Wie steht es aktuell um die rechtsextreme Szene in Dortmund?

Dortmunder Neonazis: Zwischen YouTube-Interviews und illegalen Untergrund-Fights

Veranstaltungsort des Fightclubs „SA“ (Schlagabtausch) auf dem HSP-Gelände der Thelen-Gruppe Quelle: anonym

Der Dortmunder Neonazi-Szene wird spätestens seit dem Wegzug des „Die Rechte“-Ratsmitglieds Michael Brück nachgesagt, langsam aber sicher zu schwächeln. Die Zahl der rechten Aufmärsche nimmt stetig ab, Führungskader zieht es nach Ostdeutschland, zuletzt wurde die lokale Kleinstpartei „Die Rechte“ zum Ortsverband der einst konkurrierenden NPD. Doch ist die Dortmunder Neonazi-Szene wirklich so entkräftet wie angenommen?

Illegaler Untergrund Streetfight unweit der Emscherstraße

Kalter Wind weht durch die leeren Fensterrahmen in die verlassene Lagerhalle kurz vor Dortmund-Dorstfeld. Bunte Graffiti schmücken die Wände, auf dem Boden liegen Scherben und Müll. Ein Rechteck aus weißer Kreide ziert den Boden des leerstehenden Industriegebäudes. Neben dem provisorischen Boxring stehen leere Wasserflaschen. Die Szenerie erinnert an einen Abend wenige Tage zuvor.

Der Instagram Account teilte ein Foto des Siegers. Screenshot: „Schlagabtauschde“ auf Instagram

„Während des Kampfes ging es mit Tritten und Schlägen sehr hart zur Sache und wenn man in die Nähe des Kreiderings kam, wurde man von den umstehenden Leuten zurück in die Mitte geschubst“, heißt es aus Erfahrungsberichten, die Nordstadtblogger zugespielt wurden.

In Straßenkleidung und mit „Mixed Martial Arts“-Handschuhen ausgestattet hätten zwei junge Männer um die Anerkennung der mindestens 17 Zuschauenden gerungen – unter ihnen sollen bekannte Rechtsextremisten gewesen sein, wie das Recherche Kollektiv NRW auf Twitter publik machte.

Ein Kampf habe nur fünf Minuten gedauert. Würde einer der „Fighter“ ohnmächtig, sei der Kampf vorzeitig beendet. Ansonsten habe die bessere Performance entschieden. Anmeldungen nehme der Streetfightclub mit dem Namen „Schlagabtausch“ – kurz „SA“ – per Instagram Direktnachricht an.

Dortmunder Polizei sieht keine Hinweise auf „konkrete Veranstaltungen“

Zentraler Punkt des Untergrund-Streetfightclubs ist das soziale Netzwerk „Instagram“. Dort finden sich auf dem „SA-Profil“, das öffentlich einsehbar ist, immer wieder Fotos von „Fightern“ und aktuelle Informationen, sowieso die Möglichkeit der Kontaktaufnahme. Die Beiträge – insbesondere mit personenbezogenen Bildinformationen – wurden kurze Zeit nach dem ersten Veröffentlichen wieder gelöscht. So fanden sich jedoch im Vorfeld des Kampfes insgesamt vier verpixelte Fotos der Kämpfenden mit der jeweiligen Flagge der Nationalität.

Ein Foto auf dem Instagram Account zeigt den Kampf. Screenshot: „Schlagabtauschde“ auf Instagram

Derzeit finden sich auf dem „Schlagabtauschde“ Instagram-Profil nur noch zwei Beiträge, die einen aktiven Kampf, die Zuschauenden und den Sieger zeigen. Die Dortmunder Polizei teilte jedoch auf Anfrage mit, dass der Instagram-Account nur einen Beitrag veröffentlicht habe, der keine Erkenntnisse darüber liefere, in welcher Form Kämpfe stattgefunden haben. Auf den Hinweis, dass die Information überholt und faktisch falsch ist, entgegnete die Polizei nur, dass ihnen derzeit keine Hinweise auf konkrete Veranstaltungen vorlägen.

Anwalt Jasper Prigge sieht dies anders: „Bei einem Kampf handelt es sich um Körperverletzungen. Wenn die beteiligten Personen einwilligen, kann dies zulässig sein. Die Grenze ist nach § 228 StGB erreicht, wenn die Tat gegen die guten Sitten verstößt.

Das ist eine Frage des Einzelfalls, ein Verstoß kommt bei einem Untergrund-Fightclub allerdings durchaus in Betracht. Das Foto spricht dafür, dass es einen Kampf gab. Es kann einen Anfangsverdacht begründen, sodass die Polizei ermitteln kann.“

Mutmaßlicher Organisator tritt mit bekannten Rechtsextremisten auf

Auf Instagram postet „Serkan“ Fotos mit den bekannten Rechtsextremisten Pascal O., Steven F. und Dennis A. Screenshot Instagram

Organisator des illegalen Kampfsportevents soll ein Mitzwanziger sein, der als „Serkan“ auftritt. In sozialen Netzwerken postet er regelmäßig antisemitische Inhalte und bekennt sich öffentlich zu der Dorstfelder Neonazi-Szene. Auf seinem linken Handrücken finden sich zwei markante SS-Runen.

In der Vergangenheit soll er vor allem mit der organisierten Kriminalität in Verbindung gebracht worden sein. Szene-Kreise berichten über das Posieren mit Schusswaffen in der Öffentlichkeit, den Verkauf und Konsum von Drogen.

In den letzten Monaten trat „Serkan“ immer wieder mit bekannten Dortmunder Rechtsextremisten auf. Bindeglied zwischen ihm und der organisierten rechtsextremen Szene in Dortmund scheint der Neonazis Steven F. zu sein. Gemeinsam traten die beiden Männer mehrfach in der Öffentlichkeit auf, bedrohten Menschen oder versuchten, sie zu Straftaten anzustiften. Die Polizei bestätigte auf Anfrage ein „Kennverhältnis“.

Micha Neumann von ADIRA erkennt facettenreichen Antisemitismus

Auf Anfrage von Nordstadtblogger, ob die Dortmunder Polizei „Serkan“ als rechtsextrem einordne, entgegnete die Pressestelle, dass sie ihn nicht der organisierten rechtsextremen Szene zuordne, aber die Veröffentlichungen im Internet sicherlich von rechtem Gedankengut zeugten. Für eine weitergehende Einschätzung lägen ihnen jedoch keine belegbaren Fakten vor.

Auf seinem Instagram Profil postet „Serkan“ antisemitische Inhalte. Screenshot: Recherche Kollektiv NRW auf Twitter

Micha Neumann von der Antidiskriminierungsberatung und Intervention bei Antisemitismus und Rassismus (ADIRA) bewertet die Sachlage anders. In Bezug auf einen Instagram-Post „Serkans“, der eine brennende Israel-Fahne zeigt, stellt er eindeutig israelbezogenen Antisemitismus fest: „Durch das Verbrennen der israelischen Fahne wird symbolisch die Vernichtung Israels dargestellt.

Dies ist Ausdruck eines israelbezogenen Antisemitismus, bei dem wir immer wieder beobachten können, dass Israel dämonisiert wird und zur Zerstörung des Staates aufgerufen wird. Wer die Existenz des einzigen jüdischen Staates in der Welt, welcher zudem eine große Bedeutung für Jüdinnen und Juden in der Diaspora hat, beseitigen will, handelt daher antisemitisch.“

Auch das Posten der tätowierten SS-Runen sei antisemitisch, so Neumann, denn „durch das öffentliche Zeigen der SS-Runen-Tätowierung wird unmittelbar ein positiver Bezug auf die nationalsozialistische und antisemitische SS genommen und diese damit glorifiziert. In der Verbindung mit der Markierung der Gedenkstätte Auschwitz wird hier nochmal explizit die Verbindung zur Shoah gezogen und die Verbrechen der SS sowie der millionenfache Mord an den europäischen Juden und Jüdinnen verherrlicht – das ist purer Antisemitismus und stellt aus unserer Sicht auch eine Straftat dar“.

Gemeinsamkeiten einen den mutmaßlichen Organisator und die rechtsextreme Szene

Iris Bernert-Leushacke, Pressesprecherin vom Bündnis „BlockaDo“, wundert sich über die Konstellation des neuen Fightclubs und seinen Akteuren: „Geheim organisierte Kämpfe zwischen bekannten Neonazis und migrantischen Jugendlichen sind ein Novum. Hier zeigt sich einerseits die Gewaltbereitschaft und andererseits eine merkwürdige Mischung völlig unterschiedlicher Szenen.“

Micha Neumann erkennt zwischen den Posts, dem damit einhergehenden Weltbild „Serkans“ und dem neonazistischen Milieu klare Gemeinsamkeiten. Sowohl der israelbezogene Antisemitismus als auch die antisemitische Glorifizierung der nationalsozialistischen Verbrechen gehörten zum festen Bestandteil des neonazistischen Milieus und würden dort regelmäßig in aggressiver Weise vorgetragen, so Neumann.

„Wir betrachten solche Darstellungen in sozialen Netzwerken als extrem besorgniserregend, es scheint kaum eine Möglichkeit zu geben, die Verbreitung solcher Bilder zu verhindern. Insbesondere für Betroffene ist es natürlich höchst problematisch, wenn auf Instagram solche Bilder zirkulieren und kein Einhalt geboten wird“, stellt er abschließend fest. „Beide Darstellungen sollten aber aus unserer Sicht zur Anzeige gebracht und damit der Polizei zur Prüfung von Straftatbeständen vorgelegt werden. Auch im Internet dürfen solche Darstellungen nicht ungehindert Verbreitung finden.“

„Savethechildreen44“: Gruppierung jagt vermeintliche Pädophile

Die Gruppierung sympathisiert öffentlich mit der Dorstfelder Neonazi-Szene. Screenshot: Recherche Kollektiv NRW auf Twitter

„Serkan“ ist in diversen Dortmunder Szenen auch als „Pädophilen-Jäger“ der Gruppierung „Savethechildreen44“ bekannt. Sie ist bekannt für brutale Videos, die körperliche Übergriffe auf vermeintliche Pädophile zeigen, und Versuche über das Soziale Netzwerk im Vorfeld der Straftaten, den Aufenthaltsort der potentiellen Opfer herauszufinden.

Dazu postete der Account regelmäßig Fotos der zukünftigen Geschädigten mit der Unterstellung der Pädophilie und bat um personenbezogene Informationen. Zeitweise sahen dies mehr als 700 Follower:innen.

Auffallend häufig handelte es sich bei den vermeintlichen Pädophilen um Menschen, die dem linken Spektrum zuzuordnen sind. Auch der „Savethechildreen44“-Account sympathisierte öffentlich mit der Dorstfelder Neonazi-Szene.

„Der Polizei Dortmund ist der Account bekannt, er wird derzeit aber weniger als rechtsextrem, sondern vielmehr als „pädophilenfeindlich“ eingestuft. Die Polizei hat den Account trotzdem im Blick und es ist bekannt, dass Inhalte des Accounts von Rechtsextremisten geteilt werden“, teilte die Polizei Dortmund mit. Die Ermittlungen der Polizei aufgrund von Verleumdung, einfacher Körperverletzung und dem Aufruf zu Straftaten dauern an.

Mordfantasien auf einschlägigem Twitter-Account werden zu konkreten Gewalttaten

Seit Januar 2023 existiert zudem der Twitter Account „Noantifado44“, dessen Konzept dem der Gruppierung „Savethechildreen44“ ähnelt, sich jedoch konkret gegen Antifaschist:innen wendet. „Noantifado44″ beschreibt sich selbst als Anti-Antifa-Netzwerk, das sich mit „pädophilen und genderfreundlichen“ Antifaschist:innen befasst.

Der „Noantifado44“-Account auf Twitter
Screenshot von „Noantifado44

„Befassen“ meint jedoch die konkrete Gewaltbereitschaft gegenüber vermeintlich linken Menschen. So teilte der Account eine Sprachnachricht, in der über das öffentliche Enthaupten von Antifaschist:innen fantasiert wurde.

Anwalt Jasper Prigge erklärt diesbezüglich: „Bei den Sprachnachrichten könnte eine Volksverhetzung vorliegen, wenn man Antifaschisten bzw. die Personen, die sich auf dem Marktplatz versammeln, als „Teil der Bevölkerung“ im Sinne der Strafvorschrift versteht. Das wäre durch die Staatsanwaltschaft näher zu prüfen.“

In einem am 21. Januar 2023 veröffentlichten Beitrag scheint die Fantasie greifbar geworden zu sein: Ein Video zeigt wie eine junge Person auf offener Straße mehrfach mit Reizgas angegriffen wird. Laut Betreiber:innen des Accounts handele es sich bei dem Opfer um einen Antifaschisten. Die Polizei leitete ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung ein.

Androhungen schwerer oder tödlicher Gewalt sind in Dortmund keine neue Erscheinung, so erstach 2005 ein Neonazi den Punker Thomas Schulz in der U-Bahn-Station „Kampfstraße“. Anschließend tauchten Sticker mit dem Spruch „Antifaschismus ist ein Ritt auf Messers Schneide“ auf. Der Twitter-Account inszeniert sich als migrantische, pädophilenfeindliche und konservative Gruppierung, bedient sich aber derselben Mechanismen wie klassische Neonazi-Strukturen.

Engagement gegen „Kinderschänder“ – ein altbekanntes Muster

Aktivismus gegen Sexualstraftäter:innen ist seit Jahren immer wieder essentieller Bestandteil der Neonazi-Szene. So fanden sich in der Vergangenheit in Dortmund Dorstfeld bereits Sticker mit der Aufschrift „Todesstrafe für Kinderschänder“. Das journalistische Medium „Belltower News“ der „Amadeu Antonio Stiftung“ machte bereits im Jahr 2009 auf die Strategie hinter dem vermeintlich guten Engagement aufmerksam.

Der „Noantifado44“-Account setzt Antifaschist:innen mit Pädophilen gleich.

Grund der Instrumentalisierung durch Neonazis ist die enorme öffentliche Anteilnahme an dem sensiblen Thema. Empörung, Angst vor weiteren Delikten und die moralische Verurteilung sind der Nährboden für die „Normalisierungsstrategie“ der Rechtsextremisten. Ziel ist es, den Zorn breiter Bevölkerungsteile aufzunehmen und zu kanalisieren.

Außerdem sei die Forderung nach der Todesstrafe Teil der „Law-and-Order-Logik“ der Rechtsextremen: „Es geht ihnen nämlich nicht darum, wie den Kindern, den Opfern, geholfen werden kann. Sie nutzen Gewaltforderungen gegen den Täter nur, um ihr krudes Weltbild zu propagieren. Oft gibt es noch die populistische Seitenargumentation, die Täter lägen im Gefängnis ja nur dem Steuerzahler auf der Tasche“, informiert „Belltower News“.

YouTube-Auftritte mit breitem Publikum: Neonazis versuchen sich an neuer Medienstrategie

Steven F. freut sich darüber, dass seine rassistischen Aussagen salonfähiger werden. Screenshot: Profil von Steven F. auf Instagram

Einen Gegensatz zu den brutalen und gewaltverherrlichenden Medienauftritten „Serkans“ liefert die aktuelle Medienstrategie der Dorstfelder Neonazi-Szene. Statt harter Parolen und Gewaltverherrlichung, die junge und zum Teil migrantische Jugendliche ansprechen sollen, versucht sich die organisierte Neonazi-Szene an einem bürgerlichen Konzept.

Gesicht der neuen Medienstrategie ist der mehrfach vorbestrafte Gewalttäter und Rechtsextremist Steven F., der in verschiedenen YouTube-Formaten auftritt. Neben Influencer:innen, die nicht einschlägig bekannt sind, gibt er sich normal, als „netter Nazi von nebenan“, der keinesfalls konkret etwas gegen die migrantischen Personen in der Nachbarschaft habe, sondern vielmehr das System verurteile.

„Die bisherige Medienstrategie zielte darauf ab, mit provokanten Aktionen spektakuläre, medial verwertbare Bilder zu erzeugen und so bundesweit für Schlagzeilen zu sorgen. (…) Anstatt auf journalistische Berichterstattung zielt die neue Medienstrategie auf Beiträge von Influencer:innen ab, deren Reichweite und Beliebtheit bei Jugendlichen die Neonazis zu nutzen versuchen“, teilte die Beratungsstelle zum Thema Rechtsextremismus „U-Turn“ mit. Problematisch sei, dass die Neonazis so versuchten, unter den Stichwörtern „Meinungsfreiheit“ und „Respekt“ ihre neonazistische Ideologie als legitime Meinung darzustellen und sich dafür als friedliche Mitmenschen darstellten.

 

„Mean Streets Antifa“ befürchtet Anstieg von rechten Straftaten

Steven F. postet auf Instagram Fotos von militant auftretenden Kleingruppen.

Die Dortmunder „Mean Streets Antifa“ leistet seit Jahren antifaschistische Arbeit und beobachtet die rechten Umtriebe in Dortmund. Leila Reichert, Pressesprecherin der antifaschistischen Gruppierung, sieht in dem Fightclub „SA“ eine konkrete Gefahr und zeigt sich besorgt: „Rechte betreiben Kampfsport nie nur zum Spaß, es geht immer auch darum, für Gewalt auf der Straße zu trainieren. Mit diesem Event können „Serkan“ und Co. neue Kontakte und Zielgruppen erreichen, die sich mit dem Männlichkeitsideal identifizieren können. Wir befürchten einen Anstieg der Gewalttaten durch neue Gruppierungen.“

Wie steht es also derzeit um die Dortmunder Neonazis? Die Dortmunder Polizei schätzt die Situation weiterhin als kontrolliert ein: „In den vergangenen Jahren konnte die von Polizeipräsident Gregor Lange eingerichtete Soko Rechts immer wieder Erfolge im Kampf gegen die rechtsextremistische Szene verzeichnen, die mittlerweile erheblich geschwächt dasteht.“

Dies bezweifelt die „Mean Streets Antifa“. Sie erwidert: „Die Polizei brüstet sich immer damit, dass die Naziszene durch sie harmlos oder bedeutungslos geworden wäre. An Fällen wie „Serkan“ zeigt sich, dass das reine PR ist. Die Tatsache, dass jemand schon länger öffentlich rechte Gewalttaten postet und trotzdem frei rumläuft, hat sogar uns negativ überrascht. (…) Wie der ehemalige Dortmunder Kader Michael Brück nach seinem Wegzug gesagt hat: Es ist für die Nazis hier unmöglich, breite Bevölkerungsteile zu erreichen. Die alten Kader, das Wissen und die Infrastruktur sind aber immer noch da. Die Szene ist also nach wie vor gefährlich.“

Polizei bittet um Meldung rechter Straftaten, um Ermittlungen einzuleiten

Rechtsextreme und migrantische Gewalttäter, die Antisemitismus, ein diffuses Männlichkeitsideal und Queerfeindlichkeit eint, bilden eine gänzlich neue Form der Allianz Dortmunder Neonazis. Unserer Redaktion liegt umfangreiches Material vor: Von Gewaltandrohungen gegen Antifa-Gruppierungen und Einzelpersonen, Anwerbungsversuche mit Anstiftungen zu Straftaten bis hin zu konkreten Gewaltdelikten.

Dabei handelt es sich um Taten im öffentlichen Raum, eine Vielzahl der Drohungen und das Posten von Videos einzelner Straftaten fand jedoch immer wieder in Sozialen Netzwerken wie Twitter oder Instagram statt. Bisher liegen der Polizei keine Anzeigen vor, die der Gruppierung zugeordnet werden können. Daher bittet sie inständig um das Melden von Straftaten, um Ermittlungen einleiten zu können.

Als Alternative können sich Opfer von rechten Straftaten, die aus unterschiedlichen Gründen den Kontakt zur Polizei vermeiden wollen, auch an Vereine und Verbände wie „Back up“ wenden. Dort erhalten die Opfer und Zeug:innen von rechtsextremer, rassistischer und antisemitischer Gewalt eine umfassende Hilfe: Sie vermitteln nach einem Angriff, nach Bedrohung oder Einschüchterung Ärzt:innen, Anwält:innen, Psycholog:innen oder auch Dolmetscher:innen unabhängig von Strafanzeigen und der Arbeit der Polizei. Weiter begleiten sie Betroffene aber auch zur Polizei und zu Gerichtsterminen. Die Beratenden kümmern sich kostenlos, anonym und unbürokratisch um die Betroffenen.

Zur Opferberatungsstelle von „Back up“ geht es hier lang. 

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  1. Einladung zu „Dorstfeld im Gespräch“ – Kampfsport und extreme Rechte mit Robert Claus am 14.09 (PM)

    Am 14. September um 18 Uhr geht die Veranstaltungsreihe „Dorstfeld im Gespräch“ in die nächste Runde. Diesmal freuen wir uns sehr, Sie und Euch zu einem Vortrag mit Diskussion zu dem hochaktuellen Thema „Kampfsport und extreme Rechte“ mit dem bekannten Experten Herrn Robert Claus in das Bürgerhaus Pulsschlag einladen zu dürfen.

    Kampfsport & extreme Rechte – Vortrag und Diskussion mit Robert Claus

    14.09. – 18 Uhr – Bürgerhaus Pulsschlag Dortmund, Vogelpothsweg 15, 44149 Dortmund
    *Der Eintritt ist frei*

    Inhalt des Abends:

    Die extrem rechte Szene rüstet auf: Ihre Kameradschaften, Parteien und Eventveranstalter haben gezielt eigene Strukturen im Kampfsport aufgebaut – Trainingsstudios, Kleidungsmarken und internationale Netzwerke. Akteure aus Dorstfeld spielen dabei eine wichtige Rolle. Ob als Organisatoren internationaler Kampfsportevents für militante Neonazis wie dem „Kampf der Nibelungen“ oder als Teilnehmer lokaler Events. Politische Agitation, Freizeitaktivität und Lifestyle verschmelzen beim Kampfsport und Dortmunder Rechtsextreme mischen kräftig mit.

    Kampfsport dient ihnen als Plattform für ihre Ideologie und als Trainingsplatz für politische Gewalt. Die Szene bereitet sich vor auf die Straßenkämpfe am Tag X, an dem sie die von ihr verhasste Demokratie zu Fall bringen will.

    Der bekannte Forscher und Publizist Robert Claus beschreibt diese gefährliche Entwicklung und diskutiert, welche Gegenstrategien aus Zivilgesellschaft, Sport und Politik möglich und notwendig sind.

    Der Referent:

    Robert Claus forscht und publiziert zu den Themen Fankultur, Hooligans, Geschlechterverhältnisse, Gewalt und Rechtsextremismus. Er arbeitete bei der „Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit“ in Hannover und ab 2020 beim Modellprojekt „VOLLKONTAKT – Demokratie und Kampfsport“. Dabei steht die Prävention von Gewalt und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, mit besonderem Fokus auf die in Deutschland zunehmenden Verbindungen zwischen extremen Rechten mit den Sektoren Kampfsport und Selbstverteidigung im Mittelpunkt. 2021 erschien sein Buch „Ihr Kampf – wie Europas Rechte für den Umsturz trainiert.

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