Rabbiner Avigdor M. Nosikov zu den achttägigen Chanukka-Feierlichkeiten:

„Der Sieg des Lichts über die Dunkelheit“ – das Grußwort zum jüdischen Lichterfest 2022

Jüdisches Channuka-Fest am Phoenix-See. Foto: Alex Völkel
Auf der Kulturinsel am Phoenix-See wird am Donnerstag wieder das jüdische Channuka-Fest gefeiert. Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Bis zum 26. Dezember feiern die Menschen jüdischen Glaubens weltweit das Lichterfest. Das jüdische Chanukka, Hanukkah oder auch Lichterfest wird vom 19. Dezember bis zum 26. Dezember 2022 gefeiert. Die Feierlichkeiten finden abends in der Regel im Rahmen der Familie statt. Dabei wird aus der Tora vorgelesen und an die Vergangenheit gedacht. An die Kinder werden an jedem der acht Feiertage kleine Geschenke verteilt. Nach Einbruch der Dunkelheit wird täglich eine Kerze der Chanukkia, einem acht- oder neunarmigen Kerzenleuchter, angezündet. Diese sollen an das Wunder des brennenden Öls im Tempel erinnern. Seit einigen Jahren Feier die Jüdische Kultusgemeinde Chanukka auch öffentlich – am Donnerstag um 18 Uhr auf der Kulturinsel am Phoenix-See in Hörde.

Grußwort von Rabbiner Avigdor M. Nosikov:

Chanukka ist bekannt und berühmt für das Motto „Der Sieg des Lichts über die Dunkelheit“, und dies ist zweifellos der bedeutendste Sieg. Gerade in unseren Tagen ist der Sieg des Lichts sehr segensreich…

Avigdor Nosikov ist neuer Rabbiner der Jüdischen Kultusgemeinde Dortmund.
Avigdor Nosikov ist der neue Rabbiner der Jüdischen Kultusgemeinde Dortmund. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Aber es gibt noch einen weiteren wichtigen Aspekt von Chanukka – den Sieg über die Absagekultur (cancel culture).

Die Griechen sowie die Juden, die sich ihnen anschlossen, wollten dem Volk Israel „einen Dienst erweisen“. Nach ihrem Verständnis bestand der Dienst darin, die ihrer Meinung nach primitiven Anhänger der Thora in die griechische Kultur zu integrieren. Und dafür waren Ihnen alle Mittel recht – auch Gewalt.

Das Ergebnis dieses „erwiesenen Dienstes“ ist der Grund, um Chanukka zu feiern – den Sieg des Lichts über die Dunkelheit.

Man kann nicht sagen, dass sich das jüdische Volk im Laufe der Zeit nicht veränderte: Unsere Tradition ist fest gegründet, passt sich jedoch weiterhin den neuen Realitäten, wissenschaftlichen Errungenschaften und den Herausforderungen unserer Zeit an.

Dies geschieht nicht unter Zwang, sondern auf Wunsch derer, die diese Tradition leben und in dem Rahmen, die sich diese Tradition gegeben hat. So kann und sollte ein friedlicher und richtiger Wandel stattfinden. Ein Wandel, der sich auf der Seite des Lichtes befindet.

Die Zeiten ändern sich, Menschen kommen und gehen, aber die Herausforderungen bleiben die gleichen – in unserer Zeit gibt es immer noch Versuche, die eigenen Prinzipien durchzusetzen und die der anderen aufzuheben.

Die Lektion von Chanukka bleibt auch heute noch relevant, und zwar nicht nur für Juden, sondern für die gesamte Menschheit: Unsere Freiheit, auf andere einzuwirken, endet dort, wo Gewalt gegen Andersdenkende beginnt.

Ich wünsche uns allen, dass wir auf der Seite des Lichts, der Güte und des Friedens bleiben und nicht die Grenze, die den Dialog vom Zwang trennt, überschreiten!

 

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