DGB-Ausbildungsreport 2015 fand heraus: Azubis mit Migrationshintergrund finden schlechter den Wunschjob

Der junge Flüchtling Naqibullah Mohammadi macht bei Viet Metallbau seine Ausbildung.
Der junge Flüchtling Naqibullah Mohammadi macht bei Viet Metallbau seine Ausbildung. Foto: Alex Völkel

Von Joachim vom Brocke

Jugendliche mit Migrationshintergrund sind diesmal Schwerpunktthema beim Ausbildungsreport 2015 der DGB-Jugend. An der schriftlichen Befragung nahmen 8400 Auszubildende aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen teil; darunter Azubis aus allen Ausbildungsjahren, aus großen und kleinen Betrieben.

Jeder Fünfte im Betrieb macht Diskriminierungserfahrungen

Jutta Reiter, Chefin in der DGB-Region Dortmund-Hellweg: „Es fällt auf, dass Auszubildende mit Migrationshintergrund überproportional in Berufen vertreten sind, die im Gesamtranking schlechter abschneiden“.

Sie fänden seltener einen Job in ihrem Wunschberuf oder hätten bereits Schwierigkeiten bei der Berufsorientierung „Positiv aber ist“, sagt Jutta Reiter, „dass sie mit Blick auf die Gesamtzufriedenheit nur geringfügig vom Durchschnitt abweichen“.

Während insgesamt 70,9 Prozent der Auszubildenden sehr zufrieden oder zufrieden mit ihrer Ausbildung waren, lag dieser Anteil bei den Auszubildenden mit Migrationshintergrund bei 68,2 Prozent. „Ein Grund hierfür“, so die DGB-Chefin, „sind Diskriminierungserfahrungen, die mehr als jeder Fünfte im Betrieb immer noch machen muss“.

Reiter appelliert daher: „Um auch jungen Menschen aus Einwandererfamilien eine gute Ausbildung zu ermöglichen, müssen die Betriebe ihr Einstellungsverhalten ändern und strukturelle Benachteiligungen im Bildungssystem müssen abgebaut werden“.

Die Lage auf dem heimischen Ausbildungsmarkt ist weiter angespannt

Jugendbildungsreferentin Tina Malguth und DGB-Chefin Jutta Reiter. Foto: Joachim vom Brocke
Jugendbildungsreferentin Tina Malguth und DGB-Chefin Jutta Reiter. Archivfoto: J.v. Brocke

Seit vielen Jahren ist die Lage auf dem Ausbildungsmarkt angespannt. Trotz sinkender Zahl von Schulabgängern und einer wachsenden Zahl von jungen Menschen, die ein Studium einer beruflichen Erstausbildung vorziehen gelinge es nicht, die Lücke zwischen Bewerbern und den zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätzen zu schließen.

Zum Ausbildungsstart 2014 landeten erneut NRW-weit mehr als 17 000 junge Menschen in Maßnahmen des sogenannten „Übergangssystems“ oder haben sich mangels Ausbildungsplatz selber eine Alternative gesucht.

Insgesamt sind mehr als 23 000 Jugendliche, die sich bei den Agenturen für Arbeit in NRW um duale Ausbildungsplätze beworben haben, leer ausgegangen.

„Auch in Dortmund müssen jedes Jahr ca. 1000 Jugendliche letztlich auf eine Alternative zurückgreifen“, so Reiter. Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen sei zu gering. „Das passt nicht zu den zeitgleichen Klagen über den vermeintlichen Fachkräftemängel“.

Viele unter 18 Jahren müssen mehr als 40 Stunden arbeiten

Tina Malguth von der DGB-Jugend Dortmund-Hellweg hat am Ausbildungsreport 2015 mitgearbeitet: „Festgestellt wurde, dass 70,9 Prozent der Azubis mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden sind“, freute sich Tina Malguth.

70,4 Prozent seien mit der fachlichen Ausbildungsqualität zufrieden. 10,2 Prozent müssten „häufig“ oder „immer“ ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben. Ausbilder sehen nur 12,5 Prozent der Befragten eher „selten“ oder „nie“ am Ausbildungsplatz.

38,6 Prozent müssen regelmäßig Überstunden machen und 18,5 Prozent bekommen für ihre Überstunden weder einen Freizeitausgleich, noch eine Bezahlung. 14,1 Prozent der Azubis unter 18 Jahren müssen in der Woche mehr als 40 Stunden arbeiten – ein Verstoß gegen die Bestimmungen.

Männliche Jugendliche verdienen deutlich besser als weibliche

Für 32,9 Prozent der Azubis ist ihr Ausbildungsberuf auch ihr Wunschberuf; für 20,1 Prozent indes eine nicht geplante Alternative. 82,9 Prozent der befragten jungen Menschen im Wunschberuf sind mit ihrer Ausbildung zufrieden – im Gegensatz zu 59 Prozent der Auszubildende in einer Alternativausbildung.

Betriebsausbilder Michael Dorawa kümmert sich gerne um seinen engagierten Azubi Naqibullah Mohammadi.
Ausbilder Michael Dorawa kümmert sich um seinen Azubi Naqibullah Mohammadi. Foto: Alex Völkel

Unterschiede ebenfalls beim Einkommen: Azubis in männlich dominierten Berufen verdienen durchschnittlich 765 Euro, in weiblich dominierten Berufen sind es 687 Euro. Jugendliche mit Migrationshintergrund finden sich häufiger in schlecht bewerteten Berufen und seltener auf den Spitzenplätzen.

Tina Malguth: „12,8 Prozent der jungen Migranten haben das Gefühl wegen ihrer Herkunft oder Staatsangehörigkeit bei der Ausbildungsplatzsuche benachteiligt worden zu sein. Jeder Fünfte Auszubildende mit Migrationshintergrund fühlt sich in der Ausbildung wegen seiner Herkunft oder Staatsangehörigkeit benachteiligt“.

Zum Thema „Ausbildung besser machen – Qualität statt Imagekampagne“ findet am heutigen Samstag (14. November) im Verdi-Haus am Königswall ein Workshop statt.

Yvonne Kaczorowski, Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung bei der Stadt Dortmund: „Dazu haben sich Jugendliche aus sechs Gewerkschaften angemeldet“. Etliche namhafte Referenten haben dazu ihre Teilnahme zugesagt.

Mehr Informationen:

  •  Mehr Informationen und den detaillierten Ausbildungsreport 2015 gibt es zum Nachlesen auf der Homepage: www.dgb.de
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