Digitalisierung im Gesundheitswesen stand im Mittelpunkt

Diskussion über die Elektronische Patientenakte: Mehr Belastung als Entlastung für Fachkräfte

Digitalisierung im Gesundheitswesen
Podiumsdiskussion zu Digitalisierung im Gesundheitswesen, v.l.n.r. Dr. Sabine Wagner, Dr. Bernd Walter, Dr. Dr. Michael Bartling, Dr. Prosper Rodewyk, Dr. Stefan Schaefer, Dr. Stephan Wallmeyer, Sonja Lemcke, Dr. Christoph Neumann Marei Thiele | Nordstadtblogger

Zunehmender Bürokratiestress, der sich mit der angekündigten elektronischen Patientenakte nicht reduziert. Dies kritisieren am Tag der Zahngesundheit die geladenen Podiumsgäste im Bürgerhaus der Stadt Dortmund.

Zunehmende Digitalisierung überfordert viele Fachkräfte

„Die starken Umstellungen in Sachen Digitalisierung und neu zu erlernenden Fähigkeiten, stellt die Fachkräfte vor große Hürden“, erklärt Dr. Sabine Wagner, Zahnärztin und Vorsitzende der Vertreterversammlung der kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KZVWL). Sie leitete durch die Diskussion mit Zahnärzte, Ärzten Vertreter:innen der CDU, Linke und der Grünen, sowie ein Apotheker und die Patientenfürsprecherin des Marienhospitals in Hombruch.

Mit Wagners Impulsvortrag startet die Diskussionsrunde. Besonders ältere Mitarbeiter:innen hätten Probleme mit der Digitalisierung betont auch Apotheker Schaefer. Alle Anwesenden sind sich einig, dass die Zeit, die für digitale Dokumentationen der Behandlungen verwendet wird, anders genutzt werden könne. Zum Beispiel in der Behandlung von Patient:innen.

Die Attraktivität der Assistenzberufe würden durch die zunehmenden Nebenaufgaben verringert „[…] und das in Zeiten des Fachkräftemangels“ beklagt sich Wagner. Besonders durch die fürs kommende Jahr geplante elektronische Patientenakte, erhöhe sich die Verwaltungsarbeit deutlich.

Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA)

Die elektronische Patientenakte soll ab dem 15. Januar nächsten Jahres in Deutschland etabliert werden. Die anwesenden Medizinier sehen jedoch noch starkes Verbesserungspotential in der Patientenakte.

Mobile Patientenakte im Klinikum Nord Thomas Engel

Die Übertragung der Befunde aus den Praxis-Verwaltungssystemen in die Patientenakte sei mangelhaft geregelt. Es würde zu weiterer Verwaltungsarbeit führen.

„Wir stehen auf jeden Fall nicht gegen die Digitalisierung, es muss nur sinnhaft sein“ erläutert Dr. Dr. Michael Bartling, Zahnarzt und stellvertretender Vorsitzender der Bezirksstelle Dortmund. Ihm graut es vor hunderten schlecht beschrifteten PDF-Dokumenten in der ePA.

Negativ bewerten einige Anwesenden ebenfalls, dass die Patient:innen den genauen Inhalt der ePA frei auswählen können. „Der Patient entscheidet was da draufkommt, solange der Patient das entscheidet, kann ich damit nichts anfangen“, so Dr. Prosper Rodewyk, Leiter der Bezirksstellle der kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) in Dortmund.

Marei Thiele | Nordstadtblogger

Sonja Lemke aus dem Rat der Stadt Dortmund und der Fraktion die Linke widerspricht: Das Selbstbestimmungsrecht sei sinnvoll. Zusätzlich gäbe es wenig Unterschied zu der momentanen Situation. Ärzt:innen hätten auch momentan keinen genauen Überblick über alle Behandlungen der Patient:innen.

Nächster Kritikpunkt: Datensicherung. Laut Zahnarzt Dr. Walter würden die Daten in pseudonymisierter und nicht anonymisiert zur Verfügung stehen. Zugriff darauf hätte die Forschung und bis jetzt noch nicht festgelegte andere Institutionen. Anscheinend wäre durch die Pseudonymisierung eine Identifikation der Patient:innen nicht sonderlich schwierig. Die Podiumsgäste erklären, dass dies vielen Patien:innen nicht klar wäre. Es läge an den Krankenkassen darüber zu informieren. „Die Krankenkassen sind dieser Aufklärungspflicht in keinster Weise nachgekommen“ meint Walter.

Kritik an der Digitalisierungspolitik der Ampelkoalition

„Die nächste Bundesregierung wird einen nie dagewesenen Bürokratieabbau machen müssen“ erklärt Dr. Stefan Wallmeyer, Facharzt und Mitglied der CDU Dortmund. Insgesamt kritisieren alle Podiumsgäste, dass politischen Entscheidungen in dieser Hinsicht ohne wirkliche Absprache mit den betroffenen Praxen getroffen worden sein. Auch aus dem Publikum ist der Unmut zu hören „Man will die Expertise von Experten einfach nicht haben“ beschwert sich ein Zuschauer.

Auch die Wahlergebnisse in Brandenburg und Thüringen werden kurz angesprochen. Konsens ist: Man sei unzufrieden mit der Situation, die Politik mache momentan keine gute Figur, was sich in en jüngsten Wahlergebnissen zeige. Das Plenum ist sich einig, dass Veränderungen für eine Verbesserung der Gesamtsituation von der Politik kommen müsse.


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Reaktionen

  1. Kate

    Und wenn man sich die heutige Statements zur ePA u.a.vom Bundesgesundheitsminister bei der Bundeskonferenz, welche auf Phoenix ausgestrahlt wurde, angehört hat, dann weiß man: die haben absolut Nichts verstanden und es wird nicht besser.Das sagt jemand, der aus dem eHealth-IT-Bereich kommt.

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