Angenehmes und klimatisiertes Wohnen in einer Rarität aus Holz: Die Schüruferstraße 246 ist das Denkmal des Monats

Als Denkmal des Monats August 2019 stellt die Dortmunder Denkmalbehörde eine besondere Rarität vor: das kleine Wohnhaus Schüruferstraße 246 hat eine Holzfassade, die aussieht wie Stein. Soweit bekannt, ist dies das einzige Objekt seiner Art in Dortmund.

Ein kühles Haus ohne Klimaanlage Dank atmungsaktivem Kalk-Lehm-Putz – verborgenes Fachwerk

Eine Rarität aus Holz ist das Haus Schüruferstraße 246. Foto: Susanne Maluck/ Denkmalbehörde Dortmund
Eine Rarität aus Holz ist das Haus Schüruferstraße 246. Foto: Susanne Maluck/Denkmalbehörde Dortmund

Ein Besuch im Haus bringt die erste Überraschung. Draußen sind es mindestens 35 Grad, gefühlt noch wärmer, im Haus dagegen ist es erfrischend kühl. „Ja, wir haben hier immer höchstens 24 Grad“, erklärt der Eigentümer. Das angenehme Klima sei auf das Fachwerk zurückzuführen, das hier zum größten Teil mit Lehm gefüllt ist. Nach dem letzten Verkauf 2006 erleichtert außerdem ein Kalk-Lehm-Putz die Atmungsaktivität des Gebäudes.

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„Als wir das Haus übernahmen, klebten hier überall Tapeten aus den verschiedensten Perioden. Man konnte richtig Tapetengeschichte beim Ablösen entdecken. Am schlimmsten war eine dicke Plastiktapete, vermutlich aus den 1980er Jahren. Die war außerdem noch mit Alu beschichtet“, wundert sich der Eigentümer noch heute.

Wer das Haus – vor allem aus der Ferne – zum ersten Mal sieht, wird überrascht sein. Fachwerk? Das ist nur an einer Seite zu sehen, und zwar am östlichen Giebel, dessen oberes Dreieck mit einer Holzverbretterung verkleidet ist, wie man sie häufiger an solchen Gebäuden findet. Der gegenüberliegende westliche Giebel ist zum Wetterschutz verschiefert. Die Hauptfassade an der Straße scheint dagegen aus Stein zu sein.

Macht man eine „Klopfprobe“ klingt es aber nicht steinern, sondern hölzern. Und tatsächlich sind hier dem Fachwerk breite Holzbohlen vorgeblendet, die in etwa die Höhe von üblichen Natursteinen haben. Senkrechte Nuten in den Bohlen erzeugen das Bild von einzelnen Natursteinquadern.

Selbst auf ein Gesims, das zum Dach überleitet, ein sogenanntes Kranzgesims, wurde nicht verzichtet. Ein unterlegter Zahnschnitt, ein der griechischen Tempelarchitektur übernommenes Schmuckelement, vervollständigt das Erscheinungsbild einer klassizistischen Architektur.

Haus eines Bergmanns – viel Enthusiasmus der neuen Eigentümer bei der Sanierung

Vermutlich wurde die „Steinfassade“ aus Holz nach 1875 am Haus angebracht. Das Haus selbst muss nach den wenigen Quellen, die wir dazu besitzen, zwischen 1830 und 1864 entstanden sein. In dieser Zeit gehörte das Grundstück dem Schichtmeister Hein Witte, der es dem Steiger Schopp abgekauft hatte. Woher sich die beiden Bergleute kannten, ist unbekannt, bekannt ist aber, dass die heutige Schüruferstraße damals als Siedlungsgebiet bei den neu hinzugezogenen Bergleuten und Arbeitern sehr beliebt war.

Über die ausgebaute überörtliche Straße konnte man relativ gut zu den Arbeitsstätten in Schüren, Aplerbeck, Berghofen oder Hörde gelangen. Es ist denkbar, dass der Schichtmeister Witte, der als Verantwortlicher für das Kassen- und Rechnungswesen beruflich zur gehobenen Bergbau-Hierarchie gehörte, diesen Status auch durch eine Verkleidung der einfachen Fachwerkfassade an seinem Haus zeigen wollte. Im 19. Jahrhundert war er damit in guter Gesellschaft: Als prominentestes Beispiel kann das Lustschlösschen auf der Pfaueninsel bei Berlin gelten, das die preußischen Könige ebenfalls mit einer Pseudosteinfassade aus Holz errichten ließen.

Zurück ins Heute: „Als wir das Haus übernommen haben, mussten wir viel Arbeit investieren. Zum Beispiel habe ich unter Lagen von PVC und Teppichboden den alten steinernen Fußboden im Hausflur wieder freigelegt“ merkt der Eigentümer an. „Wir waren zunächst sehr naiv und unerfahren – haben aber immer wieder gute Tipps von der Denkmalbehörde bekommen. So konnten wir durch einen erfahrenen Schreiner die einteiligen Fenster wieder durch Holzfenster in alter Teilung ersetzen lassen.“

 

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Reaktionen

  1. Thomas Haagen

    HalloanAlle,

    ich bin der Naive, der sich getraut hat, dieses Denkmal zu erhalten und sogar aufzuwerten. Ich hoffe das gilt noch was. Ob ich’s noch mal machen würde? So naiv kann mann nicht sein? Doch. Ich schaff das! #undhabichauch (;

    Vielen Dank für das Interesse und den interessanten Artikel über unser Fachwerkdenkmal in Dortmund-Schüren via Link https://www.nordstadtblogger.de/angenehmes-und-klimatisiertes-wohnen-in-einer-raritaet-aus-holz-die-schueruferstrasse-246-ist-das-denkmal-des-monats/ liebe #nordwärts-#Blogger.

    Wer mehr über die Entwicklung dieses Bauwerks erfahren möchte, kommt über zwei Links weiter: Meine Design-Seite via https://www.haagen.de/interior_design/dortmund-schueren/kueche.htm und die ausführliche Dokumentation via Facebook-Link https://www.facebook.com/pages/Fachwerkdenkmal-A0882-Bj-1826-Dortmund-Sch%C3%BCren-Aplerbeck/174259379270487?sk=photos_albums

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