Demokratie und Teilhabe bis ins hohe Alter:

Der Seniorenbeirat sucht Menschen, die sich für Ältere in Dortmund engagieren wollen

Weihnachtsshopping oder Umtauschstress - in der City ist es rund um Weihnachten extrem voll.
In Dortmund lebten Ende des vergangenen Jahres 612.065 Menschen. 165.315 von ihnen waren 60 Jahre und älter. Archivfoto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Wer in Dortmund 60 Jahre und älter ist, kann den Seniorenbeirat wählen oder sich zur Wahl stellen – das nächste Mal ist es im März 2025 soweit. Das Gremium stellt die Belange älterer Menschen in den Vordergrund. Auch Nicht-Deutsche können mitmachen und sich engagieren.

Seniorengerechten Gestaltung der Stadt und gesellschaftliche Teilhabe

Der Seniorenbeirat der Stadt Dortmund ist die demokratisch legitimierte Vertretung älterer Menschen in Dortmund. Seine Aufgabe ist es, an der seniorengerechten Gestaltung der Stadt mitzuwirken und die Interessen der älteren Generation wahrzunehmen und zu vertreten.

Er wurde gewählt von den über 60-jährigen Dortmunder:innen der Stadt. Er besteht aus 27 Mitgliedern aus den zwölf Stadtbezirken. Vorsitzender ist seit 2020 Martin Fischer. Im Gespräch mit Nordstadtblogger wirbt er für eine hohe Wahlbeteiligung – aber noch mehr dafür, dass sich möglichst viele Menschen zur Wahl stellen und mitmachen.

Fischer selbst ist seit 2015 dabei. Er war 2014 durch einen Zeitungsartikel auf die Arbeit des Gremiums aufmerksam geworden, hatte seine örtliche Ratsvertreterin darauf angesprochen und dann als Zuschauer an zwei Sitzungen des Seniorenbeirates teilgenommen.

Es werden mehr Kandidierende für den Beirat gesucht

Er hatte sein „neues Hobby“ gefunden: Er kandidierte für Aplerbeck, wo er auch wohnt. Die Hürde ist nicht allzu hoch: 25 Unterschriften von Menschen älter als 60 Jahre musste er in seinem Bezirk sammeln, um antreten zu können. Die bekam er – und wurde auch gewählt. „Mich irritiert, dass es nur so wenig Kandidaten gibt. Meist nur die, die dann auch gewählt werden. Aber das ist keine Wahl für mich”, gesteht Fischer.

Martin Fischer ist Vorsitzender des Dortmunder Seniorenbeirats. Archivfoto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Er wirbt daher schon deutlich vor der Wahl dafür, dass sich möglichst viele Menschen aufstellen und wählen lassen. „Es sollte schon mindestens die doppelte Anzahl von Kandidatinnen und Kandidaten geben, damit die Wahlberechtigten wirklich eine Wahl haben”, so Fischer.

Der Unterschied zu allen anderen öffentlichen Wahlen: Es gibt keine Parteien oder Organisationen, die zur Wahl antreten, sondern nur einzelne Bewerber*innen. Daher müssen die Kandidierenden sich auch selbst um ihren „Wahlkampf“ kümmern und Flugblätter oder Plakate erstellen, um sich bekannt(er) zu machen.

„Es gibt auch keine Wahletats, niemand unterstützt uns“, bedauert Fischer. Er hält das für einen Konstruktionsfehler: „Wir setzen uns daher dafür ein, dass die Kandidatinnen und Kandidaten auch veröffentlicht werden.”

Mitarbeit in den Gremien wird für Ehrenamtliche vorausgesetzt

Der Seniorenbeirat ist eigentlich für alles zuständig – von der Wegegestaltung über die Wohnungsausstattung bis hin zu Zugängen zu Kultureinrichtungen und deren Angeboten.

Barrierefreiheit, Beleuchtung, Sicherheit – alles, was nicht nur für Seniorinnen und Senioren in dieser Stadt relevant ist, ist auch Thema des Gremiums. Die Fragestellung: Ist die Teilhabe von Senior:innen gewährleistet oder eingeschränkt? „Wir gucken dann, was wir machen können.”

Daher arbeiten die Mitglieder des Seniorenbeirats auch in den Bezirksvertretungen, in anderen Beiräten sowie in einigen der Fachausschüsse des Rates mit. Sie geben Anstöße und Rückmeldungen, teils stellen sie Anträge oder regen diese zumindest an.

„BVO“ als Erfolgsgeschichte des Seniorenbeirats

Das können kleine Hilfen vor Ort sein oder große Projekte. So wurde das Projekt „Begegnung VorOrt” (BVO) vom Seniorenbeirat initiiert, vom Rat beschlossen und anschließend vom Sozialdezernat umgesetzt. Seit vier Jahren kümmern sich hauptamtliche Koordinator:innen in allen Stadtbezirken um den Ausbau und die Unterstützung von ehrenamtlichen Strukturen in der offenen Seniorenarbeit.

Auf dem Bild links unten kniend: Sozialdezernentin Birgit Zoerner, dahinter: Martin Fischer (Seniorenbeirat) und dahinter Mirja Düwel.Neben Frau Zoerner kniend: einige der neuen Mitarbeiter*innen des Projektes ‚Begegnung VorOrt‘.
Gruppenfoto zum Start von BVO: Sozialdezernentin Birgit Zoerner mit Martin Fischer (Seniorenbeirat) und Vertreter:innen on ‚Begegnung VorOrt‘. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Sie leisten Hilfestellungen, machen eigene Angebote und helfen Ehrenamtlichen bei der Realisierung eigener Ideen und Angebote. Hintergrund von „Begegnung VorOrt“ war, dass viele ehrenamtliche Leitungen in den Begegnungsstätten immer älter wurden und eigentlich ihre Tätigkeit aufgeben wollten, es sich aber keine Nachfolge fand.

Es muss jemanden geben, der die Interessierten unterstützt, damit sie die Angst verlieren, solche Aufgaben zu übernehmen.

„Sie bieten Unterstützung, aber bringen auch eigene Ideen ein. Das hat sehr gut geklappt – die unterschiedlichen Ideen und Angebote kamen rein: Vom Rollatortanz über Erkundungen bis hin zu Musikangeboten. Beim ,Ohrwurmsingen‘ in Hombruch waren 100 Leute”, freut sich Fischer über die positive Resonanz.

Der Dortmunder Seniorenbeirat hat insgesamt 27 Mitglieder

Der Seniorenbeirat kann und soll zu jedem seniorenrelevanten Thema Stellung beziehen. Doch dafür braucht es Menschen, die sich engagieren wollen. Das sollen explizit nicht nur die sein, die nicht mehr für den Stadtrat kandidieren wollen, sondern gerne auch „Neue“ ohne kommunalpolitische Erfahrung.

Den zeitlichen Aufwand können die Seniorenbeiräte selbst bestimmen: „Es ist eine Tätigkeit, die ich frei gestalten kann. Meine Frau ist gestorben und ich habe keine Kinder – da kann ich mich voll einbringen”, verweist Martin Fischer auf seine eigene Situation. Natürlich sollten die Menschen auf jeden Fall bereit sein, an den Sitzungen des Seniorenbeirats teilzunehmen, die acht Mal im Jahr stattfinden.

Die 27 Mitglieder sollten jeweils in mindestens einem der Arbeitskreise aktiv sein. Es gibt die Arbeitskreise „Öffentlichkeitsarbeit“, „Demographischer Wandel“, „Wohnen, Leben und Pflege im Alter“, sowie „Kultur, Sport und Freizeit”. Pro Stadtbezirk gibt es zwei beziehungsweise drei Mitglieder des Seniorenbeirats – zumindest eine*r sollte auch an den Sitzungen der Bezirksvertretungen teilnehmen wollen.

Zahlreiche Gestaltungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten

Auch in verschiedenen Beiträten – u.a. dem Inklusionsbeirat, dem Integrationsrat, der Gesundheitskonferenz, dem Gestaltungsbeirat und in diversen Ausschüssen des Rates können die Vertreter:innen des Seniorenbeirats als beratende Mitglieder mitwirken und das Wort für die Belange der Älteren erheben.

Die Altersgruppen im Vergleich der Stadtbezirke zum Stichtag 31. Dezember 2023.
Die Altersgruppen im Vergleich der Stadtbezirke zum Stichtag 31. Dezember 2023. Grafik: Dortmund.Statistik

Neue Mitglieder werden händeringend gesucht, da zumeist die Hälfte der Seniorenbeiratsmitglieder zur nächsten Wahl nicht mehr antreten wird.

Mitbringen muss man für eine Mitarbeit nicht viel: „Man sollte mitgestalten, sich einbringen, engagieren und Ideen einbringen wollen – und bereit sein, diese auch umzusetzen”, verdeutlicht Martin Fischer. „Und man sollte auch in der Lage sein, im Team zu arbeiten – sowohl im Stadtbezirk, als auch im Beirat und seinen Arbeitskreisen.”

Ob Parteimitglied oder nicht: „Wir sind ein parteiunabhängiges Gremium – Jede*r hat einen persönlichen Hintergrund, aber hier geht es um die Sache der Seniorinnen und Senioren und nicht um parteipolitische Fragen.”

Mehr Informationen: 

  • Wer im Seniorenbeirat mitmachen will, einfach die Vertreter*innen vor Ort ansprechen oder sich an die Geschäftsstelle wenden.
  • Kontaktdaten Seniorenbeirat:
    Telefon: 0231/50-24887
    E-Mail: seniorenbeirat@dortmund.de
    Anschrift: Südwall 2-4, Zimmer A 640/642, 44122 Dortmund
  • Internet: dortmund.de/seniorenbeirat

Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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