Dortmund: Rund 5.000 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr – Arbeitslosenquote im Dezember 2020 bei 11,5 Prozent

Die Arbeitslosigkeit in Dortmund im Jahresvergleich - jeweils Dezember. Grafik: Arbeitsagentur
Die Arbeitslosigkeit in Dortmund im Jahresvergleich – jeweils Dezember. Grafik: Arbeitsagentur

Der zweite Lockdown hat im Dezember 2020 nach Ansicht von Arbeitsagentur und Jobcenter nur geringe Spuren auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt hinterlassen. Dieser zeigt sich weitestgehend robust. Im Dezember liegt die Arbeitslosigkeit nahezu auf Vormonatsniveau. Coronabedingt verzeichnet die Agentur für Arbeit Dortmund jedoch insgesamt rund 5.000 Arbeitslose mehr als im Dezember vor einem Jahr.

Freude über sinkende Jugendarbeitslosigkeit – Sorge wegen gesunkener Stellenmeldungen

Heike Bettermann ist Chefin der Agentur für Arbeit in Dortmund. Foto: Alex Völkel

„Mit einer unveränderten Arbeitslosenquote von 11,5 Prozent beenden wir das Jahr auf solider Basis. Erfreulich ist noch einmal der erneute Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit auf aktuell 9,2 Prozent. Etwas Sorge bereitet uns die Zurückhaltung der Unternehmen im Hinblick auf ihre Stellenmeldungen“, kommentiert Heike Bettermann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund, die aktuelle Lage auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt. ___STEADY_PAYWALL___

„Der Bestand offen gemeldeter Stellen ist im Lauf des Jahres kontinuierlich gesunken und liegt zum Jahresausklang auf sehr niedrigem Niveau. Die Coronakrise hat die Menschen verunsichert, Entscheidungen zu Personalneueinstellungen wurden vielerorts verschoben. Betriebe warten erst einmal die weitere Entwicklung ab. Sie befinden sich im Standby Modus“, so die Agenturchefin.

„Viel wird jetzt davon abhängen, wie sich die Infektionszahlen in den kommenden Wochen entwickeln werden und ob die Impfungen erste Wirkung zeigen. Rein saisonalbedingt erwarten wir im Januar und Februar einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit. Zum Jahreswechsel enden zahlreiche befristete Beschäftigungen und auch in den witterungsabhängigen Berufen kann es in den Wintermonaten verstärkt zu Ausfällen kommen“, so Bettermann weiter.

Arbeitsmarkt zeigt sich typisch für einen Dezember – Corona-Pandemie hebt aber das Zahlenniveau an

Dr. Regine Schmalhorst ist Geschäftsführerin des Jobcenters in Dortmund. Foto: Frauke Schumann
Dr. Regine Schmalhorst ist Geschäftsführerin des Jobcenters in Dortmund. Foto: Frauke Schumann

„In der Tendenz ist die Entwicklung der Arbeitsmarktdaten in der Zuständigkeit des Jobcenters völlig typisch für einen Dezember. Die Corona-Pandemie hebt lediglich das Zahlenniveau an. Wir verzeichneten im vergangenen Monat einen Anstieg des Arbeitslosenbestandes um 241 Menschen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist hingegen mit 313 Menschen recht deutlich angestiegen“, kommentiert Dr. Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin im Jobcenter Dortmund, die Zahlen.

Im vergangenen Dezember waren 11.408 Menschen langzeitarbeitslos, heute sind es 3.394 mehr. „Die Gründe dafür sind vielfältig und ebenfalls coronabedingt. Zum einen sind viele Beschäftigungsmöglichkeiten, wie etwa im Weihnachtsgeschäft, weggefallen, die zu einer Unterbrechung der Arbeitslosigkeit geführt hätten, zum anderen ist es vielen Menschen durch eine geringe Arbeitskraftnachfrage nicht gelungen, aus dem ALG I-Bezug in eine Beschäftigung zu wechseln“, so Schmalhorst.

Dieser Personenkreis wechselt nach dem Ablauf der Bezugsdauer dann in die Zuständigkeit des Jobcenters und gilt per Definition nach einem Jahr als langzeitarbeitslos. Und letztlich konnten auch weniger Menschen an berufsvorbereitenden Maßnahmen teilnehmen, was ebenfalls zu einer statistischen Bestandserhöhung führt.

„Erfreulich ist, dass trotz der Pandemie die reale Hilfebedürftigkeit weiterhin rückläufig ist. Im vergangenen Monat ist die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten um 3.122 auf 58.463 Menschen zurückgegangen und die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften um 95 auf 42.491 gesunken“, kann Schmalhorst auch Positives in den Zahlen entdecken.

Arbeitslosigkeit nahezu unverändert – Jugendarbeitslosigkeit weiter rückläufig

Im Jugendberufshaus arbeiten Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt Dortmund Hand in Hand.
Im Jugendberufshaus arbeiten Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt Dortmund Hand in Hand.

Im Dezember wurden 36.543 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 72 Personen oder 0,2 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote bleibt unverändert zum Vormonat bei 11,5 Prozent. Im Vorjahr betrug die Quote 10,0 Prozent.

Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr gibt es auf dem Arbeitsmarkt durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im Dezember 4.909 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 1.514 Personen kamen davon aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 71 Personen oder 4,9 Prozent mehr als im Vormonat.

Ddie Jugendarbeitslosenquote ist im Vergleich zum November um 0,2 Prozentpunkte auf 9,2 Prozent gesunken. Im Dezember waren damit 3.047 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das ist ein Rückgang um 72 Personen oder 2,3 Prozent gegenüber dem Vormonat.

Viele Jugendliche haben jetzt mit einer Ausbildung angefangen, ein Studium begonnen oder haben als Absolventen einer Ausbildung nach einer kurzen Phase der Arbeitslosigkeit im Zuge der Herbstbelebung nun als begehrte Fachkraft den Weg zurück in Arbeit gefunden.

Verhaltene Arbeitskräftenachfrage in der Advents- und Weihnachtszeit

Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist im Dezember weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. So wurden der Agentur für Arbeit im aktuellen Berichtsmonat 782 neue Stellen gemeldet. Das sind 11 mehr als im November, im Vergleich mit dem Vorjahr aber rund ein Viertel weniger. Der aktuelle Stellenbestand erreicht mit 2.868 offenen Stellen den Jahrestiefstwert. Er liegt um ein Drittel unter dem Vormonatswert, im Vergleich zum Vorjahr um gut 50,0 Prozent niedriger.

Die Stellenmeldungen in der Arbeitnehmerüberlassung gelten als ein Frühindikator für die konjunkturelle Stimmung auf dem Arbeitsmarkt. In der Frühphase eines Aufschwungs steigt in der Regel die Nachfrage nach Zeitarbeitnehmern an – in Abschwungphasen nimmt sie ab, die gesamtwirtschaftliche Entwicklung folgt in der Regel diesem Trend. Aktuell liegt der Bestand offener Stellen in der Zeitarbeit auf sehr niedrigem Niveau.

Der Rückgang bei den Stellenangeboten trifft aber nahezu alle Branchen, besonders stark aber den Handel sowie das Gastgewerbe. Im Handel wurden vor 12 Monaten 652 offene Stellen angeboten, in diesem Jahr waren es im Dezember nur 371 – ein Minus von rund 43 Prozent. Im Gastgewerbe ging die Zahl der gemeldeten Stellen um knapp 80 Prozent zurück. Auch im verarbeitenden Gewerbe hinterlässt die Pandemie ihre Spuren. Vor einem Jahr waren hier 188 Stellen angeboten, aktuell sind der Agentur für Arbeit 117 freie Stellen gemeldet.

Unterbeschäftigung leicht gestiegen – angezeigte Kurzarbeit steigt zum Jahresende wieder an

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGBIII und SGBII) gelten, weil sie zum Beispiel wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.

Wie die Arbeitslosigkeit, so ist auch die Unterbeschäftigung in diesem Monat leicht gestiegen. Insgesamt sind im Dezember 47.760 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 106 Personen mehr. Die Unterbeschäftigungsquote liegt im Berichtmonat Dezember ebenfalls unverändert bei 14,5 Prozent (Vorjahr: 13,5 Prozent).

Vor Beginn der Kurzarbeit müssen Betriebe Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Nach aktuellen Daten zu geprüften Anzeigen wurde im Dezember in 415 Betrieben konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Damit steigt auch die Zahl der Personen, für die Kurzarbeit angezeigt wird, erneut im Vergleich zum Vormonat an. Für 13.696 Personen wurde im Dezember Kurzarbeit angezeigt. Im März 2020 waren es gut 16.000 Männer und Frauen. Nahezu alle Branchen sind gleichzeitig von Kurzarbeit betroffen. Umfänglich sind allerdings das Gastgewerbe sowie der Handel von Kurzarbeit am stärksten betroffen.

Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis August zur Verfügung. So wurde nach vorläufigen hochgerechneten Daten der Bundesagentur für Arbeit im August für 13.362 Arbeitnehmer*innen in 1.795 Dortmunder Betrieben konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Damit sind die Zahlen weiter rückläufig. Im Juli nahmen 16.151 Personen in 2.067 Betrieben Kurzarbeit in Anspruch. Der vorläufige Höchststand wurde bisher im April 2020 mit knapp 38.000 Kurzarbeitenden verzeichnet.

Alle Zahlen und Fakten als PDF zum Download: Arbeitsmarktreport_Dezember_2020

 

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