof: IBB Dortmund bietet erstmals Kurs zur NS-Zeit in Einfacher Sprache (PM)
Zur Vorbereitung auf die erste inklusive Studienfahrt zum Erinnerungs- ort Stutthof in Polen im September 2023 bietet das Internationale Bildungs- und Begegnungs- werk gGmbH Dortmund ab 18. Juli 2023 erstmals einen Vorbereitungskurs in Einfacher Spra- che an. Die vier Online-Meetings richten sich speziell an Menschen mit Lernschwierigkeiten. Anmeldungen sind ab sofort möglich.
Schriftliche Informationen zur NS-Vergangenheit sind nicht immer leicht zu verstehen. Dies gilt erst recht für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, die zum Beispiel unter Demenz, funktionalem Analphabetismus oder den Folgen einer prälingualen Hörschädigung leiden. Für diesen Personenkreis hat die Behindertenrechtsbewegung daher seit Jahren eine besser ver- ständliche Sprache gefordert.
Das IBB Dortmund (IBB gGmbH) bietet im Rahmen des deutsch-polnischen Kooperationspro- jekts „Erinnern-inklusiv“ nun erstmals einen vierteiligen Online-Kurs in Einfacher Sprache an. Am 18. Juli, 21. August, 4. September und 18. September 2023 jeweils von 17 bis 19 Uhr ver- mittelt die Historikerin und Sonderschullehrerin Verena Tönnes Basiswissen über die NS-Zeit und das ehemalige Konzentrationslager Stutthof in Polen. Dieser Kurs soll Menschen mit kog- nitiven Beeinträchtigungen eine Teilnahme am Projekt „Erinnern-inklusiv“ ermöglichen und sie – bei Interesse – auch auf die inklusive Studienfahrt nach Stutthof vom 26. bis 29. September 2023 vorbereiten. Die Teilnahme an diesem Online-Kurs ist dank EU-Förderung unentgeltlich. Sie ist unabhängig von einer späteren Teilnahme an der Studienfahrt möglich.
Das auf 15 Monate angelegte Projekt „Erinnern-inklusiv“ soll am Beispiel des früheren Kon- zentrationslagers Stutthof Methoden erarbeiten, um bisher benachteiligten Zielgruppen einen gleichberechtigten Zugang zu Lernorten der Geschichte zu ermöglichen. Die Methoden sollen gemäß dem Motto der UN-Behindertenrechtskonvention „Nichts über uns ohne uns!“ gemein- sam von Menschen mit und ohne Behinderung und Beeinträchtigung erarbeitet werden.
Interessierte können sich ab sofort anmelden per E-Mail an die Kursleiterin Verena Tönnes: verena.toennes@rub.de. Nähere Informationen (auch in Einfacher Sprache) finden Sie außerdem unter http://www.ibb-d.de. Das deutsch-polnische Partnerschaftsprojekt „Erinnern-inklusiv“ organisiert die IBB gGmbH in Dortmund gemeinsam mit dem Museum Stutthof in Polen und dem Verein Schwarzenberg e.V. in Berlin. Das Projekt wird im Rahmen des EU-Programms „Bürger, Gleichberechtigung, Rech- te und Werte“ gefördert.