Heute ist Internationaler Frauentag: So ist die berufliche Situation von Frauen auf dem Arbeitsmarkt in Dortmund

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach Geschlecht und Arbeitszeit in NRW (Stand Juni 2017).
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach Geschlecht und Arbeitszeit in NRW (Stand Juni 2017).

Immer mehr Frauen gehen in Dortmund einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach und auch die Arbeitslosigkeit sinkt. Während Frauen in Dortmund vor allem in kaufmännischen, sozialen und medizinischen Berufen beschäftigt sind, steigt der Anteil der Frauen in technischen Berufen nur langsam an.

Karrieren von Frauen in MINT-Berufen ist noch immer die Ausnahme

Anteil sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nach Geschlecht.
Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach Geschlecht in NRW.

Natal’ja Mauer hat in einem MINT-Beruf Karriere gemacht (MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Dabei kommt die 33- jährige Mitarbeiterin des Regionalen IT-Service (RITS) der Bundesagentur für Arbeit aus einer Familie, die sich für ihre Tochter einen „typischen Mädchenberuf“ gewünscht hatte: „Wenn ich als Schülerin Zuhause an den PC wollte, war die große Sorge, dass ich etwas kaputt mache,“ erinnert sich Natal’ja Mauer, heute ausgebildete Fachinformatikerin.

„Ich habe mich schon immer für Technik interessiert, aber meine Eltern versuchten, mich zu einer Ausbildung in einem Frauenberuf zu überreden, Bürokauffrau zum Beispiel. Das hat mich aber nicht interessiert.“ Sie fand dann einen Kompromiss mit ihren Eltern. Nach der mittleren Reife besuchte sie erst einmal eine weiterführende Schule: „In der Zeit informierte ich mich weiter über mögliche Ausbildungsberufe, von denen ich mir gut vorstellen konnte, dass sie mir Spaß machen würden.“

„Besonders interessant fand ich die Ausbildung zur Fachinformatikerin für Sytemintegration. Die 33-Jährige schickte ein halbes Jahr später „einfach mal zehn Bewerbungen los“ – und bekam auf Anhieb drei Zusagen. Ein Ausbilder sagte, „nicht obwohl, sondern weil“ sie ein Mädchen sei: „Mädchen seien kreativ und hörten erstmal zu, wenn man ihnen etwas erklärt. Technische Dinge kann man lernen, Kreativität und Lösungsorientierung dagegen nicht so einfach.“

Unternehmen erkennen zunehmend, dass sie für Frauen attraktive Konditionen schaffen müssen

Martina Würker, Chefin der Agentur für Arbeit in Dortmund.
Martina Würker ist Chefin der Agentur für Arbeit in Dortmund. Foto: Alex Völkel

Natal’ja Mauer entschied sich für die Bundesagentur für Arbeit als Ausbildungsbetrieb – und machte hier Karriere. Und erlebte, in einem typischen Männerberuf als Exotin angesehen zu werden: „Immer allein unter Jungs zu sein, die in der Berufs- schule den Eindruck erweckten, schon alles zu wissen. Aber die Jungs merkten schnell, dass wir Mädchen auch gut waren.“

Viele IT-Verfahren, IT-Sicherheit und auch die Neu- und Weiterentwicklung der Programme sind ihre Aufgaben bei der Bundesagentur für Arbeit: „Ich hatte nie Probleme, ein Mädchen unter vielen Jungs zu sein. Heute führe ich als Teamleiterin auch hauptsächlich Männer, die damit ganz gut klar kommen. Was zählt, ist die Kompetenz und die haben Mädchen genauso wie Jungs.“

Die Fachinformatikerin der Bundesagentur für Arbeit Natal’ja Mauer bietet nur ein Beispiel dafür, wie Mädchen und Frauen in MINT-Berufen Karriere machen können. Noch sind Frauen in den MINT-Berufen unterrepräsentiert. Während in Dortmund ein Drittel der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männer in MINT-Berufen tätig sind, sind es bei den Frauen weniger als jede Zehnte.

Doch gerade hier bietet der Arbeitsmarkt viele gute Möglichkeiten. „Unternehmen erkennen zunehmend, dass sie für Frauen attraktive Konditionen schaffen müssen“, erklärt Martina Würker, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund. „Wenn das gelingt, bin ich zuversichtlich, dass auch MINT-Berufe für Frauen an Bedeutung gewinnen werden“, so Würker weiter.

Der Frauenbeschäftigung in Dortmund steigt:  108.457 Frauen sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt

Die Top 5 der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen von Frauen (Juni 2017). Grafik: Arbeitsagentur
Die Top 5 der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen von Frauen  in Dortmund (Juni 2017).

Die Beschäftigung der Frauen steigt. Im Juni 2017 waren in Dortmund 108.457 Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das sind 4.376 Frauen oder 4,38 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt waren 46,8 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Dortmund Frauen.

Seit 2006 steigt die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen kontinuierlich an. Auch die Finanz- krise in den Jahren 2008 und 2009 konnte diese Entwicklung nicht unterbrechen. So hat sich in Dortmund die Beschäftigungsquote der Frauen von 37,9 Prozent im Jahre 2006 bis heute auf 48,4 Prozent kontinuierlich entwickelt.

Die meisten Frauen sind in der Gesundheitsbranche tätig, die auch insgesamt die drittstärkste Beschäftigungsbranche in Dortmund ist. Hier arbeiten 13,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Frauen. Es folgen der Einzelhandel mit 10,9 Prozent sowie die Öffentliche Verwaltung mit 7,6 Prozent.

Im Jahr 2017 waren in Dortmund durchschnittlich 14.911 Frauen als arbeitslos re- gistriert. Gegenüber 2016 hat sich ihre Zahl um 880 oder 5,6 Prozent verringert. Die Arbeitslosigkeit der Männer sank ebenfalls kräftig um 4,8 Prozent. Insgesamt waren 43,7 Prozent aller Arbeitslosen weiblich, im Vergleich zum Vorjahr sank ihr Anteil um 0,2 Prozentpunkte.

Nahezu jede fünfte arbeitslose Frau ist alleinerziehend – Frauen in MINT-Fächer unterrepräsentiert

Die Statistik der Agentur für Arbeit zu Alleinerziehenden und Personen, die nach Familienzeiten in den Beruf zurückkehren, macht deutlich, dass vor allem Frauen weiterhin überwiegend für die Erziehung der eigenen Kinder verantwortlich sind. Von allen alleinerziehenden Arbeitslosen sind knapp 92 Prozent weiblich, von den Berufsrückkehrerinnen und Berufsrückkehrern sogar 93,8 Prozent. Nahezu jede fünfte arbeitslose Frau ist in Dortmund alleinerziehend.

Während in Dortmund ein Drittel der beschäftigten Männer in MINT-Berufen tätig ist, sind es bei den Frauen weniger als jede Zehnte. Statistische Auswertungen zu MINT-Berufen sind seit 2013 möglich, zu diesem Zeitpunkt betrug der Anteil der Frauen 6,8 Prozent. Der Anteil der Männer in Mint-Berufen hat sich seit 2013 um knapp 1,5 Prozentpunkte verringert.

In Dortmund besteht zwar derzeit in den MINT-Berufen kein Fachkräftemangel, jedoch liegen in einzelnen Berufen durchaus Engpässe vor. So wird beispielsweise vermehrt im Bereich Softwareentwicklung und Programmierung sowie im Bereich der Sanitär-, Heizungs-, Klimatechnik nach Fachpersonal gesucht. Zudem werden in den kommenden Jahren viele Arbeitnehmer in den Ruhestand gehen. So ist beispielsweise bereits heute knapp jeder fünfte Beschäftigte aus dem Bereich Mathematik, Biologie, Chemie und Physik über 55 Jahre alt.

Die Broschüre „Frauen am Arbeitsmarkt“ finden Sie im Internet: 

Die Broschüre als PDF zum Download gibt es HIER

Medianentgelt nach Geschlecht sowie Anteil der Beschäftigten im unteren Entgeltbereich (gemessen an Westdeutschland) NRW, Dezember 2016
Medianentgelt nach Geschlecht sowie Anteil der Beschäftigten im unteren Entgeltbereich (gemessen an Westdeutschland) NRW, Dezember 2016
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Reaktionen

  1. Anja Butschkau (SPD-MdL)

    Anja Butschkau: „Der Internationale Frauentag ist Selbstverpflichtung zur Stärkung der Frauenrechte!“

    Zum heutigen internationalen Frauentag erklärt Anja Butschkau, Sprecherin für Gleichstellung und Frauen der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

    „Noch immer sind Frauen in vielen gesellschaftlichen Bereichen unterrepräsentiert: Besonders augenscheinlich ist das in gestaltungsstarken Bereichen wie der Politik und in der Wirtschaft. Fakt ist: Auch hundert Jahre nach der Einführung des Frauenwahlrechts ist die Gleichstellung der Geschlechter noch immer nicht gesellschaftliche Realität.

    Frauen stoßen trotz bester Bildungsabschlüsse immer wieder auf Hürden in der Arbeitswelt wie geringeren Aufstiegschancen oder Verdienstmöglichkeiten. Und über allem steht die Tatsache, dass es in den meisten Fällen Frauen sind, die Familie und Beruf miteinander vereinbaren müssen. Dieses Ungleichgewicht hat zur Folge, dass Frauen öfter in Elternzeit gehen, überwiegend in Teilzeit arbeiten und häufiger von Altersarmut betroffen sind als Männer.

    Der engagierte Kampf vieler Frauen für ihre Rechte hat trotz enormer Widerstände zahlreiche Meilensteine auf den Weg gebracht. Darauf können alle Frauen mit Stolz zurückblicken. Auch wenn wir heute vor neuen Herausforderungen stehen, darf es nicht noch weitere hundert Jahre dauern, bis die Umsetzung gleicher Chancen für Frauen gelebte Realität wird.“

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