Gesprächsabend mit Angehörigen im Theater Dortmund

Erinnern und Gedenken gegen das Vergessen: Zwölf Jahre nach der „Selbstenttarnung“ des NSU

Der Dortmunder Mehmet Kubaşık war das achte Opfer des rechtsextremen NSU. Foto: Paulina Bermúdez

Im November jährt sich zum zwölften Mal die „Selbstenttarnung“ des rechtsextremen „Nationalsozialistischen Untergrunds“ – kurz NSU. Das Theater Dortmund veranstaltet am 3. November 2023 um 20 Uhr ein Gespräch mit Gamze Kubaşık, Gavriil Voulgaridis und Okan Taşköprü über ihre Erinnerungsarbeit und über den NSU-Komplex im Studio.

Der Nationalsozialistische Untergrund mordete jahrelang kaltblütig

Im Winter 2011 erfuhren die Angehörigen der insgesamt zehn Opfer und die Überlebenden der Bombenanschläge, wer hinter der rassistischen Mord- und Terrorserie steckte, die jahrelang in Deutschland gewütet hatte: der „Nationalsozialistische Untergrund“.

Immer wieder werden Vorwürfe gegenüber den Sicherheitsbehörden laut. Foto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Der „Selbstenttarnung“ der rechtsextremen Mörder gingen sich überschlagende Ereignisse voran: Ein Banküberfall, dann ein Wohnwagenbrand mit zwei Toten in Eisenach und eine Hausexplosion in Zwickau am 4. November 2011. Die längste rassistische Mordserie fand ein schnelles Ende – aber nicht aufgrund der Ermittlungen der Polizei.

Diese hatte die Hinterbliebenen teils jahrelang verdächtigt, sie unter Druck gesetzt und kriminalisiert, obwohl es immer wieder Hinweise auf Neonazis an den Tatorten gab – auch in Dortmund. Die emotionalen Folgen des Versagens der Sicherheitsbehörden waren teils so gravierend, dass sich Angehörige nicht mehr trauten, das Haus zu verlassen oder sich entschlossen, in andere Länder zu emigrieren. Bis heute gilt der NSU als nicht vollständig aufgeklärt, insbesondere was Hintermänner und die Rolle der Sicherheitsbehörden angeht.

Gesprächsabend im Dortmunder Theater mit Angehörigen der Opfer

Um gegen das Vergessen zu agieren und den Opfern und ihren Familien zu gedenken, veranstaltet das Bündnis „Tag der Solidarität – Kein Schlussstrich Dortmund“ in Kooperation mit „Kermit e.V.“, „Chill ma! e.V.“ und dem Schauspiel Dortmund im Rahmen des Projektes „Solidaritäts-Netzwerk der Betroffenen“ einen Gesprächsabend.

Gamze Kubaşık (m.) engagiert sich seit Jahren in der politischen Bildungsarbeit. Foto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Das Projekt wird von der Bundeszentrale für politische Bildung im Rahmen des Förderprogramms „Antirassistische/rassismuskritische politische Bildung stärken!“ gefördert. Fachlich wird das Projekt von der „RAA Berlin e.V. Region Nord Nordwest“ begleitet.

Gamze Kubaşık, Gavriil Voulgaridis und Okan Taşköprü werden unter anderem über ihre Erfahrungen mit den Sicherheitsbehörden, über ihre Erinnerungsarbeit, ihre Forderungen und Rassismus sprechen. Die Angehörigen der Opfer engagieren sich, weil viele Fragen nach wie vor ungeklärt sind. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist jedoch erforderlich. Diese ist möglich unter: Bündnis-Tag-der-Solidarität@keinschlussstrich.de

In Erinnerung an:

Mehmet Kubaşık

Enver Şimşek

Abdurrahim Özüdoğru

Süleyman Taşköprü

Habil Kılıç

Mehmet Turgut

İsmail Yaşar

Theodoros Boulgarides

Halit Yozgat

Michèle Kiesewetter


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