Hoesch-Spundwand: Das geplante Stadtquartier soll Teil eines Grüngürtels vom Mooskamp bis Dorstfeld werden

Emscherschlösschen auf dem HSP Gelände. Foto: Leopold Achilles
Die Arbeiten im „Emscherschlösschen“ auf dem HSP-Gelände wurden Ende 2015 stillgelegt. Früher wurden in den großen Hallen Spundwände gefertigt. Fotos: Leopold Achilles

Von Ole Corneliussen

Es soll ein großer Wurf werfen: Die Brachflächen entlang der Emscher in Dortmund sollen im Konzept „Emscher Nordwärts“ über einen Grünzug eingebettet und für Wohnen, Gewerbe und Kultur nutzbar gemacht werden. Das Planungsgebiet reicht von dem großen Gelände der ehemaligen „Hoesch Spundwand und Profil GmbH“ (HSP) an der Rheinischen Straße, über die Kokerei Hansa und den Deusenberg bis in den Norden zum Bahnhof Mooskamp. Das Projekt versteht sich auch als Beitrag der Stadt Dortmund zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027.

Phönixsee 2.0 im Zentrum von Wohn-, Gewerbe- und Freizeitband

(von Links:) Thomas Westphal (Wirschaftsförderung), Ullrich Sierau (Oberbürgermeister) und Ludgerwilde (Planungsdezernent) stellen ihre Pläne im „Emscherschlösschen“ vor. Foto: Leopold Achilles
Thomas Westphal, Ullrich Sierau und Ludger Wilde (v.l.) stellen ihren Zukunftsplan vor.

Die Stadt Dortmund hatte vergeblich versucht die Brachflächen der HSP zu erwerben. Die 45 Hektar wurden stattdessen von der „Thelen Holding GmbH“ 2016 übernommen.

Dennoch soll die Stadt Dortmund in die zukünftige Gestaltung der Fläche mit eingebunden sein. Ludger Wilde, Dezernent für „Umwelt, Planen und Wohnen“ bestätigt: „Herr Thelen unterstützt die Zusammenarbeit ausdrücklich.“

Die Stadt will, im Zuge des Dekadenprojekts „nordwärts“, ein großräumiges, innovatives und zukunftsweisendes Wohn-, Gewerbe- und Freizeitband in den Fokus nehmen.

Nördlich der Rheinischen Straße soll nun ein urbanes Quartier mit Gewerbe, Kultur und etwa 800 Wohneinheiten in Verbindung mit Grünstrukturen und einem noch anzulegenden See entstehen. Die Größe des angestrebten Areals soll dabei noch größer als das Gebiet am Phoenixsee werden. Der eigentliche See wird allerdings nur ein Viertel der Größe des Sees in Hörde haben.

Das Besondere: Die Wirtschaftsförderung bestehe aber nicht nur aus dem Erschließen von Flächen, sondern einem Gesamtkonzept. Oberbürgermeister Ullrich Sierau will „neue Urbanität aus dem interpretieren, was schon da ist“.

Potenziale durch Ansiedelung von Start Ups und Forschungsinstituten heben  

Die Nähe des ehemaligen HSP-Grundstücks zu Universität, Technologiepark und Innenstadt würde höhere Mieten rechtfertigen und eine zahlungsfähige Bevölkerung anziehen. Davon könne „Dorstfeld profitieren, ähnlich wie Hörde heute vom Phoenixsee“, so der OB weiter.

Auch Thomas Westphal von der Wirtschaftsförderung erwartet ähnliche Effekte für die Umgebung, wie am derzeitig modernste Gewerbegebiet in Dortmund. Er will „die Potenziale heben und hochwertige Unternehmen ansiedeln“.

Außerdem sollen Forschungsinstitute und Start-Ups auf über zehn Hektar angesiedelt werden und der Technologiepark, über sein Kernfeld hinaus, wachsen. Auch „Unternehmen und Bildungseinrichtungen würden gern in ein solches Umfeld eingebettet sein“, weiß der OB.

Grünstrukturen sollen Stadtteile verbinden und vergessene Räume aktivieren

Geplant ist eine Entwicklungsachse, die Tradition mit Moderne verbindet. Zwischen den Ankerpunkten im Norden und Süden des Plangebietes soll ein „grünes Band“ entlang der renaturierten Emscher verlaufen. Dazu gehört auch ein über fünf Kilometer langer Radweg vom Deusenberg bis zur Rheinischen Straße.

Die West-Ost-Achse bilden Revierpark und Fredenbaumpark, die auch über Grünstrukturen miteinander verbunden sein sollen. Knotenpunkt soll der Hansa-Brückenzug, ein monumentales Brückenbauwerk von 1924, werden. Damit würde Industriegeschichte zugänglich und die letzte bestehende Barriere eines durchgängigen Fuß- und Radweges, entlang der Emscher von Holzwickede bis Castrop-Rauxel überwunden.

Das Konzept sieht vor, wesentliche Potenziale zwischen Naturraum und urbanen Gebieten hervorzuheben und somit vergessene Stadträume zu aktivieren. Die Entwicklung der Teilräume soll neue Verknüpfungen herstellen, um die verschiedenen Stadtteile und Stadtquartiere zu verbinden. „Was hier passiert hat hohe regionale Relevanz“, sagt Sierau.

Die Förderungen von Maßnahmen für das Projekt und die IGA stehen noch aus

Um das Planungsgebiet bis 2027 zu sanieren, bleibt noch viel zu tun.

Öffentlichen Maßnahmen für Wegebau, Brücken, Sanierung und Grünflächen für das Projekt „Emscher nordwärts“ werden auf 33 Millionen Euro veranschlagt. Die Planer versichern, „bis 2027 könne das neue Stadtquartier fertig sein“.

Die jüngste Projektkonkretisierung versteht sich auch als Beitrag der Stadt Dortmund zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027. Ludger Wilde „setzt auf die IGA um den Ausbau des Grünzugs zu nutzen“. 17 Millionen Euro würden dadurch für zusätzliche Maßnahmen gebraucht, beispielsweise temporäre Besucheranlagen.

„Die vorige Landesregierung hatte bereits Förderungen in Aussicht gestellt, aber nicht verschriftlicht“, macht OB Sierau deutlich. Ob die Internationale Gartenausstellung ins Ruhrgebiet kommen wird, steht noch immer nicht fest. Aber Sierau ist sich sicher: „Falls die IGA ins Ruhrgebiet kommt, wäre Dortmund in jedem Fall dabei.“

„Historische Mooskamp-Bahn“ als Transportmittel für IGA-BesucherInnen

Die „Feldherrnhalle“ (ehemals Fa. Himmelreich) an der Emscher ist erhaltungswürdig.
Die „Feldherrnhalle“ an der Emscherallee ist erhaltungswürdig. Foto: Alex Völkel

Auf dem neuen Planungsgebiet liegen viele alte Gebäude. Sie sind Zeitzeugen der Verbundwirtschaft in der Industriegeschichte, die für Führungen wieder geöffnet werden könnten.

Dazu gehören, neben der Kokerei Hansa, auch das „Emscherschlösschen“ und die „Feldherrnhalle“ (ehemals Fa. Himmelreich) auf dem ehemaligen HSP-Gelände. Ludger Wilde hofft vor allem, dass das „Emscherschlösschen“ erhalten bleibt – seiner Meinung nach das „schönste Gebäude der Stadt“.

Auch das „Nahverkehrsmuseum Mooskamp“ mit der dazugehörenden Gleisinfrastruktur soll in das neue Konzept eingebunden werden. Nach Möglichkeit schon zur IGA 2027. Nach Wünschen der Stadt soll die „Mooskamp Bahn“ als Transportmittel für die Besucher wieder in Gang gesetzt werden. Insgesamt also ein innovativer Plan, der montanindustrielle Geschichte mit zukunftsweisenden Lebensräumen verbinden will.

Plan der Stadt zum Download:

www.dortmund.de/Rahmenplan_Emscher_Nordwaerts.pdf

Mehr Informationen auf Nordstadtblogger.de:

Rundgang auf HSP-Gelände in Dortmund: 800 Wohnungen, Grüngürtel, Dienstleistungen und Industrie geplant

Scharfe Kritik von ver.di an den Arbeitsbedingungen bei Amazon – Mieterverein plädiert für Werkswohnungen

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Reaktionen

  1. heavy Pete

    Ich finde die Idee eines Radweges an der Emscher schön. Es gibt sehr wenige schöne Radwege in Dortmund. Was mich allerdings nervt ist das nun mal wieder Wohnraum für priviligierte geschaffen werden soll. Sicher ist eine Durchmischung der Sozialstruktur in diesen Stadtteilen sinnvoll, aber mein Eindruck scheint das dies eher eine Insellage für gehobenes wohnen wird. Und das eine Durchmischung nicht so richtig stattfindet und das dieses Bauprojekt auch zur Gentrifizierung dieses Teils der Stadt führt. Bezahlbarer Wohnraum ist in Dortmund wichtig. Wir haben in der nördlichen Hälfte unserer Stadt viele Neuzuwanderer aus Südosteuropa und viele Familien deren Einkommen niedrig sind die in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind. Daher kann ich mich über dieses Projekt nur wenig freuen. Ich warte schon seit einem Jahrzehnt auf den Grünzug vom Borsigplatz über die Westfalenhütte zum Fredenbaumpark. Nichts scheint sich dort zu tun. Manchmal habe ich den Eindruck das es neue Entwicklungen in unserer Stadt nur im Schneckentempo gibt. Und das ist einfach auch frustrierend.

  2. Bahnbetriebswerk Mooskamp wird im Kontext der Internationalen Gartenausstellung 2027 um Leichtbauhalle erweitert (PM)

    Mit dem „Zukunftsgarten“ entsteht rund um die Kokerei Hansa in Dortmund-Huckarde einer der drei Hauptstandorte der Internationalen Gartenausstellung Metropole Ruhr (IGA) 2027. Dort wird sich von April bis Oktober 2027 die Garten- und Landschaftsbaubranche präsentieren und viele verschiedene Veranstaltungen werden stattfinden. Das Bahnbetriebswerk Mooskamp wird elementarer Bestandteil des Dortmunder Zukunftsgartens und liegt im Jahr 2027 innerhalb des Ausstellungsbereichs.

    Um das Bahnbetriebswerk als Ausstellungsort vorzubereiten, ist als erstes von drei Projekten der Neubau einer Leichtbauhalle geplant. Der Bau der Halle soll über Mittel der IGA-Festbetragsförderung des Landes NRW finanziert werden. Der Verwaltungsvorstand hat jetzt beschlossen, dem Rat der Stadt den Neubau der Leichtbauhalle am Bahnbetriebswerk Mooskamp zu empfehlen.

    Nahverkehrsmuseum Bahnbetriebswerk Mooskamp wird Teil der IGA 2027

    Aus dem ehemaligen Bahnbetriebswerk Mooskamp der Ruhrkohle Bahn- und Hafenbetriebe ist vor vielen Jahren das Nahverkehrsmuseum Dortmund entstanden. Der Museumsbetrieb erfolgt unter Einsatz von arbeits- und sozialpolitischen Beschäftigungsmaßnahmen in Kooperation mit dem Jobcenter und der Stadt Dortmund. Betreiberin des Nahverkehrsmuseums ist die Bahnhof Mooskamp gGmbH.

    Gestalterisch wird sich die Leichtbauhalle durch vertikale Begrünung auch optisch und ökologisch in den Kontext einer Gartenausstellung einbetten. Als Ergänzung zu den bestehenden Gebäuden soll die neue Leichtbauhalle das Nahverkehrsmuseum Mooskamp in die Lage versetzen, sowohl zusätzliche Ausstellungselemente in Form historischer Fahrzeuge zu platzieren und gleichzeitig anlassbezogen Angebote für unterhaltsame Informationsangebote und spielerische Wissensvermittlung (Info- und Edutainment) rund um die Themen Mobilität und Nahverkehrsgeschichte zu machen.

    Zugleich bietet sich die Möglichkeit, während der Gartenschau Aktivitäten der weiteren IGA-Ebenen „Unsere Gärten“ und „Mein Garten“ zu präsentieren, attraktive Programmpunkte aufzuzeigen und somit den gesamtstädtischen Ansatz gebündelt abzubilden. In der Veranstaltungsebene „Unsere Gärten“ werden sich im Ausstellungsjahr bestehende Park- und Grünanlagen von ihrer besten Seite zeigen. Raum für eigene kreative Beiträge im Rahmen der IGA bietet die Mitmachebene „Mein Garten“ – alle sind eingeladen, die Gartenschau im ganzen Stadtgebiet mit ihren Ideen rund um grüne Themen mitzugestalten.

    Hierfür soll das Mooskamp-Betriebsgelände in den kommenden Jahren durch Begrünung und Sanierung der Gleisinfrastruktur noch weiter aufgewertet werden. Und auch schon im Vorfeld zur IGA 2027 können mittels der Leichtbauhalle Informationen zum Entwicklungs-, Planungs- und Bauprozess der Öffentlichkeit kontinuierlich zugänglich gemacht werden.

    Für den Hallenneubau wurden Kosten von rund 636.800 Euro ermittelt, die förderfähig sind. Dabei ist mit Zuwendungen des Landes NRW in Höhe von 70 Prozent zu rechnen.

    Hintergrund: IGA 2027 im Ruhrgebiet

    Die Metropole Ruhr wird 2027 die „Internationale Gartenausstellung“ (IGA) ausrichten. Als regionales Großereignis bietet die IGA 2027 enorme Chancen, die 53 Kommunen, die vier Kreise, die regionale Wirtschaft und Verbände ebenso wie bürgerschaftliches Engagement wieder für einen großen Wurf zu vereinen.

    Rund um den traditionellen Kern der Leistungsschauen des Garten- und Landschaftsbaus, dient sie als Impuls- und Ideengeberin für eine ganze Region. Sie soll vor allem erreichen, dass die hier lebenden Menschen sich stärker mit ihrer Region identifizieren und sich dafür engagieren, ihre Heimat noch lebenswerter zu gestalten.

    Den Schwerpunkt der IGA 2027 bilden fünf sogenannte Zukunftsgärten: Die Stadt Dortmund wird neben den Städten Gelsenkirchen und Duisburg einen eintrittspflichtigen Ausstellungsbereich als Zukunftsgarten gestalten. Die renaturierte Emscher bildet dabei das Rückgrat eines grünen und ökologischen, innovativen Wohn-, Gewerbe- und Freizeitbandes, das unter dem Titel „Emscher nordwärts“ Tradition mit Moderne und bergbauindustrielle Geschichte mit zukunftsweisenden neuen Lebensräumen verbindet. Zwei weitere nicht eintrittspflichtige Zukunftsgärten werden in Bergkamen / Lünen und im Kreis Recklinghausen entstehen.

  3. Ingo St.

    Betreiberin des Nahverkehrsmuseum Dortmund ist die verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft der Dortmunder Stadtwerke (VhAG DSW e.V.) mit ehrenamtlichen Mitgliedern.
    Die Bahnhof Mooskamp gGmbh ist Trägerin der Liegenschaft und Trägerin der arbeits- und sozialpolitischen Maßnahmen.
    Nächster Öffnungstag: Sonntag, 20.11.2022 ab 11:00 Uhr

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